Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

3. Kapitel.

So kam Mitternacht heran. Die Vaqueros schliefen, und Armandos konnte sich entfernen, ohne daß sein Gehen auffiel. Er schlug, um von den französischen Posten nicht bemerkt zu werden, einen Bogen, bis er sich dem Eingang gegenüber befand, und schritt dann in schnurgerader Richtung in die Nacht hinein.

Er war noch gar nicht weit gegangen, so bemerkte er eine dunkle Masse vor sich.

»Halt. Wer da?« fragte halblaut eine Stimme.

Die dunkle Masse bestand aus den Leuten, die er suchte.

»Ich bin es«, antwortete er. – »Endlich.«

Dieses letztere Wort kam von Cortejo, der in der Nähe hielt und jetzt mit seiner Tochter und dem Mexikaner, der heute an seiner Seite geritten war, näher trat.

»Wie steht es?« fragte er. – »Schlecht und gut zu gleicher Zeit«, antwortete der Mann. – »Warum schlecht?« – »Weil die Hazienda von den Franzosen besetzt ist« – »Alle Teufel, das ist höchst unangenehm. Ich habe also recht gehabt. Sind es viele?« – »Ich habe gegen dreißig Mann gezählt« – »Dann ist es ja gar nicht so schlimm. Wer ist ihr Anführer?« – »Ein Capitano, der durchaus nicht wie ein großer Held aussieht.« – »Ich werde mit ihm fertig werden. Aber hast du nicht gehört, warum man auf den Gedanken gekommen ist, gerade die Hazienda zu besetzen?« – »Sie ist Etappenstation.« – »Das ist nicht gut. Es ist so, wie ich dachte. Die Hazienda liegt am großen Reitweg nach Coahuila. Wenn wir sie wegnehmen, werden wir bald wieder Besuch erhalten und uns tüchtig herumzuschlagen haben.«

Da meinte der mexikanische Anführer, der bisher geschwiegen hatte:

»Das müssen wir mit in den Kauf nehmen. Die Sache hat auch ihr Gutes. Indem wir diese Etappe fortnehmen, zerreißen wir die Verbindungslinie des Feindes. Das ist ein großer Vorteil für uns.« – »Recht habt Ihr. Es ist nur notwendig, eine so starke Besatzung in die Hazienda zu legen, daß diese uns nicht wieder genommen werden kann. Sie soll ja den Punkt bilden, von dem meine Operationen ausgehen. Wird sie gut bewacht?« – »Sehr nachlässig«, antwortete der Spion. »Es sind an den vier Ecken Schanzen aufgeworfen; auf jeder steht ein Posten; das ist alles.« – »Und die anderen?« – »Die liegen im Hof und schlafen.« – »Der Capitano auch?« – »Nein; der bewohnt ein Zimmer im Gebäude.« – »Kennst du es?« – »Nein. Ich wollte nicht unvorsichtig fragen. Der Kerl kann uns ja nicht entwischen.« – »Und wie steht es mit den Vaqueros?« – »Einige schlafen im Erdgeschoß und einige im Freien.« – »Hast du mit dem Haziendero selbst gesprochen?« – »Ja. Er ist ein sehr einfältiger Mensch; er glaubte alles, was ich ihm sagte. Übrigens brauchen wir uns vor seiner Tapferkeit nicht zu fürchten. Er ist krank und schwach, er sieht aus, als ob der Tod bereits hinter ihm stehe.« – »Wir werden keine schwere Arbeit haben«, meinte der Anführer. »Wir lassen die Pferde einstweilen zurück und schleichen uns vor. Die vier Posten werden mit dem Messer erstochen, daß sie keinen Lärm machen können, und dann geht es über die anderen her, alles möglichst ruhig mit dem Messer. Aber wie steht es mit den Vaqueros? Töten wir sie auch?« – »Natürlich!« meinte Josefa. – »Eigentlich ist es nicht nötig«, versetzte Cortejo. »Ich werde Besitzer der Hazienda und brauche diese Leute zum Schutz der Herden.« – »So lassen wir sie meinetwegen leben«, meinte der Mexikaner. »Wir brauchen nicht gerade zum bloßen Vergnügen zu morden. Die Hauptsache ist, daß wir Beute machen, und da bleibt es natürlich bei unserer Abmachung, daß alles uns gehört, was sich in dem Gebäude befindet.« – »Den Haziendero und Marie Hermoyes ausgenommen«, sagte Josefa. – »Zugestanden! Laßt uns also beginnen.«

Einige Minuten später rückten die Leute gegen die Hazienda vor. Diese wurde umzingelt, und dann begannen die Mexikaner, die Planken vorsichtig zu übersteigen. Es sollte ihnen dies aber nicht so ganz unbemerkt gelingen.

