Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Sechster Abschnitt

Über Anlegung von Park-, Wiesen- und Gartenrasen

Üppiger frischer Rasen ist der Landschaft, was der Goldgrund alten Heiligenbildern, auf dem sich die treuen, liebevollen Gesichter immer noch einmal so anmutig ausnehmen. Er erfrischt das ganze Naturgemälde und gibt der Sonne heitern Spielraum; wie im Gegenteil eine dürre graue Heide sich unter das schönste Ganze, wie ein vernichtendes Leichentuch breitet. Übel auch ist es, wenn der Rasen zwar grün, aber sumpfig ist, so daß man ihn nur betrachten aber nicht betreten kann, oder doch so weich und locker, ohne feste Narbe, daß der Fuß des Spaziergängers sich schon eindrückt, Pferde und Wagen ihn aber, wo sie darauf hingehen, monatelang entstellen. Das letztere ist freilich in der ersten Zeit nach der Anlage, besonders bei nassem Wetter, nicht zu vermeiden; wird aber nur in der Folge gut mit dem Rasen verfahren, so erlangt man bald, auch auf leichterem Boden, eine feste Narbe. Hierzu kann ich folgende einfache Regeln empfehlen, die in meiner Gegend die Erfahrung mehrerer Jahre bestätigt hat.

1. Es taugt durchaus nichts, nur eine Grasart zu säen, es mag nun eine Wiese, Hutung, oder pleasureground-Rasen bezweckt werden. Mit einer Grasart allein, sie sei perennierend oder nicht, bekömmt man nie eine wahrhaft dichte Rasennarbe.

2. Für die ersten beiden Zwecke (nämlich Wiesen und Hutungen) halte ich die reichhaltigste Mischung für die beste, nur mit der Einschränkung, daß man für jeden Boden die durch Erfahrung am passendsten gefundne Grasart so dominieren läßt, daß man von ihr die Hälfte oder ein Drittel, und nur das übrige von vielfachen andern Sorten nimmt, also z. B. für feuchten Grund Thimotheengras als Hauptbestandteil, für schweren Raygras, für lehmigen gelben Klee und französisches Raygras, für leichten Honiggras, für Höhen weißen Klee u. s. w.

3. Es ist sehr vorteilhaft den Fleck wo man Gras säen will, wenn es trocknes Land ist, vorher zwei Stich tief rigolen zu lassen, der Boden sei sonst wie er wolle, nur muß man die Dammerde wieder obenauf bringen, wenn die untere Lage viel schlechter ist, auch natürlich bloßen Sand erst durch Schlamm, Kompost oder Felderde etwas verbessern. Findet man das Rigolen zu kostspielig, so muß wenigstens doppelt tief gepflügt werden, vorausgesetzt daß der Boden dazu nachhaltig genug ist. Ist das Feld so zubereitet, so säe man (bei uns am besten von Mitte August bis Mitte September) bei etwas feuchter Witterung sehr reichlich, und walze sogleich die Saat fest ein. Auf schwerem Boden würde man zum letzteren einen trocknen Tag abwarten müssen. Schon Ende Oktober wird das schönste Grün die neue Wiese decken. Das andere Jahr lasse man sie im ganz zeitigen Frühjahr abmähen, um ein gleicheres Wachstum zu erhalten, dann aber zu Samen stehen, der ausfällt, und ihr dadurch für das nächst kommende Jahr alle gewünschte Dichtigkeit gibt. Es ist nun nichts weiter mehr nötig als jährlich fortgesetztes starkes Walzen nach jedem Hiebe, und nach Befinden alle drei bis vier Jahre eine hinreichende Düngung mit Kompost, Felderde, Schlamm oder frischem Dünger, was man sich dieser Art am leichtesten an Ort und Stelle verschaffen kann. Auf diese Weise habe ich, zur Verwunderung mancher Ökonomen, auf leichtem Kornboden die üppigsten Wiesen erzeugt, die, gegen alle Voraussagungen, seit 10 Jahren, statt auszugehen, wie man glaubte, immer besser geworden sind, und mir auch in pekuniärer Hinsicht sehr gute Dienste geleistet haben, da schon im 4. Jahre das darauf verwendete Kapital durch den Ertrag wiedererlangt wurde.

