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Mystische Beschaffenheit der Philosophie
»Die Idee der Philosophie ist eine mysteriöse Tradition«
Die Idee der Philosophie ist eine mysteriöse Tradition. Philosophie ist überhaupt die Aufgabe zu wissen.
Es ist eine unbestimmte Wissenschaft der Wissenschaften, ein Mystizism des Wissenstriebes überhaupt; gleichsam der Geist der Wissenschaften, mithin undarstellbar, als im Bilde oder in der Anwendung – in der vollkommnen Darstellung einer speziellen Wissenschaft.
Nun hängen alle Wissenschaften zusammen – also wird die Philosophie nie vollendet. Erst im vollständigen System aller Wissenschaften wird die Philosophie recht sichtbar sein.
Aus dieser mystischen Beschaffenheit der Philosophie ist es erklärbar, warum jeder in der Philosophie etwas anderes sucht, und warum die wahre Philosophie nie dargestellt werden konnte.
»Die höchsten Aufgaben beschäftigen den Menschen am frühsten«
Die höchsten Aufgaben beschäftigen den Menschen am frühsten. Äußerst lebhaft fühlt der Mensch beim ersten Nachdenken das Bedürfnis, die höchsten Enden zu vereinigen. Mit steigender Kultur nehmen seine Versuche an Genialität ab, aber sie nehmen an Brauchbarkeit zu; wodurch er zu dem Irrtume verleitet wird, gänzlich von den Endgliedern zu abstrahieren und sein Verdienst bloß in Vereinigung näherer bedingter Glieder zu setzen. Es kann aber nicht fehlen, daß er bald die notwendige Mangelhaftigkeit dieser Methode bemerkt und sich nach der Möglichkeit umsieht, die Vorteile der ersten Methode mit den Vorteilen der zweiten Methode zu verbinden und so beide zu ergänzen. Jetzt fällt ihm endlich ein, in sich selbst als absolutem Mittelpunkt dieser getrennten Welten das absolute Vereinigungsglied aufzusuchen – er sieht auf einmal, daß das Problem realiter schon durch seine Existenz gelöst ist und das Bewußtsein der Gesetze seiner Existenz die Wissenschaft kat' exochen sei, die er so lange schon suche. Mit der Entdeckung dieses Bewußtseins ist das große Rätsel im Grunde gelöst. So wie sein Leben reale Philosophie ist, so ist seine Philosophie ideales Leben, lebendige Theorie des Lebens. Aus zufälligen Tatsachen werden systematische Experimente. Sein Weg ist ihm nun auf Ewigkeiten vorgezeichnet. Seine Beschäftigung ist Erweiterung seines Daseins in die Unendlichkeit, der Traum seiner Jugend ist zu einer schönen Wirklichkeit, seine frühern Hoffnungen und Ahndungen sind zu symbolischen Prophezeiungen geworden. Der scheinbare Widerspruch der ursprünglichen Aufgabe – der Aufgaben Lösung und Nichtlösung zugleich –ist vollkommen gehoben.
Philosophie ist eine mystische Idee
Wenn man anfängt, über Philosophie nachzudenken, so dünkt uns Philosophie, wie Gott und Liebe, alles zu sein. Sie ist eine mystische, höchstwirksame, durchdringende Idee, die uns unaufhaltsam nach allen Richtungen hineintreibt. Der Entschluß, zu philosophieren, Philosophie zu suchen, ist der Akt der Manumission, der Stoß auf uns selbst zu.
Die Philosophie ist die Vernunft des Wissenschaftlichen Wesens, das ebenfalls aus Leib und Seele besteht.
Magischer Idealism
Der magische Idealist
Wenn ihr die Gedanken nicht mittelbar (und zufällig) vernehmbar machen könnt, so macht doch umgekehrt die äußern Dinge unmittelbar (und unwillkürlich) vernehmbar, – welches ebensoviel ist, als wenn ihr die Gedanken nicht zu äußern Dingen machen könnt, so macht die äußern Dinge zu Gedanken. Könnt ihr einen Gedanken nicht zur selbständigen, sich von euch absondernden und nun euch fremd, das heißt äußerlich vorkommenden Seele machen, so verfahrt umgekehrt mit den äußerlichen Dingen und verwandelt sie in Gedanken.
Beide Operationen sind idealistisch. Wer sie beide vollkommen in seiner Gewalt hat, ist der magische Idealist. Sollte nicht die Vollkommenheit jeder von beiden Operationen von der andern abhängig sein?
(Das Nicht-Ich ist die uranfängliche Absonderung, Zeugung im Großen. Medizinische Folgen dieser Absonderung. Erziehung des Nicht-Ichs. Ein Freund erzieht den andern für sich.) (In einem geistvollen Menschen bildet sich mit jeder Erscheinung ein neuer Sinn, ein neues Werkzeug, dem auf eigne Weise geschmeichelt und das auf eigne Weise beleidigt werden kann. (Eine neue Art des Wohlgefallens und Mißfallens.)
Magischer Idealist und magischer Realist
Wenn man etwas Bestimmtes tun und erreichen will, so muß man sich auch provisorische bestimmte Grenzen setzen. Wer aber dies nicht will, der ist vollkommen wie der, der nicht eher schwimmen will, bis er's kann. Er ist ein magischer Idealist, wie es magische Realisten gibt. Jener sucht eine Wunderbewegung, ein Wundersubjekt – dieser ein Wunderobjekt, eine Wundergestalt. Beides sind logische Krankheiten, Wahnarten, in denen sich allerdings das Ideal auf eine doppelte Weise offenbart oder spiegelt – heilige, isolierte Wesen, die das höhere Licht wunderbar brechen – Wahnhafte Propheten. So ist auch der Traum prophetisch – Karikatur einer wunderbaren Zukunft.
Idealische Selbstbesprechung
Es gibt gewisse Dichtungen in uns, die einen ganz andern Charakter als die übrigen zu haben scheinen, denn sie sind vom Gefühle der Notwendigkeit begleitet, und doch ist schlechterdings kein äußrer Grund zu ihnen vorhanden. Es dünkt dem Menschen, als sei er in einem Gespräch begriffen, und irgendein unbekanntes, geistiges Wesen veranlasse ihn auf eine wunderbare Weise zur Entwicklung der evidentesten Gedanken. Dieses Wesen muß ein höheres Wesen sein, weil es sich mit ihm auf eine Art in Beziehung setzt, die keinem an Erscheinungen gebundenen Wesen möglich ist. Es muß ein homogenes Wesen sein, weil es ihn wie ein geistiges Wesen behandelt und ihn nur zur seltensten Selbsttätigkeit auffordert. Dieses Ich höherer Art verhält sich zum Menschen wie der Mensch zur Natur oder der Weise zum Kinde. Der Mensch sehnt sich ihm gleich zu werden, wie er das Nicht-Ich sich gleichzumachen sucht.
Dartun läßt sich dieses Faktum nicht. Jeder muß es selbst erfahren. Es ist ein Faktum höherer Art, das nur der höhere Mensch antreffen wird. Die Menschen sollen aber streben, es in sich zu veranlassen.
Die Wissenschaft, die hierdurch entsteht, ist die höhere Wissenschaftslehre. Der praktische Teil enthält die Selbsterziehung des Ich, um jener Mitteilung fähig zu werden, der theoretische Teil die Merkmale der echten Mitteilung. Die Ritus gehören zur Erziehung.
Bei Fichte enthält der theoretische Teil die Merkmale einer echten Vorstellung, der praktische die Erziehung und Bildung des Nicht-Ich, um eines wahren Einflusses, einer wahren Gemeinschaft mit dem Ich fähig zu werden, mithin auch die parallele Selbstbildung des Ich.
Moralität gehört also in beide Welten; hier als Zweck, dort als Mittel – und ist das Band, was beide verknüpft.
Philosophieren ist eine Selbstbesprechung obiger Art, eine eigentliche Selbstoffenbarung, Erregung des wirklichen Ich durch das idealische Ich. Philosophieren ist der Grund aller andern Offenbarungen. Der Entschluß zu philosophieren ist eine Aufforderung an das wirkliche Ich, daß es sich besinnen, erwachen und Geist sein solle. Ohne Philosophie keine echte Moralität, und ohne Moralität keine Philosophie.
Wie wir uns durch gewisse Erscheinungen auch zu Hinzudenkungen, nicht bloß zu gewissen Sensationen genötigt fühlen, zu einem bestimmten Supplement und Reglement von Gedanken, zum Beispiel durch eine Menschengestalt, ihr einen geistigen Text unterzulegen, so ist es auch – indem wir an uns selbst denken oder uns selbst betrachten. Wir fühlen uns zu einer ähnlichen Hinzutat von Begriffen und ldeen, zu einem bestimmten Nachdenken genötigt, und dieser gegliederte Zwang und Anlaß ist das Bild unseres Selbst.
Die Regeln unsers Denkens und Empfindens usw. sind das Schema teils des Charakters der Menschheit überhaupt, teils unserer individuellen Menschheit. Indem wir uns selbst betrachten, fühlen wir uns auf eine mehr oder weniger deutlich bestimmte Weise genötigt, uns so und nicht anders zu entwerfen, zu denken usw.
Lithocharakteristik. Eine mittelbare Sensation – eine Sensation der Sensation ist ein halber Gedanke – ist vielleicht schon ein Gedanke. (Vid. Harmonie – Schluß.)
Selbstberührung der Intelligenz
Die Möglichkeit aller Philosophie beruht darauf – daß sich die Intelligenz durch Selbstberührung eine selbstgesetzmäßige Bewegung – das ist eine eigne Form der Tätigkeit – gibt. (Siehe Baaders Theorie der Gliederung.)
Magische Denklehre
Wundertätiges Denken
Der tätige Gebrauch der Organe ist nichts als magisches, wundertätiges Denken oder willkürlicher Gebrauch der Körperwelt; denn Wille ist nichts als magisches, kräftiges Denkvermögen.
