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Ein Haupterfordernis der Wege ist zuerst, daß sie stets fest und möglichst trocken sind. Wenn ich für England schriebe, könnte ich diesen Punkt ganz übergehen, da die Kunst der Wegekonstruktion dort vollendet ist, bei uns ist man aber damit noch sehr zurück, und ich glaube daher nichts Überflüssiges zu tun, wenn ich am Schluß des Kapitels auch über das Technische dieses Gegenstandes noch etwas ausführlicher spreche. Gute Wege sind allerdings sehr kostspielig, was, wie ich oft hörte, auch eigentlich der Hauptgrund ist, warum im allgemeinen in den englischen Parks nur so wenig Wege existieren, sehr selten eine Umfahrung stattfindet, und oft da, wo ein Pfad aus dem pleasureground in den Park führt, derselbe schon an dem eisernen Zaun der den ersten umschließt plötzlich aufhört, so daß man, von dort an, die Viehregion auf nassem Grase, und zwischen den unangenehmen Zeichen der Anwesenheit jener vierbeinigen Bewohner, mühsam durchirren muß. Wir können, selbst im Verhältnis des so verschiedenen Geldwerts in beiden Ländern, viel wohlfeiler zum Zweck kommen, und dadurch ein reichhaltigeres und genußreicheres Ganze darstellen, wenn wir, hinsichtlich der Quantität der Wege, einem andern Prinzipe als die Engländer folgen. Denn was nutzt mir am Ende ein Park, der mir ewig nur dasselbe Bild von wenigen Punkten aus darbietet, und wo mich nirgends, sozusagen, eine unsichtbare Hand, auf die schönsten Stellen hinführt, mich das Ganze kennen und verstehen lehrt, ohne mir die Möglichkeit zu rauben, dies auch behaglich und mit Bequemlichkeit tun zu können. Dies aber ist der Zweck der Wege, und soll man sich auch vor unverständiger Überladung damit hüten, so sind doch zu wenig beinahe noch nachteiliger als zu viele. Wege sind die stummen Führer des Spazierengehenden und müssen selbst dazu dienen, ihn ohne Zwang jeden Genuß auffinden zu lassen, den die Gegend darbieten kann. Alles was zu vermeiden sein würde, ist also bloß: nicht zu viel Wege gewahr werden zu lassen, was durch Disposition und Pflanzung immer leicht zu bewerkstelligen ist. Ich meine das ›zu viel‹ hier noch im englischen Sinne, wo eine Besitzung von tausend Morgen Flächeninhalt oft nur einen oder zwei Hauptwege aufzuweisen hat; denn das entgegengesetzte System in unsern englischtümelnden Gärten, wo oft zwei bis drei nebeneinander laufende Gänge alle dieselben Ansichten zeigen und nach demselben Ort hinführen, ist auch sehr widerlich.
Daß sich nun die Wege nicht bloß, wie eine auf den Stock gezogene Schlange fortwährend zu drehen brauchen, sondern nur mit Leichtigkeit und Zweckmäßigkeit die Biegungen machen müssen, die nötig sind um den Gegenständen zu folgen, geht aus dem früher Gesagten schon hervor; aber auch ihre Biegungen an sich, unterliegen dennoch gewissen malerischen Geschmacksregeln, und es müssen daher wohl zuweilen erst Hindernisse geschaffen werden, wo sie fehlen, um die günstigste Linie auf natürlich scheinende Weise zu erhalten. So sieht es z. B. nicht gut aus, wenn ein und derselbe Weg in naher Ansicht zwei Biegungen auf einmal dem Auge zeigt. Ist es nicht ganz zu vermeiden, so wechsele man wenigstens eine recht schroffe Biegung mit einer lang gedehnteren ab, und motiviere die erste durch einzelne Bäume, oder Pflanzungen an der innern Seite derselben angebracht, oder durch ein erhöhtes Terrain, um welches der Weg natürlich herumgeführt wird, als darüber hinweg. S. tab. V, a. b. c. und d. Ist kein Hindernis vorhanden, noch vonnöten, so lasse man den Weg immerhin grade, oder nur äußerst wenig gebogen hinlaufen, sei die Distanz auch noch so weit. Wo ein Hindernis eintritt, biege man aber immer lieber kurz daran hin, als schon aus der Ferne, der sogenannten Schönheitswellenlinie zu gefallen, einen langen Anlauf dazu zu nehmen. Die jählingen Biegungen sind bei weitem die malerischsten, besonders wenn sich der Weg mit einer solchen etwa von fern in das Dunkel eines Waldes verlieren kann. Man verhindere auch wo möglich von einem Wege auf einen andern, mit ihm parallellaufenden, zu sehen, wo die Gegend durch Berg und Tal oder eine Kluft nicht schon besonders auffallend geschieden ist; denn ohne diese natürliche Trennung erscheinen zwei, in der Ebene nach gleicher Richtung nahe aneinander geführte Wege überflüssig, und der Verstand will auch im kleinsten immer, durch Zweckmäßigkeit erst befriedigt sein, ehe das gefälligste Ganze ihm völlig genügen kann.
