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Zu derselben Zeit, in der die drei mit diesem Brief beschäftigt waren, geschah etwas, was mit den heutigen Begebenheiten eng zusammenhing.
Es war dunkel, und die gewöhnliche Abendkühle wehte leicht über die Fluten des Meeres dahin. Ein Boot kam um die südliche Landzunge, die die Bucht begrenzt, herumgesteuert. Es saßen sechs Männer in demselben, von denen vier ruderten, einer das Steuer und einer das Kommando führte.
»Das ist das Licht des Leuchtturms«, sagte der letztere. »Wir halten gerade auf denselben zu und legen an der Klippe an.«
Das geschah. Als das Boot festsaß, stieg nur dieser eine aus und ging nach dem Turm. Er schien hier bekannt zu sein, denn er trat ein und stieg die Treppe empor, um an der ersten Tür zu klingeln.
Der von dem Maire neu angestellte Wärter erschien und fragte nach dem Begehr des Fremden.
»Ich will mit dem Wärter des Leuchtturms sprechen«, antwortete dieser. – »Der bin ich.« – »Sie? Ich denke, er heißt Gabrillon?«
In seinem Ton drückte sich ein großes Erstaunen aus.
»Gabrillon hatte dieses Amt bis heute, wurde aber von demselben suspendiert.« – »Alle Wetter! Warum?« – »Er wurde arretiert.«
Wäre der Schein der kleinen Öllampe auf das Gesicht des Fremden gefallen, so hätte der Wärter bemerken können, daß sein scharfgezeichnetes, verbranntes Gesicht den Ausdruck des höchsten Schreckens zeigte.
»Arretiert? Warum?« erklang nach einiger Zeit die gefaßte Frage. – »Hm! Das ist eine sehr schlimme Angelegenheit! Er wird wohl für lebenslang die Galeere erhalten. Sind Sie etwa ein Freund oder gar ein Verwandter von ihm?« – »Nein, er geht mich gar nichts an, als daß er mir eine kleine Summe schuldig ist«, log der Fremde. – »Da verzichtet nur! Er ist mit einer Zigeunerin von dem Herrn Maire selbst gefangengenommen worden ...« – »Mit einer Zigeunerin?« fragte der Fremde rasch.
Der Ton seiner Stimme zitterte, und sein Schreck war jetzt jedenfalls noch viel größer als vorher. Der Wärter bemerkte oder beobachtete dies jedoch nicht und antwortete:
»Ja. Dieses Weib heißt Zarba. Gabrillon hat einen spanischen Grafen, den man wahnsinnig gemacht hat, bei sich festgehalten, und die alte Hexe ist seine Mitschuldige.« – »Das ist schlimm, verdammt schlimm«, sagte der Fremde mehr zu sich selbst als zu dem Wärter. – »Ja«, meinte dieser. »Man sollte ihnen den Strick geben, anstatt der Galeere.« – »Und was ist mit dem Grafen geworden?« – »Er befindet sich bei dem Herzog von Olsunna, der derjenige ist, durch den die Sache an den Tag kam.« – »Ah, der Herzog befindet sich hier?« – »Ja, er ist todkrank und wohnt mit seiner Tochter in dem Haus des Schiffers Jean Foretier. Es ist das erste Haus, wenn man von hier nach der Stadt geht. Wie ich Ihnen sagte: Streichen Sie die Schuld aus, Sie erhalten nichts.« – »Und wo ist die alte Frau, die bei Gabrillon war?« – »Niemand weiß es. Sie ist in der Stadt gewesen, als er verhaftet wurde, und seit dieser Zeit nicht wieder gesehen worden. Sie wird von der Verhaftung gehört und sich da gleich aus dem Staub gemacht haben. Aber ich muß nach dem Leuchtapparat sehen und habe keine Zeit mehr. Gute Nacht.«
Der Fremde ging und kehrte nach dem Boot zurück. Als man ihn dort allein kommen sah, fragte der, der am Steuer saß:
»Nun, Garbo, wie steht es? Es ist hoffentlich alles in Ordnung.«
Der Gefragte war also Garbo, der vertraute Zigeuner Zarbas, der damals die Ausgrabung der Leiche und die Entfernung Don Emanuels geleitet hatte. Er antwortete:
»Es ist vielmehr alles in der verfluchtesten Unordnung. Haltet euch ruhig! Dieser Gabrillon ist ein großer Esel, er ist arretiert worden, und da Zarba bei ihm war, hat man sie mit eingesteckt.«
Alle Männer in dem Boot waren Zigeuner. Sie erschraken, vermieden aber jeden Ausruf, der ihre Anwesenheit hätte verraten können. Der Steuerer erkundigte sich leise:
»Weshalb hat man sie denn arretiert?« – »Man hat entdeckt, daß der Wahnsinnige der Graf ist«, antwortete Garbo und erzählte alles, was er erfahren hatte.
