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Fünf Treppen hoch.

Student, Student, du junges Blut,
Du wohnst hoch unterm Dache,
Fünf Treppen hoch, fünf Treppen hoch
In winkligem Gemache.

Die Dielen holprig, kahl die Wand,
Die Decke drückend nieder,
Ein Bett, ein Tisch, sonst kein Gerät
Als Bücher hin und wieder.

Empfängst du gleich aus erster Hand
Wind, Sonnenbrand und Regen,
Du lebst hoch oben unter'm Dach
Doch herrlich allerwegen.

Früh morgens auf, zum Tische hin,
Da nehmen dich die Musen
Und drücken dich und herzen dich
An ihren weißen Busen.

Hell draußen tönt der Vöglein Lied,
Du dichtest drinnen Lieder,
So hallt es auf und unterm Dach
Bon Liedern lustig wieder.

Da pocht es! Horch, kömmt einer wohl
Und mahnt an alte Schulden,
Ach lieber Gott, der poche nur,
Und lerne sich gedulden.

Doch draußen tönt es: »Tu' nur auf!
»Ich bin's, der Gott der Becher,
»Ich bin es, Dionysios,
»Und bring' dir Sorgenbrecher!«

Da fliegt der Riegel rasch zurück;
Der Gott tritt in die Stube,
Doch ohne Thyrsus, ohne Kranz,
Er kommt als Kellnerbube.

Das grüne Mützlein auf dem Haupt,
Die Schürze vorgebunden,
Kredenzt er dir, ob's Krätzer sei,
Dir scheint es doch zu munden.

Der Gott entschwand! Da pocht es, horch,
Von neuem leise, leise,
Und diesmal bebst du nicht zurück,
Du kennst des Pochens Weise.

Du öffnest und es schwebt verschämt
Cythere dir entgegen,
Doch nicht als Göttin, nein ganz schlicht
Wie Nähermädchen pflegen.

Dicht wallend unterm Strohhut fließt
Der Locken Fülle nieder,
Ein Kleidchen von Kattun verhüllt
Die jungen, frischen Glieder.

»Ach, wie die Sonne drückt und sticht!«
Spricht sie mit zücht'gen Mienen,
Und blickt umher, und sucht und sucht
Vergebens nach Gardinen.

Da hat vors Fenster sie alsbald
Ihr rotes Tuch gehangen,
Da sitzt ihr nun und herzt und kost
Von Purpurschein umfangen.

Ja, Purpur gießt ganz königlich
Um dich her seine Lichter,
Und König wahrlich bist du auch,
Mein junger, blonder Dichter.

Du ahnst es nicht, du weißt es nicht,
Doch kannst du's heut nicht finden,
Fiel erst die Krone dir vom Haupt,
Dann wirst du es empfinden!

Du wirst vielleicht, du junges Blut,
Dereinst Minister werden,
Und herrschest über Stadt und Land,
Regierst Beamtenherden.

Dann schlummerst du im Himmelbett,
Dinierst mit Exzellenzen,
Und lässest dir zu Wild und Fisch
Chateau Lafitte kredenzen.

Doch, ob die Götter noch wie heut
Dir nahen zum Besuche,
Ob's unterm Himmel dir behagt,
Wie unterm roten Tuche,

Wer weiß das! Ja, wer weiß, ob nicht
In vornehm stolzem Kreise
Der sterngeschmückten Brust entschwebt
Der Seufzer leise, leise:

»Wenn ich Student, Student noch wär'
»Und wohnte unterm Dache,
»Fünf Treppen hoch, fünf Treppen hoch,
»In winkligem Gemache!«


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