Peter Rosegger
Nixnutzig Volk
Peter Rosegger

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's ist eine alte Geschichte.

Justina!« flüstert er. Es bleibt still, nur der Brunnen rauscht unter den Wänden.

»Justina!« lockt er.

Der Nachtvogel krächzt im Gezirm.

»Justina!« ruft er und klopft ans Fenster.

»Jetzt hör' mir aber einmal auf!« schreit es drinnen in der Hütte, »diese verdammte Remplerei soll schon der Teufel holen übereinand!«

Jetzt weiß er wenigstens, daß sie daheim ist und daß sie nicht schläft.

»Justina,« sagt er und hält sein Haupt ganz an die Fensterscheibe hin. »Dasmal ist's wohl keine Remplerei, bewahr' mich Gott!«

»Jessas!« kreischt sie drinnen. »Das – das wird doch der Maxl nit sein!«

»Er ist's freilich wohl, meine liebe Dirn. Und er kommt heut mit gerungenen Händen zu dir, und daß du ihn in die Hütten sollst lassen!«

Die beiden Hände, an denen ein Kettlein rasselt, hält er hin, stößt mit ihnen das Fenster auf, daß die Scheibe in Scherben niederklingelt.

Sie drinnen macht einen heftigen Atemstoß und sagt hernach: »Wie aber du eins schrecken kannst! Jetzt hab' ich hell gemeint, du wärst geschlossen (gefesselt)!«

»Wird schier nit anders sein, meine liebe Dirn. Laß dir's sagen. Ich bin ausgebrochen.«

»Heilige Mutter Anna!« schreit sie und springt aus dem Bett. »Du wirst doch nit eingesperrt gewesen sein!«

»Daß ich den Hirschen geschossen und den Jäger geprügelt hab, wirst doch wissen. Nit? Nu, so hab' ich dir's jetzt gesagt. Am Samstag vor acht Tagen. Im Kreßwald. Noch dieweil ich ihm mit dem Griesbeil den Buckel dresch', denk' ich mir: Man sollt' dich eigentlich ganz derschlagen, sonst verrätst mich und ich werd' eingesperrt. Denn ich bin so dumm gewesen und hab' mich nit angerußt gehabt. Na, zuerst ist er eine Weil liegen geblieben, dann wieder aufgestanden und zum Gericht gegangen. In der Sonntagfrüh weckt mich schon der Gendarm auf und gleich in den Kotter. Jetzt, weil sie mich nit geschwind gehenkt haben, so ist mir die Zeit lang geworden, hab' aus Langweil das Fenstergatter wollen ausbrechen. Das ist wieder dem Profosen, oder wie der Herbergvater heißt, nit recht gewesen und er hat mir Eisen angelegt. Das hat mir die Arbeit wolter umständlich gemacht, aber in der dritten Nacht bin ich doch fertig gewesen mit dem Fenstergatter. Jetzt wär' ich halt da und jetzt mußt einmal du mein Schutzengel sein, Justina.«

»Bist aber doch ein rechter Halbnarr!« entgegnet das Dirndl, dieweil sie in der Eile ihren Kittel umwirft. »Beim Fenster aus und beim Fenster wieder ein, was ist denn das für eine Mode!«

»Geh, Schatz, mach die Tür auf. Beim Fenster gehts heut' nit. Und mir ist kalt.«

»Einem Mannsbild aufmachen bei der Nacht, das ist ein teurer Spaß.«

»Plausch nit und mach auf. Wenn einer in solcher Not ist, wie ich heute bin, da denkt man an nichts. Jeden Augenblick können sie da sein. Du mußt mich verstecken. Ich will dir's nimmer vergessen, Justina, mein Lebtag nit, wenn du mir jetzt aushilfst.«

Da macht sie eilends Licht, geht aufmachen,und er schlüpft zur Tür hinein. Ein bildsauberer Kerl, ohne Hut und ohne Rock, doch wohl in der Kniehose des Holzknechts und – mit gefesselten Händen.

Sie bleibt starr vor ihm stehen, den Span leuchtet sie ihm ins Gesicht, daß er zuckt mit den Augen.

