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Dritter Abschnitt

Umschließung

Ich habe oft die Meinung äußern hören: nichts sei dem Begriff freier Natur, welchen die Landschaftsgärtnerei doch beabsichtige, mehr entgegen, als die Umzäunung eines Parks. Die eigentliche Bedeutung des Wortes Park ist Tiergarten, man gebraucht es jedoch der Kürze wegen im allgemeinen für jede landschaftliche Gartenanlage im Großen. S. weiter unten den Artikel: Park, Gärten.

Ich denke anders, und stimme ganz den Engländern bei, die jeden Park sehr sorgfältig begrenzen; nur soll diese Begrenzung von mannigfaltiger Art und von innen meistenteils verborgen sein. Im Grunde ist sie mehr Gegenstand der Zweckmäßigkeit als der Ästhetik, aber auch in dieser Hinsicht möchte ich sie nicht verwerfen. Wie oft sind nicht selbst die schönsten Partien wilder Natur ebenfalls durch die bestimmtesten Grenzen abgeschieden, und gewöhnlich vermehrt ein solcher Abschnitt nur ihren Reiz. Ein von dichtem Wald oder unzugänglichen Felsen eingeschloßnes Tal, eine vom Wasser umflutete Insel geben uns ein Gefühl der Heimlichkeit, gewissermaßen des vollständigen Besitzes, der größern Sicherheit gegen jedes Eindringende, Störende, das uns die Schönheit der Umgebung mit doppelter Behaglichkeit genießen läßt – und eben so muß uns in einem Park das Vorhandensein einer schützenden Mauer oder Zauns, wie gesagt, schon als etwas höchst Zweckmäßiges, ja nicht selten Notwendiges zum ruhigen und sichern Genuß, willkommen sein, da ja nur der unberufene Eindringling dadurch ausgeschlossen, uns aber der Austritt ins Freie und Weitere nie verwehrt wird. Daher kann auch wohl diese Ansicht nur einer verschrobenen Vorstellung von Freiheit anstößig sein, welche überhaupt heutzutage selbst imaginäre Schranken einreißen will, und alles haßt, was nur diesen Namen trägt. In England wird, wie schon erwähnt, nicht nur jeder Park, sondern des lieben Viehes wegen auch jede Unterabteilung, jedes Gebüsch und jeder einzeln stehende junge Baum umzäunt, und obgleich dies viel zu viel ist, und dadurch störend auffällt, so habe ich doch oft gefunden, daß hie und da eine Befriedigung, besonders wo sich der Charakter der Gegend ändert, sehr malerisch wirkte, ja ich möchte sagen, den Geist auf neue Eindrücke vorbereitete, und einen beruhigenden Abschnitt gewährte.

