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Erste Spazierfahrt

zu unternehmen. Da sie vom Schlosse beginnt, so kann man bei dieser nicht mehr der historischen Einteilung, die ich früher dem Parke gegeben, folgen, sondern wird die zweite wählen müssen, die mehr Freiheit darbietet und, da der erste Anblick schon ein geregeltes Bild des Ganzen in dem Beschauer zurückgelassen hat, ihm nunmehr hauptsächlich den Genuß angenehmer Abwechselung verschaffen soll. Wer jedoch ganz systematisch verfahren wollte, könnte auch den Park, besonders mit Hülfe der Fußwege, ganz in derselben Folge besehen, die jene Einteilung nach der Grundidee festsetzt.

Also vom Schlosse beginnend, besuchen wir zuvörderst (nach Anweisung des schwarzen Pfeils) die Orangeriehäuser (p. auf dem Grundplan B.). Man sehe für dieses ganze Etablissement den speziellen Grundriß auf Plan D. Aus dem Salon in der Mitte des ersten Orangeriehauses (1.) blickt man über einen großen Blumenkorb mit Rhododendron hinweg, in eine gegen tausend Schritt lange Allee hundertjähriger Linden, im Winter wird außerdem noch auf beiden Seiten des Salons die Aussicht auf zwei Orangeriealleen geöffnet, die sich mit warmen Palmenhäusern schließen sollen. Von hier geht man durch (2.) ein Blumenhaus in Form einer Galerie in die Treibhäuser. Aus dieser Galerie sieht man links in den Wintergarten (3.) und rechts auf eine, selbst im Winter, nicht reizlose Landschaft, die vom Lucie-See, der Stadt und den hinter ihr aufsteigenden Bergen gebildet wird. Man betritt nun die Treibhäuser (4.), vor welchen sich eine mit Spaliermauern umfaßte Abteilung für die Blumenschule (5.) und seitwärts der große Küchengarten (6.) nebst dem Treibebeetraume (7.), dem Gartenhof (8.), der Wohnung des Garteninspektors, und dem zweiten Orangeriehause (9.) befinden (10.) sowie (11.) die verborgnen Plätze, wo alles aufbewahrt wird, was, obgleich nützlich und notwendig, doch dem Auge keinen angenehmen Anblick gewährt. Alle Schuppen, Remisen u. s. w. sind hier angebracht, und außerdem noch ein großer Raum (12.) am Ende des Gartens, neben den Ställen der Gartenpferde, der allein für die Komposthaufen bestimmt ist. Diese Einrichtung erlaubt es, den Gemüsegarten selbst stets reinlich und elegant zu halten, und seine Mauern zu sonnigen Spaziergängen zu benutzen. Nach der Besichtigung dieser Gegenstände verläßt man, kurz hinter dem Hause, den pleasureground, und fährt, durch einen Hain einzeln auf dem Rasen gruppierter Bäume, der großen Wiesenfläche zu, die sich zwischen dem Schloß und der Neiße ausbreitet, und verschiedene Aussichten, auf die Schloßregion sowohl, als die entgegengesetzte Hügelkette eröffnet. Die vorteilhaftesten Punkte sind immer durch einfache steinerne Bänke an der Straße markiert.

Nach Verlauf einiger Zeit gelangt man in eine Waldpartie am Fluß, kotoyiert diesen eine Weile, passiert beim Austritt aus dem Walde, auf einer rüstiken Steinbrücke mit einem rohen Steinwehr, den neugegrabnen Neißarm unweit seiner Ausmündung in den Hauptstrom, und ersteigt dann, sich wieder rückwärts wendend, das westliche Coteau des Neißtals.

Hier oben angelangt (q. Grundplan B.) erblickt man unter sich, an einen Eichenhain gelehnt, einen See von bedeutendem Umfang mit einigen belaubten Inseln, und einer großartigen Waldansicht auf die Berge im Hintergrunde. Seitwärts in der Tiefe liegt auf hervorspringender Landzunge eine Fischerhütte, um welche alle Arten von aufgestellten Netzen und andern Utensilien zum Fischfang, jederzeit die Freunde dieses Vergnügens zu einer reichlichen Ernte einladen. Neben sich sieht man, teilweise durch Gebüsch verborgen, die im ländlichen Stil gehaltne Anlage einer Wachsbleiche, mit einem Wächterhause und einer Eisgrube verbunden. Von hier führt für diejenigen, welche lange Fußpromenaden lieben, ein schmaler Pfad in dichtem Gebüsch, dem schroffen Neißufer entlang, nach einem bequemen Flußbade, einem Ruhesitz auf der Höhe mit verschiedenen pittoresken Aussichten auf die bewaldeten Flußufer, und dann weiter bis zu der ohngefähr eine halbe Stunde entfernten Köbler Neißbrücke, an der Grenze des Parks (r.), von wo man auf der andern Seite des Flusses über das englische Haus, oder einen andern beliebigen Punkt, auf einsamen und schattigen Fußwegen zum Schlosse zurückgelangen kann.

Wir verfolgen indes die eingeschlagene Fahrstraße, und erreichen, nach Zurücklegung einer kurzen Distanz, eine uns noch neue Seite des pleasureground, an dessen Eingang eine bunte Gloriette nach Herrn Geheimen Rat Schinkels Zeichnung von ihrem Blütenhügel in das Tal hinabschaut (s.). Sie ist nach der Straße zu geschlossen, bietet aber, gegen das Innere des Parks gerichtet, vier verschiedene Bogenöffnungen, deren jede ein andres Gemälde gleichsam in einen Rahmen faßt. Das erste links ist das pag. 49 erwähnte Bild, welches ich dort als Beispiel anführte, wie Einheit oft durch Vielheit (NB. gleichartige) zu gewinnen sei. S. tab. XVII. Das zweite umfaßt einen weiten Wiesengrund, mit hohen Bäumen gruppiert, die Neiße mit ihren Abhängen in der Mitte, und mit Laubholz bedeckte Berge dahinter, ohne weitere Unterbrechung irgendeines Gebäudes, tab. XVIII. Die dritte Öffnung zeigt in der Entfernung einer kleinen Viertelstunde das Schloß, frei und scheinbar auf seinem See ruhend, seitwärts einen Teil der Stadt mit der deutschen Kirche über die Bäume ragend, und in weiter Entfernung am Horizont das Dorf Lucknitz (t.) an schwarzbewaldete Hügel gelehnt. S. tab. XIX. Die letzte Öffnung endlich umschließt die alte katholische Kirchenruine (u.) des Dorfes Berg, von zwei hohen Linden schirmend eingefaßt.

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tab. XVII: Blick von der Gloriette.

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tab. XVIII: Blick von der Gloriette auf einen weiten Wiesengrund.

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tab. XIX: Blick von der Gloriette auf das Schloß, die Stadt und, in weiter Entfernung, das Dorf Lucknitz.

