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1. Johann Gutenberg. Pflanz, »Kulturbilder«.
1.
Daß wir heutzutage für wenig Geld gute Bücher kaufen und lesen können, das verdanken wir, nächst Gott, der jeden heilsamen Gedanken in dem Geiste der Menschen erweckt, einem Deutschen, einem Mainzer, der Johannes Gutenberg, oder genauer Johannes Gensfleisch zum Gutenberg hieß und in dem Hofe »zum Gensfleisch« in Mainz im Jahr 1397 geboren wurde. Sein Vater hieß Frielo oder Friedrich Gensfleisch und seine Mutter Else oder Elisabeth zum Gutenberg. Da mit ihr die Familie zum Gutenberg ausstarb, so nahm ihr Mann ihren Geschlechtsnamen zu dem seinigen, wie das in jener Zeit häufig vorkam. Das Geschlecht der Gensfleische und Gutenberge war ein edles und angesehenes in der Stadt Mainz. Zwischen diesen reichen und edeln Familien und denen der Zünfte und übrigen Bürger bestand ein alter Haß, weil die edeln Geschlechter meist die Herrschaft besaßen und oft und vielfach die Bürger unterdrückt hatten. Da gab's denn immer Neid und Hader. So auch in Mainz im Jahr 1420. Der Aufruhr der Bürger nöthigte die edeln Familien, die auch Altbürger genannt wurden, aus der Stadt zu flüchten. Die Gensfleische flüchteten nach Straßburg, blieben aber dort wohnen, als der Friede hergestellt war und die Altbürger zurückkehren durften. Die Jugend des Johannes Gutenberg, so wie die Orte und Gelegenheiten, wo er seine vielfachen Kenntnisse sich erwarb, sind völlig unbekannt; das aber ist gewiß, daß er in den Jahren 1436 bis 1438 in Straßburg mit mehreren Männern in Verbindung trat, um Spiegel zu machen, Steine zu schleifen, aber auch vermittelst einer von ihm erfundenen Presse die ersten, unvollkommensten Versuche machte, Bücher zu drucken. War auch seine Familie früher reich und mächtig, so verursachte doch die Flucht aus Mainz große Verluste, und Gutenberg mußte, um sich zu ernähren, seine erlernten vielen Künste anwenden und Andere theilweise lehren und sich ihres Geldes bei seinen kostspieligen Arbeiten und Versuchen bedienen. In Straßburg hat er aber noch kein Buch gedruckt, das ist gewiß.
Man sollte denken, man wäre schon weit früher darauf gekommen, Bücher zu drucken, da man Heiligenbilder, mit Reimen und Sprüchen dabei, druckte. Das geschah aber so: In eine Tafel von Birnbaumholz wurde das Bild ausgeschnitten und die Sprüchlein auch, so daß das, was auf das Papier gedruckt werden sollte, hoch war, das Andere vertieft und weggeschnitten wurde. Dies Hohe wurde nun mit Schwärze oder Farbe bestrichen und vermittelst eines Reibers auf das Papier gedruckt.
Von dieser Art, ein Bild und dazu auch Worte zu vervielfältigen, zum Bücherdrucke war kein weiter Weg, und doch kam Niemand auf den Gedanken, als Gutenberg. Er schnitt nun zuerst Holztafeln voll Worte, die erhaben standen, und bestrich diese mit Schwärze; allein da mußte er eben so viel Tafeln schneiden, als er Blattseiten haben wollte, und mit dem Abdrucken durch den Reiber ging's eben auch nicht; der Druck wurde nicht überall gleich. So kam er denn auf den Gedanken, eine Presse zu bauen, durch die man den gleichmäßigen Druck machen könnte. Da er selbst kein Geld hatte, so mußte er mit fremdem Geld arbeiten und das bereitete ihm Prozesse und Ungemach. Endlich ging ihm beim Nachsinnen über die Sache ein Licht auf. Er dachte: Wenn du die einzelnen Buchstaben aus der Holztafel herausschnittest, so könntest du sie zusammensetzen, wie du wolltest, und könntest daraus immer neue Worte bilden. Gedacht, gethan! Jetzt hatte er bewegliche Buchstaben und konnte weit mehr leisten, als früher; denn die in der Holztafel geschnittenen Worte blieben natürlich immer dieselben; nun aber, da sie beweglich waren, konnte er viel mehr ausrichten. Wir wollen uns das durch ein Beispiel klar machen. Hatte er die losen Buchstaben: A, B, E, N, D, so konnte er daraus bilden die Worte: Abend, Ab, End, Bad, Baden, Band, Den etc., wenn er nämlich die Buchstaben versetzte und anders zusammenfügte; hatte er sie aber in der Holztafel fest eingeschnitten, so konnte er damit nur das eine Wort Abend drucken. Da seht ihr, was das für ein großer Fortschritt war! Dennoch fand Gutenberg bald, daß sich die Holzbuchstaben leicht abnutzten, also unsauber druckten, nicht lange hielten und daß es doch eine entsetzliche Mühe und Zeitaufwand verursachte, so viele A B C aus Holz zu schneiden, als zu einem größern Buche, besonders aber zu einer Bibel nöthig waren. So sann er denn darauf, Buchstaben aus Metall, Blei, Zinn oder Kupfer zu machen. Ehe er jedoch dies ausführte, verließ er Straßburg und ging nach Mainz. Hier hatte er mit einem reichen Mainzer Bürger, Namens Fust, einen Vertrag geschlossen, in der Art, daß er eine Druckerei in Mainz anlegen, das Druckgeräthe vervollständigen wolle, wozu Fust das Geld vorschießen sollte. Der Gewinn sollte zwischen Beiden getheilt werden. Gutenberg sollte das Kapital mit sechs Prozent verzinsen, Fust dagegen jährlich einen Beitrag zu den Kosten liefern.