Also Begrenzung, und zwar eine sichere, hohe, feste gebe man, vorausgesetzt wenn man kann – denn allerdings, gleich wie die französischen Kochbücher ihre Rezepte sehr weislich immer damit anfangen: »Ayez une carpe, ayez un perdreau etc.«, ehe sie das Wie der Zubereitung erklären, so setze ich auch bei meinem guten Rat immer voraus, daß Mittel und Lokalität seine Befolgung erlauben – also Begrenzung, sage ich, gebe man in diesem Falle einer Parkanlage in ihrer ganzen Ausdehnung, und zum Teil auch in ihren einzelnen Partien. Da indes eine solche, je solider sie ist, auch am wenigsten gut auszusehen pflegt, und es auch sehr fehlerhaft sein würde, durch den zu häufigen Anblick des Endes, der Phantasie ihr weites Feld abzukürzen, so verdecke man durch dichte und breite Pflanzung den größten Teil der Befriedigung. Besteht sie aus einem wenig zierlichen hohen Holz-Zaun, so lasse man diesen nie erblicken, sondern ersetze ihn auf vorteilhaften Aussichtspunkten durch ein tiefes Aha, suche aber jede Gezwungenheit an solchen Stellen durch sehr verschiedenartig hervortretende Pflanzungen zu vermeiden, führe auch den Weg nur dann nahe zu diesem Aha, wenn man ihn vielleicht, vermöge einer kleinen Fallbrücke, darüber hin, und hinaus ins Freie leiten will. Die Art der Verpflanzung des Zauns muß sehr abwechselnd sein. Einmal sei er in der Länge von 2–300 Schritt oder mehr, breit mit hohem Walde, ein andresmal mit schmalerer und niedriger Strauchpflanzung verdeckt, über die man die ferne Gegend teilweise erblickt; an andern Orten lasse man diese fernen Punkte zugleich über den Sträuchern und unter einzelnen hohen daraus hervorragenden Baumkronen gewahr werden. Umschließt eine Mauer den Park, so kann man diese wohl zuweilen, nur von einigem Gebüsch und Bäumen unterbrochen, am besten in verfallenem Zustande, von Epheu und wildem Wein umrankt, frei hervortreten, oder in ein Gebäude, eine Galerie u. s. w. übergehen lassen. Sie wird unter solchen Umständen nicht verkümmernd, sondern bereichernd wirken.

Wenn die Lokalität es erlaubt, was jedoch sehr selten durchaus der Fall sein möchte, so würde ich, für unser Klima, als mein Ideal einer Begrenzung, Folgendes vorschlagen, was ich nur zum Teil bei mir ausführen konnte.

Man läßt rund um den Park, überall wo man keine freie Durchsicht haben will, eine Rute breit rigolen, die man dicht mit Schleehdorn oder Akaziensamen besät, was in solcher Breite nach einigen Jahren, auch in sehr mittelmäßigem Boden, ein undurchdringliches Gebüsch bildet. An diese unmittelbar wird eine Nadelholzpflanzung gelegt, die ebenfalls den ganzen Park (immer die offnen Aussichtspunkte abgerechnet) umgibt, und nur mit wenig Laubholzbäumen und Sträuchern zu einiger Abwechselung der Farbe im Sommer gemischt wird. Für die niedrig zu haltenden Stellen muß man, in unserm Klima, Wacholder, Taxus und nicht hoch wachsende Fichtenarten nehmen, auch wohl die gewöhnliche Fichte und Weißtanne, welche beide man leicht durch Schneiden buschartig erhalten kann. Längs dieser bald breiteren, bald schmäleren Pflanzung, die jedoch nie die Breite von drei Ruten zu übersteigen braucht, führt ein 24 Fuß breiter Rasenweg hin. Er ist so breit gehalten um dem Nadelholz gehörigen Raum zur Ausbreitung seiner Äste zu lassen. An dessen dem Park zugewendeter Seite beginnt nun erst die eigentliche gemischte Deckpflanzung für die Ansicht von dorther, in der das Laubholz dominiert, welches im Sommer das dann zu monotone Nadelholz größtenteils verbirgt, und nur da vortreten läßt, wo man es zu sehen wünscht. Es ist unglaublich, wie sehr eine solche Vorrichtung den Park auch in unsern traurigen Wintern noch belebt und auf dem genannten Rasenweg, selbst bei Schnee und Eis wo alles übrige kahl ist, die anmutigsten Promenaden gewährt. Der immer grüne Vordergrund, welcher die Grenze Winter und Sommer gleich vollkommen deckt, gibt der ganzen Gegend Farbe, wodurch dem einzigen Mangel in dieser Epoche abgeholfen wird; denn hinsichtlich der Form muß ein wohl gruppierter und gezeichneter Park auch ohne Färbung in jeder Jahreszeit den Schönheitssinn befriedigen können, indem er, wenn gleich im Winter alle Ausschmückung fehlt, doch durch die Harmonie seiner Massen von Bäumen, Rasen und Wasserflächen, seiner gefälligen Linien von Wegen und Ufern, noch ein interessantes Bild darstellt. Daß auch diese Randpflanzungen von Nadelholz so angelegt werden müssen, daß sie, sozusagen, Natur scheinen, versteht sich von selbst, und wird bei dem Abschnitt »Pflanzungen« hierüber ausführliche Anweisung gegeben werden. Einstweilen wird die Skizze auf tab. I. meine Absicht anschaulicher machen. Bei a bleibt der grüne Weg vom Park aus so gut wie ganz verborgen, bei b erscheint er, obgleich frei, doch nur wie eine Rasenschlucht die sich im Gebüsch verliert.