Vielleicht ist Denken eine zu schnelle, zu ungeheure Kraft, um wirksam zu sein; oder die Dinge sind zu gute Leiter (oder Nichtleiter?) der Denkkraft.
Auch unsre Gedanken sind wirksame Faktoren des Universums.
Gefährliche Gedanken
Über sogenannte gefährliche Gedanken. Nähern sich etwa manche Gedanken der magischen Grenze? Werden manche ipso facto wahr?
(Abstumpfung und Kultur des Gedankensinns durch Lesen, Hören, Denken, Schreiben. Geist nach Fichte, ein Extensum der Zeit nach.)
Ähnlichkeit des Denkens und Sehens
Ähnlichkeit des Denkens und Sehens. Die Ahndungs- und Erinnerungskraft haben Beziehung auf die Fernsichtigkeit. Alles geht in uns viel eher vor, als es geschieht. (Propheten. Zeitliche und räumliche Distanz gehn ineinander über.)
Durch Übung kann man auch die Distanzen, wie das Auge, schätzen lernen. Man bildet das Auge und die Denkkraft mathematisch, der Geist rechnet aus den durch das Auge ihm kritisch gegebnen Datis nach Regeln der Reduktion der perspektivischen Ansicht die wahre Größe, Gestalt, Kraft usw. und Entfernung des Gegenstandes.
Magischer Zusammenhang
Der allgemeine, innige, harmonische Zusammenhang ist nicht, aber er soll sein.
Wie das Auge nur Augen sieht – so der Verstand nur Verstand, die Seele Seelen, die Vernunft Vernunft, der Geist Geister usw., die Einbildungskraft nur Einbildungskraft, die Sinne Sinne; Gott wird nur durch einen Gott erkannt.
Über das irdische Individuum – das himmlische Individuum und ihre Verhältnisse. (Gott ist die Weltseele der Idealwelt.)
Individuen vereinigen das Heterogene z. B. in den sogenannten gemengten und gemischten Wissenschaften. Sie bringen wunderbar das Verschiedenartigste in eine Gemeinschaft des Zwecks und der Arbeit, der Zusammenwirkung. Ein Individuum ist ein magisches, willkürliches Prinzip, ein grundloses Leben, ein persönlicher Zufall. Die Menschheit überhaupt ist freilich das generelle und eigentümlichste Individualprinzip der Wissenschaften. Für sie setzen sie sich alle, bis ins unendlichste Glied, in Tätigkeit.
Alle Künste und Wissenschaften beruhn auf partiellen Harmonien. (Poeten, Wahnsinnige, Heilige, Propheten.)
Mystische Verknüpfungen
Eine merkwürdige Eigenheit Goethes bemerkt man in seinen Verknüpfungen kleiner, unbedeutender Vorfälle mit wichtigern Begebenheiten. Er scheint keine andre Absicht dabei zu hegen, als die Einbildungskraft auf eine poetische Weise mit einem mysteriösen Spiel zu beschäftigen. Auch hier ist der sonderbare Genius der Natur auf die Spur gekommen und hat ihr einen artigen Kunstgriff abgemerkt. Das gewöhnliche Leben ist voll ähnlicher Zufälle. Sie machen ein Spiel aus, das wie alles Spiel auf Überraschung und Täuschung hinausläuft.
Mehrere Sagen des gemeinen Lebens beruhn auf einer Bemerkung dieses verkehrten Zusammenhangs. So z. B. bedeuten böse Träume Glück; Totsagen langes Leben; ein Hase, der übern Weg läuft, Unglück. Fast der ganze Aberglaube des gemeinen Volks beruht auf Deutungen dieses Spiels.
Magism der Phantasie
»Nach innen geht der geheimnisvolle Weg«
Ein reiner Gedanken, ein reines Bild, eine reine Empfindung sind Gedanken, Bilder und Empfindungen, die nicht durch ein korrespondierendes Objekt erweckt usw., sondern außerhalb der sogenannten mechanischen Gesetze, der Sphäre des Mechanism, entstanden sind. Die Phantasie ist eine solche außermechanische Kraft. (Magism oder Synthesism der Phantasie. Philosophie erscheint hier ganz als magischer Idealism.)
Fortsetzung des Hemsterhuisischen Gedankens von der sonderbaren Veränderung der Welt in der Phantasie des Menschen durch die kopernikanische Hypothese, oder schon durch die Gewißheit der himmlischen Weltkörper, durch die Gewißheit, daß die Erde in der Luft schwebe.
Die Phantasie setzt die künftige Welt entweder in die Höhe oder in die Tiefe oder in der Metempsychose zu uns. Wir träumen von Reisen durch das Weltall: ist denn das Weltall nicht in uns? Die Tiefen unsers Geistes kennen wir nicht. – Nach innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft. Die Außenwelt ist die Schattenwelt, sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jetzt scheint es uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos, aber wie ganz anders wird es uns dünken, wenn diese Verfinsterung vorbei und der Schattenkörper hinweggerückt ist. Wir werden mehr genießen als je, denn unser Geist hat entbehrt.
Tiefe des Geistes
Alles ist sich gegenseitig Symptom. Töne und Striche sind, als diejenige einfache äußere Erscheinung, die am mannigfaltigsten gebildet, variiert und zusammengesetzt werden kann, am bequemsten zur Bezeichnung des Universums. Das Universum ist das absolute Subjekt oder der Inbegriff all er Prädikate. Hierin liegt schon seine unermeßliche und zugleich meßliche Gliederung, weil nur dadurch der Inbegriff aller Prädikate möglich wird. Man muß notwendig erschrecken, wenn man einen Blick in die Tiefe des Geistes wirft. Der Tiefsinn und der Wille haben keine Grenzen. Es ist damit wie mit dem Himmel. Ermüdet steht die Einbildungskraft still – und nur ihre momentane Konstitution wird damit indiziert. Hier stoßen wir auf die Möglichkeit von Geisteskrankheiten, Geistesschwächen, kurz auf die geistige Lebens- und Konstitutionslehre, und das Moralgesetz erscheint hier als das einzig wahre, große Graderhöhungsgesetz des Universums, als das Grundgesetz der harmonischen Entwicklung. Sukzessive schreitet der Mensch fort, mit jedem wahren Schritte leichter, mit jeder erlangten Geschwindigkeit wächst der Raum. Nur der rückwärts gekehrte Blick bringt vorwärts, da der vorwärts gekehrte Blick rückwärts führt.
Allzu große Dienstfertigkeit der Organe
Eine allzu große Dienstfertigkeit der Organe würde dem irdischen Dasein gefährlich sein. Der Geist in seinem jetzigen Zustande würde eine zerstörende Anwendung davon machen. Eine gewisse Schwere des Organs hindert ihn an allzu willkürlicher Tätigkeit und reizt ihn zu einer regelmäßigen Mitwirkung, wie sie sich für die irdische Welt schickt. Es ist unvollkommener Zustand desselben, daß ihn diese Mitwirkung so ausschließlich an diese Welt bindet. Daher ist sie ihrem Prinzip nach terminiert.
Sollten wir nur die Materie des Geistes und den Geist der Materie kennen lernen?
»Leben ist eine Krankheit des Geistes«
Leben ist eine Krankheit des Geistes, ein leidenschaftliches Tun.
Dem Geiste ist Ruhe eigentümlich.
Das Schwere rührt vom Geiste her. (Sonderbar, daß man bisher so wenig auf das Phänomen achtgegeben hat, daß durch das Zerfließen die spezifische Schwere zunimmt.)
Mit der Welt entsteht die Begierde: ein Hang zum Zerfließen oder die Schwere.
Seltsame Ausführung eines Gleichnisses – z.B. die Liebe ist süß, also kommt ihr alles zu, was dem Zucker zukommt.
So wie nichts frei, so kann auch nichts gezwungen sein als der Geist. Nur ein Geist kann wozu gezwungen werden. Was sich also zwingen läßt, ist Geist, insofern es sich zwingen läßt.
Leib und Geist
Der Gegensatz von Leib und Geist ist einer der allermerkwürdigsten und gefährlichsten. (Große historische Rolle dieses Gegensatzes.)
Allwesenheit des Geistes
Gegenwart des Geistes – Zukunft des Geistes – Vergangenheit. (Allwesenheit des Geistes.)
Die Welt
Die Welt ist auf jeden Fall Resultat einer Wechselwirkung zwischen mir und der Gottheit. Alles, was ist und entsteht, entsteht aus einer Geisterberührung.
Wir werden die Welt verstehn, wenn wir uns selbst verstehn, weil wir und sie integrante Hälften sind. Gotteskinder, göttliche Keime sind wir. Einst werden wir sein, was unser Vater ist.
Auf die Welt soll ich und will ich im ganzen, nicht willkürlich wirken – dafür hab' ich den Körper. Durch Modifikation meines Körpers modifiziere ich mir meine Welt, durch Nichtwirksamkeit auf das Gefäß meines Daseins bilde ich mir ebenfalls indirekt meine Welt.
Die innere Welt
...Wir müssen suchen, eine innre Welt zu schaffen, die eigentlicher Pendant der äußern Welt ist, die, indem sie ihr auf allen Punkten bestimmt entgegengesetzt wird, unsre Freiheit immer mehr erweitert. Denn unsre Freiheit geht notwendig von Bestimmung aus. Je mehr wir uns unsrer Bestimmungen entledigen, desto freier werden wir. Alle Bestimmungen gehn aus uns heraus, wir schaffen eine Welt aus uns heraus und werden damit immer freier, da Freiheit nur im Gegensatze einer Welt denkbar ist. Je mehr wir bestimmen, aus uns heraus legen, desto freier, substantieller werden wir, wir legen gleichsam das Beiwesen immer mehr ab und nähern uns dem durchaus reinen, einfachen Wesen unsres Ich. Unsre Kraft hat nun so viel Spielraum gekriegt, als die Welt unter sich hat. Da unsre Natur aber oder die Fülle unsres Wesens unendlich ist, so können wir nicht in der Zeit dieses Ziel erreichen. Da wir aber auch in einer Sphäre außer der Zeit sind, so müssen wir es da in jedem Augenblick erreichen oder vielmehr, wenn wir wollen, in dieser Sphäre reine, einfache Substanz sein können. Hier ist Moralität und Beruhigung für den Geist, den ein endloses Streben, ohne es zu erreichen, was ihm vorschwebt, unerträglich dünkt.
