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Die alte Eiche

Nach fünfjähriger Abwesenheit kam Germund nach Seeland zurück, als Anführer einer Flotte von zehn Schiffen, deren Mannschaft teils aus seinen alten seeländischen Kameraden, soweit Kriegsleben und Meer sie verschont hatten, teils aus Wikingen von überall her bestand, die sich seinem Glück gebeugt hatten und ihn ihren Seekönig nannten.

Es war ein Frühlingstag, als die großen schwarzen Heerschiffe sich im Sund vor der seeländischen Küste zeigten, zum allgemeinen Schrecken der Bevölkerung. Das besorgte Tuten des Kuhhorns ertönte am Strande und antwortete von einem Dorf und Gehöft zum andern, ganz wie damals, als Germund die Gegend verließ; wo der Wald sich öffnete, sah man, wie die Viehherden Hals über Kopf landeinwärts getrieben wurden, der Signalfeuerrauch auf den Höhen rief die Gemeinde zu den Waffen; Germund wußte bis ins kleinste, wie es drinnen stand, alles war wie ehemals; jetzt fühlte er, daß er nach Hause gekommen sei.

Obgleich Germund nicht unbedingt mit friedlichen Absichten gekommen war, hatte er doch nicht im Sinn, die Harde zu überfallen. Sein Abschied damals von den Bauern war sicher nicht vergessen worden; er selbst hatte kein persönliches Anliegen an irgendeinen von ihnen. Bis auf weiteres war er sehr zufrieden mit dem Empfang; daß die Bauern seinetwegen Signalfeuer anzündeten und sich zum allgemeinen Landsturm rüsteten, war eine Heimkehr, wie er sie sich just geträumt hatte. Während an Land große Verteidigungsvorbereitungen gemacht wurden, blieb er mit seinen Schiffen ruhig draußen im Strom liegen.

Germund gehörte mitsamt seiner Mannschaft zum Normannenheer und teilte die Zukunftsaussichten desselben in England oder Frankreich, wie es auch kommen mochte; seine Rückkehr nach Seeland hatte einen besonderen Grund. Er wollte Gevn suchen.

Eines Tages im Mittelmeer hatten ihm plötzlich die Ohren geklungen, und im selben Augenblick war der Wald daheim vor ihm aufgetaucht, die Lichtung mit der großen Eiche und der Waldsaum, der die Lichtung umschloß, er hatte gehört, daß jemand ihn beim Namen rief, wie ein Echo im Walde, aber ganz deutlich und so nah, daß er es wie eine Feuchtigkeit im Ohr spürte – Germund!

Gevn war es, die gerufen hatte, es war ihre Stimme. Er hörte sie nur das eine Mal, war aber von dem Augenblick an wie verwandelt, konnte nicht mehr lachen. Dennoch kehrte er nicht gleich heim, sondern blieb noch drei Jahre nach der Rückkehr aus dem Mittelmeer im Normannenheer, weil er sich erst Schätze erwerben wollte. Und jetzt war er gekommen. Von seinem Schiff aus konnte er die Lichtung droben im Wald und die große Eiche erkennen, die sich an der Stelle, wo sie immer gestanden hatte, frei vom Himmel abhob. Wie hatte er sich nach diesem Baum gesehnt! Es hatte draußen in der Welt Zeiten gegeben, wo ihm alles gleichgültig war, wo er am liebsten Ehre und Reichtum hätte fahren lassen, nur um zu dem Baume seiner Kindheit zurückzukehren.

 

Nicht, daß Germund seine Tage tatenlos im Normannenheer verbracht hätte, nein, sein Name war im Gegenteil mit den berühmtesten Taten der Mittelmeerfahrt verknüpft, furchtlos wie er war, ja, sein Heimweh hatte seine Todesverachtung sogar verstärkt und ihn schrecklicher gemacht, als es sonst in seiner Natur lag. Er war mit im Leichengefolge gewesen, als Haastein in Luna begraben werden sollte, und dort war er unsichtbar geworden, hatte sich zu einem Nebel verwandelt, in dem es von Hunderten von Äxten wirbelte; in dem darauffolgenden Straßenkampf war er in johlendem Wahnwitz wie ein Wolf in Menschengestalt umhergetanzt und hatte alles ohne Unterschied niedergemacht, er merkte nicht die Wunden, die er selber bekam, war wie in einer Verzückung, einem Höllenrausch, und hatte auch zwei ganze Tage gebraucht, um ihn auszuschlafen.

