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Vor Sonnenaufgang, in der Stunde, wo Ordeners Urtheil zu Munckholm gesprochen ward, war der neue Aufseher des Spladgest zu Drontheim, der ehemalige Gehülfe und jetzige Nachfolger des Benignus Spiagudry, der Lappe Oglypiglap, durch heftiges Pochen an der Thüre aus dem Schlafe geweckt worden, Fischer aus dem See von Sparbo brachten einen Leichnam.
Nachdem Oglypiglap allein war, entkleidete er den todten Körper, der sich durch seine Länge und Magerkeit auszeichnete. Der erste Gegenstand, der ihm in die Augen fiel, nachdem er das Tuch, das den Leichnam bedecke, weggezogen hatte, war eine ungeheure Perrücke.
»Diese Perrücke kenne ich,« sagte er, »sie hat dem jungen französischen Stutzer gehört . . . Hier,« fuhr er fort, »sind die Reiterstiefel des armen Postillons Kramner, den seine Pferde geschleift haben . . . Was Teufels bedeutet das?«
»Der schwarze Rock des Professors Syngramtax, der sich kürzlich ersäuft hat . . . Wer ist denn dieser neue Ankömmling, der die Kleider aller meiner alten Bekannten auf dem Leibe hat?«
Er besichtigte den Todten genauer, aber seine Gesichtszüge waren nicht mehr zu erkennen. Er durchsuchte die Taschen und fand darin einige alte Pergamentblättchen, die vom Wasser durchnäßt waren; er wischte sie ab und konnte darauf noch einzelne Worte ohne Zusammenhang lesen: »Rudbeck: Sachs der Grammatiker; Arngrimm, Bischof von Holum . . . Es gibt in Norwegen nur zwei Grafschaften, Löwig und Jarlsberg, und eine Baronie . . . Man findet bloß zu Kongsberg Silberminen; Magnet und Asbest bloß zu Sundmoer; Amethyst bloß zu Guldbransthal . . . In Nukahiva aßen zur Zeit der Hungersnoth die Männer ihre Weiber und Kinder . . . Thormodus Thorföus, Bischof von Scalholt, erster Historiker Islands . . . Hirundo, hirudo . . . Je mehr der Boden . . . um so weniger führt er Gyps . . .
»Kaum traue ich meinen Augen,« rief Oglypiglap aus, »das ist ja die Handschrift meines alten Meisters Benignus Spiagudry!«
Jetzt besichtigte er den Leichnam von Neuem, erkannte die langen Hände, das kahle Haupt und den ganzen Körperbau seines alten Herrn.
»Nicht mit Unrecht,« dachte er, »hat man ihn wegen Schwarzkunst und Entweihung des Heiligen verfolgt. Der Teufel hat ihn durch die Lüfte geführt und in den See Sparbo fallen lassen.«
Er hob den Körper auf, um ihn auf eines der steinernen Betten zu legen, als er etwas Schweres bemerkte, das mit einem Leder um den Hals des unglücklichen Spiagudry befestigt war.
»Das ist ohne Zweifel der Stein,« murmelte er, »den ihm der Teufel umhing, als er ihn in den See stürzte.«
Er hatte sich geirrt, es war eine kleine eiserne Büchse, auf welcher er bei näherer Besichtigung ein mit einem Wappen versehenes breites Schloß wahrnahm.
»Ohne Zweifel sind irgend Teufelskünste in dieser Büchse verborgen,« sagte er, »denn dieser Mensch war ein Schwarzkünstler. Ich will diese Büchse zum Bischof tragen, es steckt vielleicht irgend ein gebannter Teufel oder Geist darin.«
Nachdem er den Leichnam auf das steinerne Bett gelegt hatte, rannte er in aller Eile mit der furchtbaren Büchse, gegen deren teuflischen Inhalt er sich unterwegs durch einige Gebete verwahrte, in den bischöflichen Palast.