Die Gitanos hielten nun eine kurze Beratung, deren Ergebnis war, daß man die Königin befreien müsse. Sie zerstreuten sich, um zu rekognoszieren, und nur einer blieb bei dem Boot zurück, um dasselbe zu bewahren.
Als sie sich nach einiger Zeit wieder zusammenfanden, war das Ergebnis ihrer Nachforschung ein nicht ganz unbefriedigendes. Diese Leute waren im Nachspüren alle außerordentlich erfahren, und so wußten sie nach kurzer Zeit, daß der Inspektor des Gefängnisses alle Abende in das Weinhaus gehe und spät nach Mitternacht heimkehre. Seine Familie legte sich zeitig schlafen, und der Schließer, der der einzige war, dem die Bewachung des Gefängnisses oblag, pflegte dann eine gegenüberliegende Absinthkneipe zu besuchen, anstatt seinen Pflichten nachzukommen. Garbo hatte sich sogar nach dem Gefängnis gewagt und sowohl den Inspektor als auch den Schließer gesehen.
Es wurde nun beschlossen, den Ausgang des Gefangenenhauses heimlich zu bewachen. Den Inspektor wollte man passieren lassen, den Schließer aber einfach niederschlagen oder erwürgen, ihm die Schlüssel abnehmen und dann die Gefangenen befreien.
Dies wurde ausgeführt. Bei der herrschenden Dunkelheit hatte kein Mensch eine Ahnung, daß fünf bewaffnete und entschlossene Männer sich in der Nähe des Gefängnisses befanden. Garbo stand dem Ausgang am nächsten. Er sah den Inspektor gehen. Später verlöschten die Lichter in der Wohnung desselben, dies war das Zeichen, daß die Seinen schlafen gingen.
Nun verging eine halbe Stande, dann wurde die Tür leise auf- und zugeschlossen, der Schließer trat seinen heimlichen Kneipweg an. Er hatte kaum einige Schritte getan, da legten sich zwei kraftvolle Hände von hinten um seine Kehle, die so zusammengepreßt wurde, daß er keinen Atem holen und keinen Laut ausstoßen konnte. Die Todesangst riß ihm den Mund weit auf, und sofort wurde ihm ein Knebel zwischen die Zähne geschoben.
»So ist's gut«, hörte er eine leise Stimme sagen. »Nun brauchen wir ihn wenigstens nicht zu töten. Schafft ihn beiseite!«
Er wurde nach einem abgelegenen, abends nicht besuchten Ort getragen, wo sein leises Röcheln nicht gehört und zum Verräter werden konnte. Die Schlüssel hatte Garbo ihm abgenommen.
Nun drangen die Zigeuner leise in das Gefängnis ein. Sie hatten ein Fenster erleuchtet gesehen, dies war jedenfalls dasjenige des Raumes, in dem der Schließer eigentlich zu wachen gehabt hatte. Sie begaben sich dorthin und fanden da auf dem Tisch ein Zellenverzeichnis, aus dem sie ganz leicht ersahen, in welcher der Zellen sich die Gesuchten befanden.
Sie wurden herbeigebracht, ohne daß man das geringste Geräusch dabei verursachte. Dann verließen sie das Gefängnis, dessen Schlüssel sie steckenließen.
Erst jetzt fühlten sich die beiden gefangen Gewesenen frei, und Zarba sagte:
»Ich wußte, daß ihr mich holen würdet, und habe es dem Maire gesagt, daß er nicht die Macht besitzen würde, mich festzuhalten.« – »Ja, du bist frei«, erwiderte Garbo. »Aber hier droht uns Gefahr, wir wollen schnell das Boot aufsuchen und dieses Nest verlassen.« – »Ohne den Grafen?« fragte sie. »Das fällt mir nicht ein! Ich bin gekommen, um ihn zu holen, und was ich mir vorgenommen habe, führe ich aus.« – »Wir sind einverstanden«, meinte Garbo für die anderen. – »Habt ihr erfahren, wo er sich befindet?« – »Beim Herzog von Olsunna. Ich kenne das Haus.« – »Ah, beim Herzog! Ich konnte es mir denken! Es freut mich, daß er sich an keinem anderen Ort befindet, denn ich habe mit diesem Olsunna abzurechnen. Kommt, wir wollen uns das Haus betrachten und sehen, wie wir hineingelangen.«
Sie schlichen sich aus der Stadt hinaus und nach der Bucht hin, wo die Wohnung lag, der der Überfall gelten sollte.
