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II. Franz von Sickingen.

 

1. Wie Franz von Sickingen gegen Worms zieht.

Die Reichsstadt Worms litt damals durch Zerrüttungen bürgerlicher Unruhen, der Stadtrath hatte sich bei den Bürgern verhaßt gemacht und diese setzten ihn 1513 ab, verjagten die Rathsglieder, beraubten sie ihrer Habe und übten allerlei Grausamkeit gegen die Verjagten. Diese suchten Hülfe beim Kaiser, und der Landvogt von Hagenau erhielt 1514 den Auftrag, die Sache beizulegen. Nun wurde der Aufruhr unterdrückt, die Anstifter desselben aber büßten denselben mit dem Verlust ihres Lebens und Vermögens. Balthasar Slör, Hofnotar des Bischofs Reinhard von Worms, stand in dem Verdachte, an dem Aufstande Theil genommen zu haben; man belegte in seiner Abwesenheit, ohne Untersuchung und Recht, sein bürgerliches Vermögen mit Arrest, unter dem Vorgeben, er sei aus Furcht vor der Strafe entflohen. Der Bischof hatte ihn aber auf seinen und seiner Lehnsmannen Antrieb – zu denen auch Sickingen gehörte – mit geheimen Aufträgen an den Kaiser Maximilian nach Wels in Oesterreich gesendet; er verlangte daher schriftlich vom Kaiser Schutz und Gerechtigkeit gegen dieses Verfahren und erbot sich zu dem strengsten Verhör. Der Kaiser übertrug die Untersuchung auch dieser Sache gedachtem Landvogt von Hagenau, doch derselbe schob die Entscheidung von einem Tag zum andern! Slör klagte Franz von Sickingen seine Noth und dieser warnte die Wormser; aber vergebens. Da schickte der Ritter kurz und gut den Bürgern einen Fehdebrief.

Unterdessen war der Wormser Stadtschreiber, Johann Glantz, an den kaiserlichen Hof gegangen, hatte den Slör als einen Betrüger verläumdet und die Acht gegen ihn erwirkt. Alle Habe des Geächteten wurde nun eine willkommene Beute seiner öffentlichen und heimlichen Feinde. Franz griff zu den Waffen. Er sammelte ein beträchtliches Heer, wobei ihn heimlich der Pfalzgraf am Rhein unterstützte, fiel in das städtische Gebiet ein, nahm Wormser Schiffe auf dem Rhein hinweg und entschädigte sich durch die hierbei gemachte Beute für einen Theil seiner Kriegskosten und für die Forderungen seiner Schutzbefohlenen. Viele kampflustige Ritter und Edle standen unter seiner Fahne, die hoch in Ehren gehalten wurde. Franz durchzog das flache Land, plünderte und verheerte nach damaliger Sitte und rückte dann vor die Mauern der Stadt Worms, um sie zu belagern. Auf innere Zwistigkeiten sowohl der Geistlichen, als auch der unterdrückten Bürgerschaft konnte er rechnen und davon große Vortheile hoffen. Das Feuer des Aufruhrs glimmte noch fort in der Asche. Die Stadt litt Mangel an Nahrungsmitteln und die Bürger begannen zu murren. Schon sprach man von der Uebergabe und den Bedingungen derselben. Der Bischof von Worms war überdies seinem Lehnsmann freundlich gesinnt und die Geistlichkeit unterhielt den Kleinmuth.

Da trat der Kammerrichter Graf von Haag mit den Beisitzern des Reichskammergerichts auf, befeuerte den gesunkenen Muth der Bürgerschaft und erlangte von den gut gesinnten Einwohnern der Stadt den Eid, sie wollen sich und ihre Weiber bis auf den letzten Blutstropfen vertheidigen. Nun wurde die Gegenwehr der Belagerten trotziger, das Geschütz wirksamer und kühne Ausfälle nöthigten den Ritter, sich zurückzuziehen.

