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Mengen klagte am nächsten Tage auch über Faustinens Unsichtbarkeit, aber es geschah in einem anderen Tone. Für ihn war es wirklich, als habe die Sonne nicht geschienen. Eine Stunde, oft nur eine halbe Stunde bei ihr zugebracht, gab ihm eine Freudigkeit, die dreiundzwanzig Stunden lang anhielt. Er konnte sie nicht so oft sehen, als er wünschte; denn wenn auch eine einzige Minute ihm schon ein Glück war, so sehnte er sich doch immer nach ihrer Allgegenwart, und wenn er auch arbeitend und beschäftigt am Schreibtisch saß, so war es ihm doch oft, als beuge ihr Kopf sich lieblich über seine Schulter, als sehe sie mit ihrem magnetisch anziehenden Auge in das seine. Diese geträumte Allgegenwart verriet genugsam seine Wünsche. Aber er besorgte allein die Geschäfte. Während der Abwesenheit des Gesandten, im Sommer, hatte er sie übernommen, und gern; ihm war Arbeit eine Lust. Sie waren ihm geblieben. Der alte kränkelnde Chef hatte ihn lieb und nahm oft seine Gesellschaft in Anspruch; die Welt desgleichen, mit der er sich eingelassen, ehe er Faustine gekannt. Jetzt waren ihm alle diese Verhältnisse höchst lästig. Er mußte zwischen ihnen und ihr die Zeit teilen, die Zeit, die bei ihr unschätzbar wurde; denn in jeder Sekunde gewahrte er einen neuen Reiz, eine neue Gabe bei ihr, und bei andern nichts als das tausendfältig abgehaspelte Einerlei der nach außen gerichteten Oberflächlichkeit. Ihr Wesen war so tief, daß er oft ihre Anmut darüber vergaß; aber die Form, worin sie sich hüllte, war so verschwebend leicht, so heiter, so süß und lieblich, daß es Torheit schien, bei dieser Grazie den Ernst zu suchen. Gerade dies seltene Gemisch vom Höchsten und Einfachsten – da die meisten Menschen weder das Eine noch das Andere, und nur ausgezeichnete das Eine oder das Andere sind – war ihm anfänglich so überraschend und später so fesselnd entgegengetreten, wie er nie geglaubt, daß ein Weib es könne. Wenn er in ihr Zimmer trat und die Tür hinter ihm zufiel, wenn er sie immer ernst beschäftigt, lesend, malend, schreibend, nachdenklich wie eine Muse fand, und wenn sie dann, so fröhlich wie ein der Schule entronnenes Kind, Bücher und Pinsel fortwarf und ausrief. »Ein gesprochenes Wort ist mir lieber als zehntausend gedachte! Jetzt wollen wir plaudern!« oder einen ähnlichen Ausruf tat, der immer einen Gedanken verriet oder enthielt, und auf den, als Begrüßung, niemand rechnen konnte, – so war er in ein Gebiet entrückt, das sein Fuß noch nie betreten und in dem er sich doch heimisch fühlte wie in seinem angestammten Eigentum. Bisweilen fielen ihm die ersten Äußerungen ein, die er über Faustine gehört; aber er schenkte ihnen keinen festen Glauben. Es wird so viel Wunderliches in der Welt geschwatzt! Doch hatte er nicht den Mut, Faustine zu fragen. Es war, als fürchte er sich, etwas zu hören, was ihm weh tun müsse. Allein diese Furcht nahm eine Maske vor und sprach: »Warum dies offene Wesen nach etwas fragen, was sie mir unfehlbar ungefragt sagen wird?«
Doch von ihrem Verhältnis zu Andlau sprach Faustine nie. Sie hielt es nicht für nötig, das Warum und Weshalb ihres Tuns darzulegen. Sie tat. Mißfiel das, so ertrug sie es. Sich zu rechtfertigen, zu entschuldigen nur, war ihr nie eingefallen. »Andre müssen uns entschuldigen,« pflegte sie zu sagen. »Wer für sich selbst Entschuldigungen aussinnt, könnte ja lieber das Mittel aussinnen, ihrer nicht zu bedürfen.« Auch von Andlau selbst sprach sie wenig, und nie anders als zufällig zu Leuten, die ihn nicht kannten.
