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Das höchstgelegene Kloster unseres Landes ist das auf dem Berg des Langen-Lebens in der Provinz Hoang-hai. Auf der schwindelnden Höhe des steilen Felsens hängt das Kloster wie ein Vogel, der des langen Fliegens müde, einen kurzen Augenblick irgendwo auf einer federnden Astspitze rastet. Die wenigen Mönche, die droben wohnen, müssen sich mit Hilfe eines dicken Seiles niederlassen, wenn sie ins Tal der niederen Welt gelangen wollen, die sie trotz ihrer großen Verachtung des Irdischen hie und da doch besuchen müssen, weil sie Nahrung, Holz, Trinkwasser und sonstige Dinge zum Leben brauchen.
In diese Gegend kamen jahrein, jahraus zahllose Menschen, um einmal zu diesem Wunderkloster wenigstens aufblicken zu können. Das wußten die Mönche droben und waren sehr stolz 177 auf den Ruhm, das höchstgelegene Kloster des Landes zu sein.
Es war aber noch ein anderes Kloster im Lande, das es darauf absah, dem höchstgelegenen Kloster den Ruhm streitig zu machen; das war das größte Kloster des Landes, das im Süden unter dem berühmten Keryongberg lag.
Eines Tages machte sich ein Mönch des höchsten Klosters auf den Weg nach dem Süden, um das größte Kloster zu besuchen. Er wollte sehen, ob es wirklich so bewundernswürdig war, wie es hieß.
Drei Tage ging er des Weges, als er zufällig einem Mönch des größten Klosters begegnete. Dieser war seinerseits auf dem Wege zu dem Berg des Langen-Lebens, um das höchstgelegene Klösterchen aufzusuchen.
»Dann brauchen wir wohl nicht weiter zu reisen«, sagte der Mönch aus dem höchsten Kloster, »erzählt mir nur genau von der Größe eueres verehrten Klosters!« 178
»Wohlan!« sagte der andere Mönch, »ich werde versuchen, euch klar zu machen, wie groß unser Kloster ist. Am besten bemeßt ihr es nach der Größe des größten Kochkessels, in dem wir jährlich nur einmal, am Tag der Wintersonnenwende, wie es Brauch ist, unseren gemeinsamen Brei kochen. Er ist so groß, daß etliche kräftige Mönche mit einem Kahn über den Brei hin und her fahren müssen, um ihn umzurühren. Fährt man an dem einen Kesselrand morgens früh fort, und ist der Wind günstig, so kann man gegen Mittag an dem anderen Kesselrand ankommen.«
»Wahrhaftig groß ist euer Kloster!« sagte der Mönch des höchsten Klosters nach einer Weile des Schweigens, »ich will nun meinerseits versuchen, euch die Höhe unseres Klosters anschaulich zu schildern. Am Ende jeden Jahres pflegen wir unseren Kehricht in das Tal des niederen Lebens hinabzuwerfen. Weht kein heftiger Wind um unseren ehrwürdigen Berg, dann kommt der 179 Kehricht genau nach einem Jahr unten an!« 180