»Sag mir's heilig Maxl, hast sonst nichts angestellt?«

»Wie ich gesagt hab, den Hirschen geschossen und den Jäger geprügelt. Hat mich ja gleich niederbrennen wollen, der Saggra, wie er mich laufen sieht im G'stauder, mit dem Wildpret. Ich geschwind alles weg und dieweil er schon glaubt, ich bin sein, da kriegt er's von mir. Das Gewehr hab ich ihm aus der Hand gewunden. Hätt ihn leicht kalt machen können, kein Mensch erfahren, wer. Wenn er gscheit ist, laßt er mich nimmer einfangen. Aber jetzt riegel die Tür zu, Dirndl, und tu' das Licht aus. Sie können auf einmal da sein.«

»Die Tür will ich wohl zuriegeln, aber das Licht lösch ich nit aus, mein Bübel. Muß dich ja anschauen, wie sauber dir die Diebeseisen stehen!«

Er will zornig werden über den Spott, aber das möchte leicht schaden, die Justine hat ihren eigenen Kopf. Zum Glück, daß dieser Kopf so herzig ist – ein rundes blühendes Gesichtlein, zwei tollkirschenschwarze Augen drinn, ein keckgestülptes Näschen und ein Lippenpaar, dem man's ansieht, daß es nicht zum Plaudern allein gegründet worden ist. Ein wahrer Frevel, solche Dirnlein in die Sennerei zu setzen auf die Alm. Der Almherr mag sich aber gedacht haben, daß Wildwässer im Tale viel gröber graben als auf der Höhe.

»Die Hauptsach ist,« sagt jetzt der Bursche, »daß wir die Eisen von den Händen kriegen.«

»Hast einen Schlüssel dazu?« fragt sie.

»Ja, den mußt schon beim Profosen holen.«

»Nachher müssen wir was anderes probieren,«

Mit der Feuerzange versuchen sie's und zwängen. Es geht nicht. Dann die Hände mit dem Eisen auf einen Holzblock, die Hacke dran gesetzt, mit dem Schlegel draufgehauen. Es geht nicht, einen guten Stahl hat der Schmied genommen zu diesem verfluchten Armensünderkettlein.

»Aber halsen laßt es sich so besser,« sagt der Maxl, immer noch derselbe Schelm, und will seine aneinandergebundenen Arme über den Kopf des Dirndls streifen.

»Oho!« lacht sie zurückweichend, »just so! daß wir nachher nit auseinander kunnten!«

»Mir macht's ja nichts, wenn wir fest bei einander bleiben,« meint der Bursch, »mir gefallen halt die zweidoppelten Leut so viel gut.«

»Ein Gagg bist!« ruft sie aus. »Geh jetzt hinaus ins Heu, morgen wenn's Licht wird, probieren wir noch einmal. Die dumme Ketten wird doch zu brechen sein.«

Und am Morgen geht die Justina zeitlich hinüber zur Nachbarshütte und fragt nach einer Feile.

»Zu was brauchst denn du eine Feil?« sagt die andere Sennerin.

»Ja du, Mirzl, meiner Braunen, der tun die Hörner so viel krumm wachsen.«

»Ja so, eine Hornfeil willst.«

»Freilich wohl, Mirzl, liebste, eine Hornfeil will ich. Sei so gut, wenn du eine hast!«

Aber die Hornfeile tut es nicht. Nicht ein Ritzlein macht sie an der Kette, wie geschmiert gleitet sie darüber hin. Und soll der arme schöne Holzknecht Maxi sein Lebtag in Ketten schmachten! Wie der Bursch gar so hilflos vor ihr steht und seine Pfoten immer wie bittweise zusammenhält, da ist der Justina zum Lachen und zum Weinen. Sie füttert die Ferkel mit Heublumtränke, milkt die Kühe, treibt sie auf die Weide und befiehlt dem Maxl, derweil acht zu geben auf die Hütte, sie gehe hinab zum Schmied. Und unten beim Schmied verfängt sie sich in ein Netz von Lügen, wozu sie die Eisenfeile brauche: Zum Sensen schärfen. »Aber dazu ist ja der Wetzstein!« Zum Dachnägel abfeilen. »Aber die Dachnägel sind ja hölzern!« Endlich sagt sie: Als Sympathiemittel müsse sie eine Feile haben. Ihr Kühe hätten die Klauenseuche, und da habe man ihr geraten, den Viehern eine Eisenfeile auf den Nacken zu binden. Erst das leuchtet dem Schmied ein und er borgt ihr die Feile.

