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Es weht ein Atem Gottes in uns allen,
Ein Hauch des Lebens, den der Tod nicht raubt,
Und nicht geweihter sind Sankt Peters Hallen,
Nicht heiliger, als jedes Menschenhaupt!
— — —
Philosophie wird jetzo viel getrieben
Und Politik von aller Art noch mehr;
Ob's nicht vielleicht am kürzesten doch wär',
Uns alle nur recht brüderlich zu ließen?
— — —
Umsonst im Unglück blickst du himmelan,
Kein Trosteswort tönt wider deinen Klagen;
Den Himmel, Armer, der dir helfen kann,
Du mußt ihn fromm im eignen Busen tragen!
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Sei taub und stumm, so lebst du ruhig fort,
Sei schlecht, doch klug, du findest deine Wege,
Doch wage wahr zu sein in Tat und Wort,
Und such umsonst, wohin dein Haupt sich lege!
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Die Hälfte deines Lebens ist Erwerben;
Verlust, Enttäuschung, Trübsal Schlag auf Schlag,
Verzichten und Entsagen Tag für Tag
Erfüllt den andern Teil; der Rest ist Sterben!
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Liebe blendet, Haß verwirrt;
Wenn Parteienkampf entzündet,
Hat nur der sich nie geirrt,
Der mit keiner sich verbündet!
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Beten soll der Mensch und leben,
Aber wer es recht versteht,
Macht sein Leben zum Gebet,
Nicht Gebet zu seinem Leben!
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Die Welt will nicht das Wesen, nur den Schein;
Und läßt sie auch den Demant sich gefallen,
So spielt sie doch, gesteht sie's gleich nicht ein,
Im Grund viel lieber doch mit Glaskorallen!
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Bemüh dich, schreibst du, dunkel stets zu bleiben;
Die Menge fühlt gar wohl, sie sei beschränkt,
Und sagst du klar, was sie verworren denkt,
Meint jeder gleich: Das könnt' ich selber schreiben!
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Hart klingt das Wort: Du sollst! uns erst auf Erden,
Doch fügt ein zweites nur: Ich will! daran,
So wird zuletzt: Ich muß! aus beiden werden
Und dann, gewiß, dann fühlt ihr bald: Ich kann!
— — —
Ein Irrtum ist, ein Mißgriff kein Verbrechen,
Nur heisch nicht Beifall, wo Verdienst gebricht;
Ich will dich lieben, Freund, trotz deiner Schwächen,
Doch deine Schwächen eben lieb' ich nicht!
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Das Höchste, was der Künstler
Und was Natur erschafft,
Ist unbewußte Anmut
Und selbstbewußte Kraft.
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Mit klugen Schurken läßt sich's leben,
Geh plumper Güte aus dein Weg:
Sie baut dir hilfreich hier den Steg
Und stößt dich in den Sumpf daneben!
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Weltschmerz modern? – Was fällt euch Toren ein?
Wollt' jede Zeit nicht aus der Haut noch fahren?
Schrieb Sophokles nicht vor zweitausend Jahren:
»Das beste Los ist nicht geboren sein?«
— — —
Kunst sei ganz Wahrheit, aber nur zum Scheine,
Sei ganz Natur, nur mit Geschmack und Wahl,
Ganz Wirklichkeit, nur nicht die platt gemeine,
Kunst sei mit einem Wort denn – ideal!
— — —
Im Unglück werden viele mit dir klagen:
Wenn Glück mit seinen Strahlen dich umgibt,
Wird mancher ohne Mißgunst es ertragen,
Sich freuen drob, nur einer, der dich liebt!
— — —
Voll Dornen ist des Lebens Pfad,
Wer könnt' es anders sagen,
Nur läßt zum Glück sie Gottes Rat
Mitunter Rosen tragen!
— — —
Das Ende gleicht dem Anfang oft auf Erden,
Doch nicht in Wahrheit, nur zum Schein:
Wie selig ist's, ein Kind zu sein,
Wie traurig aber wieder Kind zu werden!
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Es meint der Mann: Erlaubt sei, was gefalle!