(Alle Bestimmung geschieht dadurch, daß Substanz des Objekts mit Akzidens des Subjekts vereinigt wird et vice versa, oder vielmehr, da Substanz allemal in der Mitte der Entgegengesetzten liegt und alle Entgegengesetzten Eins sind – jedes der Entgegengesetzten aber notwendig aus zwei Bestandteilen besteht, wovon Einer ein gemeinschaftlicher ist, obwohl kein quantitativ gemeinschaftlicher, sondern ein quantitativ getrennter –, dadurch, daß dieser gemeinschaftliche Bestandteil aufgesucht wird und auf diese Art beide in Verbindung treten, ) Sinnen- und Geisterwelt sind sich schlechterdings nur im Wechsel entgegengesetzt. Ist das Objekt (wie ich hier den Inhalt der Sinnenwelt bezeichnen will) mannigfach, so ist das Subjekt einfach, jenes beharrlich, dieses veränderlich, jenes Substanz, dieses Akzidens et vice versa. (Substanz ist lediglich eine Idee; es ist das Ganze, worauf gerade reflektiert, was gerade angeschaut wird. Akzidens ist nur sein Wechselbegriff, es wird damit sein Zustand angedeutet, die Summe von Verhältnissen, die das Ganze als Ganzes hat, Akzidens ist im Grunde nur im Plurali brauchbar.) Inwiefern der Mensch im Gehorsam leben muß? (Gegen Gott und Menschen.) (Sprachcharakter, allgemeine Sprache – woher die Verschiedenheit der Sprachen? Sagen der Zukunft. Tausendjähriges Reich. Neue Religion.) Das eigentliche philosophische System muß Freiheit und Unendlichkeit oder, um es auffallend auszudrücken, Systemlosigkeit, in ein System gebracht, sein. Nur ein solches System kann die Fehler des Systems vermeiden und weder der Ungerechtigkeit noch der Anarchie geziehen werden.
Die Kategorien sind synthetische Akzidentalbegriffe a priori, Vernunft entspricht der Zeit, Verstand dem Raume. (Warum sind 12?)
Nur zwei Reiche. Moralität streitet mit physischer Freiheit; Herrschaft, Willkür mit Gottheit, Unabhängigkeit von äußern und innern Zufällen. Die Sphäre der Moralität des Ichs hebt alle Thesis und Antithesis auf. Sie ist außer den Gesetzen, dem Wirkungskreis der theoretischen Bestimmung. (Über Freiheit. Einzelne Bestimmungen sind notwendig, aber die Vernunft muß den Wechsel regieren, der Mensch muß nur insofern bestimmt sein, als er, weil er im Reiche der Bestimmung ist, bestimmt sein muß, i. e. er muß bestimmt sein, aber nicht auf die oder die Art usw. Aller Stoff schränkt die Freiheit ein, alle Handlung dehnt sie aus.)
Jede Kategorie hat, so wie jeder reine Begriff, ein eigentümliches und ein gemeinschaftliches Merkmal. Daher kommt's, daß man bei Untersuchung eines solchen Begriffs immer im Zirkel geht. (Im Stil herrscht entweder der Gegenstand überhaupt oder der besondre Gegenstand, entweder der Zustand oder die Idee, entweder das Symbol oder das Wort, die Gestalt, Genesis oder Gebrauch des Worts. Unterschied des Rechts auf eine Person und auf eine Sache. Ich kann eine Person wie eine Sache behandeln, wenn sie nicht durch ihre vollendete Moralität alles Recht gegen sich aufhebt, z.B. Recht auf eine Weibsperson in einer wüsten Insel.
Abstufungen der Beschäftigungen zur Erhaltung der Lebensgeister.
Das Universalsystem der Philosophie muß wie die Zeit sein, ein Faden, an dem man durch unendliche Bestimmungen laufen kann. Es muß ein System der mannigfachsten Einheit, der unendlichen Erweiterung, Kompaß der Freiheit sein; weder formales noch materiales System. (Wir müssen die Dichotomie überall aufsuchen.) Über Phantasiesysteme – deren sind unendliche möglich. Es bleiben aber immer materiale Systeme, mithin nur ästhetische Kompositionen; dies muß aber reine Philosophie nicht sein. Sie enthält nur Gesetze des Orientierens und gar keinen Inhalt oder dessen Form, im gewöhnlichen Sinne. Sie ist weder formal noch material. (Jeder synthetische Begriff enthält zwei speziell entgegengesetzte Begriffe als Akzidensbegriffe, als Begriffe, zwischen denen er wechselt, oder besser, die mittels seiner wechseln.) Die bisherigen Begriffe von Gott waren ziemlich richtige Ideen von Menschen – qua Intelligenz.
Reine Empfindung, woher ist die der sicherste Probierstein der Wahrheit usw.? Unsre Empfindung schließt aus und schließt ein, bestimmt aber nichts. Sie, in ihrer Totalität, ist die bewußtseinlose Anschauung der Geisteswelt; wir empfinden ein objektives Ganzes, und bei jeder Bestimmung des Erkenntnisvermögens empfinden wir ein gewisses Recht oder Unrecht an ihr, ohne, sonder Tätigkeit der Einbildungskraft usw., dasselbe angeben zu können. Dieses Verhältnis gibt der Urteilskraft vorzüglich viel Stoff.
Das außer der Zeit Befindliche kann nur in der Zeit tätig oder sichtbar sein. (Warum Universalphilosophie kein positives System sein kann? Sie kann nichts als die Form der vollständigen Tätigkeit des Geistes bei einer Bestimmung enthalfen.) Um etwas zu bilden, muß man ein Objekt vor sich haben; entweder entwirft man sich dies selbst oder findet es auswärts.
Nur der vollkommenste Mensch kann die vollkommenste Philosophie entwerfen. Der Mensch steht durchaus mit sich selbst in Wechselwirkung und innigem Zusammenhang. Jeder Fehler, jede Tugend muß einen allgemeinen Wirkungskreis, einen Totaleinfluß haben. Er kann nicht eine Tugend im eigentlichen Sinne hier, und dort nicht haben.
Die Kategorien sind nur synthetische Begriffe a priori. Sollte es denn nicht synthetische Ideen a priori und synthetische Anschauungen und Empfindungen geben?
Unsre Staaten sind nur Agglomerationen. Staaten im eigentlichen Sinne des Worts sind nur mittels einer sehr idealischen Einbildungskraft denkbar. Unsre Staaten sind Staaten – sie sind keine. Wie besteht dies? Der Satz ist wahr, den wir mit der Kraft der Wahrheit anschaun, den wir zur Idee erheben. (Sphäre der Indifferenz: semper idem; Sphäre der Differenz: Veränderung; synthetische Sphäre: Wechsel.) Die unendliche Idee unsrer Freiheit involviert auch eine unendliche Reihe unsrer Erscheinungen in einer Sinnenwelt. Wir werden nicht an die einzige Erscheinung in unsrem irdischen Körper auf diesem Planeten gebunden sein.
Überall sind drei Sphären. Sie sind nur in Rücksicht ihrer selbst bestimmt. Ihre Wirksamkeit ist so verschieden als die Teile der Unendlichkeit. Sie sind aber immer dieselben, der Stoff und die Form ihrer Erscheinungen mag so verschieden sein, als er will. Sie sind in Rücksicht auf ihre jedesmalige Bestimmung vollkommen indifferent. Sie sind, was sie sind, sie tun, was sie tun, sie leiden, was sie leiden, lediglich ihrer selbst willen. Um realisiert zu werden, müssen sie sich einzeln anwenden lassen, i. e. im einzelnen erscheinen, aber dennoch sind sie und bleiben sie ewig unentjungfert, ewig sie selbst, ungeteilt und frei. (So ist es mit allen Ideen. Ihre Erscheinung scheint sie nur zu verwandeln.) So ist es mit der Menschheit. (Sie ist im ganzen und einzelnen dieselbe.) Die Ideen erheben zu sich, sie lassen sich nicht herab. Prinzip der Vervollkommnung in der Menschheit. Die Menschheit wäre nicht Menschheit, wenn nicht ein tausendjähriges Reich kommen müßte. Das Prinzip ist in jeder Kleinigkeit des Alltagslebens, in allem sichtbar. Das Wahre erhält sich immer, das Gute dringt durch, der Mensch kommt wieder empor, die Kunst bildet sich, die Wissenschaft entsteht, und nur das Zufällige, das Individuale verschwindet. Es ist der Kampf des Vergänglichen mit dem Bleibenden. Endlich lernt Herkules die immer wachsende Hydra doch töten. Endlich muß der Sieg à l'ordre du jour werden – Resultat der berechnetsten, genauesten Kunst. Die Kunst muß über die rohe Masse triumphieren, Übung macht den Meister. (Weisheitskunst und Weisheitswissenschaft.) Sphäre der Realität (des Einzelsinnes) – gemeinschaftlicher Stoff des Entgegengesetzten. (Jeder Teil der entgegengesetzten Substanzen besteht wieder aus beiden.) Totalität ist nur Vollständigkeit der Verhältnisse. (Wie entstehn die Teile in der Substanz und werden selbständig?) Wir müssen durchgehends auf den synthetischen Zusammenhang der Entgegengesetzten reflektieren, also auch zwischen Sinnen- und Geisterwelt. (In den Produkten jeder Welt ist das Eigentümliche und das Prädominierende. Die Idee hängt so gut an der Sinnenwelt als das Gefühl an der Geistwelt.) Ich behaupte, daß Analyse und Synthese eigentlich entgegengesetzte Handlungen sind. Welches ist ihr synthetischer Charakter oder ihre gemeinschaftliche Sphäre? (Alle Schmerzen müssen ein Maximum haben, kurz alle unangenehmen Zustände müssen ihre Bestimmung, ihre Grenzen, ihre Ordnungen haben, unter denselben Gesetzen stehn als die Zustände der Lust. Der höchste Schmerz kann nur ein Augenblick sein. Thetischen-antithetischen Schmerz. Lust und Unlust stehn im Wechsel.) Hang des Menschen, oft ein offenbar Schädliches zu ergreifen, oft par dépit sich mutwillig zu verderben. Es ist noch Äußerung der Freiheit.