Um die Mittagszeit ist der Maxl los und ledig. »Und jetzt, Bübl, schau, daß du weiter kommst.«

»Ich? Weiterkommen? Da möcht ich schon wissen wohin! In meinen Holzschlag etwa? Dahin ist wohl gewiß ihr erster Weg. Nach Niederweng hinüber? Da wird schon der Steckbrief voraus sein. Bei dir in der Hütten will ich bleiben und du mußt mich verstecken.«

»Das kann ich nit leiden!« sagt sie.

»Nachher, meine liebe Dirn, bist du dran schuldig, wenn sie mich wieder abfangen. Und wenn du nachher in die Kirchen gehst Sonntags, werden die Leut mit den Fingern auf dich zeigen: das ist dieselbige, die ihren Schatz hat henken lassen.«

Ihren Schatz? denkt sie, auch gut wenn er's glaubt. »Ich weiß was,« sagt sie plötzlich. Dem Schmied trägt sie die Feile zurück, bedankt sich tausendmal und die Klauenseuche wäre davon gleich besser geworden, aber was anderes wäre über sie gekommen, ihre zwei Ferkeln hätten den Brand und da sei das beste Mittel dagegen, den armen Tierlein die Ohren balbieren und ob ihr der Meister nicht um Gotteswillen ein Balbiermesser leihen möchte?

Der Schmied hat zwar nur sein eigenes Balbiermesser, aber in der Not darf man den Leuten die Hilfe nicht versagen. »Soll ich mitgehen oder kannst es selber machen?«

»Mein Gott, freilich! wie oft hab ich den Säuen schon die Ohren balbiert, daheim bei meiner Mutter!«

»Glaub dir's eh. Bring mir's halt wieder gut zurück.«

Als sie mit dem Rasiermesser hinauf in die Hütte kommt und den Maxl dort verzagt hinten im Herdwinkel sitzen findet, sagt sie schneidig: »Jetzt geh her, Bübl, setz dich da auf die Butten. Jetzt wird dir das Schnurrbartel wegbalbiert!«

»Geh, laß die Narreteien bleiben, dafür bin ich schon einmal gar nit aufgelegt.«

Sie stemmt die runden Arme in die Seiten, stellt sich vor ihn: »Nachher muß es der Herr Maxl schon selber sagen, wie ihm zu helfen ist. Ich hab' ein zweites Gewand in der Hütten und da hätt' ich gemeint, daß ich jetzt eine Stalldirn brauchen kunnt, die Futter macht. Ich werd' nit Zeit haben dazu, wenn die Herren Fänger kommen. Aber eine schnurrbartige Magd kann ich nit brauchen. Verstehst?«

Hat er sie endlich verstanden. Den feinen Schnurrbart vertraut er ihr zwar nicht an, den schneidet er sich selber weg. Aber beim Anziehen der Weibskleider muß sie ihre Wissenschaft und Fertigkeit gar sehr hervorkehren. Wie unglaublich läppisch ein Mannsbild von Natur aus beschaffen ist, das zeigt sich erst, wenn er Weibergewand anlegen soll, er kann keinen Kittel einhäkeln, keine Schürze binden, kein Busentuch falten, kein Strumpfband knüpfen, und erst beim Kopftuch! Als sie ihn eine Weile ausgelacht hat darüber, wie er mit dem Kopftuch herumtat, ohne damit zu stande zu kommen, bindet sie es ihm selber um, knüpft es unter dem Kinn zusammen und zieht es vorne weit über die Augen, wie einen Blendschirm.