In freier Gegend ist wohl darauf zu sehen, welche Form der Rasenfläche durch den Abschnitt des Wegs gegeben wird. Man kann hier, durch einen nur kurzen Weg, oft eine sehr ausgedehnte Partie ganz verderben. Ich erwähne ein Beispiel, was mich selbst zuerst auf diese Regel aufmerksam machte. Es liegt ein Hügel in meinem Park, der, indem er in eine sehr weite Wiesenfläche schroff vortritt, diese dadurch, gleich für den ersten Blick, fast in zwei egale Hälften teilt. Der ganzen Fläche entlang strömt der Fluß, und ein Fahrweg führt längs desselben hin. S. den Grundplan tab. V. e. Man vergegenwärtige sich recht lebhaft die durch Schraffierung angedeutete Linie des Bergrückens, als den hervortretendsten Zug der Gegend, sowie die zwei durch die Natur streng begrenzten Rasenflächen, die man von dem obenstehenden Gebäude übersieht. Zu diesem Gebäude, führt ein anderer Fahrweg von der obern Seite, und ich bedurfte hier, bequemerer Kommunikation wegen, einen beide Fahrstraßen verbindenden Fußpfad, dessen Richtung sich nach der linken Seite, dem Schlosse zu, wenden sollte. Ich legte ihn nun zuerst so an, wie er auf Tafel V. e. mit den punktierten Linien angegeben ist, um dem allmähligsten Ansteigen der Höhe (als in der Regel verständigsten Weise) zu folgen; es wollte mir aber nimmer gefallen, und vergebens versuchte ich wohl zehn verschiedene Linien; bei jeder fand ich, daß der Weg alle Harmonie der Aussicht verderbe, bis mir endlich klar wurde, daß: da einmal der vorspringende Berg hier von Natur die Ansicht auffallend in zwei symmetrische Wiesenkessel teile auch die Unterbrechung der Rasenfläche durch den Weg dieselbe Richtung nehmen müsse, um die Harmonie oder, wenn ich mich so ausdrücken darf: Balance des Ganzen nicht zu stören – denn es gibt eine gewisse Art von unbestimmter, verdeckter Symmetrie, die durchaus keinen Widerspruch enthält, sondern deren im Gegenteil jede offene Anlage solcher Art durchaus bedarf, um einen befriedigenden Effekt hervorzubringen. Die nun unternommene, nach diesem Grundsatze geregelte Verlegung des Weges: s. o. half auf einmal allem Übelstande gänzlich ab. Es gehört vielleicht einige Übung in solchen Sachen dazu, um auf dem vorliegenden Plane den Fall sogleich genau zu verstehen, in der Wirklichkeit springt der gewonnene Vorteil gewiß jedem augenblicklich in's Auge.
Fahrwege müssen so disponiert werden, daß man das Sehenswerteste und die Hauptgegenstände im ganzen Park der Reihe nach besuchen könne, und doch, wenn man das Wohnhaus wieder erreicht, dieselben Stellen nie zweimal, wenigstens nicht in derselben Richtung, passiert habe. Dies Problem ist oft sehr schwer zu lösen, und ich darf wohl behaupten, hierin bei mir ein gutes Muster aufgestellt zu haben, was mir auch fast ebenso viel Mühe, als weiland unsern Vorfahren die Anlegung eines Labyrinths, gekostet haben mag. Die Fußpromenaden müssen in dieser Hinsicht einen gleich zweckmäßigen Zusammenhang haben, um nach Belieben viele separate, sich gleichsam von selbst bildende Spaziergänge zu gewähren, die auch wieder so unter sich verbunden sind, daß man auf verschiedne Art unter ihnen, ganz oder teilweise, abwechseln kann. Haben ein oder mehrere Hauptwege durch den Park die Bestimmung, als approach, wie die Engländer es nennen, nach dem Schlosse oder Wohnhause zu führen, so verberge man, um Gelegenheit zu haben dem Weg etwas mehr Länge und Ausdehnung zu geben, dieses eine Zeitlang; hat man es aber einmal erblicken lassen, so möchte es nicht wohl getan sein, die Richtung des Weges wieder davon abzuleiten, es müßte denn ein Berg oder See einen so handgreiflichen Widerstand bieten, daß man nicht umhin kann sich ihm zu fügen.
