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Coelestina. Camilla.
Coelest. Die thoerichte Naerrin dorffte sich unterstehen mir derogleichen Brieffe einzulieffern!
Camilla. Last uns doch sehen / wie und von wem er geschrieben!
Coelest. Da ist er: leset ihn / Camilla.
Camilla. Wenn er von Herren Palladio geschrieben were / wuerde Cyrille vielleicht eine bessere Belohnung darvon getragen haben.
Coelest. Was saget ihr?
Camilla. Jch verwundere mich / daß die Außschrifft so schoen gestellet: Dem himmlischen auff der Erden scheinenden Nordstern meiner Sinnen / dem grossen Beeren meines Verstandes / der eintzigen subtilitaet und hoechstem Enti meiner Metaphysica, der wuerdigsten Natur in der gantzen Physica, dem hoechsten Gut aller Ethicorum, der Beredsamsten Phoebussin dieser Welt / der zehenden Musae, andern Veneri, vierdten Chariti und letzten Parcae, meines Verhaengnisses / dem hochedlen wolgebornen Fraeulin Coelestine, meiner glorwuerdigsten Gebieterin / ad proprias.
Coelest. Es blicket wohl an dem Gesang / was es fuer ein Vogel seyn muß.
Camilla. Si vales, benè est, ego autem valeo, sagt Cicero. Jch hergegen / O ihr einiger Schleiffstein meines Verstandes - - -
Coelest. Es wird ein Messerschmidt oder Glaßschneider seyn / weil er von Schleiffen redet.
Camilla. Si vales benè est: ego autem non valeo, das ist / ich aegrotire, melancholisire, decumbire, langvire, es sind mehr fremde Worte hierinnen / die ich nicht wohl lesen kan.
Coelest. Vielleicht ist es Tuerkisch oder Griechisch: last uns das ueberschlagen.
Camilla. Verstehen wir doch das Lateinische nicht.
Coelest. Woher koennet ihr aber so wohl Lateinisch lesen?
Camilla. Jch habe in meiner Jugend in einem Kloster Seiden stuecken gelernet; da hab ich aus Kurtzweil diese Kunst von den Jungfrauen begriffen. Nun sie hoere weiter! Jch langvire in dem Hospital der Liebe / in welches mich eure grausame Schoenheit ein furiret, und wie ein Krancker sich nach nichts sehnet / als nach seinem Artzt. Ita ego vehementer opto nur einen Anblick eurer Clementz, welchen ihr doch Hunden und Katzen nicht mißzugoennen pfleget. Wiedrigen Falls gehet der Schneider schon zu Wercke / meiner Hoffnung / die nichts hat / als Pein und Knochen ein Traurkleid zu machen; weil ich gaentzlich entschlossen bin mit dem ersten Schiff / welches Charon wird nach dem Campis Elysiis abgehen lassen / mich von hir dahin zubegeben / ubi veteri respondet amore Sichaeus. Dieses / wo euch moeglich / verhuetet und seyd gegruesset von
Dem / der die Erde kuesset
auff welcher das Gras gewachsen /
Welches der Ochse auffgessen /
aus dessen Leder eure Schuch-Solen geschnitten
Titus Sempronius,
Caji Filius,
Cornelii Nepos,
Sexti Abnepos.
Coelest. Ach armseliger Semproni! wilst du vor grossem Alter gar kindisch werden!
Camilla. Ja wohl / armseliger Semproni! warum bist du nicht Palladius! Was wollen wir aber mit dem Brieffe thun?
Coelest. Stellet ihn unserm Koch zu. Denn weil er so voll feuriger Gedancken / koennen wir etwas Holtz zu dem Braten ersparen.
Camilla. Jch fuerchte fuerwar / er wuerde mit seiner Kaelte alles Feur in der gantzen Kuechen außloeschen.