Der Rath zu Worms aber sammt dem ganzen hochpreislichen Kammergericht erhob nun die lauteste Klage bei dem Kaiser über den Bruch des Landfriedens; sie verlangten die Erklärung der Reichsacht gegen den Ritter. Das Geschrei vermehrte sich, da Sickingen noch zu guter Letzt mehrere Kaufmannsgüter, die zur Frankfurter Messe bestimmt waren, weggenommen hatte. Das ganze kaufmännische Deutschland schrie gegen den übermüthigen Sickingen und bestürmte seinetwegen den Kaiser Max, dem der Ritter im Grund des Herzens sehr lieb war. »Soll man doch«, sprach er, »das ganze Reich aufbieten, wenn ein Kaufmann seinen Pfeffersack verliert.« Er zauderte lange, den lärmenden Bitten Gehör zu geben, denn er ehrte die Kriegertugenden des Ritters und rechnete auf sie bei Ausführung seiner großen Pläne. Doch erforderte die Achtung des neuen Landfriedens und die Ehre des neuen Kammergerichts eine gesetzliche Ahndung, die indeß für Sickingen nicht sehr drückend wurde.

 

2. Wie der französische König den deutschen Ritter gewinnen möchte.

Auch in fernen Landen ertönte der Name des tapfern Franz von Sickingen. König Franz I. von Frankreich glaubte an ihm den Mann zu finden, welcher einst seine Absichten auf den deutschen Kaiserthron kräftig unterstützen könnte; er hing selber fest an den Grundsätzen des alten Ritterwesens, die seinem Hang zur Pracht und Freude schmeichelten. So lud er denn den edlen deutschen Ritter zu sich nach Amboise ein, und ein solcher Ruf war viel zu schmeichelhaft, als daß ihn Sickingen hätte ausschlagen können. Sein guter Freund und Waffengenosse, Robert von Sedan, Graf von der Mark und dessen Sohn, der nachmalige Marschall von Fleuranges, führten ihn nach Frankreich, und zwölf deutsche Ritter waren in seinem Gefolge. Dies wurde selbst am französischen Hofe für glänzend und ansehnlich gehalten. Die Aufnahme übertraf alle Erwartung des Gastes, sie war höchst ehrenvoll. Dem jungen lebhaften Könige gefiel der gerade Sinn des deutschen Ritters, er bewunderte die Geschwindigkeit seines Ausdrucks und den gebildeten Verstand, der aus jeder Rede leuchtete. Das Geschenk einer goldenen Kette von 3000 Thalern an Werth war ein sprechender Beweis von der Zuneigung des Königs und von seinem Wunsch, sich den Helden geneigt zu erhalten. Nach damaliger Sitte sollte der, welchen man mit einem solchen Ehrenzeichen behing, an den Geber desselben gefesselt bleiben. Zu dieser Kette fügte Franz noch andere Geschenke und das Versprechen eines Jahrgeldes von 3000 Franken. Auch die Ritter im Gefolge des Franz von Sickingen wurden mit goldenen Ketten von 500 bis 1000 Thalern an Werth beschenkt. Solche Freigebigkeit hätte wohl minder edle Gemüther an das Ausland gefesselt, nicht aber den ehrenwerthen Sickingen.

Es beklagten sich kurz darauf mehrere deutsche Handelsleute bei ihm über die Mailänder wegen rückständiger Schuldforderungen. Unser Ritter fand ihr Verlangen gegründet, handelte mit ihnen die Forderungen ab und nahm hierauf einen Waarenzug weg, der aus Mailand nach Deutschland zog. Der französische König, dem damals das mailändische Gebiet unterthan war, wurde höchst aufgebracht, als ihm die Mailänder die erlittene Unbill klagten; er ließ die Beute von Ritter Franz zurückfordern, erhielt aber eine derbe deutsche Antwort, die er kaum vermuthete: »In Rechtssachen kümmere ich mich außer Deutschland um Niemand.« Der König Franz entzog ihm nun das bedeutende Jahrgehalt; dafür gewann aber der Ritter einen Freund an dem neuerwählten deutschen Kaiser Karl V., der ihm ein gleiches Jahrgeld bewilligte.