Die Frau: Erlaubt sei, was sich zieme nur!
Nur daß der dritte Spruch euch nicht entfalle,
Erlaubt ist, was sein muß, spricht die Natur!
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Seit Goethe sprach: »Nur Lumpe sind bescheiden!«
Ward zum Genie jedweder dritte Mann,
Und seitdem quält die Welt ein seltsam Leiden,
Sie sah' gern wieder Lumpe dann und wann.
— — —
Faß zart und mild die Menschheit an,
Nur murrend wird dein Joch sie trogen;
Du mußt ihr recht ins Antlitz schlagen,
Dann bist du ihr ein großer Mann.
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Wer früh nicht alle Halbheit haßt,
Und will was Ganzes sein aus Erden,
Der mach' sich nur darauf gefaßt,
Er werde ganz und gar nichts werden!
— — —
Almosen spenden und mildtätig sein
Weil dort dafür des Himmels Freuden winken,
Vergebt mir, Freunde, das Verdienst ist klein;
Wer würfe mit der Wurst nicht nach dem Schinken?
— — —
Behandle Zartes nicht zu zart,
Denn was Berührung scheut, ist Spinngewebe:
Doch mild faß an, was rauh und hart,
Daß Stein und Stahl nicht etwa Funken gebe!
— — —
Ach wie prahlt ihr alte Herrn,
Mit der Fülle eurer Tugend,
Und vertauschtet sie so gern
Mit den Sünden eurer Jugend!
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Nach dem Besten strebe, ringe!
Aber besser, junges Blut,
Es gelingt dir, was nur gut,
Als daß gar nichts dir gelinge!
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Vornehme Leute und kleine Kinder
In einem stimmen sie überein,
Sie meinen beide, mehr oder minder,
Die Welt wär' da für sie allein!
— — —
Es lieben Frauen oft nur, um zu lieben,
Weil er geliebt wird nur, liebt oft der Mann;
Sie folgen der Natur allmächt'gen Trieben,
Bei uns fängt alles bei der Selbstsucht an!
— — —
Es hassen starken Eindruck matte Seelen,
Die unentweihte, frische, schwelgt darin;
Maß halten nennen sie's in ihrem Sinn,
Wenn Mark der Zeichnung, Glut der Farbe fehlen.
— — —
Wenn du gestorben bist, wer denkt noch deiner? –
Im ersten Jahr vielleicht ein Heer,
In zehen Jahren wohl noch einer,
In zwanzig Jahren keiner mehr!
— — —
Du willst nicht auf des Meisters Worte schwören,
Du bist du selbst und brichst dir selber Bahn! –
Recht schön! Nur laß nicht Dünkel dich betören,
Und schwör verblendet aus den eignen Wahn!
— — —
Ein Mann ist zu berechnen ganz genau;
Wozu jedoch im Guten wie im Bösen
Sich aufzuschwingen fähig eine Frau,
Die Frage wird ihr bester Freund nicht lösen!
— — —
Talent wird stets mit Neid und Mißgunst kämpfen;
Der frische Erzguß reizt das Aug' zu sehr,
Erst wenn den Glanz des Werkes Jahre dämpfen,
Dann gilt es, was es wert ist, und noch mehr!
— — —
Weh dem, der nie sich um ein Nichts gehärmt,
Der Dichterwort begeistert nie gelesen,
Der nie geliebt, geschmachtet und geschwärmt,
Weh dem, der altert und nie jung gewesen!
— — —
Vollkommen wird kein großer Mensch ersetzt,
Des Menschen Eigenstes ist einzig eben;
Und doch weiß irgendwie Natur zuletzt,
Ersatz auch für dies Einzige zu geben!
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Erziehungskünstler, dein Triumph ist der,
Was in uns liegt, zur Blüte zu entfalten;
Doch nie gibt deine Müh' dem Menschen mehr,
Als schon im Werden er von Gott erhalten.
— — —
Es gibt ein Glück wohl, aber ach!