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tab. I a, b: Randbepflanzung von Nadelholz.

Sehr viele Parks in England, besonders die aus der alten Zeit, von Brown, (gewissermaßen dem Shakespeare der Gartenkunst) angelegt, der mit hoher Poesie dennoch viel Plumpes, Eckiges und Schroffes verband; oder solche die sich von dessen Schülern herschreiben, welche nur seine Fehler nachahmten, ohne seine Schönheiten erreichen zu können sind längs der Mauer hin mit einem fast regelmäßigen Gurt von gemischter und schmaler Pflanzung umgeben, in der, parallel mit jener, ein Fahrweg rings herumführt, von dem man größtenteils die Umschließungsmauer zwischen den Stämmen hindurch schimmern sieht. Hiermit verwechsele man meinen Vorschlag nicht, da der von mir empfohlene grüne Weg im Sommer mit dem Rasengrund zusammenfließt, und dann als Weg gänzlich verschwindet, sein Gebrauch aber nur für den harten Winter unsres Klimas bestimmt ist. Die Kindheit der Kunst gebar jene Idee, als man zuerst anfing landschaftliche Gärten von solcher Größe anzulegen, und die Eitelkeit zugleich diese Größe möglichst anschaulich machen wollte, aber durch das gewählte Mittel den rechten Weg dazu grade verfehlte, indem sie mit Ostentation zeigte, was sie durch Kunst hätte verbergen sollen.

Es versteht sich daß, ohngeachtet dieser des Schutzes wegen nötigen Umschließung, dennoch jeder Gegenstand in der entfernten Landschaft, der irgend ein Interesse gewähren kann, sozusagen in unsere Besitzung hineingezogen, alle äußeren Strahlen in diesem Focus vereinigt, und dadurch eine scheinbare Größe des Umfangs hervorgebracht werden soll, welche, geschickt benutzt, die wirkliche oft unendlich übersteigt. Diese fernen Punkte müssen aber durchaus so menagiert werden, daß man die Grenze zwischen ihnen und seinem Standpunkte nie sinnlich gewahr wird, wenn man sich auch denken kann, daß sie zu entfernt sind, um noch im wirklichen Bereiche der Anlage zu liegen; auch sollen sie so wenig als möglich irgendwo ganz unter demselben Gesichtspunkt wiederkehren. Z. B. ein Gebirge lasse man immer teilweise sehen, und nur einmal in seiner ganzen Ausdehnung, eine Stadt teile man ebenso ein, und vermeide denselben einzelnen Gegenstand öfter wiederkehren zu lassen. Das effektvolle Verbergen und Ahndenlassen ist schwerer als das offne Zeigen. Wenn die Beschauer eine Aussicht überraschend schön finden, und nachher bei längerer Verweilung äußern: Schade daß der große Baum da noch davor steht, wie viel herrlicher noch würde sich alles entfalten, wenn der auch weg wäre dann eben hat man es gewöhnlich richtig getroffen, und die guten Leute würden sich sehr wundern, wenn man ihnen den Gefallen täte, den kondemnierten Baum wirklich wegzuhauen, und sie nun mit einem Male gar kein Bild mehr vor sich hätten – denn ein Garten im großen Stil ist eben nur eine Bildergalerie, und Bilder verlangen ihren Rahmen.


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