Man fährt jetzt wieder innerhalb des pleasureground – den überall ein eiserner Gitterzaun vom Parke trennt, um sowohl das weidende Vieh abzuhalten, als auch die Grenze, welche Kunst und Natur hier trennen soll, recht sichtbar anzudeuten – unter einer Sammlung fremder Hölzer und Sträucher eine Zeitlang auf der Anhöhe fort, senkt sich dann allmählich ins Tal hinab, erreicht eine vorteilhafte Nahansicht des Schlosses auf seiner Westseite, wendet sich dann rechts zum alten Schlosse, passiert dessen Platz mit der Reiterstatue des Nibelungenhelden, und gelangt, sich jählings östlich wendend, zu einer Brücke, von der man auf der einen Seite beide Schlösser sich im Wasser spiegeln sieht, tab. XX, auf der andern einen Wasserfall (v.) erblickt, der von kolossalen Granitsteinen, die man in der hiesigen Gegend häufig findet, geformt ist. Er ward auf die schon angedeutete Weise angelegt, so daß er zwar keineswegs gewachsene Felsen vorstellen soll, welche die hiesige Natur nicht liefert, aber doch so aussehen, als habe die Flut bei einer Überschwemmung die Steine hierher gerollt, und Widerstand findend, sie grade an dieser Stelle mehr als gewöhnlich angehäuft. Es sind daher mehrere Blöcke schon vor, und ebensoviel nach dem Falle noch einzeln im Wasser sichtbar, um die nötige Ungezwungenheit hervorzubringen, die Seiten aber üppig mit herabhängenden Busch- und Wasserpflanzen garniert, auch zwischen den Steinen selbst Staudengewächse und Blumentöpfe, in Moos gepackt, so verteilt, daß sie aus dem Gestein zu wachsen scheinen, und den Effekt des Ganzen dadurch reicher und natürlicher machen. Eine Ansicht desselben ist bereits früher gegeben.

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tab. XX: Blick auf die Schlösser.

Hinter dem Wasserfall verläßt man den pleasureground, und setzt seinen Weg im Wiesengrunde des Parks, längs des Flußarmes hinauf, bis an die Schleuse fort, wo der gegrabne Arm aus dem Hauptstrome abgeleitet ist. Dort ist ein Wehr erbaut, um die Menge des Wassers, welches man in den neu gegrabenen Kanal hineinlassen will, stets in seiner Gewalt zu haben. Neben dem Wehre führt eine Brücke nach dem jenseitigen Ufer des Flusses. Von hier steigt die Straße sanft das erste östliche, zur Rechten der Neiße gelegene Coteau im Walde hinan, bis zu dem Fasaneriegebäude (w.), das noch nicht vollendet ist. Ich habe es in einem eigentümlichen Charakter projektiert, nach dem Modell eines türkischen Landhauses, das ich der Güte des Herrn Rittmeisters von Molière verdanke, der es während der russisch-türkischen Kampagne kopiert hat. Es soll mit bunt glasierten Ziegeln gedeckt, und außer der nötigen Wohnung für den Fasanjäger und seine Familie, noch mit einem herrschaftlichen Salon versehen werden, der von dem Übrigen ganz abgeschieden ist. Man tritt aus diesem auf eine Terrasse (x.) wo man, unter einigen Akazien hinabschauend, die ganze Fasanerie unter sich ausgebreitet sieht, über derselben aber durch eine breite Baumschlucht den Fluß, die Postbrücke auf der Landstraße nach Sorau, das Bad und die Alaunberge mit den Gradierwerken in der Ferne erblickt. S. tab. XXI. Eine Fußpromenade in der eingezäunten Fasanerie ist nicht ohne Interesse, da Gold-, Silber- und bunte Fasanen hier gehalten werden, und sich außerdem an dem grünen Platze unterhalb eine kleine Menagerie befindet, mit einem Pavillon in der Mitte, wo man mit Bequemlichkeit dem Füttern der Fasanen beiwohnen, und dort auf den Ruf des Jägers im Nu Hunderte von Vögeln herbeifliegen sehen kann, die sich mit drolliger Emsigkeit um die gestreuten Weizenkörner streiten, ohne des Menschen Gegenwart dabei zu fürchten.

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tab. XXI: Fasaneriegebäude nach dem Modell eines türkischen Landhauses, Bad und Alaunberge.

Ich habe diese letztere Partie, welche auf dem Kupfer nicht sichtbar ist, fast ganz mit Nadelholz zu formieren gesucht, um ihr auch im Winter einigen Reiz zu geben, und die bunten Farben der Vögel besser ressortieren zu lassen.

Mit der Fasanerie verbunden, jedoch außer ihrer Zaunbegrenzung, ist jenseits des Fahrwegs eine kleine Meierei für Schweizerkühe, welche der Bequemlichkeit wegen zum Schloßbedarf hier in der Nähe gehalten werden, erbaut. Ohnweit davon führt eine hohe Kettenbrücke über eine tiefe Schlucht von 80 Fuß Breite, und eröffnet plötzlich auf der andern Seite unter einer alten Eiche die weite Aussicht auf das nordwestliche Neißtal. Im Vordergrunde ist auf dem Vorsprung des Hügels die Dairy (y.) nach englischer Art eingerichtet, um in möglichst kühlem und elegantem Lokal frische Milchspeisen aller Art aufzubewahren und daselbst genießen zu können, eine Erfrischung, der man jetzt überdem, nach der langen Promenade, als wünschenswert entgegensehen kann.

Da manche vielleicht keine genaue Vorstellung von einer Dairy haben, so will ich mit kurzen Worten eine solche beschreiben. Es ist ein einfacher Pavillon mit einem Wasserbecken in der Mitte, auf dem die Milchschüsseln schwimmen. Rund umher findet man Stühle und Tische zum Gebrauch. Die Fenster sind gewöhnlich mit buntem Glase geschmückt, und auf Konsolen stehen verschiedene Milchsorten in chinesischen und Porzellanschüsseln, mit zierlicher Symmetrie geordnet. Einige Beete wohlriechender, aber unscheinbarer Blumen, wie Veilchen, Reseda u. s. w. umgeben die Dairy von außen.

Der nächste Gegenstand, welcher bei fortgesetzter Fahrt unsere Aufmerksamkeit anspricht, ist der Tempel der Beharrlichkeit (z.), zu welchem auch von der Dairy aus ein besonderer einsamer Fußpfad in so dichten Buchengebüschen führt, daß sie der Sonne nur eben Raum genug geben, mit ihrem glänzenden Schein die grünen Blätterdome zu vergolden. Ein Bergbach rieselt durch dieses Gehölz, und teilt sich an einer wilden Brücke von Eichenästen, am verstecktesten Plätzchen des Gebüsches, in mehrere kleine Wasserfälle, welche ebenfalls durch herbeigeschaffte sehr große Steine bewerkstelligt wurden. Viele dieser kleinen Fußsteige im Park habe ich nach Damen benannt, welche sie einweihten, und die Inschrift auf einem Stein am Anfang des Wegs zeigt diese Namen an, was zu gleicher Zeit zu besserer Orientierung der Spaziergänger dient.

Man mag auf dem Fahr- oder Fußwege zum Tempel gelangen, so wird man ihn von dieser Seite doch nicht eher gewahr werden, als bis man unmittelbar davorsteht. Ein Eichenwäldchen verbirgt ihn bis dahin gänzlich, und die Wege sind zum Behufe dieser Überraschung geführt. Erst wenn man ihn betritt, entfaltet sich die Aussicht zwischen seinen freistehenden Pfeilern von schlesischem Marmor, die auf eine Basis von Granit gestellt sind, und von einem vergoldeten Eisendach überwölbt werden, das ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln krönt. Nur zur Verhütung jeden Mißverständnisses wiederhole ich hier nochmals, daß, um den Faden der Erzählung nicht alle Augenblicke zu unterbrechen, viel bloß Projektiertes als schon vorhanden in die Beschreibung aufgenommen werden mußte. Von dem Ruhesitz an seiner Rückwand erblickt man ein weit umfassendes Bild, das rechts durch den Lauf des Flusses, wie er nach und nach im Walde verschwindet, vorn durch das Schloß in seiner ganzen Front mit der geschmückten Rampe, und links durch die Mühle, dem Wehre und seinem schäumenden fernhin brausenden Wasserfall mannigfaltig zusammengesetzt wird. S. tab. XXII.

