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8.
Somma-Campagna und Custozza.

Pesciera »erobert« und die Schlacht bei Goito gewonnen, so scholl es durch ganz Italien, und ganz Italien beeilte sich, zu illuminieren und zu jubilieren. Eine Stadt überbot die andere in Manifestationen, der Enthusiasmus für Carl Albert kannte keine Grenzen.

Zur Belohnung dafür überbrachten ihm eines schönen Morgens Casati und Borromeo die Akte der sogenannten Fusion, d.h. die Erklärung der Einverleibung der Lombardei und Venedigs zu Piemont par la grace du peuple. –

Peschiera erobert, dessen Besatzung das Unmögliche geleistet; denn

»… es wich das kleine Häuflein eher nicht dem Sardenschwerte,
Bis es nicht schon längst statt Salzes Pulver in dem Brei verzehrte;
Bis der letzte Bissen Brotes und das letzte Maiskorn schwanden,
Die Kanonen keine Schützen, keinen Arzt die Wunden fanden!

Als erschöpft das letzte Mittel und unmöglich jede Wehre!« –

Und die Schlacht bei Goito gewonnen?

Armes Italien, wie bald wirst Du aus Deinem Traume erwachen! –

Es war eine entsetzliche Gewitternacht, die des 23., wie sie nur im Süden nach heißen, schönen Tagen zu kommen pflegen.

Die Erde erbebte unter den erschütternden Donnerschlägen und nur die von Zeit zu Zeit, aber immer rasch hintereinander auflohenden grellen Blitze warfen ein momentanes Licht auf das Nachtstück, das sich still und düster entfaltet um die blutgetränkten Höhen des Adigetales.

Der Regen schoss in Strömen nieder, als wolle er die Kuppen der Berge und die Rideaux des Flachlandes gewaltsam abwaschen von den Blut- und Verratsflecken, die seit Monaten die grüne Erde des schönen Landes besudelten.

Und unten auf dem Wege gegen Sona stand mitten im Unwetter, umrast von Blitzen, von Gießbächen überströmt, ein starrer, ruhiger Koloss – das österreichische Heer.

Es war ausgezogen, um den Feind zum entscheidenden letzten Male zu schlagen auf diesem klassischen Stücke italischen Bodens. –

»Kinder, das ist das Jüngste Gericht! So ein Wetter gibt's doch bei uns nicht!« rief ein ziemlich alter Mann sich bekreuzigend aus, der eine mit Wachsleinwand verhüllte Fahne trug, aber obwohl an der Téte des Heerzuges, doch unmöglich dazu gehören konnte; denn er und auch alle seine Gefährten herum trugen breite, niedere Hüte, deren Krampen sie noch des Regens wegen heruntergeschlagen hatten; graue, meist zerrissene, mit verschiedenartigem grünem Flitter aufgeputzte Waffenröcke und Büchsen auf der Schulter, sonst übrigens nicht das mindeste militärische Distinktionszeichen. –

Der Burschen um den Führer herum waren meist junges Blut und trotz des Höllenwetters ganz aufgeräumt und guter Dinge; dies bewies die Antwort des einen von ihnen auf den Ausruf des Führers: »Muss ja wohl 's Jüngste Gericht sein, wenn's uns auch einmal voran lassen, die Neidkrägen, wir sein ja die Jüngsten und werden's auch richten!«

»Bravo Nazi, hat ihn schon!« erscholl es ringsum mit fröhlichem Gelächter.

I Du mein Gott, da will ich hängen, wenn das nicht die Wiener Freiwilligen sind!

Die guten Burschen, die es vorzogen, in Italien fürs Vaterland mit der Faust dreinzuschlagen als daheim mit dem Maule, sie waren gar schnell bekannt und beliebt geworden bei dem Heere; was Wunder, waren sie ja doch alle aus dem Stoffe, aus dem man »Deutschmeister« macht, die Edelknaben und das populärste Regiment in der Armee.