 

3. Sickingen's Schloß Ebernburg eine »Herberge der Gerechtigkeit.«

Als der kühne Mönch Luther dem Papstthum den Krieg erklärte, fand solches Unternehmen großen Beifall bei den Rittern Götz von Berlichingen und Franz von Sickingen. Ein anderer Ritter, der edle Ulrich von Hutten, hatte schon früher (1515) gegen das Mönchsthum geeifert, das er für eine Stütze der Unwissenheit hielt. In seinen epistolis obscurorum virorum (Briefe der Dunkelmänner) goß er beißende Lauge auf das Haupt der Mönche und stellte sie dar in ihrer aufgedunsenen Blöße; denn als er in Italien den Verfall der Geistlichkeit überhaupt kennen gelernt hatte, eiferte er heftig gegen die Gebrechen der Kirche. Er wollte deutsche Bischöfe, aber keinen römischen Papst. »Den alten Römern habt ihr männlich widerstanden« – so rief er dem deutschen Volke zu – »aber den neuen Römern beugt ihr schimpflich euer Haupt!« Und der Hierarchie weissagte er, schon sei die Axt an den morschen Baum gelegt. » Iacta est alea!« Ich hab's gewagt! – das war sein Wahlspruch. Dem Luther bot er seine Feder, sein Schwert; mit beiden kämpfte er ritterlich für die große Sache der Reformation. Auch Sickingen hatte dem kühnen Reformator ein Asyl auf seiner Burg angeboten.

Hutten kämpfte mit in jenem Kampfe des schwäbischen Bundes gegen Ulrich von Württemberg, und hier ward er mit dem edlen Sickingen befreundet. Im Jahre 1518 hatte Ritter Hutten sein Gespräch: Aula, in lateinischer Sprache zu Mainz herausgegeben; Franz von Sickingen wünschte es deutsch zu lesen und Ulrich von Hutten sandte ihm die Uebersetzung noch in demselben Jahre. Durch ihn wurde Ritter Franz auch der Beschützer und Freund des tiefen und gelehrten Denkers Reuchlin, und er bewirkte einen Befehl, daß, wenn Stuttgart erstürmt würde, das Haus des gelehrten Mannes verschont bleiben sollte. Sickingen's Wohlgefallen an der Wissenschaft und ihren Lehren, seine deutsche Geradheit und Unerschrockenheit, verbanden ihn auf das Innigste mit dem wackern Hutten; ein Zelt schloß sie gewöhnlich ein und sie verlebten manche frohe Stunden und durchwachten manche Nächte in traulichem Gespräch.

Bald traf sich's, daß Hutten von seinen väterlichen Gütern fliehen und, überall verfolgt, sich seinem treuen Sickingen in die Arme werfen mußte. Die Schlösser des Ritters wurden bald Freistätten für Mehrere, die sich von den Fesseln des Glaubenszwanges losgemacht hatten. Martin Bucer, aus dem Dominikaner-Kloster zu Schlettstadt entwichen, erhielt von Franz die Stelle als Prediger zu Landstuhl; Oekolampadius (Hausschein) wurde ein Hausgenosse des Ritters und half den lateinischen Gottesdienst in deutscher Sprache einrichten, wofür ihn jeder Zuhörer segnete. Von Ebernburg aus schleuderte Hutten seine Gedankenblitze und rief die deutschen Fürsten, vor Allem den Adel auf, unter einem neuen Otto nach Rom zu ziehen und der dortigen Herrschaft ein Ende zu machen. »Sterben kann ich«, sprach er, »aber kein Knecht sein: wer will mit Hutten für die Freiheit sterben?«

Inzwischen begann Sickingen eine blutige Fehde mit dem Erzbischof Richard von Trier, und da sie unglücklich endete, mußte Hutten sein Asyl verlassen. Vom Papst verfolgt, von den Fürsten aufgegeben, vom Vaterland verstoßen, von böser Krankheit angegriffen, fand er flüchtig und arm (er hatte nichts mehr als seine Feder) eine stille letzte Freistätte in dem Hause des heilkundigen Pfarrers Schnegg auf der Insel Ufnau im Zürichsee. Dorthin von Zwingli empfohlen, endete der unverdrossene Kämpfer »für Licht und Recht« – wie er es nannte – »das Trauerspiel seines Lebens«, im 36sten Lebensjahre (1523).

