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Der Tabak und die Jugend. Von Prof. Molenaar (Darmstadt). Die ungeheure Qualmerei, wie sie jetzt nicht nur beim Heer – Trotz aller Verbote des Generalkommandos sieht man allenthalben – Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß wir durch das unmäßige Rauchen im allgemeinen und das vorzeitige Qualmen der Jugendlichen im besonderen bis jetzt mindestens zwei Armeekorps in diesem Kriege eingebüßt haben – Es ist erschreckend, wie viele Männer in verhältnismäßig jungen Jahren herzkrank sind und dadurch dem Heeresdienst, der Ehe und der Fortpflanzung entzogen werden – Im Interesse unseres Heeresersatzes wäre ein gleiches Verbot auch bei uns dringend erwünscht – Ob der Tabak im Kriege mehr nützt oder schadet, bleibe dahingestellt, so viel ist aber sicher, daß Hunderte, wenn nicht Tausende von Nichtrauchern die Strapazen des Felddienstes ebenso gut aushielten wie die Raucher (hat man doch auch Jahrtausende lang Krieg geführt, ohne den Tabak zu kennen), und daß hervorragende Heerführer, wie Graf v. Haeseler, Conrad v. Hoetzendorf und Mackensen, ausgesprochene Tabaakgegner sind.
Einer statistischen Berechnung zufolge soll sogar der Heeresdienst selbst für die Gesundheit noch nachteiligere Folgen haben als das Rauchen und durch ihn allein sollen schon über zwei Armeekorps der Ehe und der Fortpflanzung entzogen worden sein, was umso erschreckender ist, als diese doch hauptsächlich dem Heeresersatz, also der Beschaffung des Menschenmaterials zu dienen haben. Häufig wird aber im Krieg ein Rauchen, das geradezu die Dimensionen eines Qualmens annimmt und einfach nicht mehr auszuhalten ist, beobachtet, so daß es höchste Zeit wäre, ein Rauchverbot für die Schlachtfelder zu erlassen. Die daselbst akquirierten Herzkrankheiten sind deshalb erschreckend, weil durch sie so viele Männer in verhältnismäßig jungen Jahren dem Heeresdienst entzogen werden. Ob der Tabak bei Sturmangriffen mehr nützt oder schadet, bleibe dahingestellt. Auf das gute Beispiel, mit dem die Heerführer hier vorangehen, muß nachdrücklich hingewiesen werden. Allerdings gilt das Problem nur für spezifisch deutsche Verhältnisse. In Staaten für Nichtraucher bleibt die Kriegführung von solchen Erwägungen unbeeinflußt, hier gilt die Erfahrung, die die Menschheit in den Jahrtausenden gesammelt hat, in denen der Tabak unbekannt und das Kriegführen doch eine Passion war.