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Wenn auch frisches und klares Gewässer, Fluß oder See, der Landschaft nicht so unumgänglich nötig ist als eine reiche Vegetation, so erhöht es doch ihren Reiz unendlich. Auge und Ohr ergötzt sich daran; denn wer lauschte nicht gern dem süßen Gemurmel des Bachs, dem fernen Rauschen des Mühlwehrs, dem Plätschern des perlenden Springbrunnens – wen entzückte nicht in einsamen Stunden, die stille Ruhe des schlummernden Sees, in welchem rund umher die Riesen des Waldes sich wie träumend spiegeln, oder der Anblick der schäumenden, vom Sturme gejagten Wellen, auf denen sich lustig die Seemöve schaukelt? Aber schwer, sehr schwer wird es dem Künstler hier die Natur zu besiegen, oder ihr aufzudringen, was sie nicht selbst am Orte geschaffen.
Daher rate ich auch, eine mangelhafte Nachahmung lieber ganz zu unterlassen. Eine Gegend ohne Wasser kann noch immer viel Schönes darbieten, aber ein stinkender Sumpf verpestet eine jede; das erste ist nur ein negativer Fehler, das zweite ein positiver, und gewiß wird, den Besitzer allein vielleicht ausgenommen, niemand einen Cloak dieser Art, für einen See, noch einen mit Entengries bewachsenen, stillstehenden Graben für einen Fluß ansehen wollen. Kann man aber frisches, fließendes Wasser irgendwoher in den Bezirk seiner Besitzung leiten, gibt das Terrain nur irgend die Möglichkeit dazu her, so wende man ja das Äußerste daran, was die Mittel erlauben, und scheue weder Kosten noch Mühe einen so großen Vorteil zu erringen; denn nichts gewährt so sehr wie das Element des Wassers eine dem Beschauer nie ermüdende Abwechselung.
Um aber den künstlich geschaffenen Wasserstücken, sie seien welcher Art sie wollen, auch die naturgemäße ungezwungene Form zu geben, ist noch manche Anstrengung nötig. In der ganzen Gartenkunst wird vielleicht nichts schwieriger gelingen, und auch die Engländer sind in diesem Punkte sehr zurück, ja selbst die von Repton, ihrem besten Gartenkünstler, angelegten Wasserpartien die ich gesehen, waren höchst mangelhaft. Nur Herr Nash hat auch hierin einige schöne Muster aufgestellt, unter andern im Regents-Park zu London. Es ist möglich, daß von dem berühmten Loudon und Herrn Kennedy ähnlich gute Anlagen vorhanden sind. Ich kenne diese aber nicht. Schon weit weniger ist es ihm in St. James-Park gelungen; die Aufgabe war aber auch wohl unauflösbar, wegen zu großer Beschränkung des schmalen Lokals. Sein Verfahren dabei, welches er mir selbst mitteilte, ist ebenso einfach als ingeniös. Er läßt eine ganz genaue Messung der Oberfläche des Terrains mit allen Vertiefungen und Erhöhungen aufnehmen, und ermittelt nun leicht wo eine supponierte Überschwemmung ihr natürliches Bette finden würde. Darnach bestimmt er naturgemäß die Form seiner künstlichen Wasserpartien, und hilft nur in der zu gebenden Tiefe weiter nach, wodurch er zwei Vorteile erreicht: naturgemäße Form und wohlfeilere Arbeit. In den meisten Parks der englischen Großen sind noch die Wasserstücke die parties honteuses des Ganzen, oft schlammig, höchst selten den artifiziellen Ursprung völlig verbergend, aus dem sie hervorgingen.
Mehrere Regeln, die ich bei Führung der Wege und für die Außenlinien der Pflanzungen aufgestellt, finden auch ihre volle Anwendung bei den Außenlinien und dem Lauf des Wassers. Wie dort lasse man, nach Beschaffenheit des Terrains und der entgegenstehenden Hindernisse, bald lange, bald kurze und schroffe Biegungen eintreten, lieber nur abgerundete Ecken als Halbzirkel bildend, ja zuweilen ganz scharfe Winkel, wo das Wasser sichtlich abgestoßen wird. Beide gegenüberstehende Linien eines Flusses oder Baches müssen zwar im Ganzen einer ziemlich parallelen Richtung folgen, doch mit sehr verschiedenen Nuancen, welche nicht nach freier Willkür, sondern durch die Gesetze ihres Laufs bestimmt werden müssen. Zwei Regeln sind hierbei ziemlich allgemein gültig.
Erstens: Die Seite nach der der Strom sich hinwendet, habe ein niedrigeres Ufer als die entgegenstehende, weil das höhere ihn naturgemäß abweist.