Um diese Zeit hatte Otto von der Geliebten und von deren Vater Abschied genommen, um nach Hause zu gehen. Am Weg stand eine hohe Ulme, deren Stamm von Rasen umgeben war. Er ging nicht vorüber, sondern setzte sich auf den Rasen. Die Liebe macht träumerisch, und er fand es schön, hier noch ein wenig an das Glück zu denken, das seinem Leben so ganz unerwartet eine neue, glanzvolle Wendung gegeben hatte.
So saß er in der Dunkelheit ganz still und allein, mit dem Rücken an den Stamm des Baumes gelehnt. Infolge dieser Stille mußte ihm das geringste Geräusch auffallen, das auf dem Weg entstand, und so kam es denn auch, daß ihm das leise und vorsichtige Nahen mehrerer Personen auffiel.
Warum gingen diese Leute so leise? Er bückte sich und sah nun sieben Gestalten, die, indem sie an ihm vorüberhuschten, sich gegen den Himmel abzeichneten. Es war eine Frau dabei, fast hatte es ihm geschienen, als ob sie eine Kleidung trüge, wie er sie bei Zarba gesehen hatte. Zarba! Dieser Name rief alle seine Besorgnis wach. Sie hatte gesagt, daß man sie nicht halten könne. War sie entflohen? War sie von Verbündeten befreit worden? Dann galt ihr heimliches Herschleichen ganz sicher dem Grafen.
Dieser Gedanke erschreckte Otto. Er zog die Stiefel aus und huschte ihnen nach. Es gelang ihm, nicht gehört zu werden. Sie hielten vor dem Fischerhaus still. Nun war er überzeugt, daß es auf den Grafen abgesehen sei. Er wußte, daß man hinter ihm die Haustür verschlossen hatte, daß aber die hintere Tür offen gewesen war. Schnell schlich er sich nach dem kleinen Gärtchen, stieg über den Zaun und ging nach der Tür. Sie war noch offen. Man hatte keine Veranlassung gehabt, sie zu verschließen.
Er trat in den Flur, schob den großen, hölzernen Riegel vor, so daß nun wenigstens die beiden Eingänge wohlverwahrt waren und die Bewohner des Hauses sich wenigstens für den Augenblick in Sicherheit befanden. Er kannte die Räumlichkeiten alle. Rechts war die Wohnung des Herzogs, der heute mit dem Grafen auch hier im Parterre schlief. Links wohnte der Diener und in einem anderen Raum Floras Zofe. Flora selbst schlief in einem Stübchen, das eine Treppe hoch lag.
Der Diener hatte noch Licht, er war beschäftigt, sich auszukleiden, und seine Tür war noch unverschlossen. Das war Otto lieb, da er es nicht für geraten hielt, den Lauschenden durch das Anklopfen zu verraten, daß man auf ihren Besuch vorbereitet sei. Otto trat ein, und der Diener war nicht wenig erstaunt, den Maler, hinter dem er vor kaum einer Viertelstunde die Tür verschlossen hatte, jetzt hier im Haus wiederzusehen. Er blickte ihn bestürzt an und wollte eine Frage aussprechen, da aber kam ihm Otto zuvor.
»Pst!« sagte er leise. »Schweigen Sie! Ich komme durch die hintere Tür wieder zurück. Ich glaube, man hat Zarba und den Leuchtturmwärter befreit. Draußen stehen sieben Personen, die jedenfalls die Absicht haben, den Grafen zu entführen.«
Der Diener war Soldat gewesen und ein entschlossener Mann. Er verlöschte sofort das Licht, damit man von außen nicht bemerken konnte, daß man im Haus noch wach sei.