Eben stand einer der Posten auf der Erhöhung und blickte in das beinahe undurchdringliche Dunkel hinaus, da war es ihm, als ob er ein unbestimmtes, eigentümliches Geräusch vernehme. Sehen konnte er bei dieser Finsternis nichts, daher legte er sich auf die Erde und horchte. Das Geräusch wurde jetzt stärker und bestimmter; es war ganz nahe, es klang wie Schritte vieler Menschen, und – da knackte es auch gerade vor ihm an den Planken.

»Halte-là. Qui vive?« rief er laut. »Halt, wer da?«

Er blieb vorsichtig am Boden liegen, hielt aber sein Gewehr schußbereit und lauschte auf eine Antwort. Es erfolgte keine. Einige Sekunden lang war alles still; dann war das Knacken der Planke von neuem zu hören.

»Wer da?« fragte er abermals. »Antwort, oder ich schieße!«

Da sah er gerade vor sich einen Kopf über der Planke erscheinen. Ein Mensch wollte hereinklettern. Rasch richtete er sein Gewehr empor und drückte ab.

Der Schuß knallte laut durch die Nacht. Die Soldaten, durch ihn alarmiert, sprangen von ihren primitiven Lagern auf und griffen zu den Waffen, aber bereits zu spät, denn als der Schuß erschollen war, rief draußen eine laute Stimme:

»Zum Teufel! Wie dumm! Aber hinein, vorwärts!«

Es war der mexikanische Anführer. Seine Leute gehorchten. Kaum hatten sie den Ruf gehört, so sprangen sie von allen Seiten über die Planken und fielen über die Franzosen her, die trotz der Dunkelheit leicht von den eigenen Leuten zu unterscheiden waren. Einige vergebliche Schüsse krachten; Flüche erschollen; ein Todesschrei ertönte hier und da; dann war es still.

An einigen Fenstern der Hazienda wurde es licht. Eins derselben wurde geöffnet. Der Kapitän, vom Schlaf aufgeschreckt, hatte schnell Licht angebrannt und blickte herab. Sein Kopf war im Schein des Lichtes deutlich zu sehen.

»Was gibt es da unten? Warum wird geschossen?« rief er herab. – »Um deinen Kopf zu sehen, Tölpel!« rief der Mexikaner von unten hinauf.

Bei diesen Worten zielte er empor und drückte ab. Seine Kugel fuhr dem Offizier mitten durch den Kopf. Es lebte kein einziger Franzose mehr.

Die Vaqueros, die im Erdgeschoß lagen, hatten sich beim ersten Schuß erhoben und sofort einige Kienspäne angebrannt. Sie eilten hinaus; aber bereits an der Tür trat ihnen Cortejo entgegen und sagte:

Zurück! Wir sind Freunde!« – »O Dios! Señor Cortejo!« rief ein alter Hirte, der ihn kannte. – »Ja, ich bin es. Wir haben die Franzosen niedergemacht Ich hoffe, ihr seid gute Mexikaner und haltet euch zu uns. Wo ist Arbellez?« – »In seinem Schlafzimmer jedenfalls.« – »Gib mir den Span!«

Der Alte ließ sich den langen, brennenden Span aus der Hand nehmen. Als er sah, wer hinter Cortejo folgte, rief er überrascht

»Señorita Josefa! Welch ein Wunder!«

Das Mädchen beachtete sein Erstaunen gar nicht. Sie folgte ihrem Vater nach oben.