Mohren hatte er so viele getötet, daß es ihn schließlich wie eine gar zu mühelose Jagd langweilte. Aber er hatte auch das Glück gehabt, eine wirklich lebensgefährliche Prüfung zu bestehen, er war es gewesen, der den Drachen in der Wüste tötete, eine im Norden oft erwähnte Heldentat. Darüber heißt es im »Germundgesang«:

Vernommen hab ich, daß Germund,
des Goldes fröhlicher Spender
(von weither klinget sein Ruhm),
einen Drachen in Serkland erschlug.

Germund entkam dem Schiffbruch in der Straße von Gibraltar; wie die meisten anderen hatte er den Verlust seiner Schätze zu beklagen, aber Leben und Schiff blieben unversehrt. Später hatte er sich neues Gut auf Kriegszügen mit dem Normannenheer erworben und konnte sich auch Hoffnung auf ein Jarltum in den eroberten Landen machen, wenn er beim Heer blieb. Vorläufig war er aber zum Besuch in die Heimat zurückgekehrt, und es tat ihm wohl, nach langen Jahren der Abwesenheit die alte Eiche wiederzusehen. Für ihn, der in alten Tagen vom Gipfel der Eiche nach fremden Schiffen auf dem Sund auszuspähen pflegte, war es mit einem besonderen Glücksgefühl verbunden, das Land jetzt von den Schiffen aus zu sehen.

Nachdem er mit seiner Flotte ein paar Tage vor Anker gelegen und der Bevölkerung an der Küste einen nützlichen Schrecken eingejagt hatte, ging König Germund an Land.

Er trug ein Panzerhemd von unschätzbarer Arbeit, in einem Stück genietet, so daß es mit einer Kapuze über den Kopf ging und sich für die Beine in Hosen teilte; diese Kostbarkeit war ein Erbteil, das er einem flandrischen Ritter abgenommen hatte. Auf dem Kopf hatte er außerdem noch eine Stahlhaube mit eingelegtem Goldzierat, französische Arbeit, zwischen der Waffensammlung eines Garonner Grafen ausgewählt. Unter der Rüstung trug Germund maurisches Leinen von feinster Webart und darüber ein italienisch gesticktes Wams aus Seide, ehemals bei Gottesdiensten verwendet und dadurch merkwürdig, daß es einem Bischof gehört hatte. Das Schwert war spanisch, hieß Sangrient und zerschnitt jedes Mineral; um den Arm trug er einen dicken Goldreif, der zwölf Örer wog und ihm von einem vornehmen Mann auf Irland nach einem kurzen Waffengang überlassen worden war; der Speer in seiner Hand war goldbeschlagen und stammte von einem Raubzug auf den Hebriden. So ausgerüstet ging Germund mit einem Gefolge an Land, das nicht allzu groß war; das würde ihm als Zeichen von Furcht schlecht angestanden haben, alle Mann aber waren bis an die Zähne bewaffnet.

Von irgendeiner Art Widerstand war gar nicht die Rede, das Land lag wie ausgestorben da, die Bauern hatten sich in die wegelosen Wälder zurückgezogen; das war nun einmal ihre Kampfmethode, nicht, weil sie feige waren, sondern weil es in ihrer Natur lag, zu warten, bis die Feinde alt wurden.