Schon lange hatte es sie tief gekränkt, »gift« in der Freiwilligen-Sprache, dass man sie nur so beiläufig mitgehen lasse, und es war mit der Zeit, als die Siege sich häuften und sie immer nur mit »den Brosamen vom Tische des Reichen«, mit Fouragieren, Patrouillieren, Tirällieren etc. abgespeist wurden, eine weitverzweigte Verschwörung unter ihnen entstanden und – auch ausgebrochen.

Sie taten sich zusammen und wählten einen Augenblick, wo der »Alte« gerade recht vergnügt lächelnd wie gewöhnlich die Hände auf dem Rücken und das graue Haupt leicht auf die Seite geneigt, zwischen seinen »Kindern« zur Zeit der Menage herumspazierte. – Sie winkten einander mit den Augen, sprangen auf, präsentierten mit den Löffeln und riefen alle wie aus einem Munde:

»Herr Marschall! Ihr seid ein Ehrenmann,
Doch habt Ihr an uns nicht recht getan,
Stets haben »Kinsky« den besten Ort
Und jene zehnten Jäger dort!
Die schnappen überall die Ehr',
Als wären sie allein im Heer!«

»Hoho, das ist ja gegen Reglement! Mehr als zwei dürfen nicht reden, das ist ja eine helle Sturmpetition! Was gibt's?«

Darauf sprachen der Führer und der Koch gar säuberlich und ehrerbietig:

»… wir, Herr Marschall, sind auch nicht schlecht!
Drum, greift den Feind Ihr wieder an,
Dann seid so gut, lasst uns voran!«

Der Marschall nickte lachend und ging weiter.

Und als am 23. abends der Befehl zum Aufbruch und die Ordre de Bataille verlesen wurde, machten die Wiener Freiwilligen gar absonderliche Spektakel und Dummheiten vor Freude!

Sie waren zur Avantgarde kommandiert.

»Radetzky hoch!«

Wie gerne hätten sie es hinausgeschrien in alle Welt, die herzinnige Vivat dem guten Vater Radetzky, besonders, als endlich, nachdem das Unwetter zu toben aufgehört und das Wasser sich verlaufen hatte, das so lang und heiß ersehnte: »Vorwärts, Marsch!« erscholl.

Aber sie mussten es »verdrucken« und durften es bloß »inwendig« schreien, denn der Feind sollte überrumpelt werden.

Deswegen war alles so geheim gehalten worden, Verona selbst einige Tage gesperrt gewesen, damit keine Nachricht von da an die feindliche Vorpostenkette gelangen könne.

Der Marschall wollte mit einem gewaltigen Schlage auf die Siegesbulletins und Jubeltiraden der Italiener antworten, er wollte auch einmal illuminieren, aber damit es hinüber leuchte bis an die Olona und den Ticino und weiter hinüber bis an die Berge Savoiens.

Gegen fünf Uhr früh hatte die Sonne schon ein gut Stück ihres Tagewerkes getan, die Straße so ziemlich, die durchnässte Montur der Soldaten ganz getrocknet, und frisch und erquickend duftete und grünte es ringsum nach dem nächtigen Gewitter; die Armee begann den Marsch und um sechs Uhr schon den Kampf.

Die Kanonen liefen diesmal den Jägern und Schützen, die sonst das Vorrecht haben, vorlaut zu sein, den Rang ab und salutierten mit weithin dröhnendem Morgengruß den Tag von Somma-Campagna!

Die kaiserlichen Batterien fuhren längs des ganzen Hügelzuges auf und waren den piemontesischen an Zahl weit überlegen, dafür hatten diese aber den Vorteil des Bodens und der Deckung vor jenen, deren Manöver des vielfach durchschnittenen Bodens wegen sehr gehemmt waren.

Die Brigade Gynlai bestieg zuerst die Höhen und kam die erste zum Sturme, der mit einer bisher noch nicht dagewesenen Vehemenz ausgeführt wurde. Besonders hervortat sich das Regiment Erzherzog Ernst – Magyaren!