Allen Vermögen und Kräften des Gemüts muß etwas entgegengesetzt sein? Was ist das? (In welcher Sphäre ist alles Ganzes Teil und in welcher aller Teil Ganzes?) Es gibt nur zwei Urelemente und eine Sphäre der Erscheinung für dieselben. (Liebe als synthetische Kraft.) Es kommt nur darauf an, ob wir etwas in die innre Sphäre unsrer freien Tätigkeit aufnehmen, was sie hemmt, so leiden wir auch und sind abhängig davon. Selbst das größeste Unglück muß aufgenommen werden in diese Sphäre, wenn es uns eigentlich affizieren soll, sonst bleibt es uns fremd und außer uns.
Eigentum in unserm rechtlichen Sinne ist nur ein positiver Begriff, i. e. der mit dem Zustande der Barbarei aufhören wird. Das positive Recht muß positive Grundlagen a priori haben. Eigentum ist dasjenige, was die Möglichkeit gibt, in der Sinnenwelt seine Freiheit zu äußern. (Was analytisch in der Geisteswelt ist, ist synthetisch in der Sinnenwelt et vice versa.) Analyse und Synthese sind auf diese Art Wechselbegriffe. Jedes nimmt des andern Platz und Vices ein in der entgegengesetzten Sphäre, nämlich das, wovon Analyse und Synthese prädiziert wird. (Stärke läßt sich durch Gleichgewicht ersetzen, und im Gleichgewicht sollte jeder Mensch bleiben, denn dies ist eigentlich der Zustand seiner Freiheit.) Was heißt das, die Tugend um ihrer selbst willen lieben? (Das reale Denken muß im Entgegengesetzten in zwei materialen, entgegengesetzten Sphären sein. Thetisches, antithetisches Entgegensetzen. Nur Entgegengesetzte lassen sich entgegensetzen. Allem Handeln, i. e. allem Bestimmen muß ein Bestimmbares korrespondieren. Tätigkeit ist ein synthetischer Begriff, der einen Wechsel zwischen Subjekt Objekt begründet. Er ist das Medium, das Vehikel alles Wechsels; Wechsel und Tätigkeit bedingen einander wechselseitig. Keine Tätigkeit schafft also etwas Neues, sondern sie verknüpft nur das Seiende zu gegenseitiger Wirksamkeit. Tätigkeit ist die dritte materiale Sphäre, durch die alle Formation möglich und wirklich gemacht wird. (Sphäre verleitet zu falschen Begriffen – lieber bloß Materie.) Thetische, antithetische und synthetische Materie.
Dies ist die Begründung von Ursache und Wirkung. Wie wird aber Substanz und Akzidens und Gemeinschaft begründet? Nur zusammen sind sie ein Ganzes, ein Etwas. Alles muß entweder in einem oder dem andern sein. Keine dieser Materien ist entbehrlich. Zusammengenommen, in ihrer Totalität, sind sie das Weltall. Dies ist freilich schon eine Phantasie-Anschauung, schon ihr eignes Produkt. Da sie unzertrennlich sind, so müssen sie alles zusammensetzen, was als Ursache und Wirkung, Substanz und Akzidens, notwendig Verneintes, notwendig Bejahtes bestimmt werden kann.
In der Kategorie der Disjunktion wird etwas durch Affirmation negativ und durch Negation affirmativ bestimmt. In der Kategorie der Kausalität wird die Kausalität durch die Dependenz et vice versa bestimmt, i. e. etwas wird als kausal dependent und als dependent kausal bestimmt. In der Kategorie der Substantialität wird etwas als Substanz durch seine Akzidenzen und als Akzidens durch seine Substanz bestimmt.
Unsre innre Welt muß der äußern durchaus bis in die kleinsten Teile korrespondieren, denn sie sind sich im Ganzen entgegengesetzt. Was sich dort so entgegengesetzt ist, ist sich hier umgekehrt entgegengesetzt oder durcheinander bestimmt; lauter antithetische Bestimmungen.
Nur durch Handeln kann etwas für mich entstehn, denn es kommt etwas in meine Sphäre, es entsteht etwas zwischen mir und mir. Nur durch meine Tätigkeit ist ein Sein für mich möglich. Ich rücke gleichsam meine Grenze vorwärts, ich gewinne etwas. Dieses Etwas muß ein Nichttätiges, ein Stetes sein.
Schmerzen müssen um deswegen erträglich sein, weil wir sie uns selbst setzen und wir also nicht mehr leiden, als wir tätig dabei sind.
Ursach und Wirkung in der ersten Kategorie der Relation ist besser ausgedrückt: Bestimmendes – Bestimmbares oder Bestimmsames; das Akzentuierte und das Ausfüllende, Verknüpfende.
Wie bestimmen uns dunkle Empfindungen und Anschauungen so mächtig? Weil sie wie Objekte unsre Wirksamkeit reizen.
Ist ein Organon der reinen Schematik möglich, oder ist dieselbe selbst das ursprüngliche Organon? Oder liefert allein die Verbindung der reinen Schematik, als theoretischer Form, mit der reinen Metaphysik, als praktischem Stoff, das eigentliche Organon, welches uns Fichte in seiner Wissenschaftslehre aufstellt, und welches eins und unteilbar ist?
(Freies und notwendiges Ich. Es gibt gar kein Leiden im Ich. Ich ist Handlung und Produkt zugleich. Wollen und Vorstellen sind Wechselbestimmungen. Das Ich ist nichts anders als Wollen und Vorstellen. Was von der Außenwelt unterschieden wird, ist das praktische Ich. Nur das praktische Ich kann wahrgenommen werden, denn dies ist auch das eigentliche Grund-Ich. Vermögen hat eigentlich das Ich nicht. Es ist nur, insofern es sich setzt, und setzt sich nur, insofern es ist. (Vollständiges Ich zu sein ist eine Kunst. Man kann und man ist, was man will. Man ist mehr oder weniger Ich, je nachdem man will.)
Über die synthetische Sphäre zwischen Sein und Setzen.
Akzidenzen können schlechthin nur in Einem Objekt sein. Substanz sind doch beide Akzidenzen zusammengenommen. Aber wie ist diese Zusammennehmung möglich? Alles Objekt als Objekt, i. e. in der Handlung, in der es Objekt ist und wird, hat eine laute und eine stumme Seite, einen widerstehenden und freien Teil, eine zu und abgekehrte Seite; es ist laut und stumm, widerstehend und frei zugleich. Was idealisch unter beide Akzidenzen verteilt ist, ruht jetzt allein auf der in Anspruch genommenen und das Entgegengesetzte auf der andern. Anschaubar ist folglich nur Ein Akzidens auf einmal. (Materie und Form sind immer unabhängig voneinander begründet. Ihr Zusammentreffen ist nicht in ihnen, sondern in einem dritten, im Objekte, bedingt, und dieses ist wieder durch die Handlung des Ich bedingt.)
Das Objekt ist schlechthin auf keine andre Weise zu untersuchen, als insofern es Objekt, i. e. in der Handlung ist, in der es Objekt ist.
Objekt des notwendigen und Objekt des freien Ich.
Willkürlich, i. e. objektiv muß alles sein, was die Menschen frei bestimmen soll, oder besser, woran sich die Menschen frei bestimmen sollen. Je unabhängiger von der Vernunft etwas ist, desto fähiger, Bestimmungsgrund zu sein. Hierin liegt das Geheimnis der Magie alles Positiven, alles Unerklärlichen, aller Formeln, der Götzenbilder, des Aberglaubens usw. Das notwendige Ich kommt dabei mit ins Spiel; wirksame Vorstellung wechselt unmittelbar mit seinen Produkten. Je mehr also sich etwas seinem Produkte nähert, desto gewisser wechselt wirksame Vorstellung mit demselben. (Daher wirkt auch das Vergangne und Zukünftige so wunderbar auf uns, weil, je unabhängiger ein Objekt von unsrer Wirksamkeit ist, desto freier unsre Wirksamkeit spielt; daher auch die sonderbare Alltäglichkeit der Gegenwart. Hier wird das Gemüt zu einer bestimmten Wirksamkeit gezwungen und das notwendige Ich zu sehr empfunden, dahingegen dort das notwendige Ich gleichsam mehr separiert ist und so das vorstellende Ich seine Freiheit mehr empfindet. Empfindung der Freiheit ist Empfindung der Lust. (Bestimmtsein, ohne bestimmt zu sein wie das Objekt. Im Ich also: innerstes Gefühl des Unwandelbaren.) Dadurch, daß das Ich sein Leiden und seine Tätigkeit fühlt, ist es mehr als Objekt; Subjekt und Objekt zugleich. Wie kann es beides zugleich sein? Indem es auf sich reflektiert. In der Reflexion, als aus beiden entstanden, ist ein unaufhörlicher Wechsel oder ein unendlicher Wechsel, weil man von einem zum andern getrieben wird. Also ist das Ich bald Objekt, bald Subjekt, je nachdem man bald hier-, bald dorthin sieht und sehn muß. Reflexion und Objekt sind Akzidenzen. Ich ist das Eine, was sie ausmachen, – und da die Reflexion nur im Entgegensetzen besteht, so setzt sie unaufhörlich entgegen.