 

4. Wie der Ritter die Macht geistlicher und weltlicher Fürsten brechen will.

Franz von Sickingen hatte, wie Hutten und andere Vaterlandsfreunde, lange seine Hoffnungen auf den Kaiser Karl V. gesetzt, daß dieser sich an die Spitze der geistigen Bewegung stellen und zu Gunsten der Selbstständigkeit und Herrlichkeit Deutschlands sich von dem Papstthum völlig lostrennen würde. Dies gläubige Vertrauen Sickingen's erwies sich leider nur als schöner Traum. Von der furchtbaren Hohe seiner stolzen Entwürfe herab betrachtete Karl V. die Interessen der Völker nur wie Fäden eines Gewebes, zur Willkür in seine Hand gegeben, und die einzelnen Menschen nur wie Werkzeuge, gut genug, um sie zu gebrauchen und nach dem Gebrauche wegzuwerfen. So ging es auch dem edeln Franz von Sickingen. Als er sein Vertrauen auf den Kaiser getäuscht sah, faßte er im hohen Bewußtsein seines Strebens und seiner Macht den Plan, den ganzen Adel deutscher Nation zu bewaffnen, um die Fürstenmacht zu brechen, das Reichsregiment aufzulösen, die Interessen der Ritterschaft zu wahren und mit dem Adel wie durch den Adel, aber nicht ohne Mitwirkung der Städte, der Reformation allgemeinen Eingang zu verschaffen. Zu diesem Zwecke wirkte Hutten durch feurige Schriften, welche das Mißtrauen der Städte gegen den Adel austilgen sollten, und Sickingen berief im Jahre 1522 den Adel aus den Ritterkantonen Schwaben, Franken und vom Rhein gen Landau. Da kamen die trefflichsten Ritter zusammen, unter Anderen die von Dalberg, Flersheim, Türkheim, Rüdesheim, Lorch, Schwarzenberg, auch Sickingen's Freund, der kühne Ritter Hartmuth von Kronenberg, ein begeisterter Freund der Reformation und Todfeind der Römlinge. Alle beschworen auf's Evangelium für drei Jahre einen Bund und erwählten einmüthig Franz von Sickingen zum Hauptmann. Alsobald befestigte dieser seine Schlösser Rannstuhl (bei Landstuhl) und Ebernburg und rüstete ein stattliches Heer, unter dem Vorwande, er zöge gegen Frankreich. Bald aber ward offenkundig, daß es dem Sturz der Priesterherrschaft in Deutschland gelte und zwar zunächst dem Kurfürsten und Erzbischof von Trier, Richard von Greifenklau, welcher an der Spitze aller Gegner der Reformation stand. Durch dessen Ueberwältigung wollte Franz von Sickingen, wie er sich ausdrückte, »dem Evangelium eine Oeffnung brechen.«

Sickingen ergriff einen geringfügigen Vorwand zur Kriegserklärung gegen den Erzbischof, musterte bei Straßburg sein Heer und führte es rasch zur That. Bald fiel Bliskastell in des Ritters Gewalt; dann stürmte er St. Wendel und nahm mehrere Edle gefangen, zu welchen er die bedeutungsvollen Worte sagte: »Pferde und Harnische, so ihr verloren, mag euch euer Kurfürst wohl bezahlen, wenn er's bleibt. Werd' ich aber selber Kurfürst, wie ich wohl kann und will, oder noch mehr, so mag ich euch wohl ergetzen.« Die Nachricht von seiner Rüstung und seinem Glück im Feld verbreitete in Trier anfangs großen Schrecken; doch Kurfürst Richard handelte unerschrocken als Feldherr und als Fürst. Er rief das Reichsregiment in Nürnberg auf, begeisterte die Bewohner Triers durch priesterliche Kraft, daß sie für den Glauben ihrer Väter freudig zu den Waffen griffen, und setzte seine Hauptstadt, als Bollwerk des Katholizismus, in trefflichen Vertheidigungszustand. Franz von Sickingen zog indeß, unbekümmert um die Abmahnungen des Reichsregiments, am 8. September 1522 in's triersche Gebiet, rückte vor die Stadt, forderte sie zur Uebergabe auf und begann, als ihm der Kurfürst eine heftige Antwort gab, sie zu beschießen. Da stürzte wohl mancher ehrwürdige Rest von herrlichen Bauwerken aus der Römerzeit; heiß tobte der Kampf um das riesige »schwarze Thor,« dessen Quadern noch heute dem Zahn der Zeit trotzen. Vergeblich ließ Sickingen die Belagerungsmaschinen auf einen Berg vor der Stadt bringen, wo das Volk glaubte, daß Triers Stifter, der fabelhafte Heidenkönig Trebetha, begraben sei und wo noch heutzutage ein Römerhügel den Namen »Franzens Kniepchen« trägt. Schon waren 20 Tonnen Pulvers verschossen und Sickingen harrte ungeduldig auf 1500 Kriegsleute aus Braunschweig, welche ihm der Ritter Nikolaus Minkwitz zuführen sollte. Sie kamen nicht, denn der Landgraf von Hessen verweigerte ihnen den Durchzug durch sein Land und rüstete, neben dem Kurfürsten von der Pfalz, selber gegen Sickingen. Als dieser nun den Heldenmuth der Trierer erkannt und jene üblen Nachrichten erhalten hatte, hob er am 14. September die Belagerung auf mit dem Entschluß, im nächsten Jahre den Krieg auf's Neue zu beginnen.