Wir schätzen's nur, wenn wir es missen,
Wie von Gesundheit wir erst wissen,
Wenn Krankheit unsre Stärke brach!
— — —
Ihr wollt nach Dutzenden die Freunde zählen?
Zählt doch erst jene, denen ihr es seid;
Dem Felsen wird's an Widerhall nicht fehlen,
Wenn euer Ruf nur Stimme erst ihm leiht!
— — —
So ganz nur Widerspruch ist mancher Geist,
Daß keinem Rat er pflegt Gehör zu schenken,
Und nur, wer klug nach links ihn gehen heißt,
Vermag nach rechts hin seinen Schritt zu lenken.
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Wenn nicht Vernunft und Recht die Welt regieren,
So gilt mir's gleich, ob drängend ein Despot,
Ob eine Mehrheit mich mit Zwang bedroht;
Ich hab' nur eine Freiheit zu verlieren.
— — —
Wer sich der Welt entzieht,
Tut recht; nur lern' er tragen,
Daß jene, die er flieht,
Auch nicht nach ihm mehr fragen.
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Das Beste, was wir sind, wir sind's aus dunklem Triebe
Erkenntnis geht mit Absicht Hand in Hand,
Doch sichrer führt als klügelnder Verstand:
Einfältig wie ein Kind, und blind sein wie die Liebe.
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Es ist das Leben nur verkappter Tod,
Ein Schattenspiel nur unser Erdentreiben,
Traum unsre Lust, und Traum nur Schmerz und Not;
Nichts sind wir, nichts, und nichts kann von uns bleiben.
— — —
Ihr lächelt über Fraunkoketterie?
Sie aber, dürften sie den Hof uns machen,
Wie ihnen wir, sie würden tot sich lachen,
Wir wären ja koketter noch als sie.
— — —
Du hast die Wendung hier nicht überdacht,
Dies hättest du noch besser machen können!
Laß gut sein, ist die Arbeit doch vollbracht,
Man muß auch noch den andern etwas gönnen.
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Du schaffst so vieles und so vielerlei,
Und daraus folgt, du wirft nichts Großes schaffen;
Wie stark du bist, im Grund ist's einerlei,
Lern deine Kräfte nur zusammenraffen.
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Es zeigen tausend Ehen,
Zur Ehe braucht's nicht Leidenschaft,
Nur pflegt's oft zu geschehen,
Daß dann die Ehe Leiden schafft.
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Du liebst nicht mehr und willst gleichwohl nicht brechen
Mit deinem Lieb? – Ei, faß nur Mut,
Und kannst du's nicht, so kehr nur um den Rechen
Und wirk dahin, daß sie es tut.
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Du lächelst, Kind, so frisch und freudenrot,
Und tiefe Wehmut will mein Herz erfassen.
Wird, wie uns alle, doch des Lebens Not
Auch dich einst herbe Tränen meinen lassen.
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Sie reichte täglich scheidend mir die Hand
Und täglich drückt' ich sie ihr fest und fester;
Nur wechselte, was ich dabei empfand:
Wie einer Braut bald, bald wie einer Schwester.
— — —
Du magst nun je nach deiner Art
Darüber meinen oder lachen,
Wir tragen alle am Leben hart
Und büßen, was wir nicht verbrachen.
— — —
Kinder meinen und Kinder lachen,
Warum achten mir's gering?
Wenn wir Erwachsnen dasselbe machen,
Ist's nicht auch dasselbe Ding?
— — —
Weißt du, Freund, was krank sein heißt?
Stündlich der Ketten Druck empfinden,
Die fesselnd unsern freien Geist
An Staub und Schlamm und Moder binden.
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Wähn nicht so leichthin ohne Schuld zu büßen,
Besieh, was du dein Unglück nennst, beim Licht,
Und nur zu oft, war's etwas Schlimmres nicht,
Wirst du es deine Dummheit nennen müssen.
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Du strebst nach Glück und ringest spät und frühe,
Doch ob du es erreichest, steht dahin;
Und wenn du dir's erkämpft mit vieler Mühe,
Zerfließt dir's in der Hand und geht dahin!