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Zu Düsseldorf am Rheine,
Jan Willem sitzt zu Pferd,
Wo bitterschön der Heine
Den Hippogryphen seine
Wildhufend graziösen
Gambaden meisternd lehrt.
Ein leichtsinnkrankes Höfchen,
Ein Bäumlein und ein Hahn,
Das Häuslein da ein Zöfchen,
Hektisch Champagnerschäfchen –
Das Bäumlein will nicht wachsen,
Dir Hahn kein Morgen nahn.
Zu Düsseldorf am Rheine,
Da musiziert ein Haus,
Wie wirft es seine Scheine
So spät und ganz alleine
Hin über weiche Fluten
Und in die Nacht hinaus.
Und in dem alten Hause
Ein Trio findest du,
Trepphoch die Bauernklause:
Das Auge bohrt das grause –
Das ist allein das Eine –
Die Geig geht immerzu.
Ein jammerstumm Gequäle,
Von allen Lastern krank
Hintastend Blickgeschwehle
Ein Ächzen in der Seele –
Gesund nur ist die Fiedel,
Und Hölle schlürft den Trank.
Ein Barde da der zweite,
Die Feder am Barett,
Tritt hin zu seiner Seite,
Sein Wams spannt in die Weite:
Ein deutscher Strom sein Singen,
Ein Strom nur etwas fett.
Sonst recht ein Minnesänger
Aus bunter Ritterzeit,
So recht ein Herzbedränger,
Ein Güldendankempfänger
In blauen Lockenprächten –
So frank, so frei, so weit.
Des Sinnes frohe Freite
Das blaue Auge warm,
Und ist ein Hochgeschreite,
Viel kühne Nackenbreite,
Die Glieder Mannesblüte,
Leicht, gut und ohne Harm.
Und neben Mährens Sohne
Am kleinen Tisch zu dritt,
Der trägt die Bürgerkrone,
Von Leichtsinn keine Bohne,
Der pustet Klarinette,
Trinkt dann gemessen mit.
Schwarz Buckel mit Manschetten
Setzt zu den Gästen sich,
Goldköpfig hochadretten,
In Themis Wagenwetten,
Als Advokat verschlagen,
Hochhausbesitzerlich.
Agrarierzähren flössen
Als wie ein goldner Bach,
Noch eilig hingegossen,
Um zweie wird geschlossen,
Die Kellner gehn und räumen,
Man fährt aus jähen Träumen –
Jach empor.
Unwirtlich
Leben soll kommen.
Munter will ich es haben,
Munter von zuckenden Toden,
Denn das nur ist echt.
Reiche will ich zusammen mir reißen,
Wie einer, der friert,
Um sich versammelt die Decken.
Meinen kleinen häßlichen
Braunen Körper,
Den will ich verstecken
Unter tausend großblumigen Decken.
Die Blumen sind rot,
Die großen Blumen
Vom Blute der Männer.
Meines Blutes böser Reigen,
Mordend, flehend:
Sollst dich einem König zeigen –
Mordend, flehend.
Sollst umschlingen,
Und umzwingen
Dir ein Haupt,
Schwer von strengem Haar umlaubt.
Dieses Haupt hat sterben müssen,
Nun kann meine Inbrunst küssen
Hassend heute, morgen klagend,
Drohend es im Herzen tragend.
Meines Blutes böser Reigen,
Mordend, flehend ...
Zugvögel ziehn in grauem Ernst,
Da stehst du Walter nun und lernst,
O vanitatum vanitas.
Die Jahre welken 's greise Haupt.
Fast steht der Hain schon blattberaubt
Wie kalt des Regens dünnes Naß!
Und doch Kopf oben! unverzagt,
Der Jugend Rosen unbenagt,
Trotz vanitatum vanitas.
Sie regen sich voll dunklem Duft
In ewig blauer Feierluft:
Der tiefe rote Kuß macht das.
Ich hab viel Marterbilder hier,
Sind gar geringe Kirchenzier!
Und voll von Pein und vanitas.
So mager, leer und tintenvoll,
Der Saal, darin Latein erscholl,
Ein Männlein da, das Leder ganz.
Die Sonne leuchtet treu und warm,
Da leuchtet Lieb mir schon im Arm,
O iuventutis sanitas.
Die wieder weichen Lippen lös
Wie Elfenbein, die Hand im Schoß;
Von blauem Glanz die Augen naß.
Und dann ein Blick aus warmem Lid,
Der wieder tief ins Traumland flieht,
Der vanitatum vanitas.
Des Odems Duft durchgraust mein Mark,
Das weiht den Mann, das macht ihn stark,
Ja bis zum Gotte hebt ihn das.
Und meidet mich die Klerisei,
Weil meinen Wirbel floh die Weih –
Nur vanitatum vanitas.
Das ist ja nur der pure Neid,
Der hüllt sich dann in Kreuz und Leid
Und donnert los im Lügenbaß.
Das Altarbild gar lieb und hold,
Erhellt von zartem Lichtergold,
Das, Himmel, ist nicht vanitas.
Das ist ein Tag, der ewig steht,
Mir niemals aus dem Sinne geht,
Ein Tag im Wald im weichen Gras.
Das alles war so ernst, so tief,
Wie sie so himmlisch lag und schlief,
Trotz vanitatum vanitas.
Und Blumen frisch und Amselschlag,
Der weihen Ruh ich denken mag,
Des weichen Golds im grünen Gras.
Ein Ruf, von wo, der sich verlor,
Da fährt sie scheu vom Grund empor:
Dein Schrecken, Kind, ist vanitas.
Die Locken fahren wild herum,
O Gott im Himmel, war das dumm –
Ich nenne meine Weihe das.
An meinen Werken bin ich aufgenagelt,
Ich bin so tot, wie sie lebendig sind.
Mein Blut ist all in sie hineingeflossen.
Zerwühltes Himmellager. Schwefelwerk
Baut heiß und gleißend, schwer und schwarz sich auf.
Ich bin so tot, wie sie lebendig sind
Und fühle hinter meinem Haupte rascheln
Wie welken Kranz den Saft, der mir entstieg.
Der mich verließ
der treulos floß hinüber.
Wie eine Schmähschrift
Zischelt sichs ins Ohr mir:
Ich bin so hoch, wie die da niedrig sind.
Und bin so ganz verkehrt an jedem Sein,
Ein Spielzeug strenger Himmel, das zerbrochen
Von Anbeginn.
Und mürrisch läßt
Es mich im Winkel – und schwingen blühend
Hin hohe Reigen. Frageliebesblick
Munterer Weltenmädchen
Plaudert.
Und wie ich niederschaue totverloren,
Da wiehert auf das Kaffeehaus und reicht
Aus spitzem Keil, dem tintengiftumgrünten –
Aasfliegen strotzen so im Schillerpanzer –
Mir einen Wisch mit Lauge.
Von Doktor So und so.
Und Jüngerfrauen,
Die stehn gar mildiglich verwundert, unverwandt
Zu mir empor zu schauen.
Dann ruft der Topf sie
»Leben Sie recht wohl, Herr Hille!«