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tab. XXII: Blick vom Tempel der Beharrlichkeit

Der Tempel selbst soll mit nichts andrem geziert werden, als mit einer freistehenden Bronzebüste in der Mitte. Ich habe die unsres Königs Friedrich Wilhelm III. dazu bestimmt, eines Monarchen, wert in jeder Hinsicht unsrer Zeit als ein Muster der Beharrlichkeit vorzuleuchten, welcher Eigenschaft dieser Tempel gewidmet ist. Ein Füllhorn, von oben sich herabsenkend, ergießt symbolisch seine Schätze über Ihn, abends aber erleuchtet es als Glorie das von uns allen so innig geliebte Haupt mit seinen Strahlen. S. tab. XXIII. Ein regelmäßiger Blumengarten, von einem eisernen Staket geschützt, schließt sich unmittelbar an die Stufen an, nicht ohne Beziehung – denn Beharrlichkeit im Guten und Verständigen bettet immer zuletzt unser Leben sicher auf Blumen, erblühten sie auch nur von innen heraus.

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tab. XXIII:
Der Tempel der Beharrlichkeit mit der Büste Friedrich Wilhelms III.

Über eine zweite Schluchtbrücke, der ich den Namen Prinzenbrücke gegeben, Der Grund dieser Benennung war der Wunsch, eins der freudigsten Ereignisse in unsrer Gegend in möglichst langem sichtlichen Andenken zu erhalten. Ich spreche von der Anwesenheit unsres erlauchten Kronprinzen und seiner hohen Gemahlin in Muskau. Als ich das Glück hatte Ihre Königliche Hoheiten im Park zu begleiten, machte der Kronprinz, ein höchst erleuchteter Kenner, die sehr richtige Bemerkung, daß eine Brücke am Ende einer wasserlosen Schlucht darüber hingeführt, sich nie recht gut ausnähme, und daher mehr verborgen, als gezeigt werden müsse.

Ich hatte diesen Übelstand selbst gefühlt, wußte ihn aber nicht abzuändern, da der Weg, anderer Gründe wegen, nicht füglich zu verlegen war. Ihre Königliche Hoheit gaben mir hierauf den Rat, die ganze Seitenansicht der aus Holz konstruierten Brücke mit einer Treillage aus jungen Eichenstangen in Bogenform zu überziehen und mit wildem Wein beranken zu lassen, unter dem man dann, wie unter einer natürlichen Laube, die Schlucht in der Vertiefung erblicken würde.

Dieser gnädigst erteilte Rat ward ausgeführt, und der Effekt verbesserte nicht nur auf das vollständigste den Übelstand, sondern ließ an seine Stelle noch eine wesentliche Verschönerung treten. S. tab. XXIV. fährt man von nun an ohne alle Fernsichten im Walde fort, zuerst auf der Höhe, dann sich senkend unter einem von Ästen mit der Borke konstruierten Eichensteg, s. tab. XXV, dem Flusse zu, dem man eine Zeitlang zur Seite bleibt, durchschneidet hierauf eine weite Wiese, die Erlwiese genannt und dem Erlkönig geweiht, (früher ein bodenloser Sumpf,) ersteigt dann die Höhe von neuem und sieht dort, bei der letzten Wendung des Wegs, das Englische Haus (a a) vor sich liegen, welches im Gegensatz mit der Tempelszene nur den Charakter heiterer Ländlichkeit und Geselligkeit darbietet. Eine Cottage im Vordergrunde, mit Rosen und wildem Wein umzogen, enthält einige für die Herrschaft reservierte Zimmer. Links im Schatten zeigt sich durch die Zweige eine bedeckte Kegelbahn; ein Rasenplatz, mit drei laubenartigen Ruhesitzen daneben, versammelt die Gesellschaften, welche hier die Natur genießen und sich im Freien erfrischen wollen. In der mittelsten Laube sind Wandspiegel angebracht, welche die hübschesten Punkte der Landschaft in der Nähe reproduzieren.

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tab. XXIV: Die Prinzenbrücke.

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tab. XXV: Der Eichensteg.

Eine zweite sich anlehnende Cottage dient dem Kaffeewirt zur Wohnung, und gewährt den Gästen Platz bei unfreundlicher Witterung. Auf der andern Seite sieht man einen Pavillon, der einen kleinen Tanzsaal und zwei Spielzimmer enthält. Weiterhin ist eine Vogelstange und Scheibe für Büchsenschützen angebracht, nebst einem Etablissement zum Pistolenschießen, in der Art, wie es in Paris bei Lepage, in Pyrmont und andern Orten eingerichtet ist.

Auf einem Hügel gegenüber steht im Gebüsch ein isolierter Salon, aus rohen Stämmen und Rinde aufgeführt, der ebenfalls für die Herrschaft reserviert ist, und von dem man das ganze Tableau der sich unten belustigenden Menge übersehen kann, ohne mit ihr in nähere Berührung zu kommen als man eben wünscht. Das Dorf Köbeln, an der Grenze des Parks, breitet sich mit seiner ganzen Feldflur hinter diesem belebten Vorgrunde aus, und bleibt im Einklang mit dem Charakter des Ganzen. In der Mitte des Dorfs wurde ein Glockentürmchen errichtet, um täglich bei Annäherung der Dämmerung den Abend einläuten zu lassen. Mit Vergnügen können dann die Liebhaber der Idylle die Hirten ihre Herden über den Plan nach Hause treiben, und die Arbeiter nach vollbrachtem Tagewerk singend dem erwünschten Klange zueilen sehen.

Der ganze Bezirk dieser Partie, mit einigen Spaziergängen in den Gebüschen, die im Frühjahr von Nachtigallen wimmeln, ist mit Gitterwerk von rohen Ästen eingezäunt, und als pleasureground, jedoch in einer weniger sorgfältigen Nuance, behandelt. S. tab. XXVI die Ansicht, und tab. XXVII die Aussicht.

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tab. XXVI. Ansicht des Englischen Hauses.

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tab. XXVII. Aussicht vom Englischen Haus.

Vom Englischen Hause aus führt der Weg den wir jetzt verfolgen, sanft und ansteigend, nach und nach auf die höchste Hügelkette hinan. Zuerst mit Aussichten auf die Kolonie Gobelin (b b) und die weiten, sie umgebenden Feldfluren, später sich im Walde verlierend, wo er nur hie und da eine schmale Durchsicht nach dem Riesengebürge öffnet, und immer mehr einen ernstern und stillern Charakter annimmt, bis man auf dem Burggebiet den Vorsprung erreicht, wo ein einsames Bild der Mutter Gottes, dieses süßesten und mildesten aller Embleme der Christusreligion, aufgestellt ist (c c), und später die Terrasse, wohin die Begräbniskapelle bestimmt ist (d d). S. tab. XXVIII. nach einer Zeichnung Schinkels.

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tab. XXVIII: Begräbniskapelle.