Einmal kam Mengen zu ihr und fand sie umringt von Karten des Orients. Er fragte, was sie studiere.
»Meine Reise in den Orient!« entgegnete sie und entwickelte ihm den Plan, dem sie die Frage anhing, ob er nicht dabei sein wolle. Er willigte mit Jubel ein, und Faustine rief alle geschichtlichen und dichterischen Erinnerungen auf, die gerade über diese Reise einen so mächtigen Zauber verbreiten.
Auf einmal sagte sie:
»Einer von Andlaus Freunden ist Konsul in Alexandria geworden. Das schrieb er mir heute, und dieser Freund nun ist der Grundstein zu meiner ägyptischen Hoffnungspyramide.«
»Sobald Herr von Andlau Sie begleitet, bin ich überflüssig,« sagte Mengen sehr kalt, »und ich denke, Sie geben mich dann gern frei.«
»Weshalb wollen Sie sich um die Freude bringen?« fragte sie gütig. »Und kann ich denn je von zu vielen Freunden umringt sein?«
»Ach, Sie machen mich zu ihrem Sklaven, nicht zu ihrem Freund!«
»Wenn ich das tue, so haben Sie Recht, sich von mir loszumachen; aber ich tue es unbewußt.«
»Es ist schöner, in der Sklaverei bei Ihnen als in schwer erkämpfter Unabhängigkeit fern von Ihnen zu leben.«
»Bilden Sie sich nur nicht ein, daß ich Ihnen für diese Schmeichelei danken werde!« rief Faustine lachend. »Denn erstens ist es eine Fadaise, und zweitens hasse ich die Sklaverei zu sehr für mich, als daß ich sie andern auflegen möchte. Wer nicht aus freiem Willen bei mir ist, bei mir bleibt, der kann lieber heut als morgen gehn! Rücksichten und Pflichten dürfen ihn nicht halten. Ich stürbe lieber vor Hunger, als daß ich ein Stück Brot von der Hand annähme, die es mir ohne überquellendes Erbarmen, ohne antreibende Liebe, nur aus dürrer Verpflichtung darböte . . . . Gehen Sie doch, Graf Mengen, gehen Sie, wenn Ihre Freiheit durch mich beeinträchtigt wird! Ich halte Sie nicht.«
»Unbewußt, – wie Sie selbst sagten.«
»Nun, wenn Sie nicht gehen können, so dürfen Sie auch nicht klagen. Man muß Fesseln brechen, nicht nur gegen sie aufständisch sein!«
»Sind Sie wirklich im Besitz dieser seltenen Stärke in jedem Augenblick, zu jeder Zeit Ihres Lebens?«
»Mein Leben ist so unaussprechlich einfach und einfarbig gewesen, daß ich nur ein einziges mal Gelegenheit gehabt habe, einen unbesieglichen Entschluß zu fassen. Da kämpfte ich freilich, aber es war nur eine Revolution, aus der eine neue Zeit für mich anbrach. Deshalb hatte ich ein Recht dazu. Seitdem habe ich, Gottlob, weder Kraft noch Kämpfe noch Entschlüsse nötig gehabt, was alles sehr unbequeme Dinge sind. Aber der Mann sollte doch immer unter Waffen stehn! Er ist von so verschiedenen Seiten anzugreifen. Leidenschaften, die wir kaum ahnen, beherrschen ihn oder versuchen es wenigstens. Er muß nach allen Seiten auf der Hut sein. Wir haben es immer nur mit der des Herzens zu tun, was aber freilich auch die Sturm- und Wetterseite ist.«
»Charakter haben, Wort und Tat, Meinung und Handlung in die genaueste Übereinstimmung und beide dahin bringen, daß sie eins, daß sie unsere Wesenheit, daß wir selbst Charakter werden: darin liegt die ganze menschliche Würde, und um sie stets zu behaupten, ist oft eine übermenschliche Kraft erforderlich.«
»Mag sein übermenschlich.« rief Faustine mit strahlendem Blick. »Doch zweifle ich nicht, daß sie im entscheidenden Moment Ihnen zu Gebot stehen würde. O, Mengen, wenn Ihr klares herrliches entschiedenes Antlitz im Widerspruch mit Ihrem Wesen wäre, so wäre es mir ein Schmerz. Sie dürfen nicht lügen! Nicht von der gemeinen Wortlüge rede ich, sondern von der feinen, die im Sein nicht hält, was die Erscheinung verspricht. Nicht wahr, Sie werden immer ganz Sie und so sein, wie ich Sie erkannt habe?«
Sie bog sich vor, und sah ihm fest ins Auge, und ihr Blick berührte den seinen wie der Strahl der untergehenden Sonne das Meer. Am liebsten wäre er vor ihr niedergekniet und hätte ihr ewige Huldigung gelobt. Aber er begnügte sich, ganz leise mit den Lippen ihre feine Hand zu berühren, die erst gegen ihn ausgestreckt, nun vor ihm auf dem Tische lag.
