Georg Queri
Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern
Georg Queri

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Treiben zu Tegernsee vom 12. zum 13. November 1892

Im Auftrag des Kaiser Karl von Untaschberg
müassma heut wieda as Hobafehi treim.
Nachdem wern wieda Plakata ausghängt,
Do kos nacha no a Nieda ois extri oschreim.
Da Roina vo Achensee,
Dös is a großa a foaschta,
Da is vo Tiroi aussa
und macht jhns heut an Habafehimoaschta,
Da Bezirksamtman vo Rosnham,
Da hats gar aso dick d Habafehitreiba,
Heut is a aba a do und macht jhns an Schreiwa.
Da Rechtsanwalt Angstwurm vo Münga ist Stenografist
Und da Kapellmeista Dimma vo da Badmusik Signalist
Da Meggendorfa Mitarbeita vo de Fliegatn Blätta is Gedichtsfabrikant
Und da Richta Bräu vo Mooseroa jhnsa Bierlieferant.
Dreißig Jahr is jatz her, daß ma nimma san kema,
Drum müassma dö oidn Stückl a dazua nehma.
Da werd dös erscht an oidn X. den Waidlastier kern
Er soi nur brav lusn na konas scho hörn.
Vo den möcht boj a jeda daschricka,
Dä thuad stelln
Diandl und Weiba notzüchtn
Unds Brod viel zu kloa oba zwicka.
Seiner Dirn hatas sonderbar gmuckt,
Er hats zwengan Geld in See einidruckt.
Da jung Doagaff is da nähmli Krowot
Da hat sein Lehrbuam mißhandlt,
Dassa sö an Toud o do hot.
(Dreißig Jahr ist's jetzt her, daß wir nimmer sind gekommen,
drum müssen wir die alten Lumpereien auch dazu nehmen;
da wird das erste dem alten X., dem Waldlerstier [einem Niederbayern] gehören,
er soll nur brav die Ohren spitzen, dann kann er's schon hören.
Vor dem möchte bald ein jeder erschrecken:
der tut stehlen,
Dirndln und Weiber notzüchtigen
und das Brot viel zu klein herunterzwicken. [Bäcker]
Mit seiner Dirn ist er sonderbar umgegangen,
er hat sie wegen des Geldes [Alimentation] in den See geworfen.
Der junge Teigaff ist der nämliche Kroat,
der hat seinen Lehrbuben mißhandelt,
daß er sich den Tod angetan hat.)
Da Y. hats mit seina Frau a nid ga guat,
Weia oiwai a kloans weni Ehbröcha thuad.
Boi dä Oani sieht, nacha kriegta an Gram,
D Mägd Zimmamadl und Köchina ois packt a zam
Und wena oani hart kriagt
Thuadas chloriformirn
Nocha konas mit sein Sauschwoaf
Viel leichta chriestiern.
(Der Y. lebt mit seiner Frau auch nicht gar gut,
weil er immer ein klein wenig ehebrechen tut.
Wenn der eine sieht, dann überkommt ihn der Gram,
die Mägde, Zimmermädchen und Köchinnen, alles packt er zusammen,
und wenn er eine schwer bekommt,
so tut er sie chloroformieren,
dann kann er sie mit seinem Sauschweif
viel leichter klistieren.)
Mir wissn nit recht, wias mitn X. vo T. steht,
Daß ä so oft zu sein Basl, da Y., in Kamma eini geht.
Mir moan ä thuats oiwei a kloas weni daucha
Jatz werda no boi wida a Hewam braucha.
Ä hots a so scho a moi auf Rom einigschickt
Und wias hoam kema is
Hotas glei wieda gflickt.
(Wir wissen nicht recht, wie's mit dem X. von T. steht,
weil er so oft zu seinem Bäschen, der Y., in die Kammer geht.
Wir meinen, er tut sie immer ein klein wenig tauchen,
jetzt wird er dann bald wieder eine Hebamme brauchen,
Er hat sie ohnedies schon einmal nach Rom [zum Entbinden] geschickt,
und wie sie heim gekommen ist,
hat er sie gleich wieder geflickt.)
Jatz kimt da Z.-Wirth,
Dä is in sei Tochta voliabt,
Mir möchtn do wissn, warum daß dä bei seina Tochta
Oiwei sein Saureama in sei Britschn neischiabt.
Dä Spitzbuamschwindla,
Dä ko a nix ois d Ehebröcherei,
Mit dem da ham d Leit ganz wem Frei,
Dä wäd in da Höll drina ah amoi schwitzn
Do konna nacha recht auf d Weibaleit spitzn.
(Jetzt kommt der Z.-Wirt,
der ist in seine Tochter verliebt,
wir möchten doch wissen, warum er bei seiner Tochter
immer seinen Sauriemen in ihre Voze hineinschiebt!
Der Spitzbubenschwindler,
der kann auch nichts als die Ehebrecherei,
mit dem haben die Leute ganz wenig Freud';
der wird in der Höll' drinnen auch einmal schwitzen,
da kann er dann recht nach den Weibern ausschauen!)
Mit da oidn X. homa a no was z ren,
Dö hot a schlechts Gewissn,
Denn sie hot scho zwoa Monna vogem,
Dö Jung dö kriagt a oft an Schmerzen an Haus
Sie richt sö glei zam