 

Germund fand alles vollkommen unverändert wie vor seiner Abreise; was er aber in der Zwischenzeit in fremden Ländern gesehen, hatte seinen Blick geschärft, so daß ihm jetzt auffiel, wie alle Dinge von Menschenhand hier elend und freudlos aussahen, obgleich die Landschaft noch schöner war, als sie in seiner Erinnerung gelebt hatte. Der Wald war mächtiger als andere, die er gesehen, die königlichen Buchen standen frisch ausgesprungen, üppig grün und unbeweglich in der Sonnenstille, die Felder lagen in einer schwellenden Pracht von Gras und Blumen da; die Häuser aber glichen zusammengefallenen Maulwurfshügeln, die Dörfer, die jetzt von den Bewohnern verlassen, aber noch mit all ihrer Schwüle erfüllt waren, lagen wie eine Gruppe zugewachsener Erdhaufen da, jede Hütte mit einem Misthaufen bis an den Dachfirst und das Aas irgendeines Tieres vor der Tür, überall Verfall und Zeichen von Not mitten in einer verschwenderischen Natur; es war, als ob die Menschen, die hier lebten, keine Sinne hätten, weder riechen noch sehen könnten. Guckte man in die Gehöfte hinein, fand man die Erdwände mit dem Schmutz und Ruß eines Menschenalters gepolstert, und keinen anderen Hausrat als den Kochtopf und ein schauderhaftes Nest von Fellen. Und hier wohnten adlige Bauern, ihnen gehörten die Ländereien! In Germund stieg eine Ahnung davon auf, daß Besitz Menschen ein Feind sein kann; Leute, die auf ihrem eigenen Grund sitzen, geraten auf ihm in Verfall.

Droben im Wald stieß Germund auf eine kleine Herde Waldkinder, jenes freie Völkchen, aus dem er selber hervorgegangen war; aber er kannte sie nicht, es war schon ein neuer Wurf, und er begriff nicht, daß er selbst mal so ausgesehen hatte. Sie glichen den Wesen, die er in Afrika gesehen, mit Hundeköpfen und Händen an allen vier Gliedern; sobald sie die Fremden erblickten, kletterten sie auf die Bäume – genau wie er es seinerzeit getan haben würde – und dort verschwanden sie auf eine spurlose Weise; erst nachdem man lange in einen Baum hinaufgespäht hatte, unterschied man ein forschendes Menschenauge zwischen den Blättern, hier ein nacktes, wettergebräuntes Bein, das einem Ast glich, dort einen Haarschopf von unbestimmbarer Farbe, wie Staub oder Moos, der ganze Baum war voller Kinder, aber kein einziges rührte ein Glied, sie waren nichts weiter als große strahlende Augen. Eines von den Kindern, das sie herunterholten, wurde zwischen ihren Händen steif wie eine Leiche und behielt noch lange, nachdem sie es ins Gras gelegt hatten, diese starre Haltung, bis es plötzlich, als es sich unbeachtet glaubte, mit einem Satz aufsprang und wie ein Eichhörnchen in einem andern Baum verschwand. Die Kinder waren ganz verwildert, antworteten nicht auf Fragen, schienen keine Sprache zu haben. Sogar Geschenke wollten sie nicht annehmen, man konnte nichts anderes tun, als sie in ihren Bäumen sitzen zu lassen. Erst als die Fremden in gehöriger Entfernung waren, lebten die Kinder auf und schimpften von ihren Bäumen herunter, daß man glauben konnte, eine Schar Raben oder Krähen hätte sich dort oben niedergelassen.

Hinter einem Gehöft in einer gegrabenen Höhle fand Germund einige Sklaven, die von den Bewohnern zurückgelassen waren; sie lagen in einem feuchten Klumpen zusammengeballt, wie ein Knäuel Würmer, stumm und in einem Schlafzustand menschlicher Erniedrigung; sie sahen wie Blinde vor sich hin, als Germund sie aufzujagen versuchte, tappten mit den Gliedern durch die Luft wie Ertrinkende, bis ihre Köpfe wieder auf die Brust fielen. Bart und Haar klebten mit Erde zusammen, zwischen den Fingern saßen ganze Pfützen von fließendem Schmutz. Sie jammerten geistesabwesend und verwundert wie träumende Hunde, und hörte man auf, in sie hineinzustochern, sanken sie wieder zu einem feuchten Klumpen zusammen, jammerten ein wenig und schüttelten sich im selben Atemzug vor Behagen, indem sie sich aneinander drängten, um sich zu wärmen. Germund schloß die Höhle wieder über ihnen. Er war zornig, das Gutsherrngefühl empörte sich in ihm bei diesem Elend. Kein Wunder, daß alles um die Bauern herum verfiel, wenn sie ihr Gesinde nicht besser hielten! Selbst fürs Vieh sorgt man doch gut, damit es gedeiht, wenn man Nutzen und Nahrung davon haben will.