Hätte es der ehrliche Gutenberg mit einem ehrlichen Manne zu thun gehabt, so hätte aus dieser Verbindung endlich der Lohn für all' sein Mühen, Denken und Ringen hervorgehen können; allein Fust war ein Pfiffikus, dem Geld und Geldgewinn über Alles ging, der in Gutenberg nur einen Mann erblickte, den er wohl gebrauchen könne.
Während Fust nur Geldgewinn suchte, strebte Gutenberg eine Kunst zu finden, die aller Welt die Thore des Erkennens öffnete. So kam er denn auch in Mainz auf den Gedanken, statt der hölzernen Buchstaben metallene zu gießen. Dabei war auch der neue Vortheil, daß diese Buchstaben regelmäßiger, gleich groß und doch viel kleiner und feiner gemacht werden konnten, als die hölzernen. Das war ein neuer und großer Fortschritt in der wunderbaren und herrlichen Kunst, die der Welt so unbegreiflich viel nützen sollte. Dies bewerkstelligte er so: Ueber sauber aus Messing geschnittene Buchstaben goß er Blei. Hierdurch erhielt er die vertieften Formen, in denen er nun zinnerne und erzene Buchstaben goß. Erwägt man, daß er so in einem Tage viel Hunderte von A B C gießen konnte, während auf die früheren Holzbuchstaben außerordentlich viele Zeit mußte verwendet werden, so ergiebt sich abermals ein bedeutender Fortschritt.
2.
Es ist ein herrliches Zeugniß für Gutenberg, daß er nun sogleich daran ging, eine Bibel zu drucken. Dem Worte Gottes sollte zuerst die neue Kunst dienstbar werden und hier zeigte sich ein frommes, dankbares Gemüth, das die von Gott geschenkte Einsicht auch sogleich zur Ehre Gottes anwenden wollte. Er begann den Druck im Jahre 1452 und im Jahr 1455 war er vollendet; aber dies Werk hatte ungeheure Kosten verursacht und die lange Zeit seiner Dauer legt auch dafür Zeugniß ab, wie unvollkommen noch die Einrichtung der Druckerei und wie wenig geübt die Drucker in der neuen Kunst waren.
Um diese Zeit war auch Peter Schöffer aus Gernsheim in die Verbindung mit Gutenberg und Fust getreten. Schöffer war ein sehr geschickter Mann, der besonders die Schönheit der Buchstaben hervorbrachte, weil er sehr schön schrieb, aber auch ein besseres Verfahren zur Herstellung noch dauerhafterer Buchstaben ersann. Fust erkannte die Brauchbarkeit Schöffer's, und da er den falschen Gedanken schon mit sich herumtrug, sich von Gutenberg zu trennen und die Vortheile des Druckens allein für sich zu gewinnen, so suchte er den Schöffer sich recht anzuketten und gab ihm endlich sogar seine Tochter zum Weibe.
Jetzt, wo Gutenberg nach vielen Mühen und Opfern und nach langem Sinnen am Ziele war, jetzt sollte den wackern Mann der härteste Schlag treffen. Fust, ein habgieriger und falscher Mensch, verlangte plötzlich von Gutenberg sein ihm dargeliehenes Kapital sammt allen Zinsen, die er ihm doch mündlich erlassen hatte.
Gutenberg war ein gutmüthiger, stiller Mann, der sich nur mit seinen Wissenschaften abgab, in Welthändeln aber nur geringe Erfahrung hatte. Darauf baute auch der falsche Fust und hing dem armen Gutenberg, der nicht bezahlen konnte, einen Prozeß an, in dem er noch allerlei Schleichwege ging und Lügen vorbrachte. Durch seinen Reichthum und sein Ansehen drehte er die leider oft wächserne Nase des Rechts zu seinem Vortheil und gewann gegen alles Recht den Prozeß. Da der arme Gutenberg nicht bezahlen konnte, so sprach überdies das erkaufte Gericht dem Fust die ganze Druckerei als Eigenthum zum Ersatze seiner Forderungen zu.