4. Sumpfiger Boden muß durchaus erst trockengelegt werden, wozu die englische Art vieler unterirdischer Abzüge aus großen Hohlziegeln, die auf Ziegelplatten gelegt werden, und dann sehr dauerhafte kleine Kanäle bilden, welche sich nicht wie Reisig und Feldsteinzüge alle Augenblicke verstopfen, am zweckmäßigsten sein möchten. Ist gehöriges Wasser, und Gefälle zum raschen Fließen desselben vorhanden, so kann man oft sehr liebliche offene Bäche damit bilden, die noch besser entwässern, und zugleich eine große Verschönerung gewähren. Sie müssen aber dann geschickt und naturgemäß geführt werden, sonst verunstalten sie statt zu zieren. Ich rate, für solche kleine Bäche, sie in großen und kühnen Hauptkrümmungen zu ziehen, mehr spitze als runde Bögen, die Ufer dann so flach als möglich zu planieren, um die Grasebene nicht zu schroff zu unterbrechen und zuviel Wiesenboden zu verlieren, dann aber erst dem Bette des Baches, durch Hinwegnehmen von Erde hie und dort, bald an der obern bald an der untern Kante der Ufer, so wie durch angebrachte Büsche, Steine oder Wasserpflanzen, die nötige Mannigfaltigkeit im Detail zu geben. Bei Übermaß an Wasser, und nur geringem Gefälle auf einer sehr unebnen und torfigen großen Wiese in meinem Park, zu deren Entwässerung viele offne Gräben durchaus nötig wurden, die in gewöhnlicher Art gezogen einen unangenehmen Anblick hervorgebracht hätten, bin ich auf den Gedanken gekommen, aus ihr eine Art Delta zu bilden, wodurch ich, dem früher empfohlenen Prinzip gemäß: Einheit durch Vielheit zu gewinnen – mit Hülfe einzelner Pflanzungen vieler Schilf- und Wassergewächse, wie der Belebung durch allerlei Wasservögel, ein ziemlich originelles, und dennoch ganz natürlich erscheinendes Ganze zuwege zu bringen hoffe.

Daß zu gleicher Zeit Bewässerung oder Überrieselung, wo sie nur möglich ist, sorgfältig zu bewerkstelligen gesucht werden muß, versteht sich von selbst, und ist hierbei die gänzliche Überschwemmung auf einmal, einige Tage im Frühling, und nach jedem Grashiebe, wo man sie sich verschaffen kann, wohl der täglichen Überrieselung während der heißen Jahreszeit vorzuziehen, von der ich nie großen Nutzen verspürte.

5. Will man Rasenstücke für pleasureground und Gärten anlegen, so mische man die Grasarten ebenfalls nach Maßgabe des Bodens, jedoch mit Vermeidung aller groben Gräser, wie Honiggras, französisches Raygras, Knaulgras u. s. w. Englisches Raygras, festuca ovina, und weißer Klee wird gewöhnlich in England genommen, bei größerer recherche auch statt des Raygrases mehrere Agrostisarten und andre sehr feine Gräser. In unserm Boden und Klima wird man jedoch eine möglichst schöne und feste Grasnarbe, in kurzer Zeit, am sichersten durch das Legen oder Pflastern mit ausgesucht feinem Hutungsrasen erhalten, den man auf Feldrainen und Waldrändern wohl überall antrifft. Er wird in langen Streifen abgestochen und aufgerollt, dann auf den gut präparierten Boden ebenso wieder aufgelegt, mit hölzernen Pritschen festgeschlagen, etwaige Zwischenräume mit kleinern Stücken ausgestopft, ein wenig gute Gartenerde darübergestreut, hierauf noch etwas von der erwähnten Grassamenmischung obenaufgesät, und zuletzt alles gut eingewalzt und eingegossen. Dies gibt mit Sicherheit das gewünschte Resultat, und sollte später an ein oder der andern Stelle der Rasen etwas ausgehen, so habe ich oft erfahren, daß es hinlänglich war, solche Stellen nur beide wieder abzuschälen und gegenseitig die Rasen umzuwechseln, um auch beide wieder üppig grünen zu machen. Die spätere gute Behandlung ist jedoch die Hauptsache, ohne welche kein kurzer Rasen lange schön bleiben kann. Er muß nämlich bei nassem Wetter alle acht, bei trocknem alle vierzehn Tage gemäht, und wenigstens ebenso oft gewalzt werden, wobei es zweckmäßig ist, das Walzen dem Hauen vorausgehen zu lassen, einmal um kleine Steine und Erhöhungen, an denen die Sense hängenbleibt, vorher ein- und niederzudrücken, zweitens um die Streifen, welche die Walze auf dem Rasen zurückläßt und die mehrere Tage sehr schlecht aussehen, wieder durch das Mähen verwischen zu lassen. Die gewöhnlichen Kornsensen dienen auch beim Gras; jedoch verlangt die Operation größere Übung und einen sehr egalen Strich. Auch muß man, um alle stehenbleibenden Grasränder zu vermeiden, jeden Strich zweimal, hinauf und herab, mähen lassen. Die Morgenstunden, wo der Tau noch liegt, werden bei trockner Witterung am besten dazu benutzt. Befolgt man diese Vorschriften genau, so wird man selten nötig haben, einzelne Eindringlinge von Blumen oder Kräutern ausstechen zu lassen; sie sterben entweder bald ab, oder haben nie Zeit zu einer, das Ebne des Teppichs störenden, Entwickelung zu gelangen. Es ist auch ein Vorurteil, alles Moos in solchem Rasen vertilgen zu wollen. Viele Arten desselben bilden oft im Schatten der Bäume, wo kein Gras aushält, bei der erwähnten Behandlung von selbst einen Teppich, der an Weiche dem Sammet gleichkömmt, und an Frische den Rasen fast noch übertrifft. So erinnere ich mich, auf der Insel Wight eine weite Strecke Moosrasen dieser Art gesehen zu haben, der an Elastizität, Saftgrün und Dichtigkeit alles überbot, was mir je von Rasenstücken in England vorgekommen ist, und auch mir gelang es, unter hohen Bäumen sehr anmutige Plätze dieser Art zu bilden.