Eine sogenannte Umfahrung des ganzen Parks (drive) soll in allem das Gegenteil von dem, schon als mangelhaft gerügten, Belt von Brown sein, der fort und fort in einer monotonen Pflanzung, längs der Mauer hinläuft. Sie muß im Gegenteil so geführt werden, daß man durchaus nicht ahndet, der Grenze überall mehr oder weniger nahe zu sein, oft daher verhältnismäßig große und soweit als möglich leicht übersehbare gruppierte Rasenflächen zwischen der probablen Grenze und dem Weg erblicken lassen, und indem sie auf die schönsten Punkte in ihrem Bereich hinführt, ebenso oft sowohl Aussichten außerhalb des Parks über der versteckten Umzäunung, als nach seinem Innern hin eröffnen, welche ersteren, wie im Kap. III (Umschließung) erläutert wurde, durch Aha's u. s. w. zu bewerkstelligen sind. Noch ist zu berücksichtigen, daß, durch gehörige Stellung und Disposition der Pflanzungen, ein Weg beim Hin- und Zurückfahren möglichst verschiedne Aussichten zeigt, was seine Mannigfaltigkeit offenbar verdoppelt, und durch die Disposition der nahen Pflanzungen erreicht wird, indem diese, sozusagen, den Spaziergänger zwingen müssen, den oder jenen Teil der Landschaft im Hinfahren, den andern im Zurückfahren zu sehen. Auf besonders schöne Aussichtspunkte ist es gut den Weg eine geraume Zeit in Front hinzuführen, um sie desto länger und vollständiger genießen zu können, und sie nicht bloß seitwärts zu öffnen, wo man sie leicht übersieht.
Unnütz halte ich es, die Wege in einem Park so breit zu machen als es eine Landstraße erfordert; 5–6 Fuß Rheinländisch für Fußwege und 10–14 für Fahrwege ist vollkommen hinlänglich. Bei öffentlichen Gärten mögen andere Bestimmungen gelten.
Fahrwege und Fußwege im Park sind nur wenig verschieden zu konstruieren, der ganze Unterschied liegt in der Dicke der Steinlagen. Ich selbst habe, mit dem besten und dauerndsten Erfolg, folgendes Verfahren dabei beobachtet.
Beide Arten Wege müssen zuerst respektive zwei oder einen, oder auch nur einen halben Fuß tief ausgestochen, und da, wo Wassergüsse oder Anhäufungen dieses Elements zu besorgen sind, durchaus mit einem darunter hinlaufenden Kanal versehen werden, der gehöriges Gefälle hat, und zu dem von den Seiten des Wegs kleine Züge führen, welche oben mit einem Eisengitter versehen sind, worin das Wasser ungehindert ablaufen kann. Um jedes Reißen bei Abhängen zu vermeiden, mögen zwischen den Gitterabzügen, oberhalb an den Seiten des Wegs auch noch steinerne Rinnen liegen, oder, wo dieses zu kostspielig erachtet würde, kann man die vertieften Wegseiten mit einer Mischung aus Teer und Harz bestreichen. Im Park lasse ich zuweilen auch, der Ersparung wegen, offne Gräben an einer oder beiden Seiten des Weges ziehen, und schiefe Querrinnen im Wege selbst, welches dann dieselben Dienste tut, aber weniger gut aussieht. Wo nur wenig Wasser zu besorgen ist, braucht man auch die unterirdischen Kanäle nicht zu mauern, sondern darf sie bloß mit großen Feldsteinen ausfüllen, oder mit den bei der Wiesenentwässerung erwähnten Hohlziegeln auslegen. Ist auf diese Weise für den Wasserablauf gesorgt, so werden, bei Fahrwegen, so klein als möglich geschlagene, Feldsteine (die bei mir aus Granit bestehen) 6 Zoll hoch aufgefahren, und mit breiten Holzstampfen in schwacher Wölbung festgestampft, auf diese nachher feine Eisenschlacken mit zerschlagnen Ziegelstücken 2 Zoll hoch gebracht, diese wieder mit etwas Bauschutt, sozusagen, verkittet, dann noch ein Zoll hoch grober Flußkies oben aufgefahren, und endlich das Ganze stark mit eisernen oder Steinwalzen eingewalzt. Dies letztere, nämlich das Kiesüberfahren und Walzen, wird meistens alle Jahr, wenigstens alle zwei Jahr erneuert. Ein solcher Weg bewährt sich, auch für die stärkste Parkpassage die eine Straße dieser Art zu leiden hat, noch immer als hinlänglich dauerhaft, und hat vor dem macadamisierten, in England gebräuchlichen, den Vorteil, daß er, sowie er fertig ist, gleich glatt und eben erscheint, und sich angenehm fährt, während die macadamischen Wege, die bloß aus zerschlagenen Granitsteinen bestehen, erst lange Zeit niedergefahren werden müssen, um bequem zu sein, bis dahin aber zum Gehen für Pferde und Menschen äußerst beschwerlich bleiben, und auch später die Spitzen der Granitstücke immer hie und da aus der Oberfläche hervorstehen lassen.
