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Der Stammvater der Familie Fugger, deren Glieder noch jetzt als Fürsten und Grafen weitläufige Güter und Herrschaften in Baiern und Württemberg besitzen, war Hans Fugger. Als armer, aber rühriger Webergeselle kam er nach Augsburg (1365), erlangte durch Verheirathung mit einer Bürgerstochter das Bürgerrecht und wurde, nachdem er ein wohlgelungenes Meisterstück verfertigt hatte, in die Weberzunft aufgenommen. Durch Fleiß und Geschicklichkeit, durch einen untadelhaften ehrbaren Lebenswandel erwarb er sich bald die Zuneigung und Achtung seiner Mitbürger, so daß ihn die Weberzunft sogar zu ihrem Deputaten im Stadtrathe erwählte. Es war aber dieses Amt um so ansehnlicher, als die Weberzunft gerade in Augsburg die höchste Geltung unter den übrigen Zünften genoß, und dies schrieb sich von den ältesten Zeiten her. Die Weber rühmten sich nämlich, in der ewig denkwürdigen Schlacht auf dem Lechfelde, in welcher der große deutsche Kaiser Otto I. die Ungarn aus Deutschland vertrieb, von einem mächtigen Heerführer dieses wilden Volkes einen Schild erbeutet zu haben. Zur Belohnung ihrer Tapferkeit – erzählten sie weiter – habe der Kaiser ihnen diesen Schild als Wappen geschenkt und sie trugen denselben von Zeit zu Zeit in pomphaftem Aufzuge durch die Stadt.
Im Jahre 1409 starb Hans Fugger und hinterließ ein Vermögen von 3000 Gulden, das er sich durch seinen Fleiß und seine Geschicklichkeit erworben hatte. Es war dies aber für jene Zeit eine ansehnliche Summe, da die reichen Goldminen der neuen Welt noch nicht geöffnet waren und die Lebensmittel noch einen sehr niederen Preis hatten.
Die Söhne setzten das Geschäft ihres Vaters fort und mit so viel Glück und Geschick, daß sie nur die reichen Fugger genannt wurden. Das Ansehen und der Reichthum der Familie wuchs von Tag zu Tag. Schon um das Jahr 1500 war nicht leicht ein befahrener Weg zur See oder zu Lande, worauf sich nicht Fugger'sche Waaren befanden. Auf einmal nur nahm ihnen die mächtige Hansa 20 Schiffe weg, die, mit ungarischem Kupfer beladen, auf der Weichsel über Krakau und Danzig gingen.
Unter der Erde arbeitete der Bergmann für die Fugger, auf derselben der Fabrikant. Schon 1448 liehen sie den damaligen Erzherzögen von Oestreich, dem Kaiser Friedrich III. (Vater Maximilians) und seinem Bruder Albrecht 150,000 Gulden. Es waren im Jahre 1509 gerade 100 Jahre, daß der Weber Hans Fugger starb und sein durch mühsamen Fleiß errungenes Vermögen von 3000 Gulden hinterließ. Jetzt waren seine Enkel die reichsten Kaufleute in Europa; ohne ihre Geldhülfe vermochten die mächtigsten Fürsten dieses Erdtheils keine irgend bedeutende Unternehmung zu vollführen und ihre Familie war mit den edelsten Geschlechtern durch die Bande der Blutsverwandtschaft verbunden. Vom Kaiser Maximilian I. wurden sie in den Adelstand erhoben und mit den ehrenvollsten Vorrechten begabt.
Aber die Fugger zeichneten sich auch aus in wohlthätiger Sorge für Arme und Dürftige. So erkauften sie schon gegen das Ende des 15ten Jahrhunderts in der Jakobervorstadt einen großen Platz nebst einer Anzahl von Gebäuden, ließen diese niederreißen und 51 Häuser mit 106 Wohnungen erbauen, in denen arme Bürger Augsburgs für den geringen Miethzins von jährlich zwei Gulden ein bequemes Unterkommen fanden. Die ganze Anstalt bildet, so zu sagen, eine eigene Stadt; sie hat drei Haupt- und drei Nebenstraßen, drei Thore und eine eigene Kirche. Noch ist jetzt diese Anstalt unter dem Namen der Fuggerei eine Zierde Augsburgs und eine Wohlthat für dessen Bürger.
Ihren Reichthum, ihren Geschmack und ihre Prachtliebe zeigte vor Allem die äußere und innere Einrichtung ihrer palastähnlichen Häuser, welche die höchste Zierde ihrer Vaterstadt wurden. Die Fugger'schen Häuser waren mit Kupfer gedeckt und von Außen mit Bildern auf nassem Wurf bemalt. In- und ausländische Baumeister waren bei diesen Bauten thätig. Noch bewundert man die künstliche Schreiner- und Schlosserarbeit in den Fugger'schen Häusern.
Unter Kaiser Karl V. drang der Ruf der Fugger'schen Reichthümer bis in das ferne Spanien, wo das Sprüchwort entstand: »Er ist reich wie ein Fugger.« Ja der Kaiser selbst soll in gerechtem Stolz auf solche Unterthanen, als ihm der königliche Schatz zu Paris gezeigt wurde, ausgerufen haben: »In Augsburg habe ich einen Leinweber, der das Alles mit Gold bezahlen kann!« Hatte ihm doch auch, wie die Sage erzählt, dieser Leinweber, der Graf Anton, einen großartigen Beweis seines Reichthums gegeben. Derselbe hatte einmal Karl V. eine ansehnliche Summe gegen Schuldverschreibung vorgestreckt. Als nun 1530 der Kaiser aus Italien nach Augsburg kam, kehrte er bei dem Grafen ein und entschuldigte sich, daß es ihm noch nicht möglich sei, die Summe wieder zu bezahlen. Ob es gleich Junius war, so war es doch kalte Witterung, und als dem Kaiser das Frühstück gebracht wurde, bemerkte dieser händereibend, daß er den Unterschied des italienischen und deutschen Klima's doch ziemlich deutlich fühle. Fugger ließ auf der Stelle ein Kaminfeuer anzünden, legte einige Bündel Zimmetrinde auf das Holz, zog darauf des Kaisers Schuldverschreibung hervor und zündete die dünnen Zimmetrollen damit an. Eine Unze (2 Loth) Zimmet kostete zu jener Zeit in Deutschland zwei Dukaten.