 

Nachdenklich schritt Germund weiter unter den hohen Bäumen, die sich wie durchsichtige, herrliche Zelte über der Erde wölbten, eine Pracht, die hier überflüssig war.

Germund selbst würde keinen Blick dafür gehabt haben, wenn sein Herz nicht von einer Erwartung voll gewesen wäre, die allen leblosen Dingen eine Seele gab. Gevn war ihm nah, er ging mit klopfendem Herzen und meinte sie hinter jedem Baum zu sehen, denn jetzt war er ja droben in dem Wald, wo sie damals zusammen lebten.

Bei jedem Baum, der allein im Walde stand, in schlanker und brausender Einsamkeit, glaubte er, sie sei es, so stark war seine Sehnsucht, und doch erwartete er sie gar nicht, bevor er zu der großen Eiche auf der Lichtung gekommen war. Als aber der Wald sich endlich öffnete und er den Baum sah, da war es, als ob er nicht weiter gehen könne.

Schritt für Schritt, in seltsam zögernder Geistesabwesenheit näherte er sich der Eiche, die kürzlich ausgeschlagen hatte; hellgrün und rundkupplig stand sie auf der Lichtung, und hinter ihr schien sich ein Tor zu öffnen, durch das man zum Sund hinuntersehen konnte. Ja, das war die Stelle, wo er zu stehn meinte, als das Echo mit Gevns Stimme ihm damals im Mittelmeer ins Ohr klang. Unwillkürlich blieb er stehen, im selben Augenblick aber stieg eine Angst in ihm auf, und er rief: Gevn!

Ringsherum vom Waldessaum wurde der Schall zurückgeworfen, aber ohne daß der Name darin widerklang. Ein Hirsch erhob sich unterm Eichbaum, wo er im Schatten gelegen hatte, und galoppierte in hohen rhythmischen Sprüngen über die Lichtung davon, als wollte er selbst in der Flucht seine Stärke genießen, bis er drüben im Wald verschwand. Da begriff er, daß Gevn nicht im Baum sei. Wie konnte er es auch gehofft haben? Nach fünf Jahren? Was hatte er überhaupt gehofft?

Niedergeschlagen ging er dicht an den Baum heran und fand ihn unverändert, so unverändert, daß er fast keinen Eindruck auf ihn machte, denn ihm war, als ob er gar nicht fortgewesen sei. Die Äste bogen sich zu den alten bekannten Ruhesitzen, aber sie waren leer. Das Gras unterm Baum stand frisch und unberührt; hier wohnte niemand mehr. Wahrscheinlich lag es noch wie ein Verbot überm Baum, weil Germund jeden, der sich damals zu nähern wagte, so blutig bestraft hatte. Wo aber war Gevn?

Der sommerliche Duft von Honig und jungen Blättern, von dem die Krone des Baumes im Sonnenschein umgeben war, und der zarte, bittersüße, etwas herbe Waldgeruch, der der Eiche eigen ist, stiegen ihm zu Kopf, beraubten ihn beinah der Fassung, denn es war ja Gevn selbst, war der liebliche, süße Duft, der von ihr auszugehen pflegte. Die Wärme, die von dem durchsonnten Baum aufstieg, war genau so frisch und erquickend wie die, die Gevn umgeben hatte, der ganze Wald, Himmel und Sund war sie, die Bienen, die im Gras summten, die milde blaue Luft, das alles war sie. Wo aber war sie selbst? Wenn sie nicht im Baum war …

Er blickte sich hilflos um, strich sich über die Stirn und sah ein, daß er wie ein Kind hierhergekommen sei. Die Kindheit hatte er gesucht, und sie war verschwunden. Gevn mußte natürlich auf allgemein menschliche Art irgendwo zwischen Menschen gesucht werden.

