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In der guten alten Zeit hatten die Hunde die Katzen gar lieb und trugen sie gerne auf ihren Rücken, wenn sie miteinander weite Wege gehen oder über das Wasser schwimmen mußten; denn die Katzen mögen nicht gerne naß werden.
Ein alter gutherziger Mann in Seoul nahm seinen Hund und seine Katze immer mit, wenn er aus dem Hause ging. Rechts ging der Hund und links die Katze. Wenn er unter einem Baum saß und sich ausruhte, legte sich der Hund vor ihm hin, während die Katze auf seinem Schoß schlief. Die beiden Tiere wurden gestreichelt und gelobt und waren glücklich bei ihrem Herrn.
Als sie aber eines Tages von einem Spaziergang nach Hause zurückgekommen waren, erschrak der alte Mann, weil er seinen lieben Edelstein verloren hatte. Er war aus der Tasche 44 gerutscht. Seine Frau und seine Kinder suchten im ganzen Haus und in der Umgebung nach dem Schatz.
Auch der Hund und die Katze gingen auf die Suche, kamen aber immer wieder betrübt zurück und kauerten traurig vor dem alten Mann nieder, der vor Kummer fast krank geworden war. Sobald der Tag anbrach, gingen die beiden wieder hinaus, um den Edelstein zu suchen. Oh, welche Freude, als der Hund eines Tages den großen gelben sechseckigen Stein wirklich vor einem Kiefernbaum fand! Er heulte und bellte, was das Zeug hielt, und die Katze machte ihre schönsten Sprünge. Darauf kugelten sie miteinander um den Stein, bis sie müde wurden,
Der Hund nahm ihn nun ins Maul, und die Katze lief neben ihm her, ganz glücklich und erleichtert von der großen Sorge. Als sie an einen großen Fluß kamen, sagte der Hund zu seiner Freundin: »Jetzt nimm du den Stein in den Mund, ich muß schnaufen, wenn 45 ich schwimme. Dafür darfst du wieder einmal auf meinem Rücken sitzen.«
Die Katze nahm den Edelstein ins Maul. Er war aber so groß, daß er leicht herausfallen konnte, wenn sie nur einen Augenblick lang nicht fest genug auf ihn biß. »Halt ihn aber fest«, brummte der Hund bekümmert, nachdem er eine Zeitlang die unbeholfene Katze mit ihrem winzigen Mäulchen betrachtet hatte. »So, jetzt sitz auf!«
Er schwamm nun aus Leibeskräften quer durch den Strom, er schnaufte und keuchte, weil er seine Freundin auf dem Rücken hatte. Obendrein hatte er Sorge um den Stein, der jeden Augenblick aus dem Maul der Katze herunterfallen konnte. Inmitten des Flusses fragte er: »Hast du den Stein noch im Maul?« Die Katze aber sagte nichts. Sie schien aus lauter Angst vor dem großen Wasser die Sprache verloren zu haben. »Hab nur keine Angst«, sagte der Hund beruhigend. »Ich bin ein ausgezeichneter Schwimmhund, verlaß dich nur auf 46 mich!« Als der Fluß dreiviertel überwunden war, fragte er noch einmal: »Sag, hast du den Stein noch im Mund?« Die Katze sagte aber wieder nichts. »So sag doch, ob du den Stein im Maul hast, du Feigling!« Die Katze wurde nun auch etwas zornig über diese Beschimpfung und rief: »Du dummer Hund, der Stein fällt mir ja aus dem Maul, wenn ich spreche!« Aber, oh je! Als sie das gesagt hatte, hatte sie keinen Stein mehr im Maul!
Jetzt waren sie über dem verhängnisvollen Fluß, ober ohne den Edelstein. Traurig guckte der Hund in den Fluß hinein, während die Katze ihn beschimpfte als den dümmsten Hund der Welt.
Seitdem fauchen die Katzen, wenn sie die Hunde sehen, und die Hunde bellen, weil die Katze doch daran schuld war, daß der Edelstein verlorenging. 47