Phantasie, Verstand, Gedächtnis usw. sind Handlungsweisen, die auf die verschiedenste Weise modifiziert sein können. Z. B.: es gibt einen phantastischen Verstand, eine verständige Phantasie, kurz, es sind die notwendigen Akzidenzen des Vernunftwesens, die nur zusammen etwas sind, wo aber bald die eine, bald die andre prädominiert. Es sind Handlungsweisen des Ich in bestimmten Wechselsphären.
Über Perioden, Objektivität und Subjektivität des Stils. Einheit, Runde, Leichtigkeit, Charakter, Stimmung der Perioden. (Leichte, ungehemmte, Überblick der Perioden.) (Fester Charakter, an den alles leicht, ruhig und gemächlich in der gefälligen Ordnung der sich selbst beschränkenden Freiheit hinläuft.)
Es gehört zu jedem Realen ein Zweifaches, wovon das eine die Materie zum Wesentlichen und die Form zum Zufälligen und das andre die Materie zum Zufälligen und die Form zum Wesentlichen hat.
Jede Wissenschaft entsteht aus der Erscheinung des Ich in einer bestimmten Sphäre, aus der Behandlungsart eines gewissen Stoffs.
Ein Stoff muß sich selbst behandeln, um behandelt zu sein. (Bloßes Leiden, bloßes Tätigsein sind abstrakte Zustände.) Alles leidet nur, inwiefern es tätig ist, et vice versa. Soviel Handlungsarten, soviel Leidensarten.
Über die Menschheit. Ihre reine vollständige Ausbildung muß erst zur Kunst des Individui werden und von da erst in die großen Völkermassen und dann in die Gattung übergehn. Inwiefern ist sie ein Individuum?
Magische Zeitlehre
Vollkommene Gegenwart
Die unvollkommne Gegenwart setzt eine unvollkommne Zukunft und eine unvollkommne Vergangenheit voraus; eine Zukunft, der Vergangenheit beigemischt ist, die durch Vergangenheit zum Teil gebunden, modifiziert ist; eine Vergangenheit, die mit Zukunft gemischt und durch dieselbe modifiziert ist. Aus beiden besteht die unvollkommne Gegenwart, welches eigentlich ihr Erzeugungsprozeß ist. (Unvollkommne Gegenwart – unvollkommne Besonnenheit.)
Vollkommne Gegenwart erzeugt vollkommne freie Zukunft und vollkommne freie Vergangenheit, die beide zugleich affiziert werden und beide zugleich wirken. In der vollkommnen Gegenwart läßt sich keins von beiden unterscheiden. Die Äußerungen, das Verhalten der neuen Einheit läßt sich aus den Eigenschaften und dem Verhalten der isolierten Elemente nicht erklären. (Alle Erklärung muß, ihrer Natur nach, herabsteigen, analytisch werden und so verfahren, wie Kant in der Phänomenologie die Bewegung konstruiert hat.)
Synthesis des Mittelbaren und Unmittelbaren, des Vollkommnen und Unvollkommnen: Gott und Mensch, Natur und Naturwesen, Geist (Zauberer) und Seele (Künstler).
Isochronism
Wer weiß, was für wunderbare Resultate der Isochronismus mehrfacher Handlungen geben würde – so wie Feuerstein und Stahl einen lichten Funken durch stoßweise Reibung geben.
Der Augenblick
Das Allgemeine jedes Augenblicks bleibt, denn es ist im Ganzen. In jedem Augenblicke, in jeder Erscheinung wirkt das Ganze. Die Menschheit, das Ewige ist allgegenwärtig, denn sie kennt weder Zeit noch Raum. Wir sind, wir leben, wir denken in Gott, denn dies ist die personifizierte Gattung. – Es ist nicht unserm Sinn ein Allgemeines, ein Besonders. Kannst du sagen, es ist hier oder dort? Es ist alles, es ist überall. In ihm leben, weben und werden wir sein. Alles Echte dauert ewig, alle Wahrheit, alles Persönliche.
Die Ideale sind auch Produkte eines Übergangsmoments.
Über den gegenwärtigen Moment
Über den gegenwärtigen Moment, oder den immerwährenden Erstarrungsprozeß der irdischen Zeit. Sie hat eine sonderbare Lebensflamme. Die Zeit macht auch alles, wie sie auch alles zerstört, bindet, trennt. Natur der Erinnerung. Seelenflamme. Besondres Leben der Seele. Innre Lebensweise. Der Erstarrungsprozeß.
Dies rührt von der Berührung einer zweiten Welt, eines zweiten Lebens her, wo alles entgegengesetzt ist.
Wir springen wie ein elektrischer Funken in die andre Welt hinüber. Zunahme der Kapazität. Tod ist Verwandlung, Verdrängung des Individual-Prinzips, das nun eine neue, haltbarere, fähigere Verbindung eingeht.
Der rechte Sinn für den Zufall
Wer rechten Sinn für den Zufall hat, der kann alles Zufällige zur Bestimmung eines unbekannten Zufalls benutzen – er kann das Schicksal mit gleichem Glück in den Stellungen der Gestirne, als in Sandkörnern, Vogelflug und Figuren suchen.
Zeitenfülle
Sollte es nicht ein Vermögen in uns geben, was dieselbe Rolle hier spielte wie die Feste außer uns, der Äther, jene unsichtbar sichtbare Materie, der Stein der Weisen, der überall und nirgends, alles und nichts ist? Instinkt oder Genie heißen wir sie, sie ist überall vorher. Sie ist die Fülle der Zukunft, die Zeitenfülle überhaupt – in der Zeit, was der Stein der Weisen im Raum ist: Vernunft, Phantasie, Verstand und Sinn sind nur ihre einzelnen Funktionen.
Magische Zukunftslehre
(Psychologische Zukunftslehre.) Gedächtnis, Verstand und Einbildungskraft sollen sich künftig nicht mehr einander nötig haben; sie sollen aus Elementen unsers Geistes Bestandteile, Glieder, selbständige Geister gleichsam werden.
Gedächtnis ist direkter Sinn, Verstand indirekter Sinn. Die Einbildungskraft ist das wirkende Prinzip, sie heißt Phantasie, indem sie auf das Gedächtnis wirkt, und Denkkraft, indem sie auf den Verstand wirkt. Die Einbildungskraft soll direkter (äußrer) und indirekter (innrer) Sinn zugleich werden. Der indirekte Sinn soll direkter Sinn und selbstwirkend zugleich werden. Diese Verwandlungen werden und müssen zugleich, in demselben Momente geschehn. (Direkte, indirekte und substantielle Welt sollen harmonisch werden.) (Harmonie von Poesie, Philosophie und Gelehrsamkeit.)
Beschwörung des höchsten Guts
Die indirekte, von selbst eintretende Folge der vollendeten Philosophie oder des herrschenden Philosophism, also ihr indirekter Zweck, ist das höchste Gut, wozu auch höchste Schönheit usw. gehört. Im vollendeten Körper oder Organ wird die hohe Gestalt und Bewegung, die schöne Seele der Menschheit von selbst erscheinen. Indirekte Konstruktion und Beschwörung des höchsten Guts.
Sollte das höchste Prinzip das höchste Paradoxon in seiner Aufgabe enthalten? Ein Satz sein, der schlechterdings keinen Frieden ließe, der immer anzöge und abstieße, immer von neuem unverständlich würde, sooft man ihn auch schon verstanden hätte? Der unsre Tätigkeit unaufhörlich rege machte, ohne sie je zu ermüden, ohne je gewohnt zu werden? Nach alten mystischen Sagen ist Gott für die Geister etwas Ähnliches.
Experimentieren in Gott
Sollte Gott das Element der Synthesis sein, gleichsam das Oxigene dieser Operation? (Experimentieren in Gott, Theosophistereien) Spinozism – Emanationssystem.
Die Hypostase versteht Fichte nicht, und darum fehlt ihm die andere Hälfte des schaffenden Geistes.
Ohne Ekstase –fesselndes, alles ersetzendes Bewußtsein – ist es mit der ganzen Philosophie nicht weit her. (Spinozas Zweck.)
Anfangsgründe der Weltweisheit.
Religiöse Ansicht der Welt als des Ursprungs aller Begierde.
Mit der Welt entsteht die Begierde: ein Hang zum Zerfließen, oder die Schwere.
Luftvernichtung ist Herstellung des Reichs Gottes.
Magische Wissenschaft
Hemsterhuis
Die magischen Wissenschaften entspringen nach Hemsterhuis durch die Anwendung des moralischen Sinns auf die übrigen Sinne, i. e. durch Moralisierung des Weltalls und der übrigen Wissenschaften.
Die Wissenschaft im großen besteht nach Hemsterhuis aus dem Produkt der Gedachtniswissenschaften oder der gegebenen Kenntnisse und der Vernunftwissenschaften oder der gemachten Kenntnisse. Die letztern sind das Werk des Menschen. Die Wissenschaft im großen ist also überhaupt die Totalfunktion der Daten und Fakten. Die n-Potens des Reihenbinoms der Daten und Fakten.
Hier wird die kombinatorische Analysis Bedürfnis.
Die größesten Wahrheiten unsrer Tage verdanken wir dem Kontakt der lange getrennten Glieder der Totalwissenschaft Hemsterhuis'.
Hemsterhuis' und Dumas' merkwürdige Ideen von den Aphelien und Perihelien des menschlichen Geistes, dem Charakter jeder Perihelie und seiner Entstehung und Ausbildung.