Das geschah im November 1455. Denkt man sich in die Lage des armen Gutenberg, so blutet einem das Herz. Alle Frucht seiner Mühen, der Preis seines Lebens und Strebens war ihm auf eine nichtswürdige, schändliche Weise entrissen von dem Manne, den er arglos und voll Vertrauen in seine Kunst eingeweiht hatte. Es war im Anfang eines rauhen Winters. Ohne Brod, ohne Hülfsmittel und Geld, ohne Unterstützung und Recht, – was sollte er in Mainz anfangen? Noch einige Zeit weilte er daselbst, niedergebeugt und gedrückt; dann nahm der Mann, dem die Welt die höhere Einsicht, die Mittel des Erkennens danken sollte, den Wanderstab und verließ seine Vaterstadt zum zweiten Mal, bettelarm und hülflos und, was noch mehr ist – betrogen um seinen Glauben an die Ehrlichkeit der Menschen!
Und wohin wandert der treffliche und doch so arme Mann? Wieder nach Straßburg zieht er hin, wo er auch schon so bittere Erfahrungen gemacht hatte. Dort hoffte er eine Druckerei errichten zu können und wieder einen ehrlichen Lebensunterhalt sich zu gründen. Mit dieser Hoffnung, die den gebeugten Mann noch aufrecht hielt, kam er nach Straßburg. Er bot Alles auf, reiche, ihm bekannte Leute dazu zu bewegen, die nöthigen Geldmittel herbeizuschaffen, um den Plan, den er in der Seele trug, auszuführen; aber Alles blieb erfolglos und die Noth kam mit Macht über ihn, während Fust und Schöffer ernteten, was er gesäet hatte. Recht verrätherisch schlau hatten Beide die Erfindung Schöffer's, schönere und dauerhaftere Buchstaben zu verfertigen, vor ihm geheim gehalten und übten sie jetzt aus, als sie ihn auf die Seite geschoben hatten. Sie druckten einen prächtigen Psalter, der noch heute ein Prachtstück der Buchdruckerkunst ist, und wurden steinreich, während der edle Gutenberg, der Erfinder der Kunst, dem sie Alles verdankten, darbte und kaum einen Ort hatte, wo er sein kummervolles Haupt niederlegen sollte.
3.
Als in Straßburg alle Hoffnung verschwand und der arme Mann am Rande der Verzweiflung stand, schien ihm noch einmal ein Glücksstern aufzugehen. Er kam in Verbindung mit dem Syndikus Dr. Conrad Humery in Mainz und dieser, ein reicher Mann, ließ sich bereit finden, die Geldmittel zu einer neuen Druckerei in Mainz vorzuschießen. Gutenberg kehrte in die Vaterstadt zurück, wo er das Härteste erfahren hatte, daß die Treulosen ihn um Alles betrogen hatten, und richtete die Druckerei wieder ein. Er mußte hier wieder von vorne anfangen, wo er schon einmal am glücklichen Ziele gewesen war. Er baute wieder von unten auf; er setzte wieder seine ganze Kraft daran, die neue Druckerei bestmöglichst einzurichten, um endlich den Lohn seines Fleißes und Denkens so weit zu ernten, als es Fust und Schöffer ihm zu erringen übrig ließen, und dennoch betrog ihn auch diese letzte Hoffnung.
Tief schmerzte es ihn, den Erfinder, der seine Kunst als Geheimniß bewahrt hatte, damit es ihm den Vortheil abwerfe, den er mit Fug und Recht in Anspruch nehmen konnte und dessen er doch auch in seiner bedrängten Lage so sehr bedurfte – tief schmerzte es ihn, daß sein Geheimniß nun verrathen war; denn als er mit Fust und Schöffer in Streit gerieth und sich endlich von ihnen trennen mußte, da lag, während des Prozesses, das Geschäft stille. Die vielen Gehülfen, welche sie angenommen und die durch einen Eidschwur sich hatten verpflichten müssen, das Geheimniß ihrer Kunst nicht zu verrathen, waren nun ohne Verdienst. Sie wanderten aus und hielten sich, da das Geschäft aufgehört hatte, ihres Eides entbunden. Sie gründeten in andern Städten Druckereien; so in Straßburg, Frankfurt a. M., Bamberg, aus denen nun bald Druckschriften hervorgingen. Zu diesem Unglück für Gutenberg kam nun bald noch ein anderes, das in noch weit größerem Maße die Kunst, Bücher zu drucken, in der Welt verbreitete. Der Erzbischof und Kurfürst Diether von Mainz wurde vom Papste in Rom seiner Würde entsetzt und an seiner Stelle Adolph, Graf von Nassau, eingesetzt. Dies ließ sich Diether nicht gefallen. Er sammelte ein Heer und Adolph von Nassau that zu seinem Schutze Dasselbe. So entspann sich ein blutiger Krieg zwischen Beiden. Diether hatte die Bürger von Mainz zu seinen Anhängern und setzte sich in der Stadt Mainz fest. Adolph belagerte die Stadt