Andreas Gryphius
Horribilicribrifax Teutsch
Andreas Gryphius

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Dem Hoch- und Groß-
Edel-gebohrnen / Erkornen / Gestren-
gen / Mannfesten Herrn /
Herrn

Horribilicribrifax,

von Donnerkeil / auff
Wuesthausen.

Unvergleichlicher Camerade / be-
staendiger und treuer Freund!

MEinen zu Defendirung seiner Ehre scharffgeschliffnesten und von Tag zu Tage bey nuechternem Morgen ausgeputzeten Degen zuvor: Jch befinde endlich / daß die Literatis sich den hochmuethigen Neid so tieff besitzen lassen / als iemahls wir / die wir unsere Lebentage Maestri delli Campi gewesen / uns unterstehen duerffen / diesen lieblichen Furias Quartier zu geben. Jch habe nunmehr ein paar douzine Jahre unserm weyland bekanten Freunde vor zwey und dreysig tausend Millionen gute Worte gegeben und geben lassen: umb die Beschreibung unser Vortreffligkeit / So er vor laengst / und zwar bloß von der Faust auffgesetzet / ad lucibus dies zu geben: aber bloß umbsonst! unangesehen er auch auff Ansinnen Illustribus Personibus darzu angehalten worden. Er hat aber alles / als wann er uns vor diesem nie durch ein zusprengtes Bolwerck angesehen / hochmuethig negligigeret: und ich weiß nicht was vor mirables excuses vorgewendet. Neulich aber habe ich meinen alten / nunmehr zimlich abgerissenen / und stets getreuen Major domo Signor Cacciadiavolo aus lauter impantienze zu ihm abgefertiget / und selbten mit instructiones genungsam habilibitiret: und durch selbten anhalten lassen / Er wolte nicht laenger uns unser wol-meritiritirtes Lob mißgoennen: und die Totus mundus, welche laengst die Zeitung unserer Wunderen Liebe / avanturados, und horribles choses zu wissen begehret / aeffen und auffhalten: Hat sich ein unversehenes infortunium zu unserm besten erklaeret. Sintemahl mein Signeur Magior Domo nach seiner hoch-desiderablen Wiederkunfft / prelatio bey mir / nach gebuehrender Complimentirung / abgeleget / und mich berichtet: Er haette unsern vorweilen guten Patronium nach den und den tito verwichenen Monden nach Mittage um 3. Uhr angetroffen: und zwar / nach dem etliche Gentil huomini von ihm geschieden / vor welchen Er sich zimlich alterniret: were aber gleichwohl zu ihm eingetreten / da Er ihn dann noch unter vier oder fuenff / dem Ansehen nach / trefflichen Leuten gefunden: durch deren praesentiam er so gleichsam chasmentiret, daß er nicht ein einiges Wort vorbringen koennen. So bald ihn aber aus dem accantien seiner Wolredenheit und der nunmehr langgetragenen leporie unser Freund erkennet; haette er ihn Humblementissime angenommen / demuethig angehoeret / und statt der Antwort mit einem grossen Bocale Wein / von Fino de Hungaria bewillkommet / ihn zu sitzen execriret, und / propter Seriam, ad cras beschieden; Jn dessen haette er ihm nur muessen belieben lassen zu thun / was dem Wirthe gefallen. Mit welchem anwesende Chevalieers, dann er mueste gestehen al fe de Gentil houmine, daß sie mehr denn diesen Tittulos verdienet / in unterschiedenen Redens Arten weitlaeufftig discourssiret: und seiner Opinationum nach sollen sie wunderlich geredet haben: bestund darauff / er haette wohl etwas aber gar nicht multus nimios verstanden: glaubete doch / es mueste von enportanze gewesen seyn / weil sie zuweilen Farouchè gesehen / zuweilen gelachet: Er haette sich in fremde Haendel nicht mischen wollen noch sollen / wie er dann von mir nicht apprendiret, weniger darzu instruxiret: Solte es aber zu Weitlaeufftigkeiten kommen seyn / solte ich mich versichern / daß er sich nicht wolte haben roubiginiren lassen: Jndessen haette er ihm angelegen gehalten / redlich bescheid zu thun / haette auch iederzeit denselben / der am eiferigsten geredet / mit einer brindisi besaenfftiget / und also guten Frieden befoerdern und stifften helffen. Nach dem nun auch diese ihren Abschied hoechstfreundlichst genommen / waere er zwar zu der Abend-Mahlzeit / von weyland treuem Freunde / inficiret worden; derer er auch beygewohnet: Weil ihm aber bereits von der muehseligen Reise / und dem hochwichtigen vorgegangenen Discourssus das Haupt schwer gewesen / wueste er nicht eigentlich zu narriren, was bey gedachtem Souppe vorgegangen; ohne daß er ihm die eigentliche reflexion machete / es waere ein grosser gebratener Hase auffgetragen worden: welches zweiffels ohn nicht so sehr meinem Herren Ambassiadoren, als mir dem Primcali selbst gemeynet gewesen / bin aber mit dem Conspect vergnueget. Weiter wueste er nichts / als daß er vor zwey Stunden devant my die aus einem sanfften Schlaff auffgewecket / und alsobald zu unserm weyland lieben Patronium gefordert / welcher ihn avec une horrible caprice vermahnet / Er solte uns beyderseits in seinem Namen gruessen / uns ermahnen nunmehr klug zu werden: der bagatellen uns zu aeussern; und wo nicht auff Gott / doch auff unser Fictafium bey Zeiten zu dencken: Jhn wunderte / daß wir die Thorheiten seiner Jugend von ihm begehreten / in welchen doch nichts / als unsere eigene Schande zu lesen seyn wuerde. Ho! ho! caspita! und weil mein lieber Getreuer vor Schrecken diese Worte nicht so bald reprehendiren koennen; haett er sie ihm so gar en les tablettes, die er als gewesener Quartier-Meister / nach dem der Teuffel laengst die rothen Scharlach Hosen mit den Silbernen Galaunen geholet / gedictioniret. Der Herr Bruder dencke / wie dem redlichen Kerlen bey solchem Respect zu muthe worden: Weil er aber genoethiget / biß zu der Fruehmahlzeit zu verharren / auch ihm die Liefer-Gelder indessen zu manciniren begonnen: Hat er sich eilends aus dem Gemache / und zwar in respiration einen Stoicidalischen Mord an sich zu begehen retteriret; Voila, aber was geschiehet: weil ihn das Schrecken in den Affterdarm catologiret: eilet er nach dem Ort / welchen man nur avec permission nennen darff: in welchem er denn / wegen vermeintlicher unglueckseliger Ambassade, mehr durch die Nasibus und Oculis, als per derrire geweinet. Jn dem er sich aber etwas erholet / und nunmehr Stoff zu der Reinigung von ihm desseriret wurd; erblicket er einen Hauffen deschirez collutulez & de gutte pampieres, schwinget sich derowegen mit Freuden auff dieselben: und in dem ersten Grieff erblicket er meinen erschrecklichen Namen:

