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'S war einmal eine Königin,
Die fühlt', es wolle sie der Storch beschenken,
So daß zuletzt ihr nötig schien
Auf Paten für ihr Kindlein fürzudenken.
Da überlegt sie hin und her,
Und keiner scheint ihr würdig solcher Ehren,
Der ihrem Kind nicht etwas mehr
Als schnödes Gold vermöchte zu bescheren.
Drei Feen wählt zuletzt sie aus,
Wohl ihrer Macht und Zaubergaben wegen,
Und wohlgeneigt dem Könighaus
Erklären sich auch jene nicht dagegen!
Bald fand der Storch denn auch es Zeit,
Mit seiner Gabe wirklich anzulangen;
Ein Knäblein in der Wiege schreit,
Die Mutter harrt die Paten zu empfangen.
Auch naht schon dort ein Wolkenkahn,
Aus dem die Himmlischen zur Erde steigen;
Zur Kön'gin treten sie heran
Und grüßen sie mit würdevollem Schweigen.
Zum Knäblein dann die eine trat
Und sprach: »Sei klug! Kein Wahn soll je dich blenden,
Taub sei dein Ohr für jeden Rat,
Den Vorurteil und Aberglaube spenden!«
Und eine andre naht dem Kind:
»Sei frei und liebe Freiheit,« spricht die zweite,
»Und wo noch Menschen Knechte sind,
Da ruhe nicht, bis sie dein Arm befreite!«
Die dritte haucht das Knäblein an
Und spricht: »Ich geb' dir Kraft als Patengabe,
Sei jeder Zoll ein Fels, ein Mann,
Und bleibe stark und mutig bis zum Grabe!«
Sie spricht's! – Die Kön'gin weint und lacht,
Und findet Worte nicht sich zu bedanken:
Da zuckt ein Blitz und Donner kracht,
Und zitternd scheint der Erde Grund zu wanken.
Und aus der Tiefe grinsend steigt
Das grauenvolle Schreckbild einer Alten,
Die tückisch erst sich tief verneigt,
Doch bald verschmäht, den Grimm zurückzuhalten.
»Schön,« ruft sie, »schön Frau Königin!
Ihr wählt zu Paten Euch die nächsten besten,
Und mir, der alten Helferin,
Mir, seh' ich, gönnt Ihr nichts von Euren Festen!
Und seht, ich bin nun dennoch da
Und bringe auch mein Scherflein Eurem Knaben,
Und sorgt nur nicht, ich macht' etwa
Ihm schmälern seiner Paten hohe Gaben!
Ich darf nach unsres Meisters Spruch,
Ich darf nicht andrer Feen Zauber mindern! –
Doch eines darf ich – dir zum Fluch –
Eins darf ich dennoch, meine Wut zu lindern!
Vermehren kann ich – merkst du was? –
Ich kann sie steigern jene Zaubergaben,
Sie steigern bis zum Übermaß,
Und mög' dein Knäblein Segen davon haben!
Mit Klugheit ward dies Kind beschenkt!
Es habe sie; nur soll sie allen Glauben
Und was den Sinn zum Himmel lenkt,
Unsterblichkeit und Kunst und Gott ihm rauben!
Zur Freiheit ward dies Kind geweiht?
Sie werd' ihm; was da fesselt, tret' es nieder,
Auch Recht, Gesetz und Menschlichkeit
Und rohe Willkür bring' der Welt es wieder!
Ihr gabt ihm Kraft? – Gut, Knäblein, gut!
Nur laß mich mit Parteihaß sie durchdringen,
Und dann ras' hin in blinder Wut,
Des Bürgerkrieges Blutpanier zu schwingen!«
Sie spricht's! –
Doch wie, ihr lächelt fein
Und flüstert zueinander halb verwundert,
»Die Kön'gin soll die Zeit wohl sein,
Ihr Knäblein ist dies neunzehnte Jahrhundert!«
»Die Feen –«
Kennt ihr sie? Genug!
Und lieh ich alter Märchen Traumgestalten
Auf unsre wirre Zeit Bezug,
Vergebt es mir! – Ihr laßt's ja doch beim alten!