Gleich nach dem Mähen wird das kurze, oft nur staubartige, Gras abgeharkt und hierauf der Rasen mit langen und scharfen Besen regelmäßig auf und ab gekehrt, bis er so rein wie eine Stube ist. Er wird dann zum Gehen angenehmer als der beste Kiesweg, und bedarf gar nicht der ängstlichen Verbote und Tafeln, die in unsern Gärten oft an das Burleske streifen. Man kann unbesorgt den ganzen Tag Ball darauf spielen, ohne ihm den mindesten Schaden zu tun. Bei sehr großer Dürre habe ich zwar auch sonst den pleasureground durch eine große Feuerspritze mit einem Saugwerke, die zu diesem Behuf auf dem nahe beim Schloß liegenden See stationiert war, vermöge lederner Schläuche die eine Länge von mehreren hundert Schritt haben, begießen lassen; ich kann jedoch nicht behaupten, daß sehr viel damit gewonnen würde, und habe es daher wegen der unverhältnismäßig großen Kosten, später untersagt. Denn sollte auch der Rasen in den heißesten Monaten scheinbar ganz verbrennen, so wird er doch immer im Herbst sich wieder von neuem verjüngen, bei außerordentlicher Dürre wird aber, trotz allen Begießens, der der Sonne ausgesetzte Rasen dennoch versengt werden. Allerdings ist es bei solcher Hitze und Dürre ratsam, ihn, solange sie dauert, weder mehr hauen noch walzen zu lassen. Diesen Fall ausgenommen, soll die Zeit des Mähens und Walzens schon mit der ersten Vegetation beginnen, und nur mit dem Eintritt von Frost und Schnee endigen. Diese fortgesetzte Prozedur ist freilich sehr kostspielig, und man pflegt daher, an vielen Orten in England oft nur einen Platz vor dem Hause und die Ränder der Wege im übrigen pleasureground kurzzuhalten, besonders wenn die Herrschaft abwesend ist. Die Dichtigkeit des kurzen Rasens wie seine Reinheit leiden aber für die Zukunft, wie ich mich vielfach überzeugt, wenn er nicht fortwährend gemäht wird.

Bei sehr großen Gärten tut man wohl, sich mehrere bestimmte Leute eigens für das Geschäft des Mähens abzurichten, Es ist überhaupt sehr anzuraten: allen Arbeitern so viel als nur immer möglich, stets ein und dasselbe Geschäft zu erteilen. Sie verrichten es dann in Kurzem besser, schneller und lieber. und sie fortwährend in den Morgenstunden hauen zu lassen, so daß, wenn das letzte Stück beendigt ist, die Arbeit, gleich beim ersten wieder angeht, wodurch, so viel es tunlich ist, der Garten zu jeder Zeit größtenteils nett gehalten erscheint; denn so weitläufige Räume auf einmal in ein oder zwei Morgen zu walzen, zu mähen und zu kehren, würde, bei dem Phlegma und der langsamen Arbeit unsrer Landsleute besonders, eine außerordentliche Menge Menschen erfordern, und da die wenigsten recht geschickt dazu sind, sehr schlecht und unegal ausfallen.

Ich bin über diesen Gegenstand nur deshalb so ausführlich geworden, weil keiner in Deutschland mehr vernachlässigt wird, ja bei vielen zu den ganz unbekannten zu gehören scheint. Auf meinem eignen Grund und Boden habe ich aber bewiesen, daß wir, bei gleicher Behandlung, im Frühling, Sommer und Herbst ebenso schönen Rasen als in England erzielen können, nur im Winter, bei dessen Anfang er in England gewöhnlich am schönsten ist, müssen wir freilich, des härteren Klimas wegen, darauf verzichten. Weniger wird es vielleicht möglich sein der dortigen Üppigkeit der freien Wiesen, und namentlich ihrer Blumenpracht, gleichzukommen, von der ich mich an Beispiele erinnere, wo hochrote, blaue und gelbe Farben, in einiger Ferne das Grün ganz eingehüllt und völlig unsichtbar gemacht hatten.