und eroberte sie in einer nebligen Herbstnacht. Zwar vertheidigten sich die Bürger, aber sie mußten dem plötzlichen Ueberfall und der Uebermacht weichen. Adolphs Schaaren mordeten unbarmherzig, zündeten einen Theil der Stadt an und verführten ein greulich Wesen. In dieser schrecklichen Nacht traf denn auch den treulosen Fust die verdiente Strafe. Seine Druckerei mit allen Werkzeugen brannte nieder und es dauerte lange, ehe er wieder eine neue Druckerei eingerichtet hatte. Seine Gehülfen zogen fort und gründeten neuerdings an andern Orten Druckereien. Auch den armen Dulder Gutenberg traf das Unglück dieser sogenannten Mordnacht so schwer, daß er seine neuerrichtete Druckerei nicht mehr halten konnte. Er mußte sie wieder an Den als Eigenthum abtreten, der ihm das Geld vorgeschossen hatte, nämlich an den Dr. Humery in Mainz. Uebrigens schien es, als hätten sich wohlwollende Menschen seiner getreulich angenommen; denn eben dieser Dr. Humery, welchem nun die Druckerei eigenthümlich war, ließ ihm die Aufsicht über dieselbe, wie denn auch nahe Verwandte von ihm die Druckerei, welche nach Eltvil (am Rhein sagen gewöhnlich die Leute Elfeld) im Rheingau verlegt worden war, betrieben. In Eltvil nämlich wohnte damals der Kurfürst und Erzbischof Adolph, Graf von Nassau, der zu den Mainzern, die ihn verschmäht hatten, so wenig Liebe trug, als die Mainzer, unter denen seine Söldner dazumal, als sie die Stadt eroberten, greulich gemordet, zu ihm. Erzbischof Adolph nahm ihn auch unter seine Hofjunker auf. Das warf nun freilich keine fetten Bratwürste ab und einen Hofjunker oder Kammerherrn unserer Zeit käme ein Entsetzen an, wenn er nicht mehr Besoldung haben sollte, als der arme Gutenberg hatte; er bekam nämlich alle Jahre eine Hofkleidung, die Befreiung von allen Abgaben und das Recht, alle Jahre 20 Malter Korns und zwei Fuder Weins zollfrei in Mainz einzuführen. Dazu war er denn auch von allem Dienst bei Hofe entbunden. Das war zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel, und wenn nicht der Lohn, welchen er von der Druckerei empfing, größer war, so mochte der arme, um die Welt so hochverdiente Mann bei Zeiten dran denken, den Schmachtriemen eng zusammenzuziehen.
So viel ist gewiß, goldene Tage erlebte er nicht; wohlverdienten Lohn empfing er nicht; das Einzige, was ihm Freude im höheren Sinne bereiten konnte, war das, daß er der Welt die Pforte reicher Erkenntniß eröffnet hatte, und wir Alle, wenn wir uns am Worte Gottes in unsrer lieben Muttersprache oder sonst einem guten Buche erbauen, sollten den Mann segnen, der durch sein Nachdenken und seine Kunst das Mittel fand, uns dies Lesen möglich zu machen. Wahrhaftig, es thut einem leid, sagen zu müssen: er starb im Jahre 1469 arm und gebeugt durch das Mißgeschick, das ihn durch's ganze Leben begleitete. Verheirathet scheint er gewesen zu sein, aber Kinder hatte er nicht. In der alten Franziskanerkirche in Mainz wurde er begraben, wo ihm ein braver Anverwandter einen Denkstein setzte. Seines Stammes, nämlich der Gensfleische zum Gutenberg, war er der Letzte. Die undankbare Welt erkannte und dankte es lange Zeit dem großen Manne nicht, daß er ihr die Wege der Erkenntniß eröffnet hatte. Erst in unserer Zeit hat man es in Mainz erkannt, daß die Stadt es sich schuldig sei und ihrem größten Bürger, daß sie ihm ein Denkmal setze. Dies geschah denn mit großer Feierlichkeit am 14. August 1837, und wenn einer unserer Leser nach Mainz kommt, so versäume er ja nicht, das erzene Standbild Gutenberg's auf dem Platze nahe bei dem Dome, der auch Gutenbergsplatz heißt, zu besehen, aber auch dabei zu bedenken, daß dieser Mann ein Werkzeug Gottes war, dem menschlichen Geiste Bahnen des Erkennens und Wissens zu eröffnen, an die man vor ihm nicht dachte; daß wir Alle ihm zum dankbaren Andenken verpflichtet sind, weil all' unser Wissen, vom ABC-Buch bis zur Bibel, durch seine Kunst und Gottes Rath uns zu Theil geworden ist.
Die Mönche nannten im Anfang die edle Buchdruckerkunst eine höllische Erfindung, da sie ihnen eine Nahrungsquelle, nämlich das Bücherabschreiben, raubte; aber sie mochten auch wohl ahnen, daß nun die Zeit des blinden Glaubens vorüber sei und daß auf einen Gutenberg ein Luther folgen würde.