Acht Fenster aus der alten Stadtkirche zu Boppart am Rhein, die ich auf einer frühern Reise zu erlangen so glücklich war, und die, wie gute Kenner glauben, von denselben Künstlern herrühren, welchen wir die Malereien des Kölner Doms verdanken, sollen diese Kirche zieren, und eine Kreuzigung von Hemskerk den Altar.

Da in mehreren meiner Dörfer, und selbst in der Stadt, katholische Einwohner leben, die keine eigne Kirche haben, und also nicht so oft als wünschenswert die ihnen zwei Meilen entfernte Messe besuchen können, so ist es zugleich meine Absicht, diese Kapelle ihrem Gottesdienst einzuräumen, obgleich der Hauptzweck derselben immer der bleibt, der Familie der Besitzer von Muskau zum Begräbnisort zu dienen, ein Memento mori, dessen täglicher Anblick in der Hauptansicht vom Schlosse, wenngleich in angenehmer und erleichternder Ferne (wie uns der Tod ja auch im Leben gewöhnlich nur zu erscheinen pflegt) gern gewählt wurde, da er bei dem Denkenden nie entmutigende Gefühle erwecken kann, oder wenigstens sollte.

Man sieht auf dem Kupfer, daß neben der Kapelle ein Küsterhaus mit seinem Gärtchen, und vor ihr ein geräumiger Hof angebracht sind. Den letztern umgeben dichte, zu Berceaux verschnittene Lindengänge, welche nach zwei hier lebenden, dem Publikum wohlbekannten Männern und mir werten Freunden, benannt worden sind, dem Philosophen Grävell und dem Dichter Leopold Schefer. Nie kann die Religion schöner begleitet sein, als durch Poesie und Philosophie, ja die echte besteht eben aus der innigen Verschmelzung beider. – Es wird also nur ein passender Schmuck sein, wenn ich diese den Kirchhof umschließenden Gänge, welche ich meinen Freunden gewidmet, auch mit den Statuen jener zwei Himmelsschwestern, der Poesie und Philosophie, zu zieren beabsichtige, während der Tempel selbst dem Resultat der Vereinigung beider sein Dasein verdankt. An einem so inhaltschweren Orte als dieser ist, glaubte ich mir auch eine Inschrift erlauben zu dürfen, die seine Bedeutung anzeigt, und habe meinem eignen Glauben und der Bestimmung dieser Kirche gemäß, folgende gewählt:

Liebenden zum Angedenken
Ruht hier nur ein Kleid des Geistes,
Der in jenen ew'gen Reichen
Weiter wandelnd und verwandelt,
Immer schaffend, immer werdend,
Endlos bildend und gebildet,
Göttlich mit dem Gotte lebt.

Den Vorhof betretend, bemerkt man, an die Mauer gelehnt, einen uralten hier gefundnen Altar, von den Emblemen Zeutibers und Svantewits Rossen umgeben, die hier gleichsam die Stelle des Drachen vertreten, den zu der Menschheit Heil der christliche Engel besiegte. In die Kirche selbst eingehend, erblickt man am Ende derselben vor sich den erwähnten Hochaltar mit einem in Holz geschnitzten, bunt gemalten und vergoldeten Altar, schön und gemütlich von einem alten Meister gearbeitet, seitwärts zwei kleinere Kapellen, zu dem Familienbegräbnis bestimmt. In der Mitte der Kirche steht rechts die Kanzel, welche, in Nachahmung einer alten Kirche in Schlesien, nach folgendem Plane gebaut werden soll. Moses mit den Gesetztafeln, und der jüdische Hohepriester mit dem zum Opfer geschmückten Sündenbock sind, als Wurzel unsrer Religion, am Fuße in natürlicher Größe angebracht. Aus ihrer Mitte erhebt sich ein Stamm, den eine leichte durchbrochne Wendeltreppe umgibt, und der sich oben in eine kolossale Lilie entfaltet, welche die Kanzel bildet. Aus den Blättern der Lilie schauen die drei Genien: Glaube, Liebe und Hoffnung hervor, und den Baldachin darüber krönt der Engel des Gerichts, mit der Waage des Guten und Bösen in seiner Rechten. An dem der Kanzel gegenüber stehenden Pfeiler ist in Hautrelief das goldne Kalb mit den es umtanzenden Israeliten abgebildet, als stets vor Augen stehende Warnung gegen die größte Versuchung des Menschengeschlechts: dem Mammon sich nicht hinzugeben. Hinter dem Hochaltar führt eine verhangene Pforte durch einen kurzen Korridor in einen düstern Tempel, an dessen Ende eine Nische sichtbar wird, in der, von oben und beiden Seiten hell beleuchtet, der Apoll von Belvedere steht.

Ich hoffe, die Vernünftigen werden es mir nicht als eine Unfrömmigkeit auslegen, daß ich den Tempel des Apollo und seines heitern Kultus mit dem christlichen in so nahe Berührung bringen will, denn da es mir hier besonders um eine Versinnlichung der allgemeinen Idee der Religion zu tun war, so fand ich es gerade zweckmäßig, ihre erhabenste Blüte: die christliche Kirche auf der einen Seite mit einem Anklang aus dem rohen Heidentum, als ersten Anfangs, wie auf der andern mit dem eines der veredeltsten, wenngleich immer noch sinnlich irdischen Gottesdienstes, den der Götter Griechenlands, zu umgeben. Alle Religionen aber haben etwas Göttliches, und Gott hat sie ja auch alle geduldet, duldet so viele auch heute noch. Warum sollte man ihr Andenken gänzlich verwerfen, kennt man gleich jetzt das Bessere. Nicht als Gegenstände der religiösen Verehrung, nur als Andeutung der historischen Übergänge finden sie hier ihren Platz.

Eine Viertelstunde Wegs von der Kapelle gelangt man, über eine 120 Fuß breite und 40 Fuß hohe Schlucht, die mit Schwarzholz bewachsen und durch eine Steinbrücke von 5 Spitzbogen verbunden ist, zu der Burg (e e). Die Aussicht von hier habe ich bereits im Anfang dieser Abteilung, pag. 163 und 164 beschrieben. In Erwartung der Ausführung der projektierten Gebäude steht hier ebenfalls nur ein Ruhesitz, rund umher von gemischtem Walde umgeben, so daß man eine Treppe ersteigen muß, um den Blick ins Freie zu gewinnen. Auch die Gestaltung dieses Burgplans verdanke ich meinem hochverehrten Freunde Schinkel, ohne dessen unerschöpfliches Talent und ebenso unerschöpflicher Gefälligkeit ich vielleicht nie zu einer genügenden Vollendung meiner Ideen hätte gelangen können.

Es ist wahrlich kein geringes Glück für uns, einen solchen Mann zu besitzen, dessen wohltätiges Wirken für unser Vaterland demohngeachtet kaum noch in seiner ganzen Ausdehnung gehörig gewürdigt werden möchte. Wie oft habe ich den Engländern, bei den ungeheuern Summen, die sie täglich für die Kunst, fast ohne Erfolg, verschwenden, gewünscht, daß ein ihm gleicher Geist ihren so guten Willen und ihr so vieles Geld durch sein Genie befruchten möchte! Welche Schätze hat nur Herr Nash in dieser Hinsicht verschwendet, und was würde Schinkel damit geschaffen haben!

Es bleibt aber auch hierzulande einiges zu bedauern übrig.

