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S

Sturm und Drang

Das Elisabethanische Zeitalter ist der Sturm und Drang in der Dichtung, der Deutsche mehr in Gesinnung und Richtschnur, um danach zu leben. Goethe war der Napoleon der literarischen Revolution, Diktator und Empereur.

Selbstgefühl

Möchte wissen, wem Selbstgefühl je geschadet hat? Solange man schafft, steigert es den Eifer und das Zutrauen. Höchstens wenn man sich sagt, man will nichts mehr tun, erst dann wird es überflüssig und ärgerlich.

»Schweizer«

Ich glaube, daß nur die Schweiz unbeschadet ihrer Freiheit, die durch Granson, Sempach und Murton unvertilgbar geworden, so viel »Schweizer«, Lakaien, Kellner und Köche liefern kann. Diesem freien Mutterlande kann die Dienstbarkeit der einzelnen nichts mehr anhaben. Was im gesamten frei ist, darf sich im einzelnen knechten, während Gesamtknechtschaft vieler Freien bedarf.

Sinnlichkeit

ist trauliche Vorhandenheit ohne Gespräche.

Sinne

Wir müssen neue bilden, nur sie erhalten das Leben federkräftig.

Schreier

Unerträglich ist die Tyrannei der Schreier. Kaum daß sie einen Aufstand ihres ungewaschenen Geistes und ihrer vernagelten Einsicht eingefädelt haben, wollen sie gleich alle, die es mit der Freiheit gut meinen, zu Dienern des Kindleins. Ein tüchtiger, freier Mann wird es beurteilen, ob der Aufstand begründet, reif, ob er vornehm und nötig ist. Ein Aufstand sonder richtiger Gelegenheit, Ziel und Führer ist ein dummer Streich. Etwas Unanständiges. Darf aber ein bedeutender Mann gezwungen werden, sich zu blamieren im Namen der Freiheit, sie fahre.

Sein

Man ist allemal fast gerade das, was man nicht scheint.

Stil

Der Stil ist die Hilfe der Wirklichkeit. Dem Starken überläßt er seinen eigenen Platz, das Feine stellt er bestimmt und das Gewöhnliche erhaben. So übt er die Kunst, auch über alles zu schreiben, allem eine neue Seite abzugewinnen. Stil ist der Brennpunkt der Wirklichkeit.

Schmetterlinge der Menschheit

sind die Chinesen und Japaner. Haben so ein stilles honigträges Gesicht.

Der Schuldner

fühlt sich beim Besuche eines höflichen Gläubigers wie eine Taube, welche die Habichtshöflichkeiten aus weiten Kreisen doch auf vorschmerzenden Punkt enger niederkommen fühlt.

Die Sonne

Auf jeder Erde wird anders gelebt, die Sonnen machen die Moral. Wir fühlen, trotzdem wir mancherlei denken, die Sonne geht uns an. Gefährlich genug, die Astronomie! Sie sollte besser verboten werden.

Wenn sie gilt, was sagt dann der Gott über und der König unter ihr?

In den Plejaden soll wieder die Sonne der Sonnen stehen. Ob diese nun die ganze Welt mitfaßt? Achse oder Axe, Ball oder Gesetz. Vielleicht ist dort, was ist.

Spielen

Alles Spielen ist ein handelndes Vergleichen.

»Stimmchen«

Mannichmal ist es wirklich keine Stimme, die da spricht, sondern ein Stimmchen, ebenso wie ein Knabe kein Herr ist. Dann muß man es setzen, trotzdem man das Läppische der Verkleinerung noch sosehr haßt.

Schleier

Die Verschleierung der türkischen Frauen? Ich finde sie so gar übertrieben nicht. Ein Mädchen ist mehr nackt mit den Augen als mit dem Körper. Wenigstens denken die ägyptischen Jungfrauen so. Von einem Fremden überrascht, halten sie ihr Kopftuch vors Gesicht.

Schwiegermutter

Wer hat nicht wie eine Schoßkatze gepurrt vor Vergnügen an einem runden Tisch unter stiller, mildkochender Lampe. Und Liebchen sittig zur Seite. Diese Abende, dieses blendend gare Glück muß man seiner Schwiegermutter nicht vergessen.

Die Entstehung der Scham

Die Scham ist nicht natürlich, nicht wesentlich menschlich. Sie ist ein historisches Produkt. Das indianische Mädchen, ob ein Mann, ob eine Banane, sie sagt beim Genießen das eine wie das andere Mal ihr Hau Waihi des Behagens.

Ein Mann hatte Auswahl unter den Weibchen getroffen. Diese für sich abzuscheiden, versah er selbige mit Kleidern. Die Dämchen, um einen Mann zum Wünschen zu bringen, und um dem Manne, der sie zu haben wünschte, Bedingungen machen zu können – Heiratsprojekte sind fast so alt wie das Menschengeschlecht –, machten sich ebenfalls unsichtbar. Also Auswahl, Kleider, Ehe und endlich aus der Gewohnheit der Kleider die Scham. Nichtsdestominder ist sie anmutig.

Schimpfen

Beim Schimpfen fügen sich die Schmähreden zusammen – es bleibt nicht bei einer – wie Reiser zur Rute.


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