2. Die Erfindung des Papiers.
Die älteste bekannte Art, das ägyptische Papier, ward aus der ägyptischen Papierstaude, Cyprius Papyrus, bereitet. Diese gehört zu den Gräsern, ihr Halm ist unten von Scheidenblättern umgeben, oben trägt er eine Blüthendolde. Sie wächst am Nil, auch auf Sicilien in stehenden Gewässern. Man löste vom Halme dieses Papierschilfes die Häute oder Fäserchen in feinen Schichten ab, breitete diese auf einer mit Nilwasser befeuchteten Tafel aus und bestrich sie mit heißem, klebrigem Nilwasser. Auf die erste Lage ward eine zweite gelegt, zusammengepreßt, an der Sonne getrocknet und mit einem Zahne geglättet. Die Römer bedienten sich lange dieses Papiers und von den Papyrusrollen ist bereits im zweiten Theile die Rede gewesen. Auch die Eingeborenen von Mexiko bereiteten vor der spanischen Eroberung ihr Papier auf ähnliche Art aus den Blättern der Agave (Aloe).
Die Israeliten zu Davids Zeiten hatten aufgerollte Bücher von Thierhäuten und auch die Ionier in Kleinasien schrieben auf ungegerbte Hammel- und Ziegenfelle, von denen blos die Haare abgeschabt waren. In der Folge wurden dieselben mit Kalk gebeizt und geglättet und von der Stadt Pergamus in Kleinasien, wo man diese Kunst vervollkommnete, Pergament genannt. Aber sowohl das ägyptische Papier, wie das Pergament blieben doch für den Gebrauch unbequem und dabei höchst kostbar. Dagegen hatten die Hindu's bereits vor Christi Geburt die Kunst erfunden, aus roher Baumwolle, die sie zu einem Brei auflösten, eine Masse zu bereiten, auf der sich gut schreiben ließ. Von ihnen kam dieses sogenannte Baumwollenpapier in das mittlere Asien, in die Bucharei, wo man es besonders in der Stadt Samarkand verfertigte. Als die Araber auf ihren Eroberungszügen auch nach der Bucharei vordrangen, lernten sie den Gebrauch und die Zubereitung dieses Papieres kennen und legten in Mekka Fabriken an, und diese kamen im elften Jahrhundert durch die Araber auch nach Spanien. Hier, wo man bereits Wassermühlen hatte, entstanden auch die ersten Papiermühlen in Europa, die später nach Italien, Frankreich und Deutschland verpflanzt wurden. Das Baumwollenpapier hatte aber auch noch manche Mängel, da es weniger zusammenhält und leichter bricht, als das Leinenpapier. Man kam indessen bald auf den Gedanken, statt der rohen Baumwolle abgenutztes baumwollenes Zeug zu nehmen und dies auch in einen Brei aufzulösen, um es dann zu dünnen Blättern auszupressen. Der Versuch gelang und mit diesem ersten Schritte war der zweite vorbereitet, statt des baumwollenen Zeuges leinene Lumpen zu nehmen, die damals viel häufiger waren und meist unbenutzt weggeworfen wurden. Es war ein Deutscher, der diesen Gedanken ausführte; aber wir kennen weder seinen Namen, noch das Jahr der Erfindung. Vor 1300 kommt kein leinenes Papier vor; vom Jahre 1318 aber hat das Archiv des Hospitals Kaufbeuern Urkunden, die auf leinenes Papier geschrieben sind, aufzuzeigen, sowie auch im dortigen Stadtarchiv mehrere von 1326 und 1331 befindlich sind – ein Beweis, daß man diese Papierart zuerst in Deutschland anfertigte; denn Spanien und Italien haben vor dem Jahre 1367 kein Leinenpapier in ihren Bibliotheken aufzuweisen. Aus China stammt diese Erfindung auch nicht, da die Chinesen noch gegenwärtig ihr Papier aus rohem Hanf, Bambus oder Maulbeerbaumrinde (Seidenpapier) bereiten.
Das Leinenpapier ist aber das festeste, brauchbarste und billigste, und ohne die Erfindung desselben würde die Buchdruckerkunst nur langsame Fortschritte gemacht haben.