Hemsterhuis' Theorie des moralischen Sinns. Seine Mutmaßungen von der Perfektibilität und dem unendlich möglichen Gebrauch dieses Sinns. Philosophische Ethik – poetische Ethik.
Schönheit und Sittlichkeit sind fast wie Licht und Wärme in der Geisterwelt. Man wird durch ihre genauere Kenntnis, ihre Verwandtschaften, ihre Analogie, wie durch jene die Wissenschaftskunde der Sternwelt, so durch diese die Geisterweltskunde begründen und ausführen können.
Tötet der Mystizism die Vernunft? Kant meint den Dogmatism. Dogmatism ist Verhältnisaufhebende usw. Tätigkeit oder Untätigkeit.
Hemsterhuis' Erwartungen vom moralischen Organ sind echt prophetisch.
Unendliche Wissenschaften
(Kasuologie.) Es muß unendliche Wissenschaften, unendliche Menschen, unendliche Moralisten, unendliche Götter, wie unendliche Größen geben. Heterogene Dinge können sich einander nur nähern.
Die magische oder die Wunderwahrheit
Natur und Wunderwahrheit
Alle Überzeugung ist unabhängig von der Naturwahrheit. Sie bezieht sich auf die magische oder die Wunderwahrheit. Von der Naturwahrheit kann man nur überzeugt werden, insofern sie Wunderwahrheit wird. Aller Beweis fußt auf Überzeugung und ist mithin nur ein Notbehelf im Zustand des Mangels an durchgängiger Wunderwahrheit. Alle Naturwahrheiten beruhen demnach ebenfalls auf Wunderwahrheit.
Der Wissenstrieb
Der Wissenstrieb ist aus Geheimnis und Wissen wunderbar zusammengesetzt.
Das Geheimnisvolle
Das Unbekannte, Geheimnisvolle ist das Resultat und der Anfang von allem. (Wir kennen nur eigentlich, was sich selbst kennt.) Was sich nicht begreifen läßt, ist im unvollkommnen Zustande, es soll allmählich begreiflich gemacht werden. Die Natur ist unbegreiflich per se.
»Alles Sichtbare haftet am Unsichtbaren«
Alles Sichtbare haftet am Unsichtbaren, das Hörbare am Unhörbaren, das Fühlbare am Unfühlbaren. Vielleicht das Denkbare am Undenkbaren.
Autorität
Es ist gewiß, daß eine Meinung sehr viel gewinnt, sobald ich weiß, daß irgend jemand davon überzeugt ist, sie wahrhaft annimmt. Freilich muß es auf eine Art sein, deren Ursache nicht gleich in die Augen fällt. Die Autorität hat Gewicht, denn sie macht eine Meinung mystisch, reizend. Geheimnisse sind Armaturen, Kondensatoren des Divinations-, des Erkenntnisvermögens.
Glauben
Vom Glauben hängt die Welt ab
Wissenschaft ist nur eine Hälfte. Glauben ist die andre.
Glauben ist Empfindung des Wissens; Vorstellung Wissen der Empfindung. Gedanken, Denken ist das Prädominierende im Wissen sowie Fühlen im Glauben.
Vom Glauben hängt die Welt ab. Glauben und Vorurteil ist eins. Wie ich eine Sache annehme, so ist sie für mich.
Mystischer Dogmatism des Orients
Mystischer Dogmatism des Orients (entstanden aus Trägheit und Ahndung), höhere Mitteilung der Erkenntnis, intellektueller Quietismus, System des Wissens wie System der Gnade. Passives System – indirekt tätiges System.
Axiom: Wir können von uns selbst nichts wissen. Alles echte Wissen muß uns gegeben sein.
(Tätige Bearbeitung und Erhebung der Trägheit.)
Glaubenskraft
Der Glauben hat auch Grade. Er disponiert. Aus Kraft des Glaubens ist die ganze Welt entstanden; er ist das synthetische Prinzip. Sinn und Begriff sind eins. Ein Sinn ist ein allgemeiner Begriff, i. e. ein individueller Begriff, nicht allgemein im gewöhnlichen Sinn, wo es polarisch ist. Der Begriff entsteht durch Wahl, Annahme, Setzung, so auch der Sinn. Im Willen ist der Grund der Schöpfung. Glauben ist Wirkung des Willens auf die Intelligenz. Objektive und subjektive Intelligenz. Die Wirkung der objektiven Intelligenz wird ein Objekt, ein Naturwesen; der subjektiven Intelligenz ein Subjekt, ein Begriff, ein Verstandeswesen sein. Glaubenskraft ist also Willen. Aus der Anwendung derselben entsteht allmählich die Welt usw. Grade des Willens.
Glauben ist die Operation des Illudierens, die Basis der Illusion. Alles Wissen in der Entfernung ist Glauben. Der Begriff außer mir ist Ding. Alles Wissen endigt und fängt im Glauben an. Vor- und Rückerweiterung des Wissens ist Hinausschiebung, Erweiterung des Glaubensgebiets. Das Ich glaubt ein fremdes Wesen zu sehn – durch Approximation desselben entsteht ein anderes Mittelwesen, das Produkt, was dem Ich zugehört, und was zugleich dem Ich nicht zuzugehören scheint. Die Mittelresultate des Prozesses sind die Hauptsache; das zufällig gewordene oder gemachte Ding ist das verkehrt Beabsichtigte.
Am Ende beruht die Begreiflichkeit eines Phänomens auf Glauben und Willen. Mache ich ein Geheimnis aus einer Erscheinung, so ist es für mich eins. Es ist damit wie mit den Schranken.
Wunderkraft der Fiktion
Der ganze Staat läuft auf Repräsentation hinaus.
Die ganze Repräsentation beruht auf einem Gegenwärtigmachen des nicht Gegenwärtigen und so fort. (Wunderkraft der Fiktion.) Mein Glauben und Liebe beruht auf repräsentativem Glauben. So die Annahme: der ewige Friede ist schon da; Gott ist unter uns; hier ist Amerika oder nirgends; das goldne Zeitalter ist hier; wir sind Zauberer; wir sind moralisch usf.
Wunder
Wunder stehn mit naturgesetzlichen Wirkungen in Wechsel: sichbeschränken einander gegenseitig und machen zusammen ein Ganzes aus. Sie sind vereinigt, indem sie sich gegenseitig aufheben. Kein Wunder ohne Naturbegebenheit und umgekehrt.
Die Sphäre der gebildeten goldnen Zeit
(Wissenschaftslehre.) Bloßes Experimentieren mit a und b und 0 usw. gibt uns die allgemeinsten Formeln. Die allgemeinen Naturgesetze sind aus dem Experimentieren mit nichts entstanden.
Verbindung der Schöpfung ex nihilo et ex aliquo.
Das Allgemeine wird am besten durch nichts, 0, ausgedrückt. Die Atome sind gleichsam die Schriftzeichen der Natur, und ihnen entsprechen die Schwingungen des Äthers – der Feste. Beide Systeme erklären sich gegenseitig: Aus einem allgemeinen Atom und einer allgemeinen Schwingung ist die Welt entstanden. Große und kleine Atome – große und kleine Vibrationen usw.
Die Plastiker oder Atomisten haben einen Stoff (bewegende Kraft), die Musiker einen modifizierenden Körper, einen Anstoß nötig. Fichte gehört zu den Musikern. (Konkavisten – Konvexisten; Eindruck – Ausdruck.) Beide haben einen Anstoß, eine Berührung nötig. Die einen zum Gestalten, die andern zum Bewegen. Theorie der Berührung. (Wozu überhaupt ein Anfang? Dieser unphilosophische oder halbphilosophische Zweck führt zu allen Irrtümern.) Das Übergangsgeheimnis der Transsubstantiation.
(Philosophie und pathologische Logik.) Merke dir, daß alle Behandlung des Irrtums auf Irrtum führt. Idealisierung des Realism und Realisierung des Idealism führt auf Wahrheit. Einer arbeitet für den andern und so indirekt für sich. Der Idealist muß, um direkt für den Idealism zu arbeiten, den Realism zu beweisen suchen, und umgekehrt. Der Beweis des Realism ist der Idealism, und umgekehrt. Will er den Idealism direkt beweisen, so kommt er auf 0, i. e. er dreht sich immer im Zirkel, oder besser, er bleibt auf einem Flecke; aller Beweis geht aufs Entgegengesetzte.
Alles ist demonstrabel = alles ist antinomisch.
Es gibt eine Sphäre, wo jeder Beweis ein Zirkel oder ein Irrtum, wo nichts demonstrabel ist; dies ist die Sphäre der gebildeten goldnen Zeit. Die polare Sphäre und diese harmonieren auch. Ich realisiere die goldne Zeit, indem ich die polare Sphäre ausbilde. Ich bin in ihr ohne Bewußtsein, insofern ich in der polaren ohne solches bin, und mit Bewußtsein, insofern ich in beiden mit solchem bin. So bin ich auch Natur und Geist ohne Bewußtsein nur zugleich und mit Bewußtsein nur zugleich – und beides und Krieg und Frieden nur zugleich ohne Bewußtsein und nur zugleich mit Bewußtsein.
Magische Weltpsychologie
Wenn die Welt gleichsam ein Niederschlag aus der Menschennatur ist, so ist die Götterwelt eine Sublimation derselben. Beide geschehen uno actu. Keine Präzipitation ohne Sublimation. Was dort an Agilität verlorengeht, wird hier gewonnen.
Wir sind zugleich in und außer der Natur.
Sollte die Menschenpsychologie, etwa wie die Wissenschaftslehre, bloß den Menschen als ein Ganzes, als System betrachten (und bloß von oben herunter), und Psychologie überhaupt bloß mit Ganzen zu tun haben? Dann schiene mir Psychologie und Physiologie vollkommen eins zu sein und die Seele nichts als Prinzip des Systems, Substanz zu sein; ihre Wohnstätte wäre der Himmel.