Darauf sprach sie:
»Ich habe das Gelübde verstanden und nehme es an.«
»Doch nun,« rief Mengen, sich zusammennehmend, um nicht das Gefühl ausbrechen zu lassen, »nun müssen Sie mir irgend etwas geben, was mich stets daran erinnert, was mich nie verlassen wird!«
»Das ist billig!« sagte sie. »Herzog Christian von Braunschweig trug stets einen Handschuh der Elisabeth von der Pfalz am Barett. Ich denke aber, mein gelber Handschuh würde sich auf Ihrem schwarzen Hute kaum gut machen . . . .«
Mario war aufgestanden und ging aus dem Salon in Faustinens Zimmer, an ihren Schreibtisch. Da stand eine kleine sehr schöne flache etrurische Schale und in derselben lagen Ringe und Petschafte. Mario nahm diese Schale und brachte sie Faustinen. Sie ließ den Inhalt durch ihre Finger gleiten und wählte endlich einen einfachen starken Ring mit einer großen Perle und dem Wahlspruch: Qui me cherche, me trouve.
Sie fragte: »Ist Ihnen der Ring recht?«
Statt der Antwort hielt Mengen seine Hand hin und bat sie, den Ring ihm anzustecken und zwar an den sogenannten Ringfinger. Sie wollte es schon tun, da besann sie sich plötzlich und sagte langsam:
»Nein, der Finger wird dereinst einen andern Ring tragen, dem der meinige weichen müßte. Gönnen sie ihm einen Platz, von dem er nicht verdrängt werden kann! – Keine Einwendungen!« rief sie lebhaft. »Ich bin eigensinnig, ich will meinen eigenen Platz, sei er so klein wie möglich! Ich will meinen eigenen unantastbaren Platz – oder gar keinen. Sie haben die Wahl.«
»Sie haben zu befehlen,« erwiederte Mario. »Ich meine nur, daß Sie jeden Platz zu einem unantastbaren machen.«
»O ja, wenn ich mich gleich auf einen solchen stelle, der nicht mit den Ansprüchen der Welt in Widerstreit gerät . . . . Sehen Sie, an Ihrem kleinen Finger nimmt sich der Ring ganz hübsch aus!« setzte sie hinzu und schob ihn an.
»Nun erzählen Sie mir auch seine Geschichte!« bat er.