Fußpfade werden nach demselben Prinzip bei mir behandelt, nur mit dem Unterschiede, daß ich, statt zerschlagener Feldsteine, hier oft nur Schlacken oder zerschlagne Klinkern mit etwas Bauschutt gebrauche, und zur obern Bedeckung auch etwas feinern Kies nehme. S. tab. V. f. den Durchschnitt des Weges, g. die Oberfläche. Wo man den bräunlichen, sogenannten Windsor-Gravel hat, der auch in England nur an einigen Orten des Königreichs gefunden wird, und ohne durch Nässe so leicht wie Lehm aufgelöst zu werden, sich kompakt verbindet, ist weiter nichts nötig, als über dem Abzugskanal 6 Zoll hoch von demselben auffahren zu lassen, um den vortrefflichsten Weg, gleich einem Parkett, herzustellen, der auch nie durch Ausstechen des Unkrauts reingemacht, sondern nur alle Frühjahr umgegraben und wieder fest gewalzt zu werden braucht. Besitzt man diesen herrlichen Kies, dessen braungelbe Farbe überdies sehr gut gegen das Grün des Rasens steht, nicht, so wird man die Wege wohl zwei- bis dreimal des Jahres jäten lassen müssen, was jedoch gewöhnlich nur an den Rändern nötig wird und, mit der Beschneidung der Kanten zugleich, von wenigen Weibern gemacht werden kann, folglich nicht sehr kostspielig ist. Es ist möglich daß der Bauschutt, den ich als Bindungsmittel empfehle, diese Vegetation, besonders bei geringem Gebrauch der Wege, etwas befördert, der erwähnte Vorteil desselben überwiegt aber so sehr den Übelstand, wenn wirklich einer dadurch entsteht, daß ich in Ermangelung des fetten Kieses keine bessere Art Fußwege zu konstruieren empfehlen kann. Ich habe zwar in früherer Zeit versucht, durch Mischung von getrocknetem Lehm und grobem Flußkies den Windsorgravel künstlich hervorzubringen, das Resultat war aber nur selten ganz genügend, da die Mischung leicht mißlingt und sich dann nicht gehörig fest verbindet. Später war ich so glücklich selbst einen, dem Windsorgravel an Farbe und Eigenschaften ziemlich ähnlichen, Kies vorzufinden. Der Ersparung wegen kann man freilich auch, was man bei uns landrätliche Chausseen nennt, machen, d. h. Lehm und darüber Kies auffahren lassen, bei anhaltend nassem Wetter und im Winter sind jedoch diese Wege immer schlecht.
Die Fußwege müssen im Sommer mit Besen gekehrt, bei nassem Wetter zuweilen gewalzt werden, und sind dann, außer vielleicht beim Auftaun nach starken Wintern, immer im besten Stande, ja selbst nach dem heftigsten Gewitterschauer oder Landregen in geringer Zeit wieder ganz trocken. Nur bleibt es Hauptsache, ich wiederhole es, überall für gehörigen Abfluß des Wassers zu sorgen.
Auch die grünen Fahr- und Fußwege, die auf der Oberfläche durch Pflastern mit Grasstücken hergestellt werden können, müssen dennoch einen halben Fuß tief darunter mit einer Steinunterlage versehen, und durch verdeckte oder offne Wasserabzüge geschützt sein, wenn sie sich gut erhalten sollen. Zum Reiten sind sie dann allerdings weit angenehmer als chaussierte Straßen.
Schließlich bemerke ich noch, daß zum Untergrunde eines Weges Sand am besten, ja Sumpf selbst besser ist als schwerer, dem Wasser undurchdringlicher, Ton und Lehm.
Entstehen später in den fertigen Wegen wieder Vertiefungen und schadhafte Stellen, so werden sie nur aufgehackt, mit etwas Schlacken, Schutt und Kies neu überfahren und gut eingestampft. Bei sehr schmutzigem Wetter, besonders im Frühjahr, wird mit Krücken die durch die Wagen herbeigeführte Erde von den Fahrstraßen abgezogen, und sobald die Trockenheit eintritt, der jährliche Kiesüberzug aufgefahren, wozu mir in meinem Park der hindurchströmende Fluß allerdings das nötige Material sehr nahe und bequem liefert.
Die Hauptregeln für Wege würden sich also auf folgende beschränken.
Ich bin überzeugt, daß, wer das hier Gesagte genau ausführt, mit dem Resultat nicht unzufrieden sein, und wenn ihn die Lokalität irgend begünstigt, die Kosten verhältnismäßig geringer finden wird als er vielleicht erwartete.