Physiologie überhaupt wäre Weltpsychologie, und Natur und Seele auch eins, da unter Natur doch nur Geist des Ganzen, substantielles Prinzip verstanden wird.
Wir sind mit dem Unsichtbaren näher als mit dem Sichtbaren verbunden. (Mystischer Republikaner.)
Nur das Unvollständige kann begriffen werden, kann uns weiterführen. Das Vollständige wird nur genossen. Wollen wir die Natur begreifen, so müssen wir sie als unvollständig setzen, um so zu einem unbekannten Wechselgliede zu gelangen. Alle Bestimmung ist relativ.
Magische Naturgeschichte
Magische Sinnenlehre
Von der unsinnlichen oder unmittelbaren Erkenntnis. Aller Sinn ist repräsentativ, symbolisch, ein Medium. Alle Sinnenwahrnehmung ist aus der zweiten Hand. Je eigentümlicher, je abstrakter, könnte man sagen, die Vorstellung, Bezeichnung, Nachbildung ist, je unähnlicher dem Gegenstande, dem Reize, desto unabhängiger, selbständiger ist der Sinn. Bedürfte er nicht einmal einer äußern Veranlassung, so hörte er auf, Sinn zu sein, und wäre ein korrespondierendes Wesen. Als solches können seine Gestaltungen wieder mehr oder weniger ähnlich und entsprechend Gestaltungen andrer Wesen sein. –Wären seine Gestaltungen und ihre Folge der Gestaltenfolge eines andern Wesens vollkommen gleich und ähnlich, so wäre der reinste Einklang zwischen beiden vorhanden.
Magische Lebenslehre
»... denn darin besieht gerade das Leben, daß es nicht begriffen wer den kann«
Um das Ich zu bestimmen, müssen wir es auf etwas beziehn. Beziehn geschieht durch Unterschiede – beides durch These einer absoluten Sphäre der Existenz. Dies ist das Nursein oder Chaos.
Sollte es noch eine höhere Sphäre geben, so wäre es die zwischen Sein und Nichtsein, das Schweben zwischen beiden – ein Unaussprechliches; und hier haben wir den Begriff von Leben.
Leben kann nichts anders sein. Der Mensch stirbt, der Stoff bleibt, das Mittelglied, wenn ich so sagen darf, zwischen Stoff und Vernichtung ist weg, der Stoff wird bestimmungslos, jedes eignet sich zu, was es kann.
Hier bleibt die Philosophie stehn und muß stehn bleiben; denn darin besteht gerade das Leben, daß es nicht begriffen werden kann.
Nur aufs Sein kann alle Philosophie gehn. Der Mensch fühlt die Grenze, die alles für ihn, ihn selbst umschließt, die erste Handlung; er muß sie glauben, so gewiß er alles andre weiß. Folglich sind wir hier noch nicht transzendent, sondern ein Ich und für das Ich.
Um sich selbst zu begreifen, muß das Ich ein andres ihm gleiches Wesen sich vorstellen, gleichsam anatomieren. Dieses andre, ihm gleiche Wesen ist nichts andres als das Ich selbst. Die Handlung dieser Alienation und respektiven Produktion wird es gleichfalls nur an diesem Gedankenpräparat gewahr, es findet, daß es bei ihm selbst ebenso sein muß, daß die Handlung auf keine andre Art bei ihm geschieht, die dieser Reflexion vorhergeht ... Natürlicher Gang der Reflexion zum Resultat und vom Resultat zur Reflexion, als dem Resultate des Resultats.
Leben ist ein aus Synthese, These und Antithese Zusammengesetztes und doch keins von allen dreien.
Den Gehalt der These und die Form der ersten Synthese und Antithese müssen alle folgenden Thesen, Synthesen und Antithesen haben. Folglich muß Sein allen Thesen, Trennen und Beziehn allen Antithesen und Synthesen sein: ihr Charakter.
Ist alle Philosophie nicht bloß zum Gebrauch oder Behuf der Reflexion möglich?
Deshalb muß sie dogmatisch sein und transzendent scheinen.
Was verstehen wir unter Ich?
Hat Fichte nicht zu willkürlich alles ins Ich hineingelegt? Mit welcher Befugnis?
Kann ein Ich sich als Ich setzen, ohne ein anderes Ich oder Nicht-Ich? (Wie sind Ich und Nicht-Ich gegensetzbar?)
Das Ich hat eine hieroglyphische Kraft.
Es muß ein Nicht-Ich sein, damit Ich sich als Ich setzen könne. (These, Antithese, Synthese.)
Die Handlung, daß Ich sich als Ich setzt, muß mit der Antithese eines unabhängigen Nicht-Ich und der Beziehung auf eine sie umschließende Sphäre verknüpft sein: diese Sphäre kann man Gott und Ich nennen.
Magische Stein- und Pflanzennatur
(Kosmologie.) Der Stein ist nur in diesem Weltsystem Stein und von Pflanze und Tier verschieden.
Die jetzige Bestimmung und Verteilung eines jeden lndividuums in diesem Weltsystem ist wohl nur scheinbar oder relativ, zufällig, historisch, unmoralisch.
Jedes hat nach seinem mitgebrachten Anteil, nach seiner inferierten Relation von Welt (Synthesis von Quantität und Qualität) seinen Platz im Weltsystem erhalten.
(Zukunftslehre.) Dieser rechtliche Zustand soll ein moralischer werden, und dann fallen alle Schranken, alle Bestimmungen von selbst weg, und jeder ist und hat alles, unbeschadet der andern.
Die Mathematik bezieht sich nur auf Recht, rechtliche Natur und Kunst, nicht magische Natur und Kunst. Magisch werden beide nur durch Moralisierung. Liebe ist der Grund der Möglichkeit der Magie. Die Liebe wirkt magisch.
Alles Sein soll in ein Haben verwandelt werden. Sein ist einseitig, Haben synthetisch, liberal.
Wie wir den Pflanzenboden düngen, so düngen uns die Pflanzen den Luftboden. Die Pflanzen sind Erdenkinder, wir Kinder des Äthers. Die Lunge ist eigentlich unser Wurzelkern; wir leben, wenn wir atmen, und fangen unser Leben mit Atmen an. – (Kinder des Himmels freiten die Töchter der Erde.)
Wir fressen die Pflanzen, und sie gedeihn in unserm Moder. Was uns das Fressen ist, das ist den Pflanzen die Befruchtung. Empfangen ist das weibliche Genießen, Verzehren das männliche. (Ein Säufer ist einer liederlichen Frau zu vergleichen.) Das Befruchten ist die Folge des Essens, es ist die umgekehrte Operation; dem Befruchten steht das Gebären, wie dem Essen das Empfangen entgegen. Der Mann ist gewissermaßen auch Weib, so wie das Weib Mann. Entsteht etwa hieraus die verschiedne Schamhaftigkeit?
(Religionsgeschichte.) Vorstellung der Gottheit als eines verzehrenden und befruchtenden Wesens.
Nonnen. Bei Mönchen haben widernatürliche Laster daraus entstehen müssen.
Die Sieste des Geisterreichs ist die Blumenwelt. In Indien schlummern die Menschen noch immer, und ihr heiliger Traum ist ein Garten, den Zucker- und Milchseen umfließen.
Erlösung in der Natur
Wenn Gott Mensch werden konnte, kann er auch Stein, Pflanze, Tier und Element werden, und vielleicht gibt es auf diese Art eine fortwährende Erlösung in der Natur.
Magische Zukunftslehre
Perpetuum mobile
Alles, was von Gott prädiziert wird, enthält die menschliche Zukunftslehre. Jede Maschine, die jetzt vom großen perpetuo mobili lebt, soll selbst perpetuum mobile, jeder Mensch, der von Gott und durch Gott lebt, soll selbst Gott werden.
Der Mensch soll ein vollkommnes, totales Selbstwerkzeug sein.
Auf dieselbe Art, wie wir die Bewegungen des Denkorgans zur Sprache bringen, wie wir sie in Gebärden äußern, in Handlungen ausprägen, wie wir uns überhaupt willkürlich bewegen und aufhalten, unsre Bewegungen vereinigen und vereinzeln, auf ebendieselbe Art müssen wir auch die innern Organe unsers Körpers bewegen, hemmen, vereinigen und vereinzeln lernen. Unser ganzer Körper ist schlechterdings fähig, vom Geist in beliebige Bewegung gesetzt zu werden. Die Wirkungen der Furcht, des Schreckens, der Traurigkeit, des Zorns, des Neides, der Scham, der Freude, der Phantasie usw. sind Indikationen genug. Überdem aber hat man genugsam Beispiele von Menschen, die eine willkürliche Herrschaft über einzelne, gewöhnlich der Willkür entzogene Teile ihres Körpers erlangt haben. Dann wird jeder sein eigner Arzt sein, und sich ein vollständiges, sichres und genaues Gefühl seines Körpers erwerben können, dann wird der Mensch erst wahrhaft unabhängig von der Natur, vielleicht imstande sogar sein, verlorne Glieder zu restaurieren, sich bloß durch seinen Willen zu töten und dadurch erst wahre Aufschlüsse über Körper, Seele, Welt, Leben, Tod und Geisterwelt zu erlangen. Es wird vielleicht nur von ihm dann abhängen, einen Stoff zu beseelen. Er wird seine Sinne zwingen, ihm die Gestalt zu produzieren, die er verlangt, und im eigentlichsten Sinne in seiner Welt leben können. Dann wird er vermögend sein, sich von seinem Körper zu trennen, wenn er es für gut findet; er wird sehn, hören und fühlen, was, wie und in welcher Verbindung er will.
Fichte hat den tätigen Gebrauch des Denkorgans gelehrt – und entdeckt. Hat Fichte etwa die Gesetze des tätigen Gebrauchs der Organe überhaupt entdeckt? Intellektuale Anschauung ist nichts anders.
(Zukunftslehre des Lebens.) Unser Leben ist kein Traum, aber es soll und wird vielleicht einer werden.