3. Die Erfindung des Kompasses.
Die ganze Schifffahrt der alten Völker war fast nur Küstenschifffahrt; denn es fehlte ihnen ein sicherer Wegweiser durch die große Wasserwüste. Ihre einzigen Wegweiser waren die Sonne und die Sterne, aber diese wurden untreu, wenn Wolken und Finsterniß den Himmel bedeckten. Keinem fiel es ein, daß ein Stückchen schwarzes Eisen besser Bescheid am Himmel wissen könnte, als der Mensch selber, und daß man sich einem solchen Wegweiser auf den entferntesten Reisen in den unermeßlichen Ozean sicher anvertrauen könnte. Erst im Mittelalter, um das Jahr 1300, machte man diese Entdeckung, und ein Neapolitaner Flavio Gioja soll zuerst die Kräfte der Magnetnadel gefunden haben. Das ist eine stählerne Nadel, die mit einem Magnet bestrichen worden ist und frei auf einem Unterstützungspunkte sich dreht. Diese zeigt mit der einen Spitze auf der nördlichen Halbkugel jederzeit nach Norden, und in der südlichen Erdhälfte nach Süden. Thut man sie in ein Kästchen, in welchem eine Windrose verzeichnet ist, so weiß man jederzeit, nach welcher Richtung man fährt, bei Tag und bei Nacht, bei heiterem und bedecktem Himmel. Ein so eingerichtetes Kästchen nennt man einen Kompaß. Sobald der Kompaß erfunden war, blieb der große Ozean nicht mehr eine verschlossene Welt; die Europäer fanden den Seeweg nach Ostindien, segelten quer über den atlantischen Ozean auf die westliche Halbkugel und fanden einen ganz neuen Erdtheil.
4. Erfindung des Schießpulvers.
Wie der Kompaß in die Getriebe des Handels, so griff die Erfindung des Schießpulvers in das Kriegswesen ein, und bewirkte eine große Veränderung der Stände und Kräfte des Volks. Die Chinesen geben sie für eine alte Erfindung ihres Volkes aus und wollen das Pulver schon vor 1600 Jahren gekannt haben. Von ihnen, meint man, sei es zu den Arabern gekommen, die sonst nach Indien handelten, und durch die Araber nach Europa. Die frühesten Spuren vom Gebrauch des Pulvers finden sich in Spanien, das die Araber 711 eroberten. Im zwölften Jahrhundert brauchte man Feuer und eine Art Pulver zur Sprengung des Gesteins im Rammelsberge bei Goslar. Dieser Gebrauch gab Gelegenheit, daß ein Sohn Heinrichs des Löwen im Jahre 1200 auf gleiche Weise die Mauern eines Schlosses sprengte. Aber der Gebrauch für den Krieg ist jünger; es verfloß noch eine geraume Zeit, bis man auf den Gedanken kam, das Schießpulver in Mörser einzuschließen und durch seine Entzündung Kugeln fortzutreiben.
Gewöhnlich bezeichnet man einen Franziskaner-Mönch zu Freiburg in Baden, Namens Berthold Schwarz, als den Erfinder des Schießpulvers. Er lebte um's Jahr 1350, war ein Freund der Chemie und beschäftigte sich gern mit Auflösung der Metalle, vielleicht um das Goldmachen zu lernen. Einst stampfte er zufällig Salpeter, Schwefel und Kohlen in einem Mörser, legte einen Stein darauf, und indem er in der Nähe des Mörsers Feuer anschlug, fiel ein Funken hinein. Die Materie entzündete sich und warf den Stein, welcher darüber lag, mit Heftigkeit in die Höhe. Erschrocken stand der Scheidekünstler da und staunte über das wunderbare Ereigniß. Er wiederholte seine Versuche und immer zeigte sich derselbe Erfolg. Jetzt machte er seine Erfindung weiter bekannt und zeigte, welchen Nutzen man aus derselben im Kriege zur Zerstörung der Mauern, Brücken und anderer Festungswerke ziehen könnte. Es wurden deshalb mörserähnliche Röhren gemacht, die man auch Mörser nannte. In die Mündung schüttete man jene Pulvermischung und schob dann Steine hinterdrein; hinten aber an dem geschlossenen Ende der Mörserröhre war ein kleines Loch gebohrt, um durch die Oeffnung das Pulver anzuzünden. Noch jetzt schießt man aus den weiten Mörsern die schweren Bomben. Dann verlängerte man aber die Mörser zu Kanonen (Röhren), und in diese Donnerbüchsen, wie sie genannt wurden, lud man auch erst Steine, dann Kugeln von bedeutender Schwere. Im Jahre 1378 wurden zu Augsburg drei Kanonen gegossen, von denen die größte Kugeln von 127 Pfund, die mittlere von 70 Pfund, die kleinste von 50 Pfund tausend Schritt weit schoß. Aber diese großen Maschinen waren schwer von der Stelle zu bringen, darum machte man sie immer kleiner, so daß man sich ihrer auch auf freiem Felde und zur Vertheidigung fester Plätze bedienen konnte. Später goß man sogar Kanonen von so dünnen Röhren, daß ein einzelner Mann sie bequem trug und nach Willkür regierte. Diese tragbaren Feuergewehre wurden, wie die Mörser und Kanonen, am Zündloche mit einer Lunte angezündet. Das älteste Zeugniß über den Gebrauch dieser Handbüchsen ist vom Jahr 1387, in welchem die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreißig Büchsenschützen stellte; denn in Augsburg und Nürnberg verfertigte man lange Zeit die besten Büchsen und Kanonen, und dort wurden sie auch mit der Zeit immer mehr vervollkommnet. So fand man es sehr unbequem, die Handbüchsen wie Kanonen durch Lunten abbrennen zu müssen, und erdachte sich nun den Hahn, indem man ein Stück Kiesel einschraubte und dabei ein stählernes Rad anbrachte, welches umlief und Feuer aus dem Kiesel schlug. Diese Erfindung ward 1517 in Nürnberg gemacht, und daher das deutsche Feuerschloß genannt. Da aber das Rad schwer aufzuziehen war, erfanden die Franzosen das noch jetzt übliche Flintenschloß. Weil der dazu gebrauchte Feuerstein auf slavisch »Flins«, im Englischen »Flint« hieß, so bekam das ganze Gewehr hiervon den Namen »Flinte.« Um diese neue Waffe zugleich als Lanze gebrauchen zu können, wurde an der Mündung derselben ein Seitengewehr angeschraubt, das von der Stadt Bayonne in Frankreich, wo diese neue Erfindung zuerst aufkam, den Namen Bajonnet erhielt. Jetzt bedient man sich nicht einmal mehr des Feuersteines, sondern erhält den Funken leichter und sicherer durch ein aufgesetztes Zündhütchen.
