Johann Gaudenz v. Salis-Seewis
Gedichte - Ausgabe letzter Hand
Johann Gaudenz v. Salis-Seewis

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Sehnsucht nach Mitgefühl.

An Matthisson.

  My lonely anguish melts no heart but mine,
And in my breast th' imperfect joys expire.
      Gray.

        Wo weilt die Seele wie meine gestimmt?
Der Stern des dunkelnden Abends vernimmt
Nicht meinen Wunsch; was dem Herzen gebricht,
Gewährt er mir nicht.

Wenn in den Pappeln die Nachtigall schlägt,
O Freund, wie bin ich so innig bewegt!
Mit ihrer Töne Bedeutung vertraut,
Verscheucht sie mein Laut.

Der Mond beflimmert mich düster und bleich,
Durch Tannenwipfel und Förengesträuch;
Der matte binsenbespülende Bach
Seufzt langsam mir nach. 50

Der Wiederhall in den Klüften verschlingt
Die Klage, welche die Sehnsucht ihm bringt.
Bald schwindet, was der Verlassene ruft,
In nichtiger Luft.

Erguß, du Trauter, und Sänftigung fehlt
Dem öden Herzen, von Sehnsucht gequält,
Dem die Natur, die es inniglich liebt,
Genüge nicht gibt!

Wohl herben Kummer zu mildern gelang
Der Mitempfindungen Wechselgesang!
Aus Klagen, traulich mit Freunden gekos't,
Entblühet der Trost.

Verwandte Seelen verstehen sich ganz!
Nimm dieses Liedes Vergißmeinnichtkranz,
Aus dem, von Seufzern der Ahnung umweht,
Die Warnung ergeht:

Wo weilst du, Trauter? Schon grünt uns ein Baum,
Der Baum zum Sarge! schon grünet ein Raum;
Der Raum, wo künftig, von Graswuchs umbebt,
Mein Hügel sich hebt! 51

 


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