Die kleinen, kecken Burschen aus den Niederungen der Marosch und Theiß attackierten ohne einen Schuss zu tun bis an die Schießscharten und Luken der Verschanzungen von Sona, sie rissen die ihnen drohenden Gewehre der Piemontesen aus den Schießlöchern und feuerten die Kugeln kaltblütig hinein, woher sie gekommen; sie erkletterten unter dem wütendsten Gewehrfeuer die Krone der Schanzen, und während hier Sona genommen wurde, fiel am rechten Flügel Montebello in die Hände der Brigade Lichtenstein und stürmte General Schaffgotsche Santa Gustina.

Während dem Erringen dieser Erfolge war auch das erste Armeekorps – um sieben Uhr – angelangt, disponiert worden zum Sturm auf Somma-Campagna übergegangen, in welchem Orte der Feind seine ganze Wehrkraft konzentrierte.

Doch auch hier hielt sich der Feind tapfer – der Sturm ward abgeschlagen, denn

»Ein Sardenheer ist's, Schelmvolk nicht
Der welschen Städte, das hier ficht.«

Als die weichende Brigade sich nach rechts und links in die Schluchten der Höhen zurückzog, rückte eine neue Truppe zum Sturme an, das Regiment Emil von Hessen.

Die Höhen beleben sich mit immer neuen Zügen von Verteidigern. –

Decharge auf Decharge donnert herab in die Reihen der Stürmenden; dies Häuflein kann nur eine Vorhut sein! –

Immer näher stürmt dies hinzu, und endlich steht es und ficht.

Immer fort neue Dechargen, schlagende Blitze – sooft aber der Rauch sich verzieht, immer wieder und immer nur dasselbe Häuflein – allein im Kampfe.

»Die Sarden aber fasst ein Graun
Den einen Aufschlag nur zu schaun!«

den lichten, grünen der Hessen.

Da konzentriert der Feind seine Massen alle dem kühnen Regimente gegenüber, das ringsherum angefallen wird und enden zu müssen scheint wie der wunde König der Wälder unter den Bissen der ihn überflügelnden Meute.

Hilfe jetzt! –

Doch im Tale unten, am Fuße des Berges tobte noch immer die unentschiedene Schlacht – hier konnte keine Truppe aus dem Kampfe gezogen werden.

Immer dichter umdrängten die wutentbrannten Feinde oben den schwach und schwächer werdenden Rest des heldenmütigen mährischen Regiments, sein Oberstleutnant, der tapfere Sunstenau fällt von drei Kugeln getroffen. – Der höchste Preis der Tapferkeit, das Marien-Theresienkreuz konnte seine Brust nicht mehr schmücken, das dankbare Österreich hat es auf seinen Sarg gelegt. –

Da naht endlich Hilfe, wenn auch spät, wenn nur – Hilfe ist Sieg! –

Und die Hilfe kam – aus Verona, wo Haynau das Kommando übernommen hatte.

Der Feldzeugmeister konnte von dem Observatorim der Zitadelle aus den ganze Schlachtrayon überblicken und sah von da aus mit tiefem Schmerze die Bedrängnis der Brigade Simbschen und den heldenmütigen, aber vergeblichen Kampf der Hanacken gegen die Übermacht.

Er hatte keine Garnison in Verona außer einer schwachen Brigade, die übrigens zur Unterstützung des dritten Armeekorpses nach Castelnuovo bestimmt war.

Sein echtes Soldatenherz überwand die Versuchung nicht, zu helfen, obwohl er es auf seine Gefahr tun musste. Er sandte die Brigade nach Somma-Compagna ab – sie kam zur rechten Zeit!

Diesen Tag bestand die Garnison Veronas aus – Haynau allein! –

So brach die Nacht des heißen Tages an.

Im Lager des Königs zu Villafranca wurde während derselben beschlossen, des anderen Morgens die Offensive zu ergreifen.

Die Offensive der Piemontesen überging noch morgens in die Defensive und abends in eine Niederlage.