Und sucht sö an Nothelfer aus.
Dö zwoa dö kina leicht lacha.
Dö san scho vosichat, da ko koana nix macha.
(Mit der alten X. haben wir auch noch was zu reden,
die hat ein schlechtes Gewissen,
denn sie hat schon zwei Männern vergeben [vergiftet].
Die Junge überkommt auch oft ein Schmerz im Haus,
gleich kleidet sie sich hübsch
und sucht sich einen Nothelfer heraus.
Die zwei können leicht lachen,
die sind schon versichert [vorsichtig],
da kann keiner was [ein Kind] machen.)
Jatz kema üban X. von T., dä Sauhund dä schlecht,
Dä is akrat fürn Obafischa zu an Fischfuada recht.
Wens mehra sölli gab,
Wars für de Arma und für Geschäftsleud schlecht,
Wei da Spitzbua da rotzi
Von jedn s Untafuata möcht.
Ois kapitalistischa Radlführa und Voiksdrucka
Is a in T. bekannt
Und no mehra ois da misrablste Denunziant.
Zu dem Batzi wöck zu putzn
Dama wünschn an Parisa Ravachol,
Nacha kinas z T. sogn,
Jatz is uns wieda wohl.
(Jetzt kommen wir über den X. von T.;
der Sauhund, der schlechte,
der ist akkurat für den Oberfischer zu einem Fischfutter recht.
Wenn's mehr solche gäb',
wär's für die Armen und die Geschäftsleute schlecht,
weil der Spitzbube, der rotzige [unreife],
von einem jeden auch noch das Unterfutter möchte;
als kapitalistischer Rädelsführer und Volksbedrücker
ist er in T. bekannt
und noch mehr als der miserabligste Denunziant.
Um diesen Bazi wegzuputzen [wegzuräumen]
täten wir uns wünschen den Pariser Ravachol,
dann könnten sie in T. sagen:
jetzt ist uns wieder wohl.)
Auf Wiessee muaß ma a umi schrein,
Do werma hoid an X. und an Y. glei treim.
Auf dö passat dös Liadl recht guat
S Betin is vobodn und stehin dalabt.
Drum hat da X. und da Y. Gmoakassi sauber ausgrabt.
(Nach Wiessee muß man auch hinüberschrein,
da werden wir bald dem X. und dem Y. gleich treiben;
auf die würde das Liedchen gut passen:
»das Betteln ist verboten und das Stehlen erlaubt«,
drum haben der X. und der Y. die Gemeindekasse sauber ausgeraubt.)
Jatz köman zwoa Jaga, oana hoaßt X. und da anda Y.
Dö gengan auf d Weibaleud
Und hat a jeda an voheirathn Schieba.
Dö Sennerina dans d Heamada zerreißn
Und wenns asi net stad hem,
Aufn Bodn niederschmeißn.
Da Y. is überhaupt a schlechter Pataro,
Dä hat a moi an Schützn an Arm ogschossn
Nacha isa davo.
(Jetzt kommen zwei Jäger, einer heißt X. und der andere Y.,
die gehen auf die Weiberleut
und hat ein jeder einen verheirateten Schieber [Penis].
Den Sennerinnen tun sie die Hemden zerreißen,
und sie, wenn sie sich nicht still halten,
auf den Boden niederschmeißen.
Der Y. ist überhaupt ein schlechter Patron,
der hat einmal einen Schützen am Arm angeschossen,
dann ist er davon.)
An Jaga X. sagns mir Habara a ganz und vor ojhn,
Da hat an Summa an Hoizknechten
S Mehl und Schmolz oiwei gschtoin,
An söllan Spitzbuam dürfma d Wahrheit scho sagn.
Schist thuadn da Y. seine löbta ga not vojagn.
(Dem Jäger X. sagen's die Haberer auch ganz und vor allem:
der hat im Sommer den Holzknechten
das Mehl und das Schmalz immer gestohlen:
einem solchen Spitzbuben dürfen wir die Wahrheit schon sagen,
sonst tut ihn der Y. seiner Lebtage gar nicht verjagen.)
Jatz kimt d X. d Hauptratsch vo Wiessee
Mit dera Huar und Ehebröcherin
Brauchma hübsch lang,
Dera müassn d Handwerksburschn oiwei
Dö stehadn Mittl as Haus einö tragn.
Kürzli hatz asi auszeichnet mit da Ehebröcherei,
Hams Handwerksburschn gvöglt
Janara drei.
Da hat ma dö Wiesseea hoit grathn,
Göbts da X. s Ortsgeschenk aloa
Ös is bessa
Für d Handwerksburschn und dö ganz Gmoa.
(Jetzt kommt die X., die Hauptratschen von Wiessee,
mit dieser Hur' und Ehebrecherin brauchen wir hübsch lang,
der müssen die Handwerksburschen immer
die stehenden Mittel ins Haus hineintragen,
Kürzlich hat sie sich ausgezeichnet mit der Ehebrecherei,
da haben sie Handwerksburschen gevögelt
ihrer drei.
Da hat man den Wiesseern eben geraten,
gebt der X. das Ortsgeschenk allein,
das ist besser
für die Handwerksburschen und die ganze Gemeinde.)

(Folgt die Ankündigung eines Treibens in Gmund und ein Hoch auf den Herzog Karl Theodor.)


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