Zweitens: Wo das Wasser jählings hinstößt, und doch abgewiesen werden soll, oder sich in der Freiheit nicht Bahn würde brechen können, bilde man mehr eine spitze Bucht als eine Rundung und lasse ein schrofferes Ufer den Widerstand und Kampf andeuten. Nur folge man nirgends dem, was unsre Garteningenieure edle Linien nennen. In Berlin sah ich sogar, solcher imaginären Schönheitslinie eine grünangestrichene Barriere folgen, und auf freiem Rasen, ohne irgendeinen hindernden Gegenstand, in fortwährend gleichmäßigen Schwingungen neben einem graden Wege hinlaufen. Dies mußte die Kosten derselben verdoppelt haben, ohne in der Tat irgendeinen andern Zweck erreichen zu können, als den Besitzer lächerlich zu machen.
Ich supponiere das Terrain in beiden Fällen gleich gegeben. Der Schlendrian wird den Fluß wie a gestalten, der Beobachter der Natur eine b ähnliche Bildung hervorzubringen suchen.
Häufige kleinere und größere Vorsprünge, wie tiefe Einschnitte, geben dem Ufer Natürlichkeit, sowie öftere Abwechselung seiner Höhe und der Form des obern Kammes eine gleich gute Wirkung tut. Man muß sich in acht nehmen, die Abdachung der Ufer nicht zu poliert, zu sehr die künstliche Arbeit verratend, erblicken zu lassen, ausgenommen in dem pleasureground, und auch hier ist es noch gut eine Mittelstraße zwischen Natur und Kultur zu halten. S. tab. VI c für zu genierte und d für natürlichere, leere Ufer, e für den Vorteil verschiedenartiger Ufer auf beiden Seiten. Die Pflanzung ersetzt das noch fehlende, und gibt dem Ganzen die Vollendung durch die Lockerheit der herabhängenden Äste. Ohne alle Pflanzung würde es kaum möglich sein dem künstlichen Ufer ein ganz naturgemäßes Ansehn zu geben.
Bedarf man eines größern seeartigen Wasserspiegels, der besonders in der Ansicht vom Wohnhause so wünschenswert ist, so muß man ihn teils durch Inseln, teils durch die tiefsten Einbuchten, deren Ende durch Pflanzung größtenteils verborgen wird, so disponieren, daß man nirgends die ganze Wassermasse überblicken kann, sondern das Wasser immer da und dort hinter dem dichten Gebüsche noch weiterzufließen scheint, sonst wird jedes Wasserstück immer klein erscheinen, habe es auch eine Stunde im Umfang. Freie Rasenufer, hohe einzelne Bäume, Wald, Dickicht, müssen den Effekt möglichst abwechseln, und an breiten Stellen auch der Sonne Licht voller Eintritt gestattet werden, um dem Wasser nicht durch ihre Verdeckung seine Durchsichtigkeit und Helle zu nehmen. Ein ganz schwarz schattierter See verliert an seiner guten Wirkung ungemein, und nur vom Lichte hell bestrahlt, entfaltet das Wasser all seinen magischen Reiz und zeigt bis zum Grunde seine Spiegelbilder in durchsichtiger Silberklarheit. Gar zu oft sah ich diese so nötige Rücksicht durch ungeschickte Gärtner gänzlich vernachlässigt. Die vortretenden Landzungen müssen größtenteils spitz, nicht rund auslaufen, denn ich kann nicht genug darauf aufmerksam machen, daß keine Linie der pittoresken Landschaft ungünstiger ist, als die aus dem Zirkel entnommene, besonders bei irgend einiger Ausdehnung. Ein ganz spitz endendes Rasenufer, das sich zuletzt fast in gleicher Waage mit dem Wasser verliert, und über dem man von neuem wieder Wasser erblickt, verschafft oft eine sehr reizende Veränderung, besonders wenn einige hoch aufgeästete Bäume darauf stehen, unter deren Laub man hindurchsieht. Ist ein Hauptgegenstand in der Nähe, ein Gebäude, Berg oder markanter Baum, so muß seinem Abspiegeln im Wasser besonders freier Raum gegeben, und durch einen darauf hingeführten Weg, oder eine zu dem Endzweck plazierte Bank, die Aufmerksamkeit auf das in der Tiefe schimmernde Bild geleitet werden.
Wasserpflanzen, Schilf u. s. w. (Irisarten und andre reicher blühende Wasserblumen im pleasureground) sind vielfach anzubringen. Sie verschmelzen das Gemälde auf leichte und gefällige Weise. Man säet das gewöhnliche Schilf am besten, indem man den Samen in Lehmkugeln geknetet ins Wasser wirft.
S. für das Obige tab. VI. Die Form f ist noch keineswegs die schlechteste, die ich ausgeführt gesehen habe, und g will ich nicht für die beste ausgeben, die auszuführen ist; sie wird aber gewiß einen malerischeren Effekt hervorbringen als jene, und auf keinem Standpunkt des Wassers Ende entdecken lassen, welches eine Hauptsache ist.