»Leider hat er keine,« entgegnete sie lachend. »Vor Jahren habe ich ihn mir ausgedacht, ihn machen lassen, ihn drei Tage getragen; dann bei Seite gelegt. Er bezeichnet nur meine damalige Seelenstimmung. Die Menschenherzen kamen mir vor wie versenkte Perlen, nach denen niemand fragt. Das war ein Irrtum. Taucher fragen wohl nach ihnen! Darum gehören ihnen auch die Perlen.«
Am Schluß des Gesprächs war Mario so glücklich, daß er ganz vergessen hatte, wie niedergeschlagen er am Anfang gewesen. Faustinen aber fiel, nachdem er gegangen, die Frage auf das Herz, ob Andlau mit diesem verschenkten Ringe wohl einverstanden wäre. Auch in seiner Gegenwart hätte sie ihn gewiß verschenkt und seiner Einwilligung sicher sein können; allein in seiner Abwesenheit? Der Vorsatz, es ihm morgen zu schreiben, beruhigte sie. »Es kam ja ganz einfach,« sprach sie zu sich selbst. »Ich bin nur so sehr daran gewöhnt, auch das Alltäglichste mit Anastas zu teilen, daß mir das Ungeteilte wie eine Last auf der Brust liegt. Ich kann es wirklich nicht ertragen, so einsam für mich zu leben, und wenn Mengen nicht hier wäre . . . . Gottlob, daß er es ist!«
Ob diese Freude an seiner Gegenwart Andlaus Rückkehr überdauern werde, ob sie kein Unrecht an Mario tue, wenn das nicht der Fall, das kam ihr nicht in den Sinn. Sie glaubte das Recht zu haben, sich aus voller Seele dieser ansprechenden Erscheinung freuen und sich ihr hingeben zu dürfen. Sie sah darin keine Gefahr. Wenn man dies nur Leichtsinn nennen wollte, so würde man Faustinen doch Unrecht tun, obgleich wohl in ihrem Wesen jene leichtblütige Mischung war, die den Leichtsinn erzeugt. Aber das Leben war ihr eine Aufgabe, sich zur möglichsten Vollendung durchzuarbeiten, und jede Bewegung sollte ein neuer Hammerschlag sein, um das Götterbild aus der rohen Felsmasse befreien zu helfen. Sie war von einer tiefen Herzensreinheit; nicht von der des Kindes, das überhaupt von keiner Schuld weiß. Ihr heißes Herz verstand jede Schuld, jede Schwäche, – nur nicht für sich selbst. Sie maß sich nie bei, die Absicht des Schöpfers mit den Geschöpfen erkannt zu haben. Nur für sich hatte sie dieselbe erkannt, und sie lag in dem kleinen Wort: Aufwärtsstreben! Jede Gemeinheit der Lüge, der Heuchelei, der Gefallsucht war ihr fremd, eben ihrer reinen Natur nach, die jeden Schein verachtete; und zu der hatte sie eine Zuversicht, die auf nichts begründet und durch nichts gerechtfertigt war. Was ihr begegnete, nahm sie wie von höherer Hand gesandt an, um es zu ihrem Besten zu verarbeiten, ohne jemanden dadurch zu beeinträchtigen. Aber wo zieht sich der Faden eines Daseins so einsam hin, daß kein fremder sich mit ihm verschlinge und verwebe, daß dieser nicht breche, wenn der Knoten in jenem zerrissen wird?
Indessen kam der Brief für Andlau am nächsten Tage nicht zustande, wenigstens nicht so, wie es Faustinens Absicht gewesen. Sie wurde im Schreiben überraschend gestört, indem Frau von Stein sich bei ihr melden ließ. Faustine empfing sie äußerst artig, aber jene nahm nicht sonderlich Rücksicht darauf und begann sogleich damit, ihr zwar in zierlichen Redensarten, aber ganz unverhohlen Vorwürfe über den ungünstigen Einfluß zu machen, den sie auf Kunigunden geübt. Das Mädchen sei nun erst recht in seinem Eigensinn bestärkt, und sowohl Feldern als sie selbst hätten ganz das Gegenteil erwartet.