Pedro Arbellez war natürlich von dem Schießen erwacht Er sprang aus dem Bett und brannte Licht an. Es ertönten mehrere Schüsse; es handelte sich also um ein ernstes Ereignis. Er warf sich, so schnell es ging, in seine Kleider und wollte seine Stube verlassen, als Marie Hermoyes eintrat

»Oh, Señor, was mag los sein?« fragte sie beängstigt – »Ich weiß nicht«, antwortete er. – »Das ist ja ein Kampf! Hört Ihr die Rufe?« – »Ein Kampf? Mit wem sollten die Franzosen kämpfen? Wer sollte die Hazienda überfallen? Es wird sich um ein Mißverständnis handeln.« – »Oh, dann wäre das Schießen bereits aus. Hörtet Ihr diesen Schrei? Mein Gott!« – »Santa Madonna, das war ein Todesschrei!« – »Jetzt wieder einer und noch einer!« – »Man kommt jetzt die Treppe empor. Wer mag es sein?«

Der Haziendero wollte hinaus, aber die Tür wurde bereits vorher geöffnet. Zwei Personen standen unter derselben, von einem Kienspan beleuchtet.

»Cortejo!« rief Arbellez erschrocken. – »Josefa!« rief Marie Hermoyes.

Sie hatte das Mädchen trotz der Verkleidung sofort erkannt.

Cortejo hatte ein gespanntes Pistol in der Hand, seine Tochter ebenfalls. Hinter ihnen wurden die finsteren Gestalten seiner Mexikaner sichtbar.

»Ja, ich bin es«, sagte er, eintretend und die Tür hinter sich und Josefa verschließend. – »Mein Gott, was wollt Ihr?« fragte Arbellez. – »Das werdet Ihr sogleich sehen. Setzen wir uns.« – »Ja, setzen wir uns!« fügte Josefa hinzu, indem sie auf einem Stuhl Platz nahm und mit ihren runden, kalten Eulenaugen die beiden erschrockenen Leute triumphierend betrachtete. »Wer soll das Verhör führen, Vater?« – »Ah, du willst dir einen Spaß machen«, sagte er. »Gut, sprich du!«

Damit lehnte Cortejo sich in eine Hängematte und warf den brennenden Span zu Boden. Dieser war hier unnütz, da ja ein Licht brannte. Während er mit der Pistole spielte, ruhte sein Auge mit dem Ausdruck des Hohnes und des Hasses auf Arbellez und Marie.

Seine Tochter setzte inzwischen den Hahn ihrer Pistole in Ruhe und sagte zu dem Haziendero:

»Ihr fragt, was wir hier wollen? Gericht halten wollen wir!« – »Gericht?« fragte er. »Über wen?« – »Über Euch und diese da.«

Bei diesen Worten zeigte Josefa auf Marie Hermoyes.

»Ihr scherzt, Señorita«, meinte Arbellez. »Wir haben Euch ja nichts getan. Ich bin erstaunt, Euch hier zu sehen, Señor Cortejo. Wollt Ihr nicht die Güte haben, mir Euer Erscheinen auf meiner Hazienda zu erklären?« – »Diese Erklärung werde ich Euch an Stelle meines Vaters geben«, erwiderte Josefa. »Habt Ihr in jüngster Zeit von uns gehört?« – Ja«, antwortete der Haziendero. »Darf ich es jedoch sagen? Ich habe es nicht geglaubt.« – »Sagt es! Ich befehle es Euch!«

Der Alte trat einen Schritt zurück und erwiderte:

»Ihr sprecht vom Befehlen? Jedenfalls bin ich es, der hier zu befehlen hat!« – »Da irrt Ihr Euch sehr«, antwortete Josefa stolz. »Ich bin jetzt Herrin der Hacienda del Erina, um welche Ihr uns betrügen wolltet!« – »Wenn Ihr in diesem Ton sprecht, werde ich meine Vaqueros rufen!« – »Ruft sie!« sagte Josefa höhnisch.

Arbellez trat wirklich an die Tür. Aber als er sie öffnete, blickten ihm die wilden Gesichter einiger Mexikaner entgegen, die von Cortejo den Befehl erhalten hatten, sich hierher zu postieren. Er fuhr erschrocken zurück:

»Wer ist das? Was wollen diese Leute?« – »Das ist meine Ehrengarde«, antwortete Josefa. »Ich will Euch sagen, daß wir mit dreihundert Mann die Hazienda überfallen haben. Die Franzosen sind getötet, und Ihr befindet Euch in meiner Hand.« – »Ich? In Eurer Hand? Ihr irrt Euch, Señorita. Ihr mögt die Franzosen überfallen und töten; ich aber bin ein freier Mexikaner, dem Ihr nichts anhaben könnt!« – »Ihr seid es, der sich irrt. Ihr seid kein freier Mexikaner, sondern unser Gefangener. Merkt Euch das! Beantwortet mir meine Frage von vorhin: Was ist es, was Ihr in jüngster Zeit von uns gehört habt?«