Die Offensive der Österreicher hatte die Flucht des Königs über Cremona hinaus und das Aufgeben der Mincio-Linie zur Folge – für den Marschall aber den Namen des »Siegers von Custozza«! – Der 25. Juli war ein heißer Tag, nicht des Kampfes wegen allein, obwohl der den braven Österreichern ganz erklecklich warm machte; denn die Piemontesen mussten eine Ahnung haben, dass es der letzte sei, den sie auf lombardischer Erde kämpften, und sie wehrten sich danach, aber die »Sonne von Custozza« ist im italienischen Heere zum Sprichworte geworden – die Hitze hatte dreißig Grad. –

Das Regiment Franz Karl hatte die Höhen bei Volta genommen, und zwar in der brennendsten Mittagshitze. Genommen, aber nicht besetzen können! Ermattet vom Sturme, die glühende Stirne versengt und verbrannt, den lechzenden Mund vertrocknet, waren die tapferen Kinder des Ungarlandes hingesunken in das hieße Gras zur Rast auf einen Augenblick.

Kaum hatte der Feind die unbesetzten Höhen wahrgenommen, als auch schon ein Regiment heranstürmt, dort Posto zu fassen.

Doch kaum hatten die ersten Rotten der heran wogenden Blauröcke den Rücken der Höhen erklommen, als auch schon der Wachtruf der ungarischen Vedette erklingt und die todmüden Krieger alarmiert. Zugleich erschallt eiliger Hufschlag, und ein Adjutant des Helden, der mit tausend Augen die Schlacht lenkt, sprengt heran mit dem Befehle, die Sarden zu vertreiben.

Hoho, was braucht es da einen Befehl, das versteht sich von selbst – Hurrah, auf ihr braunen Pußtakinder, das Bajonett zur Hand und drauf und dran!

Der Adjutant sprengt lachend wieder hinab in das weite Leichenfeld, und als er vom Tale hinauf sieht, erblickt er keinen Blaurock mehr, wohl aber die trotzigen Posten von »Franz Karl«!

Wer wäre im Stande, die einzelnen, heroischen Momente dieses großartigen Kampfes alle herzuzählen; für den Heldenmut und die beispiellose Tapferkeit der österreichischen Krieger sprechen bei dem Umstande, dass der Feind sich tapfer und hartnäckig gewehrt, am besten die Erfolge:

Custozza, Beretara, die Höhen von Pelizza, Monte Boscone und Godio, Vallegio und Monte Mamaor waren bis zur Nacht mit Sturm genommen und besetzt worden. – Der König floh mit seiner Armee Goito zu. –

Tags darauf spielte er, wie man zu sagen pflegt, seine letzte Karte aus: er sandte General Sonaz mit zwei Brigaden zurück, um Volta wieder zu nehmen.

Die Höhen dort und den Ort hielt bloß die Brigade Lichtenstein besetzt. Hätte der Marschall eine oder mehrere Brigaden dahin gesandt, so wäre dem Kampfe schnell ein Ende gemacht worden, aber die weite Fläche, die vielen mit teurem Blute erst erzwungenen Übergänge über den Mincio mussten besetzt gehalten werden, und jener Brigade blieb die Ehre ungeschmälert, den letzten Versuch der Piemontesen allein abgewiesen und der Invasion der Sarden in der Lombardei ein Ende gemacht zu haben.

Tags darauf erschienen im Lager des Marschalls die Parlamentarier des Königs, die Generale Beß, Rossi und La Marmora, die um Waffenstillstand baten.

Der geschlagene König war so naiv, die Bedingungen desselben selber vorzuschlagen – aber auch zu stolz, die des Siegers anzunehmen.

Die Verhandlungen zerschlugen sich, jedoch erst nach eingeholter Antwort des Königs, der die vierundzwanzig Stunden dazwischen zum Abzuge benützte. –

Er zog gegen Cremona, gegen jenes Cremona, das sich bei seinem Zuge an den Mincio als die überschwänglichste unter den italischen Städten bewies, was huldigende Demonstrationen anbelangte. Welche bittere Lehre sollte der besiegte König da erhalten: Cremona verweigerte ihm den Durchzug und verschloss ihm die Tore.

Die Nachricht, dass der Waffenstillstand nicht abgeschlossen worden, verbreitete den ausgelassensten Jubel im Lager. Die Soldaten begnügten sich nicht mehr, einander für »Mailand« das Wort zu geben: »nach Turin«, hieß die Losung, so groß war die Siegesfreudigkeit und der feste Mut im Heere.