Jam Te-nos facimus Fortunus eam!

Er greiffet nach demselben / und findet das gantze Concept unserer Liebe und Deversation: ausser daß es per curiam temporis durch die uebermuethige non chalance, unsers vorweilen Freundes hin und wieder Schaden gelitten / und was zuvor haette gesaget werden sollen / in so einen veraechtlichen Ort verworffen: in welchem es freylich laengst / seinem Belieben und Willen nach / in tausend mahl tausend / ich darff nicht schreiben was / vergangen / wenn es nicht Tempum Genium und Fortunum, und die heilige Atropis, trotz aller Neid erhalten: Und dieses heist:

Qvàm saepe summa medio in culo latent.

Nach gefundenem so grossen Schatz kuesset mein Don Cacciadiavolo dreymahl den Grund / auff dem es gelegen / verbirget dieses laengst gewuendschte Kleinod zwischen Fell und Hembde: isset demnach froelich mit dem / der nicht weiß / was vor eine Helenam ihm entfuehret: und bringet auff gebogenen Knien zu mir / was ich dir hiermit mit entbloessetem Haupte stehend condicire:

Jch muß cunfidiren, daß in dem Roriginal aus Unachtsamkeit / wo nicht Neid und Mißgunst des Autoribus die letzte zwey Seiten verfaulet / aus welchen unsers Gegenparts Sempronius Testament abgecopiret gewesen. Jch habe aber dieses nicht sonders geachtet / weil dieser unser steter Feind gewesen / und derowegen die Orte so confect itziger Methodibus nach mit ***** bezeichnet.

Gehabe dich wohl / unvergleichlicher Camerade! Stirbest du eher / als ich: so vermache mir doch deine Netze: Winde / und deine kurtze Wehre / zu stetswaehrendem Andencken: Gehe ich voran; so bleib Erbe ex massa von meiner Partisane / die ich von dem ererbet / der jenem Hertzog zu Eger den Rest gegeben. Hiermit verbleibe ich

Meines unvergleichlichen Camerades /
Bruders / Freundes / und
Gevattern

Gegeben dieses
Jahr / an dem
Schalttage.

Obliganter biß in das Grab
 
Daradiridatumtarides Wind-
brecher / von Tausend Mord /
auff N.N.N. Erbherr / in
und zu Windloch.


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