Tief drinnen im Walde rief der Kuckuck, und plötzlich kam er so nah, daß man sein schnarrendes Lachen hören konnte. Peinlich versonnen kehrte Germund zu den Schiffen zurück.

 

Woche auf Woche blieb Germund mit der Flotte im Sund liegen. Trotz aller Nachforschungen fand er Gevn nicht. Niemand wußte, wo sie war, sie hatte keine Angehörigen, die Germund kannte, er bekam nirgends eine einzige Auskunft über sie. Und doch wußte er, daß sie in der Harde sein mußte, es sei denn, daß sie von Fremden geraubt worden war, denn Frauen wandern aus eigenem Antrieb nicht weit.

Nach und nach trat zwischen Germund und den Bewohnern des Landes eine Art bewaffneter Friede ein. Als sie sahen, daß er ihnen kein Leid antun wollte, kamen sie aus ihren Verstecken im Wald hervor und nahmen ihr tägliches Leben wieder auf; Germund seinerseits durfte sich frei in der Gegend bewegen. Hier und da kam auch eine gewisse vorsichtige Annäherung zustande. Germund sah, daß Njords Heiligtum wieder aufgebaut worden war und daß ein neuer Gott, anscheinend ebenso uralt wie der vorige, darin thronte; insofern war alles gut und schön. Von seiner Schuld wurde nicht gesprochen, vergessen war sie indes sicher nicht.

Es gab aber welche, die nie etwas von Germunds Furchtbarkeit gehört zu haben schienen. Es traf sich recht häufig, daß die eine oder andere der Häuptlingstöchter aus der Gegend, meistens große, gesunde Mädchen mit vielen Silber- und Bernsteinketten um den Hals, auf dem Waldpfad daherkam mit einem Blätterzweig in der Hand, als ob sie nach einem kleinen Lamm suchte, das entsprungen war, und dabei begegnete sie dann wie zufällig dem jungen Seekönig; obgleich sie mit niedergeschlagenen Augen ging, kam es doch vor, daß sie über eine Wurzel stolperte und beinah gefallen wäre; dann wäre Germund natürlich hinzugeeilt und hätte sie aufgehoben. Aber obgleich manche junge und vornehme Jungfrau drauf und dran war, das Gleichgewicht zu verlieren, wenn sie Germund begegnete, so gewann sie es immer von selbst wieder, denn der Seekönig hatte so zerstreute Augen. Hinter den Gehöften im Hain hörte er ein hastiges Rascheln von Röcken und sah, wie etwas sich zwischen den Ästen eines blühenden Apfelbaumes bewegte, ein Mädchenkopf mit dicken Zöpfen und unbezähmbar neugierigen Augen. Germund aber war zerstreut, er sah wohl eine junge Schönheit im Erröten und die unverhohlenste Bewunderung, sah sie aber dennoch nicht richtig; überhaupt hatte es den Anschein, als ob der Seekönig noch gar nicht ganz zu Hause sei.

Die alten reichen, ungewaschenen Bauern taten, als ob sie Germunds prachtvolle ausländische Ausrüstung gar nicht bemerkten, aber etwas Respekt vor seinem Ruhm und den Schätzen, die er an Bord hatte, kam doch hin und wieder zum Durchbruch, und wer weiß, vielleicht wäre schließlich doch noch eine Art Bündnis zustande gekommen, da die Bauern eine mannstarke Flotte im Öresund gern sahen, die sie nicht bedrohte, sondern andere Wikinge fernhielt, und sie hätten auch wohl eine Art gefunden, sich erkenntlich zu zeigen, wenn Germund dageblieben wäre.

Mitsommers aber zog er wieder von dannen, ohne Gevn gefunden zu haben, und war den Rest des Jahres auf Wikingerfahrten.


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