»Ach«, sagte er dann leise. »Wir werden sie empfangen.« – »Haben Sie Waffen?« – »Ja. Zwei Paar Doppelpistolen, die wir auf unseren Reisen stets bei uns führen. Ich habe sie hier im Kasten.« – »Sind sie geladen?« – Ja.« – »Gut. Geben Sie mir zwei und nehmen Sie die anderen. Können wir den Herzog benachrichtigen, ohne daß man Geräusch von außen bemerkt?« – »Ja. Den Schlüssel zum Wohnzimmer habe ja ich, denn ich muß stets dort sein, ehe Durchlaucht sich erhebt.« – »So wecken Sie ihn. Es ist besser, die Herrschaften sind wach und vorbereitet, als daß sie durch unsere Schüsse erschreckt werden. Auch Donna Flora und die Zofe müssen geweckt werden.« – »Ich werde das besorgen«, sagte der Diener. »Treten Sie einstweilen in den Flur, um alles zu hören, was geschieht. Hier sind Ihre Pistolen, und hier haben Sie auch einige Patronen.«
Sie verließen das Stübchen leise und trennten sich.
Otto lauschte. Er vernahm ein leises Schleichen, und dann probierte man zunächst an der vorderen, dann auch an der hinteren Tür. Da der Diener die Tür zum Wohnzimmer des Herzogs, in welches er jetzt getreten war, offengelassen hatte, so konnte Otto deutlich hören, daß man dort die Läden untersuchte, ob sie fest verschlossen seien.
Unterdessen gelang es, die Schlafenden zu wecken. Die Zofe wurde zu dem Grafen gewiesen, um diesen zu bewachen; Flora war heruntergeschlichen und traf da auch ihren Vater, der eine der Pistolen forderte, um an der Verteidigung teilzunehmen, obgleich er Patient war. Er erhielt von seinem Diener eine der Waffen.
Auch Flora verlangte eine Pistole, ließ sich aber von Otto überzeugen, daß diese in der Hand eines geübten Schützen von größerem Wert sei als in der ihrigen. Da trat sie zu dem offenen Herd und nahm von dort ein großes Messer zu sich. Man konnte nicht wissen, was geschah.
Man schien mit der Untersuchung zu Ende zu sein. Vor der hinteren Tür hörten die Wartenden flüsternde Stimmen. Otto schlich sich hin und horchte.
»Ohne Lärm kommen wir nicht hinein«, sagte einer. »Es ist alles zu fest verschlossen.« – »So müssen wir durch eins der oberen Fenster steigen.« – »Pah! Durch die Fenster eines normannischen Fischerhauses? Die sind ja viel zu klein. Nein, wir müssen etwas anderes finden.« – »Wenn man nur wüßte, wieviel Menschen das Haus bewohnen.«
Da ließ sich eine weibliche Stimme vernehmen, es war diejenige Zarbas, Otto hörte dies sofort.
»Wer soll denn da wohnen?« fragte sie. »Kein Mensch, den wir zu fürchten hätten. Da ist Gabrillon, der wird es euch sagen.«
Gabrillon mußte eben erst hinzugetreten sein, denn es dauerte einen Augenblick, ehe man ihm erklärt hatte, um was es sich handelte.
»Ich habe dieses Haus vom Turm aus beobachtet«, flüsterte er. »Jean Foretier, dem es gehört, hat es dem Herzog ganz überlassen und wohnt bei seinem Nachbar; ihn haben wir also nicht zu fürchten. Hier gibt es nur den Herzog, der ist bereits eine halbe Leiche, er tut uns nichts; ferner seine Tochter und eine Zofe, die werden sich unter die Bettdecken verkriechen und wimmern; endlich gibt es einen Diener, der der einzige ist, mit dem wir zu rechnen haben. Aber wir sind ihm sechsfach überlegen.« – »Da wißt ihr's«, sagte Zarba. »Hört, was ich euch sage: Diese hintere Tür ist nicht so fest wie die vordere; wenn zwei sich dagegen stemmen, so drücken wir sie ein. Wir dringen in das Haus und suchen zunächst Licht. Finden wir dieses, so ist es nicht schwer, auch den Grafen zu finden. Ehe sich die anderen besonnen haben, sind wir fort und wieder auf unserem Boot. Ich freilich darf nicht in das Haus. Euch kennt man nicht, mich aber mehr als genau, und wenn man auch ahnen wird, daß der Plan von mir ausgeht, so soll man mir es doch nicht beweisen können. Also vorwärts! Macht los, ich warte hier!«
Es vergingen einige Augenblicke, dann stemmten sich von draußen mehrere kräftige Schultern gegen die Tür. Diese krachte, erst leise, dann stärker und immer stärker. Otto hatte sich von ihr zurück- und zu den anderen hingeschlichen.