»So, jetzt ist die Waben fertig, jetzt soll sie die Futtersense nehmen und auf die Wiese hinaus, und jetzt können sie kommen.«

Wie ungeschickt diese nagelneue Dirn dahergeht! Eckig, gspreizt und starr aufrecht, wie wenn sie einen Zaunstecken hätte geschluckt. Zum Glück krümmt die Arbeit den Menschen ein wenig, und beim Mähen und Rechen und Grastragen hätte es keiner gemerkt, daß dieses alte Weib im Kern ein sauberer Holzknecht ist.

So führen sie miteinander die Wirtschaft, aber doch nicht wie Hausvater und Hausmutter, sondern wie Frau und Magd. Schon reden sie von einem guten Glück, da steigt am dritten Tage der Jäger daher in seinem roten Bart. Mit großen, leicht und vorsichtig auftretenden Schritten, wie Jäger zu gehen pflegen, schleicht er gegen Abend in die Hütte. In alle dunklen Winkel läßt er seine Augen fliegen, bemerkt aber niemand, als die Sennerin Justina und eine alte Magd, die am Schweinstrog mit Tränke arbeitet. Er ist heute nicht so zutunlich wie sonst, wenn er in dieser Hütte zugesprochen, der wohlbestallte Jäger, barsch fragt er, ob der Holzknecht Maxl auf dem Boden oben liege oder draußen im Stadl!

Oho! denkt sich die Justina, Jager, Jager, so dumm bin ich nit! Und sagt ganz betroffen: »Der Holzknecht Maxl? Der ist ja eingesperrt, hört man. Hat ihn eh, glaub ich, der Herr Jäger einsperren lassen.«

»Er ist gesehen worden da auf der Alm.«

»So!«

Er nimmt sein Gewehr ab, lehnt es an die Wand und sein Gesicht wird gemütlicher, wie er nun das Dirndl anschaut. »Hab's ja ohnehin nicht geglaubt, daß so ein properes Madel dem Faloten Unterstand sollt' geben,« sagt er artig, »aber weil ich schon einmal da bin, so schlägst mir etliche Eier ins Schmalz, gelt! Ich will dir nicht zu sparsam sein, nachher.«

»Eier im Schmalz, die soll Er haben,« spricht sie bereitwillig, »tu' Er sich halt nieder beim Tischel dort. Will bald fertig sein.« Die alte Magd ist hinausgegangen, die Justina macht Herdfeuer, tut Butter in eine Pfanne, läßt sie prasseln und schlagt dann ein halb Dutzend Eier hinein. Jäger haben ja alleweil so viel Hunger, und daß er ein rechter Eiermarder ist, das weiß sie schon. Für eins ein Silbergröschel! Von dem seinem Eiergeld will sie sich ein seidenes Schürzlein kaufen. Ei, ei, wenn die Holzknechte so viel Geld hätten als die Jäger! Bald setzt sie ihm die Speise vor: »Nur gleich essen, Eier im Schmalz muß man heiß essen!« Ihr ist darum zu tun, daß er vor der Dämmerung fertig wird und nicht etwa wieder auf den Gedanken kommt, in der Hütte zu nächtigen.

Auf den Gedanken kommt der Jäger aber merkwürdigerweise doch. Zuerst zieht er aus dem Lodenrock seinen Schnapsplutzer, heut' hätte er einen Guten bei sich! Tut dann einen prächtigen Zug und lad't auch die Justina ein, sein Kirschwasser zu verkosten.

»Dank schön, ich tät rauschig werden,« lacht sie.

»Ein bissel rauschig, das steht den sauberen Dirndln gar so gut,« meint er. »Du schau, auf dieser Bank ist's gut sitzen.« Faßt sie um die Mitte und zieht sie nieder auf sein Knie.

Die alte Magd ist wieder da, mit verbundenem Kopf, sie hat Zahnweh; heftig ist sie mit dem Besen beschäftigt, an der Holzwand die Spinnenweben abzufegen und weiß dabei des Gewehres habhaft zu werden. Dieweilen schaukelt der Jäger mit dem roten Bart das geduldige Dirndel auf dem Knie, mit dem einen Arm umschlingt er sie, in der anderen Hand hält er den Plutzer und in heißem Flüstern schildert er ihr die Güte des Kirschwassers. Sie lauscht ihm, scheint es, nicht ungern, preßt aber die Lippen zusammen, als er mit dem Plutzer in ihre Nähe kommt.