Anfangs wurden die neuen Kriegsmaschinen wenig im Felde gebraucht, denn sie galten für heimtückische Waffen, die sich für einen ehrlichen Kriegsmann nicht schickten. Besonders eiferten die Ritter gegen die »höllische Erfindung«, wie sie dieselben nannten. Denn was half ihnen nun all' ihre Kraft und Gewandtheit, was die trefflichen Waffen und Rüstungen, da ein Fingerdruck des Feigsten aus weiter Ferne sie niederstrecken konnte! Als gemeine Fußknechte mit Musketen und Kanonen sich ihnen entgegenstellten, legten sie die Lanze und das Schwert nieder. Von nun an verrichteten Söldlinge (weil sie um Sold dienten, Soldaten genannt) den Waffendienst; es bildeten sich stehende Heere, zunächst in Frankreich, wo stehende Kompagnien, gens d'armes, den Anfang machten, welche die Macht der Fürsten sehr verstärkten. Auch wurden nun die Schlachten mit weniger Erbitterung ausgekämpft, da jetzt nicht die Stärke der einzelnen Streiter, sondern die Gewandtheit des Anführers und die Schnelligkeit in den Bewegungen der Massen den Ausschlag gab. Der Krieg wurde zur Kunst, die Kriegsführung zu einer Wissenschaft.
5. Die Erfindung der Uhren.
Auch diese auf das Leben wie auf die Wissenschaft höchst einflußreiche Erfindung fällt in das Mittelalter und erhielt erst in der neueren Zeit ihre hohe Vollendung. Man lernte bald an dem Stande der Sonne unterscheiden, ob der Tag wenig oder viel vorgerückt sei, und nach dem verschiedenen Schatten, den die Sonne nach ihrem Stande auf der Erde hervorbringt, lernte man auch früh Sonnenuhren anfertigen. Aber diese waren eben nur im Sonnenschein brauchbar, für die Nacht hatte man gar keinen Maßstab. Um die Zeit in jedem Augenblicke bestimmen und unterscheiden zu können, dazu gehörte eine Maschine, die in gleichmäßig fortgehender Bewegung blieb, und bei dieser Bewegung irgend ein sichtbares oder hörbares Zeichen gab, wie viel Zeittheile verflossen seien. So kamen alte Völker, wie z. B. die Chinesen, sehr früh auf Wasseruhren. Die Chinesen bedienten sich dazu eines runden Gefäßes, das unten ein kleines rundes Loch hatte, und leer in ein anderes mit Wasser gefülltes Gefäß gesetzt wurde. Wie nun das Wasser aus dem unteren Gefäße in das obere eindrang, sank letzteres nach und nach, und zeigte dadurch die Theile der verflossenen Zeit an. Im westlichen Asien sollen die Babylonier Erfinder der Wasseruhren gewesen sein; von ihnen kamen sie nach Kleinasien zu den Griechen, im Zeitalter des großen persischen Eroberers Cyrus. Die Römer aber erhielten die erste Wasseruhr erst im Jahre 160 v. Chr.; Julius Cäsar brachte bereits aus Britannien eine Wasseruhr mit nach Rom. Im Jahre 390 schickte Theodorich, König der Ostgothen, dem burgundischen König Gundobald eine Wasseruhr zum Geschenk, welche die Bewegungen der Sonne und des Mondes mit anzeigte. Da mußten also in dem Wassergefäß Räder angebracht sein, die von dem herabtröpfelnden Wasser in Bewegung gesetzt wurden. Von ähnlicher Art war auch die Uhr, welche der arabische Kalif Harun al Raschid 809 Karl dem Großen zum Geschenk machte. Diese Uhr war aus Metall gearbeitet, mit einem Stundenzeiger versehen und so eingerichtet, daß am Ende jeder Stunde so viel metallene Kügelchen auf ein darunter gestelltes Becken fielen, als Zeit verflossen war. Zugleich traten mit den niederfallenden Kügelchen aus Thüren Reiter hervor, welche mit der letzten Stunde des Tages wieder zurückgingen und die Thüren schlossen. Die durch das Wasser in Bewegung gesetzten Räder öffneten die Thüren, aus welchen Kugeln und Reiter hervorkamen.