Schinkels Name ist berühmt genug geworden, und wird es täglich mehr. Dennoch sind Entfernteren fast nur seine architektonischen Leistungen bekannt, weit weniger die bewundernswürdige Universalität seines Genies, jene urkünstlerische Kraft, die in jedem Zweige der Kunst gleich vollständig zu Hause ist, mit unbeschreiblichem Reichtum ebenso die ungefügen Steinmassen zu den herrlichsten architektonischen Monumenten belebt, als auch der Skulptur die edelsten, mannigfaltigsten Vorbilder schöpferisch erfindet, und wunderbar ergreifende Gemälde mit eigner kunstfertiger Hand auf die Leinwand zaubert.

Es ist über eine der merkwürdigsten Kompositionen dieser letztern Art, Bilder, wie sie, meinem Gefühl nach, vielleicht seit Raphaels Zeiten dem Genius nicht wieder offenbart wurden, daß ich mich hier einige Worte zu sagen gedrungen fühle, die, wenn sie auch der übrigen Tendenz dieses Buchs (das sich nicht so hoch versteigt) eigentlich fremd sind, doch vielleicht in andrem Bezuge nicht ganz unzweckmäßig und manchem nicht unwillkommen sein möchten.

Ich will nämlich von jenen grandiosen und tiefen Dichtungen reden, bestimmt die Säulenhalle des Museums in Berlin zu zieren, welche die höchste Aufmerksamkeit und den höchsten Enthusiasmus aller Künstler unsres Vaterlandes erregt haben, und deren Ausführung im Großen leider aus unbekannten Gründen bis jetzt noch verzögert wurde. Wir dürfen indes mit Zuversicht hoffen, daß die Munifizenz unsres Königs, dem die heimischen Künste schon so unendlich viel verdanken, weil er für lange Jahrhunderte seinem Volke Großes zu sehen bereitet hat, auch dem gebildetsten Teile desselben eine so reiche Quelle der Belehrung und des Genusses nicht für immer vorenthalten wird. Einige Trommler, die sich, wahrscheinlich des für sie so günstigen Kontrastes wegen, Friedrich des Großen Hauptstadt zum Tummelplatz ausersehen haben, und deren Sittsamkeit so weit geht, daß sie gern jedem Amor ein Paar Hosen und jeder Venus einen Unterrock anschaffen möchten, bevor sie den Blicken des Publikums ausgestellt werden, sind zwar alsbald mit der Äußerung zum Vorschein gekommen: daß das Nackte in diesen Gemälden schon an sich höchst unsittlich sei, aber noch unschicklicher in der Nähe des heiligen Doms. Ebenso protestierten diese wohlfeilen Heiligen in neuster Zeit gegen die Telegraphen auf den Kirchtürmen. Indessen mit eben dem Recht wäre dann das ganze Museum zu verdammen, in dem doch nun bereits seit Jahren das Ungeheure geschehen, und täglich Groß und Klein sich an das Nackte und »die Götter Griechenlands« zu gewöhnen hinlängliche Gelegenheit gehabt haben. Sieht man nun dort christliche Bilder, unzählige Heilige, erbauliche Höllenstrafen u. s. w. verschiedentlich mit der alten klassischen Kunst gepaart, warum sollte der christliche Dom nicht Schinkels urweltliche und welthistorische, in der schönen Menschengestalt personifizierte Ideen in seiner Nähe vertragen können! Läßt doch die Peterskirche in Rom, die Kathedrale der Christenheit, sich ebenfalls profane Wandgemälde, nackte Bilder und Statuen aller Art neben sich im Vatikan gefallen, und stößt nicht auf dem Capitol gar der Altar von Ara coeli, sozusagen mit dem Rücken an einen Bacchus und die Venus des Praxiteles im bloßen Schmucke der Natur, aber ich vergesse, daß Katholiken nicht so rechtgläubig sind als Protestanten, und der Papst für unsere Überschwenglichen freilich ein viel zu liberaler Geistlicher ist. Besser ich nehme meine Gleichnisse aus dem täglichen hiesigen Leben, wo sie meiner Absicht ebenso vorteilhaft entgegenkommen. Denn reichen sich da nicht Schauspielhaus und Kirchen schon aufs freundlichste die Hand, tun da nicht Operntänzerinnen jeden Abend das ihrige redlich, um Katholiken und Protestanten, Fromme und Nichtfromme in das Geheimnis der Naturlinien menschlicher Körper einzuweihen? Gaze und Strumpf hindert dies Studium nur wenig, niemand aber findet Anstoß daran.

Bedenklicher und wichtiger also als dieser Einwand erscheint der Wunsch, daß Schinkels großartige Werke ausgeführt werden möchten, solange ihr Schöpfer selbst noch diese Ausführung leiten kann; denn wie schnell, wie plötzlich verlodert nicht des Lebens Flamme, bei dem Rüstigsten selbst, oft allen unerwartet! Auch Schinkel ist nicht unsterblich, aber seine Werke werden es sein, wenn ihnen nur die freie vollständige Entfaltung gegönnt wird, und man sie nicht schon in der Geburt erstickt oder verstümmelt.

Doch ich will lieber über dieses Thema einen gebildetem Geist, einen kompetentern Richter, als ich bin, weiter reden lassen, wenn der gütige Leser mir erlaubt hier einen Aufsatz einschalten zu dürfen, der den Gegenstand mit ebensoviel Zartheit als Kraft und Tiefe behandelt, und auf glänzende Weise, durch die Trefflichkeit seines eigenen Inhalts, mir Entschuldigung dafür auswirken wird, wenn ich die beste Würze dieses Buches einer fremden Feder abzuborgen mich nicht scheue.

Nach einer kurzen Charakteristik Schinkels, in welcher sehr treffend hervorgehoben wird, wie dessen überall durchgearbeitete Geistesbildung ein ebenso herrliches Kunstwerk darstelle, als alles, was sein Genie sonst äußerlich geschaffen habe – fährt der geistreiche Verfasser also fort:

»Liebe und beharrlicher Ernst leiteten immer zu dem schönen Ziel, die Menschheit zu entwickeln. Wer sich der Unsterblichkeit versichern will, der beharre nur in seinem enthusiastischen Streben, und er wird keine Lücke zwischen dem Irdischen und Ewigen empfinden. Diese Worte gehören zu den letzten, welche ein Größter seiner durch ihn großen Zeit uns hinterließ.