Pedro Arbellez konnte sich nur schwer in die Situation finden, sie war ihm fast unbegreiflich. Er sollte der Gefangene dieser beiden Leute sein? Früher hätte er sich zur Wehr gesetzt, jetzt aber war er alt, schwach und krank, es fehlte ihm die Energie der jüngeren Jahre; er sah die Waffen, die sich in den Händen der beiden befanden, er hörte ein wüstes Schreien, Rufen und Jauchzen, das jetzt durch die Räume der Hazienda erschallte, und das vermehrte seine Bestürzung.

»Antwortet!« gebot Josefa.

Und als Arbellez nicht sofort gehorchte, spannte sie den Hahn ihrer Pistole.

»Oh, Señor, redet, gebt Antwort! Ihr werdet sonst erschossen!« bat Marie Hermoyes. – »Ja, wenn Ihr beide mir nicht unbedingt gehorcht, werdet Ihr ohne Barmherzigkeit erschossen«, drohte Josefa, die sich in der Rolle eines Räuberhauptmanns ganz behaglich fühlte. »Also, was habt Ihr gehört?« – »Daß Señor Cortejo Präsident werden will«, antwortete Arbellez. – »Präsident? Pah! König will er werden! Ganz Mexiko soll ihm und mir gehören! Diese Hazienda wird von uns zuerst besetzt, denn sie ist unser Eigentum.« – »Sie ist das meinige!« – »Ihr lügt!« – »Ich habe sie gekauft!« – »Beweist es!« – »Ich habe es bereits bewiesen, ich besitze das Dokument des Kaufes.« – »Dieses Dokument ist gefälscht Ihr habt die Hazienda nicht gekauft Ihr habt sie vielmehr geschenkt erhalten, und die Kaufakten sind nur zum Schein ausgestellt worden.« – »Selbst wenn Ihr das Richtige erraten hättet, wäre die Hazienda mein Eigentum. Und selbst wenn mein Recht ein nichtiges wäre, fiele die Hazienda an den Grafen Rodriganda zurück, aber nicht an Euch.« – »Pah! Was dem Grafen gehört, gehört auch uns! Ihr versteht das freilich nicht!« – »Oh, ich verstehe und begreife das schon!« entgegnete Arbellez.

Der Zorn hatte ihn erfaßt, er begann daher mutiger zu werden.

»Ihr begreift es? Wirklich?« höhnt sie. »Wie unendlich klug von Euch!« – »Ja, ich begreife es«, antwortete er. »Ich kenne Eure volle Schlechtigkeit, ich durchschaue den ganzen, ungeheuren Schwindel.« – »So seid doch so gut, es uns mitzuteilen«, lachte Josefa boshaft. – »Der untergeschobene Graf Alfonzo ist ein Cortejo; darum glaubt Ihr, was den Rodrigandas gehört, gehöre auch Euch. Oder wollt Ihr leugnen?« – »Leugnen? Euch gegenüber? Ihr seid nicht bei Sinnen. Was ein Verrückter sagt, braucht weder bestätigt, noch geleugnet zu werden. Also Ihr habt die Hazienda wirklich gekauft, mein teurer Señor Arbellez?« – »Ja.« – »Ihr habt ein Dokument darüber?« – »Ja.« – »Wo?« – »Es ist gut aufgehoben.« – »Ich frage, wo!« – »Das ist lediglich meine Sache, nicht die Eurige.« – »Ihr irrt Euch abermals. Ich bin gekommen, das Dokument von Euch zu fordern.« – »Ah, Ihr wollt das Papier in Eure Gewalt bringen und mich dadurch um mein Eigentum betrügen? Das wird Euch nicht gelingen!« – »Ich werde Euch zwingen.« – »Versucht es.«

Da wurden Josefas Eulenaugen größer, und ihre Züge zeigten einen unaussprechlichen Haß. Sie sagte:

»Bringt mich nicht in Zorn, Alter! Eure Strafe würde fürchterlich sein. Ich verlange das Dokument. Wo habt Ihr es?« – »Ich wiederhole, daß Ihr es nicht erhaltet.« – »Ich werde es suchen.« – »Ihr werdet es nicht finden.« – »Ich stürze das ganze Haus danach um.« – »Es befindet sich nicht im Haus. Euer Suchen wird vergeblich sein.«

Da sprang Josefa vom Stuhl auf, ballte die Faust und zischte Arbellez entgegen:

»Ah, Ihr habt es nicht hier auf der Hazienda? Wo sonst?« – »Es liegt mit meinem Testament in sicheren Händen. Bemüht Euch nicht.«

Josefas Zorn wuchs, ihre Augen sprühten Blitze.

