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Nachdem ich in den vorhergehenden zwölf Abschnitten davon gehandelt habe, wie eine Landschaft durch Kunst zu veredeln, ja gewissermaßen neu zu schaffen sei, erscheint es zweckmäßig zum Schluß auch noch einige Worte über deren Erhaltung hinzuzufügen.
Es ist durchaus ein Ding der Unmöglichkeit einen großen, ausgedehnten Park so zu pflanzen, daß er ausgewachsen ganz dasselbe Bild, wie früher, nur im veränderten Maßstabe biete, und das Ganze dann als für immer im rechten Verhältnis zueinanderstehend betrachtet werden könne – denn die Natur läßt sich so genau nicht berechnen, auch würde viel Zeit verlorengehen.
Hier kommen wir allerdings auf die Schattenseite unserer Kunst, in gewissem Sinne – denn in einem andern könnte man auch einen Vorzug darin finden. Wir sind nämlich nicht imstande in der landschaftlichen Gartenkunst ein bleibendes, fest abgeschlossenes Werk zu liefern, wie der Maler, Bildhauer und Architekt, weil es nicht ein totes, sondern ein lebendes ist, und gleich den Bildern der Natur auch die unsrigen, wie Fichte von der deutschen Sprache sagte: immer werden, und nicht sind d. h. nie stillstehen, nie ganz fixiert und sich selbst überlassen werden können. Es ist also eine leitende, geschickte Hand Werken dieser Art fortwährend nötig. Fehlt diese zu lange, so verfallen sie nicht nur, sie werden auch etwas ganz anderes, ist sie aber gegenwärtig, so kann sie auch ohne Aufhören im Detail noch neue Schönheiten hinzufügen, ohne die bestehenden zu verlieren oder aufzuopfern. Das Hauptwerkzeug, dessen wir uns nun zum Schaffen bedienen, unser Pinsel und Meißel, ist der Spaten; das Hauptwerkzeug des Erhaltens und Fortarbeitens aber ist die Axt. Sie darf keinen Winter ruhen, oder es geht uns mit den Bäumen wie dem Zauberlehrling mit den Wasserträgern – sie wachsen uns über den Kopf.
Die Axt ist aber ebenso nötig um den Pflanzungen die an jedem Ort verlangte Höhe zu erhalten, als auch die zu ihrer Schönheit nötige Dichtigkeit zu erlangen, sie luftig zu bewahren, und vor dem Unterdrücktwerden zu sichern.
Da Abhauen überdies die schnellste und leichteste Arbeit ist, im Winter aber nicht viel andere vorkömmt, so hat man immer alle mögliche Zeit, dazu übrig, wenn man nur nie ein Jahr dabei versäumt.
Um größere Massen gemischter Pflanzungen in einer gegebnen Höhe zu konservieren, muß man sie nicht etwa alle köpfen, sondern man haut nur regelmäßig alle Jahr die höchsten heraus, die dann zum größten Teil von neuem Unterbusch machen, und nach einer gewissen Reihe von Jahren wieder den Turnus als höchste beginnen. Auf diese Weise erscheint die Pflanzung ewig in demselben Alter und naturgemäßer Form, ein Kunststück, von dem es in der Tat schade ist, daß es nicht auch auf Menschen anwendbar gemacht werden kann.
Bei schmalen Aussichten muß man allerdings hie und da zum Köpfen einzelner Bäume seine Zuflucht nehmen, doch kann auch dies so geschehen, daß keine Gewalttat dabei sichtbar wird, wenigstens nicht, wenn die Bäume mit Laub bedeckt sind. Nadelholz wird genau im Kranz der Äste dicht abgeschnitten, ich meine an der Wurzel eines ihrer Jahrestriebe, und dann die Äste zusammengebunden. Dies versteckt die Operation sehr schnell. Auch bei Laubholzbäumen müssen immer die Äste nur da, wo ein anderer daneben hervorwächst, getrennt werden, damit nie ein abgekappter Stumpf stehenbleibt. Je öfter Partien dieser Art geschickt beschnitten werden, je geringer wird die Arbeit, und je krauser und natürlicher gestalten sie sich. Ich wiederhole aber, daß man nichts versäumen, und im voraus wohl berechnen muß, welche Höhe den Pflanzungen zu gestatten ist, denn nach zu langer Vernachlässigung kann man sie nur schwer ohne Nachteil regieren.
Ich habe ferner gesagt, daß Dichtigkeit und Üppigkeit der Vegetation ebenfalls nur durch Lichten der Pflanzungen hervorgebracht werde. Dies ist sehr zu beherzigen, sonst erzieht man nichts als Stangenhölzer, die in einem Park wohl als Abwechselung zuweilen stattfinden sollen, aber nicht als Norm dienen können. Zur freien Entwickelung nach allen Seiten bedarf jede Pflanze etwas Luft und Licht das ihr grade so weit gewährt werden muß, als zur Gesundheit, Dichtigkeit und Fülle aller nötig ist. Es ist dies die Freiheit der Bäume, nach der wir uns ebenfalls so sehr sehnen.
Ganz große Waldstücke die keinen hainartigen Charakter haben sollen, lasse ich rein forstmännisch behandeln, nämlich zu den gesetzten Zeiten regelmäßig abtreiben und nach Natur und Holzart, bei Birken 60–80 (weil abgehauene Birken im Schatten schwer wieder aufkommen), bei andern Baumsorten wohl 100 größere Bäume auf dem Morgen stehenbleiben. Die einzige Abänderung die ich mir erlaube ist, daß ich die großen Bäume nicht alle einzeln, sondern zum Teil in Gruppen stehen lasse, was, wenn auch nicht dem forstwirtschaftlichen, doch dem landschaftlichen Zweck besser entspricht, welchem bei uns natürlich die erste Rücksicht gebührt.
Alles hier Aufgestellte gilt besonders für die Landschaft im Großen – den Park. Im pleasureground und den Gärten kann man es, unterstützt durch den kleinern Raum und die weit größere Auswahl der Pflanzen, besonders durch die vielen Sträucher die man anwendet, leichter einrichten, daß eine solche Anlage des Hauens nur zu den, die Gesundheit der Pflanzen betreffenden, Zwecken bedarf, sowie zuweilen der Verschönerung ihrer Form wegen.
Über die Erhaltung der Wiesen ist bereits gesprochen worden, und ist dazu nichts weiter nötig, als sie jährlich wenigstens einmal, womöglich zweimal walzen, die Maulwürfe fleißig wegfangen, wo es angeht im Frühjahr und Herbst sie bewässern, und alle 3–4 Jahr düngen zu lassen, um sie stets frisch und dick bestaudet zu sehen.
Flüsse und See'n bedürfen bei gewaltsamen Ereignissen wohl zuweilen Reparaturen, aber keiner Erhaltung. Je mehr das Wasser an den Ufern nagt, und die Ränder sich mit Grün und Wasserpflanzen überziehen, je besser.
Nur das Schlämmen nicht sehr tiefer Teiche ist alle drei Jahr anzuraten, teils um das Wachstum von Wassermoosen und andern Pflanzen im Grunde zu verhüten, teils des Vorteils wegen, den der gewonnene Schlamm, als bester Wiesendünger, gewährt.
Hiermit glaube ich denn wohl jeden Hauptgegenstand der Theorie für das abzuhandelnde Fach (wenn auch, meinem Plane gemäß, nur teil- und bemerkungsweise) berührt zu haben, und gehe daher nun zur zweiten, praktischen Abteilung über, welche die Anwendung des vorigen an einem bestimmten Orte beschreibt.