Goethes guter Stern fügte, daß er einen Beschützer seiner hohen Anlagen schon bei seinen ersten jugendlichen Bestrebungen fand, der zur ungestörten Blüte seines allseitig eingreifenden Genies wesentlich beitrug, daß er ein Volk fand, welches durch seine Einwirkung geläutert, sich ohne Falsch ihm zubildete. – Ein Baum, dessen Blütenäste weit über die Grenze seines Landes hinausragend, ihre Nahrung aus dem Boden saugten, der seine Wurzeln deckte. – Goethe bezog die immer erneute, reichlich zufließende Nahrung einer heitern Energie aus der unveränderten Gesinnung eines Fürsten, dessen reiner Enthusiasmus ihn seinem Lande als heiliges Eigentum erworben, und sich ihm als unentbehrlichen Freund verbunden hatte. Sein Volk nahm ihn auf ohne Kritik, es genoß ihn mit kindlicher Lust. Wir können uns der Überzeugung freuen, daß er, bis zum letzten Hauch, den reinen Widerhall unverfälschter Liebe empfand, und daß die Lücke zwischen dem Irdischen und Ewigen für ihn hierdurch ausgeglichen ist. Es sei uns dies ein Beweis, daß jedes Erzeugnis, was der Moment geistiger Entwickelung uns zuführen will, wenn es sein Gedeihen in vollem Maße haben soll, seine Nahrung aus dem Boden der Liebe und Anerkenntnis ziehen müsse, und daß eine ebenso glückliche Anlage dazugehört, sie in ihrer reinen Einwirkung aufzunehmen, als sie unbeteiligt hervorzubringen. – Was wir noch nicht ganz verstehen, dem könnte Kritik sich nur als Neid beweisen; die Erscheinung, welcher wir uns noch nicht gewachsen fühlen, die sei unserm Geiste ein wesentlichstes, ein wichtiges Rätsel, so wie Goethe in seinen hohen feurigen Anlagen seinem Fürsten und Volk ein heiliges Rätsel war, was Liebe und Enthusiasmus so beglückend aufzulösen verstand. – So wie es die Bedingung von Goethe's Zeit war, durch Poesie dem Leben einen höheren Schwung, eine höhere Bedeutung zu geben, so scheint den jetzigen Zeitmoment die bildende Kunst herauszufordern, alles was sich für idealische Ausbildung erschwingen läßt, für sie zu verwenden; so muß es daher auch das Streben der jetzigen Zeit sein, das was als echte Kunst diesen Geist realisiert, in sich aufzunehmen, und das Neue der Idee nicht zu leugnen, sondern mit zu empfinden, mit zu entwickeln.

Auch in unserer Mitte sucht sich das Genie eine Bahn und schreitet mit sichtbaren Kennzeichen seiner Reichhaltigkeit, seines Übergewichts und seiner Ursprünglichkeit ähnlichen Strebungen zuvor. Wenn der Dichter einer Zeit, die sich ihm willig hingab, in allen Herzen Begeisterung erweckte, so lebt in unserer dem Genie nicht allzu beugsamen Zeit, ein Künstler, der in allen Klassen des Bildungsfähigen, von Stufe zu Stufe eine ununterbrochene Wirkung hat, dem es ein rastloser Eifer, der Tage und Nächte verbindet, möglich gemacht hat, eine nicht gekannte unendliche Kette von Eingebungen an bekannte Begriffe und Erfahrungen anzuknüpfen, das Eigentümliche selbst dem Gewöhnlichen einzuflößen, und so zur Kunst zu erheben, was früher Handwerk war. Sein höchstes Verdienst bestand darin, daß ihm nichts zu klein und gering scheint, um die Möglichkeit des Schönen auf das bloß Notwendige anzuwenden. – Außer diesem weit ausgebreiteten Verdienst, dessen reiner lebenskräftiger Gang gleichmäßig und sicher auf unsere Zeit einwirkt, gehört er auch noch zu den ausgezeichneten, durch reines Empfängnis der Phantasie beglückten Menschen. In dieser Beziehung ist ihm das beste unserer Zeit in ihren umfassendsten Bestrebungen gelungen. Seine Skizzen der für die Säulenhalle des Museums bestimmten Wandgemälde werden von jedem Kunstverständigen anerkannt werden, und wenige werden sie sehen, ohne von der Rührung, die dem bloß Schönen sich erzeugt, tief durchdrungen zu sein. – Zuvörderst gehen sie aus so einfacher Konzeption hervor, wie jede klassische Dichtung; die Art der Darstellung ist so kindlich und naiv wie ihr Inhalt, und der Geist, der ein solches Bild im Zusammenhang erfinden konnte, kann nur durch Güte bewegt sein. Im Schoße des Wolkenhimmels ist das Menschenleben, sein Glück und seine Bildung verbreitet; alle Geschicke, die die Entwicklung menschlicher Kräfte bedingen, sind gleichsam als ahnungsvolle Träume, unter dem Mantel der Nacht, im Traumlande angelangt. Jugendliebe, Muttersorge, Krieg und Friede, geistige Spekulation, Sehnsucht in die Ferne, wachende Ahnung, bilden eine Kette reizender idealischer Gruppen, und drängen sich als üppiges Fruchtgehäng im Spiegelbild der Wirklichkeit uns entgegen; dem Morgen sich zuwendend, ergießt sich die poetisch prophetische Magie irdischer Geschicke in segenreichem Tau, in Frühlingssaat, über die unten auftauchende Erde; die junge Dämmerung strömt ihr entgegen, der Andacht kindliche Lust schwingt sich mit dem Morgengesang der Lerchen in das Hallelujah der Geister, die das Göttliche von Angesicht zu Angesicht schauen, die Sonne breitet die Strahlen ihres allbegeisternden Lichtes aus, und wandelt die Ahnung der Nacht zur Wirklichkeit, zur Klarheit des Tages um. Konnte Schöneres erdacht werden, um ein Museum, einen Tempel, der alle echten Künste zu einer Priesterschaft verbinden soll, zu verzieren? – ihm entspricht das zweite Bild als imponierendste genievollste Erfindung, wenn wir das Zeugnis eines Auffassens voll geistiger Liebe so bezeichnen dürfen, welches aus reinem unbefangenen Sein hervorgeht, von dem schönsten Gelingen begünstigt, von keinem Vorurteil unterdrückt, von keiner Manier geleitet ist, und an keine Spur ähnlicher Darstellung sich anlehnt. – Der Tag ist vom Himmel auf Erden angelangt; der früheste Morgenduft weckt den strebenden Frühlingsgeist; die Schäferwelt lagert um ihre Sibylle, der prophetische Weisheit den jungen Busen hebt; sie ahnet die reifende Sommerzeit, sie ahnet den von Begeisterung durchglühten Mittag des Lebens; Musik ist auch hier das erste Element, in welchem die Seele Befähigung zu aller Bildung schöpft, Psyche prüft die Ordnung der Saiten, die sie der im Busen verschlossenen Sehnsucht anschlägt, ihr zähmt sich wilde Aufregung, ihr begegnet die bildende Kunst; Hirtenkinder drängen sich heran und sehen mit demselben glücklichen Genuß, mit derselben neugierigen Überraschung, den ersten Umrissen einer menschlichen Bildung entgegen, wie wir jetzt, unter erhabenem Schutz der Künste, gedeihender Vollendung entgegensehen. – Der Sommer reift die Ernte, wie in den Wolkengebilden der Nacht verheißen war, er reift das jugendliche Streben, er belohnt die Sorge, den Eifer für allgemeines Wohl, er erhebt die Anlage zur Form. – Die Bildung höht sich, und geht sicherer; wilde Kräfte wandeln sich in mutvolle Befähigung, in Selbstbeherrschung; was früher roher Übermut war, ist jetzt gezügelte Tapferkeit; die Kunst versucht nicht mehr ahnungsweise, sie lernt und schöpft, ihrer selbst, ihrer zauberischen Einwirkung gewiß, nun aus sich selbst. – Inmitten des Lebens des Tages und der Jahreszeit thront die Poesie, sie ergießt ihre Quelle in verschiedene Leitungen nach allen Seiten hin, ihr reiner Spiegel, der jede Erscheinung veredelt auffaßt, überströmt die Grotte der Schicksalsgöttinnen, die in überirdischer Ruhe unbewegten Gemütes, umwandelt und umschmeichelt von den Schutzgeistern der Menschen, die gewaltigen wie die friedlichen Geschicke mit dem Lebensfaden aus der Spindel ziehen. Kann eine schönere Apotheose der Künste gedacht werden? Alles quillt ins praktische Leben, alles Wirken und Wollen wird zum fröhlichen Gelingen; die Sonnenmilde hat die Früchte gereift und der Menschengeist ist im Begriff, durch Kunst und Wissenschaft zur magischen Erleuchtung der Philosophie überzugehen, und die Früchte seines Wirkens, im Selbstverständnis, im Selbstbewußtsein zu erlangen. Der Herbst liegt in voller Reife dem ruheverheißenden Abend im Schoß; die erprobten Krieger kehren heim, sie treten hinter den Wipfeln der, die Fernen und Weiten der Geschichte umgrenzenden, heimatlichen Berge hervor, von der Kränze windenden Victoria umschwebt. Kann das Glückliche unseres Zeitmomentes, kann die Bildungsstufe unseres königlichen Landes schöner und edler bezeichnet werden? – und ist nicht zu wünschen, daß das gütige Auge, in dessen mildem Blick so manche Früchte schon gereift sind, sich auch ihm zuwende, noch ehe der Winter kommt, der den begabten Erfinder von unserer Seite rufen dürfte, wie hier in der Geschichte des Bildes, wo der Greis am Rande des Lebens nach allem, was irdisches Streben erreichen konnte, nur nach den Sternen sich sehnt, und dem Psyche zuruft, inmitten der eigenen Wohnung, des inneren Tempels den Gott zu suchen, nach dem ihn verlangt. Hier endigt das zweite Bild; die Nacht von winterlichen Wolken getragen, bricht jetzt ein, mit dem kalten Winter des Lebens und der Jahreszeit. Die Musen, tanzend bis zum letzten Schritt der irdischen Laufbahn, begleiten den nach dem ungewissen Jenseits hinüberschiffenden Jüngling, und reichen ihm wehmütig die Hand, während Luna, aus den Wolken hervorbrechend, die Ahnung reiner Klarheit schon in der Seele bedingt, und so zugleich die Verbindung der Gestirne zwischen beiden einander symbolisierenden Bildern bewirkt. Der Eingang zur Komposition, hier als eigenes kleines Bild gegeben, ist zu betrachten als glückliche Konstellation, die zur Erzeugung eines so begabten Genies sich fügen mußte: harmonisches Behagen aller unter den Himmelszeichen gedachten Naturkräfte darstellend, um einen einzigen Geist in ununterbrochener höherer Sphäre zu erhalten. – Der Ausgang ist die Verklärung dieses der Zeitlichkeit enteilenden Geistes; die Verbündeten seiner Zeit, die Genossen seines Lebens, ihm das Opfer ihrer Lebensfreuden nachfeiernd, in tiefer Trauer, in Trost, Versöhnung und kindlicher Unschuld den Denkstein umgebend, der Ernst der Erinnerung über der Tränenurne ruhend, zieht der Verklärte leichten Schwungs durch die unendlichen Kreise und verschwebt und verschwimmt ungehemmt im Anschaun ewiger Liebe.

