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Der Tod

I.

Wohl bin ich Scherge, doch dein Scherge nicht,
Wohl bin ich Knecht, jedoch in andrem Dienste,
Wohl bin ich hart, doch dir nicht zum Gewinste,
Denn größ'rem Meister leist' ich Fergenpflicht.

Durch dunkle Flut in unverhofftes Licht
Hin fährt mein Nachen. Deine Truggespinste,
Dein Lachen, das die Erde übergrinste,
Wie bleichen sie vor jenem Angesicht,

Das überm Meer des Nicht-Seins, überm Tod
Wie Schneegebirg' sich auftut, Anbeginn
Der wahren Welt. Mein armes Fergenboot,

Zu dessen Dienst ich schlechter Knecht geheuert,
Das randvoll schwankend durch die Urnacht steuert,
Es gleitet dennoch gegen Morgen hin.

II.

Das Nicht-Sein ist mein sternlos stilles Reich,
Ist Wasserflut, an zweien Ufern brandend,
So Sein wie Wieder-Sein von fern umrandend,
Ist selber schattenhaft und algenbleich.

Doch es vergeht, zerwehtem Nebel gleich,
Das Zwischenreich, wenn meine Schiffe landend,
Am Fuß des Gott-Gebirges selig strandend
Hinspei'n das Totenvolk auf Bucht und Deich.

Nun hebt ein neugebornes Wandern an,
Ein Steigen, Staunen, Schauen, Schweifen, Reifen,
Herzklopfend Innewerden und Begreifen.

Was jeder ahnte, wird ihm aufgetan.
Der Ferge aber wendet stumm den Kahn
Und kehrt zurück zum alten Küstenstreifen.


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