Aber die Wiener Freiwilligen?

Ei, die haben sich gar brav geschlagen und besonders bei Soma-Compagna mehr als ein Drittel eingesargt in die warme Frühlingserde, alle die Todeswunden vorne, an der Stirne und in der Brust. –

Doch ließen sie deswegen »keine Traurigkeit g'spür'n«, fielen doch die Kameraden als Helden und fürs Vaterland, und nicht die wenigsten Gläschen waren es, die »den Ruhenden unter dem Grase! Unter den anderen Toasten auf den Kaiser, den Marschall und seine Palladine gebracht wurden, als der Abend nach dem Siege das weite Lager zu einem heiteren, freundlichen Festsaale umwandelte, wo alle Korps und Branchen bunt durcheinander eine improvisierte Siegesfestivität feierten.

Und durch die bunten, lachenden und lärmenden Gruppen schritt seelenvergnügt der »Alte«, hie und da ein freundliches Wörtchen mitredend, hie und da von mitunter derben Witzen empfangen, überall aber mit schallenden Hurrahs und Vivats begrüßt.

Da blieb er auf einmal stehen und horchte gegen die Talseite des Lagers hin: »Was ist denn dort los unter den Bäumen? Schauen wir hin!« sagte er zu der ihn umgebenden Generalität.

Als sie gegen die Baumgruppe kamen, tönte ihnen die allbekannte Weise: »Im Garten zu Schönbrunnen« mit dem unterlegten Texte entgegen:

»Die Geigen von Cremona
Sind weit und breit berühmt!
Der König wollte schauen,
Ob sie noch recht gestimmt!
Doch als er kommt zum Tore,
Tun sie ihm an den Schimpf:
Wir werden Dir was geigen,
Geh', mach' Dich auf die Strümpf!«

Der alte Herr lächelte, doch als er auf den freien Plan trat, fragte er verwundert: »Ja, was sind denn das für Leute?«

Wohl mochte er so fragen, denn die Truppe, die da so »fröhlich beisammen« saß um flackernde Feuer und improvisierte Tische bei kreisenden Zeltflaschen, hätte ihrer Montur nach ganz anderswo hingehört als in ein österreichisches Lager. Die Burschen trugen ganz feine, blaue Surtouts mit rotem Passepoile, die Achselschlingen mit der rot ausgenähten Nummer »18« bezeichnet.

»Was sind denn das für Leute?«, fragte der Marschall noch einmal.

Ein Adjutant trat lachend vor und erklärte, die seien die »Wiener Freiwilligen«.

»Wo haben denn die die schönen Mäntel her?« rief der Marschall verwundert.

»He, kommt einmal heran ein paar!« rief d'Aspre statt einer Antwort, »Seine Exzellenz ist da!«

Ein entsetzlicher Sturm brach los, als dieser Ruf die Schützen erreichte; alles sprang auf, ein markerschütterndes Vivat erscholl, und hundert in die Höhe geschnellte Hüte und Kappen verdunkelten einen Augenblick lang die Luft.

Zwei aber marschierten straff heran zu dem Marschall, und auf seine Frage nach den Mänteln erhielt er folgende Antwort:

»Exzellenz, wir hatten spottschlechte Mäntel; sie hielten kaum mehr en bandelier zusammen; vorgestern Nacht bei dem »rassen« Regen schnallten wir sie nicht einmal mehr auf, es wäre so umsonst gewesen. Nun gestern, wie wir die Blauen aus Sona heraus jagten, es war das Regiment Regina, das achtzehnte, da fanden wir die schönen Mäntel, sie lagen mehr herum wie die Steine, die Piemontesen konnten nicht recht laufen drin; und – da nahmen wir sie mit, und weil heut' das Viktoriafest ist, so zogen wir sie an, wir hätten sonst ganz miserable Parade gemacht!«

»Ja, sind die Euch denn recht?« fragte der Marschall.

»I freilich, auf ein Haar!«

»Na, so bleibt drin stecken!« rief der gute »Alte«.

Ach, war das ein Vivat darauf! –


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