Es ist nicht nötig darzutun, daß im Bereich unserer Kenntnis von Kunstwerken einer solchen Komposition nichts an die Seite zu stellen ist. Die schöne allumschließende Abrundung, einfach und groß, unbeengt wie ein majestätischer Strom vor unsern Augen sich ergießend, die nur aus sittlicher Unschuld und Tiefe hervorgehen und nur durch unbefangnes Vertrauen gelingen konnte, beurkundet es hinlänglich. – Allein das ist wohl nötig, was glühender Eifer für einen hohen Zweck erwirbt, auch geltend zu machen, und die Früchte des Fleißes, des Nachdenkens, welche durch die Begünstigung dieses Werks eine herrliche Reife erlangen könnte, nicht zu verlieren. – Jedem der in des Künstlers Bereich kam, hat die Fülle seiner taktvollen Imagination ausgeholfen, gedient, neue Bildungsstufen angedeutet; diese Vorteile, und nicht allein diese, würden durch die Entfaltung jenes Werkes sich über alle verbreiten; es bietet sich dar als Werkzeug, als Mittel und Zweck zugleich, um eine höhere Ausbildung für die Kunst zu erzielen, für welche, soviel Anerkenntnis und Unterstützung sie auch gefunden, sich bis jetzt doch noch nichts Wesentliches ergeben hat. Es ist noch keineswegs dargetan, daß die Anlage individueller Eigenschaften durch Studium der großen Meister früherer Zeit entwickelt und ins Gleichgewicht gebracht werde; die jungen Künstler eilen nach Italien, als ob in Deutschland keine Stufe höherer Ausbildung zu erreichen wäre, ihre Barschaft, ihr Enthusiasmus und ihre Geduld werden durch Zerstreuungen sehr geschwächt oder gar aufgezehrt; sie finden in der Fremde keinen Lehrer, kein neueres Kunstwerk, was nicht durch den Wert früherer vorhandener Meisterwerke übertroffen würde; sie kehren nach schöner, und dennoch meist verlorner Zeit zurück, haben die eigentümlichen Anlagen durch das unverstandene Fremde, mit unreifem Urteil aufgenommen, eingebüßt, und werden durch die Not des Erwerbs gezwungen, studienwürdige Gegenstände aufzugeben. Möchte man daher eine solche Reise in unreifen Jahren nicht eher für einen Verderb als für einen Erwerb erklären, da sie nur in späterer Zeit wichtig und nützlich werden kann. – Die Gabe der Erfindung scheint diesen jungen Leuten das Wesentlichste, sie wollen sie erzwingen und werden dadurch auf Abwege geleitet, die die Kunst gänzlich umgehen und nie zu ihrem wahren Lichte führen; auf der einen Seite verfehlen sie ihr Ziel, welches vielleicht bloß im Erwerb technischer Vorteile, in Erfahrungen, in einfacher Anwendung derselben bestand, auf der andern Seite schwärzen sie Erzeugnisse untüchtiger Imagination ins Gebiet der Kunst ein, die endlich jedes Gemüt über das, was ihr den rechten Wert verleiht, irreführen müssen. Erfindung in unverfälschtem Charakter, die ihren Eingebungen mit Aushalt und aus Liebe nachgeht, ist freilich das Höchste, allein sie ist die Gabe des Genies, deren immer nur einzelne Begünstigte teilhaftig geworden, und die nicht so leicht auf anderm Wege zu erwerben sein möchte. Im Gegenteil beweist die unversiegbare Reichhaltigkeit der Erfindungsgabe, wo sie einmal hervorbricht, daß viele Gesellen zu einem Meister gehören, und daß dort eine Quelle für viele sei, die ihre heilsamen Kräfte am besten bewährt, indem sie die unmündigen, von der Kunstreligion abschweifenden, nach notdürftigen Erfindungen umherirrenden, Schüler zusammenhält, und ihnen nicht zu bilden gestattet, ihren Begriffen keinen andern Maßstab gibt, als was einen würdigen, die Seele von dem Gemeinen ablösenden Eindruck macht. Nie kann das Genie der Erfindung sich zu seiner vollen Freiheit ausbilden, nie kann sein bestes, sich und den Kunstcharakter regenerierendes Werk zutage gefördert werden, wenn nicht Bescheidenheit, Selbstverleugnung, unermüdliche Geduld, unablässiger Fleiß sich darbieten, tausend Hände durch einen Geist zu beschäftigen. – Eine Kunstschule bildet sich durch das Genie der Erfindung, durch die Fähigkeit, sie dem sittlichen Standpunkte anzupassen, ihn zu höherer Freiheit auszubilden, ohne ihn zu verletzen, durch den glücklichen, unschuldigen Sinn im Naiven, das Göttliche an den Tag zu legen, von Mißgriffen, Verwöhnungen und Verderbnissen des Geschmacks und des Geistes zu reinigen, und mit diesen Beschränkungen gegen das Böse, mit diesen Vorteilen für das Gute der Zeit alle Schüler zusammenzuhalten, damit sie unter der Zucht des Schönen, unter Befreiung von Vorurteilen, die immer eine Folge mangelhafter oder sündlicher Begriffe sind, mündig werden, und so, was den Geist der Vollendung höher zu tragen vermag, ohne Eingriff des Gemeinen sich entwickle. – Diese Vorteile und noch viele andre wären leicht zu erwerben, wenn auch unserem Künstler ein guter Stern es fügte, daß seine besten Werke ins öffentliche Leben übertragen werden könnten. Ihre reichhaltige Erfindung, ihr reiner Stil, ihre technischen Erfordernisse würden Unversuchtes und neue Erkenntnis anspinnen, vielseitige Berührung und Aufregung würde daraus hervorgehen, und mancher, der sich früher Meister wähnte, würde sich hier wieder als Schüler empfinden. Endlich ist es, wie jedes echte Kunstwerk, geeignet, um seiner selbst willen ausgeführt zu werden; mit ihm würde sich der Keim einer Kunstschule in Berlin entfalten, der sich keine andere so leicht nachbilden wird. Die Unterstützung für junge Künstler, die sonst wie Spreu im Winde verfliegt, reicht zur Hälfte hin ihre Tüchtigkeit zu wecken, zu bilden, sie von falschen Wegen abzuhalten; der Erwerb des Sommers würde ihnen die Winterzeit zum Studium freihalten. Zum rein Ästhetischen nun angelernt, würden sie zum wenigsten nicht mehr in Ossian, Homer und den Nibelungen nach Helden und Geistergestalten umhersuchen, während sie nicht wagen: schöne einfache Natur als Höchstes in der Kunst darzustellen; sie würden sich gern der gesunden genievollen Erfindung des Einen hingeben, durch welche sie ohne Zeitverlust, in ununterbrochener Reihenfolge, alle Bedürfnisse der Kunst mit den einfachsten Mitteln befriedigen lernten; unserem Künstler aber würde der einzige ihm wesentliche Lohn zuteil: das Höchste, was sein rastloser Eifer unter schweren Bedingungen zu erstreben vermochte, für sich und seine Zeitgenossen nicht zu verlieren.