»Mich scheikt's vor Branntwein!« haucht sie und ein Schauer geht durch ihren Leib.

»Man kann auch Zucker dazu nehmen,« bemerkt er. »Wirst sehen, Schatz, wie das warm macht ums Herzl . . .«

»Mein lieber Jäger, mach' Reu und Leid!« Von der Tür her ruft's eine Männerstimme, dort steht die alte Magd stramm aufgerichtet und zielt mit dem Schießgewehre schnurgerade auf den Jäger her. Dieser springt auf, bleibt aber starr stehen und wird blaß.

»Heut' hab' ich dich so, wie vor etlichen Tagen du mich gehabt hast!« sagt der Mann im Weibergewand, »kennst du mich?« Das Kopftuch ist ihm in den Nacken gerutscht, der struppige Kopf und im braunen Gesicht zwei glühende Augen. »Kennst du mich, Jäger?«

Sucht es der Jäger ins Harmlose zu ziehen und sagt gleichsam gutmütig grollend: »Mach' keine Dummheiten mit dem Gewehr, es könnt' losgehen!«

»Meinst? Möglich ist's schon. Heut, Jager, bist du in meinem Gai! Gelt, wie du mir in den Kotter hinein so lustig hast nachgelacht, da hast dir's nit denken mögen, daß wir uns da heroben so gemütlich wiedersehen sollten, gelt? Bleib stehen, Jager, sonst geht's los!« Denn der Jäger schleicht an der Wand hin und sucht ihm seitlings beizukommen. Der Holzknecht weicht nicht von seinem Posten und kehrt dem Gegner immer das Rohr zu.

»Was ist jetzt zu machen?« fragt er wie plaudernd, »daß ich deinetwegen ein Mordsgesell werden soll, ist mir verdammt zuwider. Und tu' ich's nit, so verrätst mich und kann's mir ein paar Jahr kosten. Werd' ich halt doch müssen losdrucken. Ihr Jager spart's es ja auch nit, wenn ihr einmal einen armen Wildschützen niedertauchen könnt.«

»Meine Büchsen gib mir!« schreit der Jäger. »Und nachher geh zum Teufel, wohin du willst. Nur daß du dich in meinem Revier nimmer blicken läßt! Dann will ich weiter nichts gesehen haben.«

»Das ist eine Red', Jäger! Wenn du mir darauf auch noch dein Ehrenwort gibst, nachher sind wir handelseins.«

»Was ich sag', dabei bleibt's!«

»Ich möcht' nur noch darüber deine Meinung wissen, Jager, welcher von uns zweien heut' in der Hütten bleibt und welcher fortgeht.«

»Meinetwegen mach' was du willst, ich steh' auf die dumme Hütten nit an.«

»Ist das auch gewiß?«

»Zum Teufel, ja!« schreit der Jäger.

»Du bist ein verfluchter Jager, aber Hundsfott bist keins. – Da hast deine Büchsen.«

Wie der Jäger sein Gewehr in der Hand hat, tritt er ein paar Schritte zurück und hebt langsam das Rohr. Wehrlos steht der Holzknecht da, die Justina faltet ihre Hände in stummer Angst, was da werden soll. Der Jäger weidet an beiden seinen herrischen Blick und legt den Finger an den Hahn. – In diesem Augenblick gehört ihr mein, alle zwei! Aber nein, so nicht! Heute nicht! – Dann zur Tür hinaus.

Der Maxl kann hierauf das Weibergewand von seinem schlanken Leibe streifen. Er macht der Justina den Vorschlag, so lange in der Almhütte zu verbleiben, bis der Schnurrbart wieder gewachsen ist.

»Wenn's dich freut, Bübel, so kannst in dieser Hütte bleiben bis er grau ist,« sagt die Justina. An einem der nächsten Tage zieht sie mit ihrer Herde zu Tale, denn es ist Herbst geworden.

Im darauffolgenden Frühjahre sollte ihre Hochzeit sein. Am Vorabende fiel der Schuß . . .

 


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