»Sie kommen«, sagte er. »Wir haben acht Kugeln, das genügt vollständig. Doch wollen wir nicht sofort schießen, sondern sie erst anrufen.«
Die Tür wurde vom Riegel gehalten, aber endlich schien er nachzugeben. Es prasselte abermals, dann folgte ein lauter Krach, und die Tür flog auf. Die Zigeuner schickten sich an, einzutreten.
»Halt!« rief ihnen der Maler entgegen. »Was wollt ihr? Wir schießen!« – »Drauf!« gebot als Antwort Garbo, der Anführer der Zigeuner. »Das ist der arme Wicht, der Diener.«
Sie drangen ein, wurden aber von krachenden Schüssen empfangen. Laute Schreie und Flüche erschollen, daneben einige Hilferufe, denen ein schmerzliches Ächzen und Stöhnen folgte. Die Kugeln hatten getroffen.
»Zurück!« hörte man Garbo kommandieren.
Dann vernahm man, daß die noch Unverwundeten davonrannten. Sie ließen die anderen im Stich, sie wagten nicht, sich mit Fortschaffen der Niedergeschossenen aufzuhalten, da die Pistolensalve sie auf die Vermutung gebracht hatte, daß die Verteidiger zahlreich seien. Diese wiederum standen von einer Verfolgung ab, die bei dem Dunkel der Nacht keinen Erfolg haben konnte.
Es wurde Licht angebrannt, und nun sahen sie, daß drei Zigeuner im Haus lagen, zwei tot und einer schwer verwundet. Otto eilte schleunigst in die Stadt, wo er die Polizei bereits in Aufregung fand. Der Gefängnisinspektor hatte bei seiner Heimkehr die Abwesenheit des Schließers und die Flucht der Gefangenen entdeckt und sofort Anzeige erstattet. Infolgedessen fand der Maler den Maire wach und teilte ihm das Geschehene mit.
Der Beamte begab sich nun sofort in Begleitung seiner Gendarmen nach der Wohnung des Herzogs, um dort den Tatbestand aufzunehmen.
Der verwundete Zigeuner wurde verhört. Seine Verletzung war tödlich, aber selbst die Nähe des Todes bewog ihn nicht, ein offenes Geständnis abzulegen. Er hing an Zarba so sehr, daß er kein Wort sprach, das ihr den geringsten Schaden hätte bereiten können. Nur das sagte er aus, daß der Wahnsinnige wirklich Graf Emanuel Rodriganda sei, den man vom Leuchtturm habe entfernen wollen. Aber wie der Graf dorthin gekommen sei und wohin er hatte gebracht werden sollen, das sagte er nicht. Er behauptete, es nicht zu wissen.
Er wurde mit den beiden Leichen fortgeschafft und starb noch während der Nacht im Gefängnis. Von den entflohenen Zigeunern war keine Spur mehr zu finden. Die Polizei vigilierte vergebens nach ihnen, sie wurden nicht entdeckt. Freilich schienen die Nachforschungen nicht sonderlich angestrengt betrieben zu werden. Es handelte sich ja um Ausländer, und dem Maire nebst seinen Vorgesetzten lag nichts daran, von der ganzen Angelegenheit viel Geschrei zu machen, sie konnten nichts dabei gewinnen. Im übrigen gaben sich auch der Herzog und Otto zufrieden, den Grafen Emanuel als solchen amtlich festgestellt und anerkannt zu sehen. Alles Weitere konnte nur Unbequemlichkeiten für sie mit sich bringen oder gar ihre Abreise verzögern.
Sie machten vor Gericht ihre Aussagen betreffs der Abwehr der Zigeuner, und da sie in berechtigter Selbstverteidigung gehandelt hatten, erwuchsen ihnen aus der Tötung der drei Männer keinerlei Unannehmlichkeiten. Indessen besserte sich die Gesundheit des Herzogs dermaßen, daß er nach der von Sternau angegebenen Zeit seine Reise antreten konnte. Einige Tage Aufenthalt zuerst in Paris und dann in Straßburg übten einen wohltätigen Einfluß auf ihn, und als er Mainz erreichte, hatte er zwar noch ein leidendes Aussehen, aber seine Kräfte waren gestärkt, und er bot einen ganz anderen Anblick als bei Beginn der letzten Woche, die eine so verhängnis- und ereignisvolle gewesen war.