Der transzendentale Gesichtspunkt für dieses Leben erwartet uns. Dort wird es uns erst recht bedeutend werden.
Leben und Tod
Was ist mehr wie Leben? – Lebensdienst, wie Lichtdienst.
Der Tod ist das romantisierende Prinzip unsers Lebens. Der Tod ist - (minus) das Leben (plus). – Durch den Tod wird das Leben verstärkt.
Der Tod ist eine Selbstbesiegung – die, wie alle Selbstüberwindung, eine neue, leichtere Existenz verschafft.
Das Leben eines wahrhaft kanonischen Menschen muß durchgehends symbolisch sein. Wäre unter dieser Voraussetzung nicht jeder Tod ein Versöhnungstod? Mehr oder weniger, versteht sich; und ließen sich nicht mehrere höchst merkwürdige Folgerungen daraus ziehn?
Die magische oder Wunderwelt
Das Paradies
In jedem System, Gedankenindividuo, das nun ein Aggregat oder Produkt usw. sein kann, ist Eine Idee, Eine Bemerkung oder mehrere vorzüglich gediehn und haben die andern erstickt, oder sind allein übrig geblieben. Im geistigen Natursystem muß man sie überall zusammensuchen, jedem seinen eigentümlichen Boden, Klima, seine beste Pflege, seine eigentümliche Nachbarschaft geben, um ein Ideenparadies zu bilden: dies ist das echte System. (Das Paradies ist das Ideal des Erdbodens. Merkwürdige Frage vom Sitz des Paradieses). (Ein Kunstkenner soll in Beziehung auf die Naturkräfte usw. das sein, was ein botanischer und englischer Garten in Beziehung auf den Erdboden und seine Produkte ist: ein verjüngter, konzentrierter, potenzierter Erdboden.)
Das Paradies ist gleichsam über die ganze Erde verstreut und daher so unkenntlich geworden. Seine zerstreuten Züge sollen vereinigt, sein Skelett soll ausgefüllt werden. Regeneration des Paradieses.
Über die Zeit, wo Vögel, Tiere und Bäume gesprochen haben.
Zauberweit
Der Zauberer
Der Zauberer ist Poet. Der Prophet ist zum Zauberer wie der Mann von Geschmack zum Dichter.
Bezauberung
Alle Bezauberung ist ein künstlich erregter Wahnsinn. Alle Leidenschaft ist eine Bezauberung. Ein reizendes Mädchen eine reellere Zauberin, als man glaubt.
Alle Bezauberung geschieht durch partielle Identifikation mit dem Bezauberten – den ich so zwingen kann, eine Sache so zu sehn, zu glauben, zu fühlen, wie ich will.
Der größte Zauberer
Der größeste Zauberer würde der sein, der sich zugleich so bezaubern könnte, daß ihm seine Zaubereien wie fremde, selbstmächtige Erscheinungen vorkämen. Könnte das nicht mit uns der Fall sein?
Der Magier
(Magie.) Der physische Magus weiß die Natur zu beleben und willkürlich, wie seinen Leib, zu behandeln.
(Magie.) Sympathie des Zeichens mit dem Bezeichneten. (Eine der Grundideen der Kabbalistik.)
Magie
Die Magie ist von Philosophie usw. ganz verschieden und bildet eine Welt, eine Wissenschaft, eine Kunst für sich.
Magische Astronomie, Grammatik, Philosophie, Religion, Chemie usw.
Wechselrepräsentationslehre des Universums. Emanationslehre (personifizierte Emanation).
In der Magie dienen die Geister. Beschauliches Leben. Plato nennt die Magie des Zoroaster einen Dienst der Götter. Theurgie. Der Weise. Mittler zwischen Gott und Menschen, mit denen sich der Weise vereinigen müßte. Klassifikationssystem der Dämonen. Amulette, Talismane, Beschwörungen. Kalenderreligion der Ägypter.
Der Zauberstab
Ein Lichtstrahl bricht sich noch in etwas ganz anderes als in Farben. Wenigstens ist der Lichtstrahl einer Beseelung fähig, wo sich dann die Seele in Seelenfarben bricht. Wem fällt nicht der Blick der Geliebten ein?
Alle geistige Berührung gleicht der Berührung eines Zauberstabs. Alles kann zum Zauberwerkzeug werden. Wem aber die Wirkungen einer solchen Berührung so fabelhaft, wem die Wirkungen eines Zauberspruchs so wunderbar vorkommen, der erinnre sich doch nur an die erste Berührung der Hand seiner Geliebten, an ihren ersten, bedeutenden Blick, wo der Zauberstab der abgebrochne Lichtstrahl ist, an den ersten Kuß, an das erste Wort der Liebe- und frage sich, ob der Bann und Zauber dieser Momente nicht auch fabelhaft und wundersam, unauflöslich und ewig ist?
Berührungen eines Zauberstabs. (Friktion, Lateralwirkung.)
Wer mit dem Meißel malen, musizieren usw., kurz zaubern könnte, bedürfte des Meißels nicht; der Meißel wäre ein Überfluß. Übrigens könnte ein Zauberstab auch ein indirektes Werkzeug sein.
Der vollkommen Besonnene
Der vollkommen Besonnene heißt der Seher.
Geisterweltskunde
Ginnistan
Die Geisterwelt ist uns in der Tat schon aufgeschlossen, sie ist immer offenbar. Würden wir plötzlich so elastisch, als es nötig wäre, so sähen wir uns mitten unter ihr. Heilmethode des jetzigen mangelhaften Zustandes. Ehemals durch Fasten und moralische Reinigungen, jetzt vielleicht durch die stärkende Methode.
Die Kometen sind wahrhaft exzentrische Wesen, der höchsten Erleuchtung und der höchsten Verdunkelung fähig – ein wahres Ginnistan –, bewohnt von mächtigen, guten und bösen Geistern, erfüllt mit organischen Körpern, die sich zu Gas ausdehnen- und zu Gold verdichten können.
Feenreich
Es liegt nur an der Schwäche unsrer Organe und der Selbstberührung, daß wir uns nicht in einer Feenwelt erblicken. Alle Märchen sind nur Träume von jener heimatlichen Welt, die überall und nirgends ist. Die höhern Mächte in uns, die einst als Genien unsern Willen vollbringen werden, sind jetzt Musen, die uns auf dieser mühseligen Laufbahn mit süßen Erinnerungen erquicken.
Geistererscheinung
Wenn uns ein Geist erschiene, so würden wir uns sogleich unsrer eignen Geistigkeit bemächtigen: wir würden inspiriert sein durch uns und den Geist zugleich. Ohne Inspiration keine Geistererscheinung. Inspiration ist Erscheinung und Gegenerscheinung, Zueignung und Mitteilung zugleich.
Der Mensch lebt, wirkt nur in der Idee fort, durch die Erinnerung an sein Dasein. Vorderhand gibt's kein andres Mittel der Geisterwirkungen auf dieser Welt. Daher ist es Pflicht an die Verstorbenen zu denken. Es ist der einzige Weg in Gemeinschaft mit ihnen zu bleiben. Gott selbst ist auf keine andre Weise bei uns wirksam als durch den Glauben.
Der Geist erscheint immer nur in fremder, luftiger Gestalt.
Gute und böse Geister
Wie sich gute Geister, Genien aus Koexistenz, Kongruenz usw. bilden oder hier erscheinen, so umgekehrt böse Geister, Schmerz usw. aus Diskrepanz, Feindschaft usw. Der Schmerz ist auf allen Fall Substanz, entstehend bei feindlichen Berührungen.
Wenn ein Geist stirbt
Wenn ein Geist stirbt, wird er Mensch. Wenn der Mensch stirbt, wird er Geist. Freier Tod des Geistes, freier Tod des Menschen.
Was korrespondiert der menschlichen Existenz drüben? Die Dämonen- oder Genienexistenz, denen der Körper das ist, was uns die Seele ist.
Geisterleben
In sich zurückgehn bedeutet bei uns von der Außenwelt abstrahieren. Bei den Geistern heißt analogisch das irdische Leben eine innre Betrachtung, ein in sich Hineingehn, ein immanentes Wirken. So entspringt das irdische Leben aus einer ursprünglichen Reflexion, einem primitiven Hineingehn, Sammeln in sich selbst, das so frei ist als unsre Reflexion. Umgekehrt entspringt das geistige Leben in dieser Welt aus einem Durchbrechen jener primitiven Reflexion. Der Geist entfaltet sich wiederum, geht aus sich selbst wieder heraus, hebt zum Teil jene Reflexion wieder auf, und in diesem Moment sagt er zum erstenmal Ich. Man sieht hier, wie relativ das Herausgehn und Hineingehn ist. Was wir Hineingehn nennen, ist eigentlich Herausgehn, eine Wiederannahme der anfänglichen Gestalt.
Geisterseher
Der erste Mensch ist der erste Geisterseher. Ihm erscheint alles als Geist. Was sind Kinder anders als erste Menschen? Der frische Blick des Kindes ist überschwenglicher als die Ahndung des entschiedensten Sehers.
Verklärung
Als irdische Wesen streben wir nach geistiger Ausbildung, nach Geist überhaupt. Als außerirdische, geistige Wesen nach irdischer Ausbildung, nach Körper überhaupt. Nur durch Sittlichkeit gelangen wir beide zu unsern Zwecken. Ein Dämon, der erscheinen kann, wirklich erscheinen, muß ein guter Geist sein. So wie der Mensch, der wirklich Wunder tun kann, der wirklich mit den Geistern Umgang pflegen kann. Ein Mensch, der Geist wird, ist zugleich ein Geist, der Körper wird. Diese höhere Art von Tod, wenn ich mich so ausdrücken darf, hat mit dem gemeinen Tode nichts zu schaffen; es wird etwas sein, was wir Verklärung nennen können.