»Ein Testament habt Ihr gemacht? Ah, ist das wahr?« – Ja«, antwortete er. – »Und Ihr habt einen Erben eingesetzt, dem die Hazienda gehören soll?« – »Die Hazienda und alles, was dazugehört.« – »Wer ist es?« – »Testamentsgeheimnisse pflegt man nicht auszuplaudern, Señorita.«

Da stampfte Josefa mit dem Fuß auf und rief:

»Ich befehle Euch aber, es zu sagen.« – »Ihr habt mir nichts zu befehlen.« – »Das wird sich finden. Wenn Ihr mir nicht freiwillig antwortet, so werde ich Euch zum Reden zu zwingen wissen.«

Arbellez' ganze Energie war erwacht Er antwortete verächtlich:

»Ihr seid nicht die Person, die mich zu etwas zwingen könnte.« – »Nicht? Ah, Ihr glaubt wohl gar nicht daß sich die Hazienda in unserer Gewalt befindet?« – »Ich glaube es. Ich muß es ja, denn ich höre das Freudengeheul Eurer wüsten Bande, die bereits zu plündern beginnt« – »Hört Ihr es? Hört Ihr es wirklich? Ja, unsere Burschen sind nicht faul. Alles, alles, was sie finden, gehört ihnen, nur Pedro Arbellez und Marie Hermoyes sind unser Eigentum; diese beiden haben wir uns ausbedungen. Glaubt nicht, daß Ihr uns entfliehen oder entgehen könnt!« – »Ich weiß es. Wir befinden uns in der Gewalt zweier Teufel.« – »Zweier Teufel, ja, das ist der richtige Ausdruck. Ihr sollt sehen, wie es ist, wenn der Teufel mit einem umgeht Ich frage Euch zum letzten Mal, ob Ihr mir sagen wollt, wo sich das Kaufdokument befindet.« – »Ihr erfahrt es nicht.« – »Auch nicht, wer Euer Erbe ist?« – »Nein.« – »Ich werde Euch in den tiefsten Keller stecken.« – »Tut es!« – »Ich werde Euch foltern und auf alle Weise peinigen und quälen!« – »Versucht es! Gott wird uns schützen.« – »Gott wird sich um Euch nicht bekümmern. Ihr werdet verhungern müssen, langsam verhungern.« – »Ich fürchte den Tod nicht!« – »Oh, mein Alter, du sollst ihn fürchten lernen. Dein Tod wird ein schrecklicher sein. Ich werde dich peitschen lassen. Du sollst alle Qualen erleiden, die es nur geben kann!« – »Es wird sich ein Rächer finden!« – »Glaube das nicht. Wer will es wagen, sich an der Tochter des Königs von Mexiko zu vergreifen oder zu rächen!« – »Noch ist Euer Vater nicht König. Er wird es niemals werden!« – »Wurm, der du bist! Du bleibst also bei deiner Halsstarrigkeit?« – »Ja. Ich bin ein alter Mann. Ihr habt mir mein einziges Kind geraubt Ihr habt mit satanischer List das Glück ganzer Familien untergraben. Wenn Ihr mich zu Tode martert, wird Euer Gewissen nicht schwerer werden, aber ich verfluche Euch, und mein Fluch wird Euch treffen, wenn Ihr es nicht denkt!«

Josefa stieß ein höhnisches, aber gezwungenes Lachen aus.

»Ja, du bist ein alter Mann«, sagte sie, »du bist altersschwach, du weißt nicht mehr, was du redest. Aber wenn ich dir den Rücken zerfleischen lasse, so wirst du wenigstens das noch reden können, was ich von dir hören will. Mit dir bin ich nun fertig. Jetzt zu der anderen.«


 << zurück weiter >>