Aber Sickingen's Stern neigte sich bereits zum Untergange. Die Kurfürsten von Trier und von der Pfalz und der Landgraf Philipp von Hessen schlossen ein Bündniß, um ihn zu verderben. Des Reiches Acht und Aberacht ward auf ihn geschleudert; mehrere seiner Freunde, die mit ihm zu Landau geschworen hatten, fielen jetzt aus Furcht von ihm ab; der treue Hartmuth von Kronenberg verlor durch der Fürsten Uebermacht sein Schloß und all' sein Gut. Doch Sickingen verzagte an dem Gelingen seines großen Planes noch nicht, sondern betrieb ihn vielmehr umso eifriger. Er bauete auf die Unterstützung der fränkischen Ritterschaft, so wie auf die des oberrheinischen und böhmischen Adels und der ganzen evangelischen Partei. Deshalb warf er sich in seine Veste Rannstuhl, um sich da so lange zu vertheidigen, bis jene Hülfe herankäme. Aber im Frühling des Jahres 1523 zogen die drei verbündeten Fürsten von Kur-Trier, Kur-Pfalz und Hessen mit großer Heeresmacht wider ihn und belagerten ihn in seiner Burg. Heldenmüthig vertheidigte sich Sickingen, der an der Gicht litt, aber ungebeugten Geistes war. Furchtbar beschossen die Fürsten seine festen Mauern; ein Thurm, welcher 24 Schuh in der Dicke gebaut war, stürzte zusammen. Der Ritter eilte an den bedrohten Punkt; da schlug die Kugel einer Feldschlange neben ihm auf den Boden und die Splitter von Holz und Steinen fuhren ihm in den Leib. So schwer verwundet, wurde er in ein gehauenes Gewölbe getragen. Noch immer hoffte er auf Entsatz; als aber keine Hülfe kam, übergab er die Burg den Fürsten. Diese kamen an sein Krankenlager und fanden ihn sterbend. Freundlich zog er noch vor dem Kurfürsten von der Pfalz und dem Landgrafen von Hessen die Mütze vom Haupt und antwortete mit edler Würde in gebrochenen Worten auf ihre Fragen; nur dem Erzbischof von Trier gönnte er trotzig keinen Gruß. Mannhaft verschied er (am 7. Mai 1523) und erschüttert standen seine Feinde um die Leiche des Helden, falteten die Hände, und beteten andächtig für seine Seele. Seine andern festen Schlösser, die Ebernburg, der Drachenfels und andere, fielen nebst seinen Gütern in die Hände seiner Feinde, wurden jedoch später seinen Nachkommen zurückgegeben. Solchen Ausgang nahm der ritterliche »Rächer der deutschen Freiheit.« In einem Harnischkasten ward er zu Grabe getragen und in der Kapelle zu Landstuhl beigesetzt.

Als Luther Sickingen's Tod vernahm, rief er: »Der Herr ist gerecht. Aber wunderbar! Er will seinem Evangelium nicht mit dem Schwerte helfen!« Das deutsche Volk möge aber fort und fort seines edlen, wackern deutschen Ritters in Ehren gedenken!


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