*

Anm.: Es wird vielleicht die Lernbegierigen interessieren, ein regelmäßiges Rezept für Wiesenansäung zu erhalten, das ich zu dem Behuf von meinem Obergärtner habe aufsetzen lassen, wie es gewöhnlich und auf die wohlfeilste Weise bei mir ausgeführt wird. Hier ist es:

»Den Acker, welcher zur Wiese bestimmt ist, lasse ich ein oder zwei Jahre vorher, mit Hackfrüchten bestellen, und gebe denselben zu diesem Zwecke, in kleinen Teilen, unentgeltlich an Leute, die ihn dafür düngen und bearbeiten müssen. Dadurch verschwinden größtenteils die Ackerbeete und sonstigen Unebenheiten, namentlich wenn man die Beete der Quere verteilt, und bearbeiten läßt. Nachdem hierauf die ganze Fläche genau untersucht worden, von welcher Beschaffenheit der Boden ist, da wir hier selten eine Fläche von 10 Morgen von gleicher Bodengüte haben, so lasse ich noch auf die leichteren Stellen Lehm und Mergel, auf die schweren Sand und leichten Ackerboden, auch Komposthaufen von torfiger Erde und Gerberlohe fahren, gleiche mit der Schaufel die ganze Fläche nochmals aus, so daß alle kleine Unebenheiten in die Gruben und Vertiefungen gebracht, und das ganze Land so hergestellt wird, daß die Walze überall fassen kann.

Die beste Zeit zum Aussäen der Grassamen habe ich im August, auch wohl noch im September befunden, je nachdem es die Witterung zuläßt, doch ist die Saat im August vorzuziehen. Die Vorzüge der Aussaat im Sommer sind. 1. Da wir im Herbst nicht mehr so große Dürre als im Frühling zu erwarten haben, so bestockt sich die Pflanze noch vor dem Winter sehr schön und wird stark. 2. Bringen die im Herbst gesäten Wiesen viel reichlicher und sicherer Samen. 3. Kann man den dazu bestimmten Acker mit Muße, d. h. wenn die Frühlingsarbeiten und andern dringenden Geschäfte beendigt sind, ebnen und verbessern, wie man grade mit Menschen und Zugvieh die beste Zeit und Gelegenheit dazu hat.

Hier, wo der Tagelohn nicht grade zu hoch ist, lasse ich das früher auf die angegebne Weise bestellte und präparierte Land gelegentlich im Juli nach der Quadratrute umgraben. Sobald Regenwetter einfällt, und die Schollen halb getrocknet sind, so daß der Boden nicht anklebt, lasse ich den Acker mit der Egge einmal lang durchziehn, und säe darauf in der Regel folgende Mischung Grassamen:

Engl. Raygras, französisch Raygras, Knaulgras, Wiesenschwingel, Honiggras und Thimotheengras zu gleichen Teilen, und rechne ich auf einen Magdeburger Morgen ½ Zentner reinen Samen. Gewöhnlich wird der Samen aber zum Selbstgebrauch nicht so rein gemacht, weil es die Arbeit vermehrt, und wird in diesem Falle das doppelte, bei leichterem Boden auch wohl das dreifache genommen. Der Thimotheengrassamen mischt sich unter die übrigen Sämereien wegen seines feinen und schweren Korns nicht gut, daher ich zu 10 Pfd. von diesem Samen 1 Pfd. weißen Klee, 1 Pfd. roten, 1 Pfd. gelben Hopfenklee und 1 Pfd. gelben Melilotenklee nehme, und diese Mischung, welche von gleichem schwerem Korn ist, über die schon mit der leichteren Mischung übersäte Fläche später säen lasse. Dann wird die Fläche der Länge und der Quere eingeeggt und gewalzt.

Wenn im nächsten Sommer ein großer Teil des Samens reif ist, lasse ich denselben mit Rechen oder kleinen Stangen vorher abschlagen bevor ich die Wiese mähe. Von dem ausgefallenen und ausgeschlagenen Samen geht bei irgend günstiger Witterung der größte Teil auf, wodurch ich noch in demselben Jahre eine ziemlich dichte Grasnarbe erhalte, die ich von einer gesäten Wiese sonst in mehreren Jahren nicht erwarten kann, außer wenn ich den Samen noch 3mal so dick als ich angegeben, aussäe, welches aber sehr kostspielig wird, da das Ernten und Dreschen des Grassamens etwas mühsam, und sehr von der Witterung bedingt ist.« Rehder.


 << zurück weiter >>