Faustine antwortete mit einiger Befremdung, daß sie Kunigunden gar keinen Rat gegeben, weil er nicht von ihr verlangt sei, und daß sie das Mädchen schon allzu entschieden gefunden habe, um glauben zu können, daß ihr oder irgend ein anderer Rat von bestimmender Wirkung sein werde. »Aber nur eine Kranke konnte ich nicht in dem schönen, edlen Geschöpf erblicken,« fügte sie hinzu, »und das mag allerdings sie erkräftigt haben.«
»Jede Überspannung ist Krankheit der Seele,« fiel Frau von Stein ihr ins Wort, »und Überspannung ist alles, was uns durch überfeinerte Ansprüche an Glück unserer Bestimmung entfremdet, wohl gar entzieht. Kunigunde ist unbemittelt und ihre Zukunft durch nichts als durch eine Heirat zu sichern. Für jedes Mädchen ist es wünschenswert und ehrenvoll, die Gattin eines so wackern Menschen zu werden wie Feldern. Ich aber wünsche nicht bloß Kunigundens sondern auch ihrer Schwestern wegen, meine älteste, schönste Tochter zu verheiraten; denn die beiden jüngeren werden stets durch sie in Schatten gestellt sein, wenn sie im elterlichen Hause bleibt. Mir muß das Glück aller meiner Kinder am Herzen liegen, und ist die eine töricht, so dürfen die andern nicht darunter leiden.«
»O Gott,« seufzte Faustine, »Kunigunde leidet aber.«
»Ja, gegenwärtig, weil unser aller Mißvergnügen sie drückt. Hat sie sich nur erst überwunden und den Schritt getan, der ihr jetzt unmöglich scheint, so wird ihr reines Herz im Bewußtsein erfüllter Pflicht die nötige Stärke und Erhebung finden, um sie mit ihrem Schicksal auszusöhnen. Und überdies geht sie ja keinem entsetzlichen Schicksal entgegen. Feldern ist ein Mann, den eine verständige Frau lenken kann, wie sie will . . .«
»Führe uns nicht in Versuchung!« sagte Faustine mit einem Ton, vor dem Frau von Stein unwillkürlich verstummte.
Nach einer Pause, in der sich beide scharf anschauten, sagte Faustine: »Den geliebten Mann zu beherrschen, ist ein augenblicklicher Triumph unsres Herzens, das mit seiner Glut zuweilen den fremden Widerstand schmilzt und doch schon heimlich bereit ist, das errungene Zepter niederzulegen. Den ungeliebten Mann zu beherrschen, ist eine Entwürdigung, weil nur zwei niedrige Mittel diese Herrschaft geben können. Und sie anwenden müssen, wäre kein entsetzliches Schicksal? Wenn alle Welt sagt, der Mann ist glücklich dadurch! Und wenn es die höchste Ehre einer Frau ausmacht, den Gatten zu beglücken, so sage ich dennoch, durch diese Mittel ist die Frau entwürdigt, nicht vor der Welt, – denn was weiß die Welt von einem reinen Herzen? Und das allein gibt Adel und Würde! – aber vor sich selbst. Haben Sie doch Mitleid mit Ihrer Tochter, führen Sie sie nicht in Versuchung!«
Aber Faustinens Ansichten konnten keinen Eindruck auf Frau von Stein machen, die ihr Leben lang nach den entgegengesetzten gehandelt hatte.
Sie sagte daher:
»Bei der schneidenden Verschiedenheit unserer Meinungen werden Sie sich gewiß nicht wundern, Frau Gräfin, wenn ich wünsche, daß meine Tochter keinen ferneren Gebrauch von Ihrer Erlaubnis macht, Ihren Umgang fortzusetzen.«
Faustine sagte traurig: »Also nicht einmal mich sehen soll die arme Kunigunde? Wenn es ihr nun aber eine Freude wäre?« setzte sie bittend hinzu.
»Ich begreife nicht,« entgegnete Frau von Stein scharf, »welch seltsames Interesse Sie an meiner Tochter nehmen.«
»Ich liebe das Liebenswürdige,« sprach Faustine sanft.
»Doch hat es einen gehässigen Anstrich, störende Verhältnisse zu begünstigen.«
»Der Vorwurf trifft mich nicht,« sagte sie noch sanfter, und sogar Frau von Stein wurde entwaffnet durch ihre Anmut. Sie schied freundlicher, als sie gekommen, aber unerschütterlich in betreff Kunigundens.