Da aber das Wasser noch viel Unbequemes hatte, weil es im Sommer durch die Wärme ausgedehnt und verdünnt wird, auch verdampft, im Winter aber leicht gefriert: so wählte man schon in frühen Zeiten statt des Wassers den Sand, der ja, wenn er recht trocken ist, auch leicht durch die Oeffnung des Gefäßes hindurchrieselt. Man that den Sand in zwei mit einander verbundene Spitzgläser, und war er aus dem oberen Glase abgelaufen, so kehrte man die ganze Sanduhr um. Das waren aber bloße Stundengläser (deren manche noch auf den Kanzeln in unsern Kirchen gefunden werden), die sehr unvollkommen die Zeit bezeichneten. So wurde denn der menschliche Geist auf Räderuhren hingewiesen, die weder des Sandes, noch des Wassers, noch des Schattens der Sonne bedurften, und deren Räder durch eine Kraft in Bewegung gesetzt wurden, die fort und fort gleich stark wirkte, ohne abzunehmen.
Diese Kraft fand man anfangs in Gewichten, die man an die Uhr hängte, und welche das Getriebe der Räder in Bewegung setzten. Man kannte diese Gewichtuhren schon vor dem Jahre 1000, aber ihr Erfinder ist unbekannt geblieben. Eine der ersten solcher Uhren, von der wir Nachricht haben, hat um's Jahr 996 ein französischer Mönch Gerbert in Magdeburg verfertigt, derselbe, welcher unter dem Namen Sylvester II. Papst wurde. Doch zeigte diese Uhr blos die Stunden, ohne zu schlagen, und erst drei Jahrhunderte später finden wir bestimmte Nachrichten von Schlaguhren. Im Jahre 1344 ward zu Padua die erste Thurmuhr verfertigt, welche Stunden schlug, und im Jahre 1370 ließ der französische König Karl V. den berühmten Uhrmacher Heinrich von Wick aus Deutschland kommen, der die erste große Uhr in Paris machte und sie auf den Thurm des königlichen Palastes setzte. In Deutschland scheint Augsburg die erste Stadt gewesen zu sein, welche eine Schlaguhr hatte; man findet dort eine schon 1364.
Doch waren alle diese Uhren noch unvollkommen, denn es fehlte ihnen das Pendel oder das Perpendikel, wodurch der Fortgang im Abrollen der Gewichte erst gleichmäßig wird. Diese äußerst wichtige Erfindung verdanken wir dem berühmten Florentiner Physiker Galilei (1564-1642), der an einem hin- und her schwankenden Kronleuchter in der Kirche die ganze Lehre vom Pendel entdeckte, daß nämlich alle Schwingungen des Pendels gleich lange Zeit dauern, daß es bloß von der Länge des Pendels abhänge, ob es sich langsamer oder schneller schwinge etc. Dieses Pendel verband man nun so mit den Uhren, daß eine kleine Erschütterung (die sogenannte Unruhe) es unaufhörlich in Bewegung erhält.
Nun wurde aber noch ein großer Fortschritt gemacht zu den höchst künstlichen Taschenuhren, die Jeder bequem mit sich tragen konnte. Der Ruhm ihrer Erfindung gebührt einem Deutschen, dem Peter Hele, Uhrmacher zu Nürnberg, der um das Jahr 1560 die ersten Sackuhren verfertigte. Diese waren anfangs groß, von der Gestalt der Eier, so daß man sie auch Nürnberger Eierlein genannt hat. Bald kam man auch dahin, die Gestalt und Größe immer kleiner und bequemer zu machen, und bald hatte man es so weit gebracht, in einen Siegelring eine Cylinderuhr einzuschließen. Der Holländer Huygens, der im 17. Jahrhundert lebte, hat auch große Verdienste um die Verbesserung der Taschenuhren, die jetzt so wohlfeil geworden sind, daß fast jeder Knabe schon ein solches Kunstwerk in seine Tasche steckt.
Wenn man die genannten Erfindungen und eine Menge anderer, die von Deutschen ausgegangen sind, bedenkt, so steht Deutschland vor allen andern Ländern rühmlich da. Das tröstet wieder einigermaßen dafür, daß der deutsche Mensch seiner Unbehülflichkeit willen, und weil er so oft kein Deutscher sein will, von andern Nationen verspottet wird. In der Tiefe seines Geistes, in der Ausdauer, die schwierigsten Probleme zu lösen, in der Erfindungsgabe und in der Kunst nimmt es der Deutsche mit allen andern Nationen der Erde auf.