Die Vorteile für die Kunst selbst sind hier nur im Fluge berührt; möchte man die doch auch nur im Fluge berühren, welche dem Kunstgenuß zugewendet werden würden, wenn dies schöne heitere Werk zu allen Zwecken, in jeder Beleuchtung dem Vorübergehenden sich darböte, welchen neuen einzigen Reiz es unserer Stadt verleihen würde, welchen hohen Rang es ihr als Kunststadt gebe, wie erfreulich, wie lockend es ihren Gästen sein müßte. Wohl dürfte sich leicht der Enthusiasmus dafür dann weiter verbreiten, und der Erwerb großer Vorteile, die einen geringen Aufwand ins Unendliche vergütigten, könnte sich im einfachsten Problem glücklich lösen, und die verheißenden Worte Goethes, daß Liebe und beharrlicher Ernst im Guten immer ihr Ziel erreichen, würden dann auch an uns nicht zuschanden werden.«

So weit mein Freund. Mit Bedauern kehre ich von diesem Fluge zur Sonne wieder zu dem geringfügigen Inhalt meiner eignen Bearbeitung zurück, und fühle ganz das Halsbrechende des Sprunges. Indessen auch das Kleine will getan sein, und wenn jedes redliche Bestreben ohnedies Nachsicht findet, so wechselt ja auch im Leben Großes und Kleines oft recht behaglich miteinander ab, und wer z. B. früh mit Goethes unsterblichen Werken anfing, endigt mittags vielleicht mit dem Berliner Sonntagsgast oder mit dem Küchenzettel.

Wir waren bei der Burg in meinem Parke stehengeblieben. Das Blatt tab. XXIX zeigt sie nebst ihrer Umgebung.

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tab. XXIX: Die projektierte Burg.

Bei den Erdarbeiten in der Nähe fand man, erst im vorigen Jahre, in einem verwachsenen Dickicht, nur 3 Fuß unter der Erde, ein wohl erhaltenes Gerippe, allem Anschein nach das eines schönen jungen Mannes; denn es hatte die besten Proportionen, einen phrenologisch gut organisierten Schädel, und alle Zähne ohne eine einzige Lücke. Was sich im Parke findet, lebendig oder tot, darf meinen Anlagen zugute kommen, und so habe ich auch diesen rätselhaften Fund benutzt. Ein Grab von grünem Rasen mit einem einfachen Steinkreuz ist dem Gerippe hier in der wilden Gegend geworden. Die Inschrift verkündet, daß die Gebeine des Unbekannten unter dem Kreuze ruhen, und von der Bank daneben taucht der Blick in eine weite und tiefe Waldschlucht.

Fast der ganze beträchtliche Raum, den die Burggebäude einnehmen, dient für wirtschaftliche Zwecke; nur der freistehende Turm mit der sogenannten alten Burg ist für herrschaftlichen Gebrauch eingerichtet. Ohnfern dem Burgplatz ist eine schmale Ebene, von einer Viertelstunde Umfang, zu einer kleinen Rennbahn »mit Schwierigkeiten« benutzt worden, wobei ich mir erlaubt habe, die inländischen nicht zum Muster zu nehmen, sondern mich mehr nach irländischen zu richten, die, selbst für die besten Ritter und vortrefflichsten Pferde, wirkliche Schwierigkeiten darbieten, als z. B. Lehmwände von 5 Fuß Höhe mit noch einem Graben dahinter; Steinmauern von 5 Fuß Höhe, Holzklaftern und Gräbern von 12–16 Fuß Breite im Lichten u. s. w. Die Bahn ist so schmal gehalten, daß man von dem Amphitheater in der Mitte des Platzes, welches mit drei Reihen Sitze übereinander, in die Wand eines Hügels eingegraben werden soll, alle Evolutionen deutlich sehen kann, und die Pferde während dem ganzen Laufe nie aus den Augen verliert.

Dies ist der äußerste Punkt der heutigen Exkursion, von dem wir auf dem durch den Pfeil bezeichneten Wege, den wir bisher noch nicht kennenlernten, nach dem Schlosse zurückkehren.

Während dieser Fahrt entfaltet sich auf der Doppelbrücke (f f) noch eine vorteilhafte Ansicht der Mühle (g g) s. tab. XXX, und am Ende derselben wirft man im Vorübergleiten einen letzten Blick in die bunten Farben des blauen Blumengartens, s. tab. XXXI, mit welchem man für dieses Mal von allen Park- und Gartenszenen Abschied nimmt.

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tab. XXX: Ansicht der Mühle von der Doppelbrücke aus.

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tab. XXXI: Blauer Blumengarten


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