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Während Kaiser Friedrich II. in Italien und Palästina kämpfte, herrschte in Deutschland noch immer der gräuliche Unfug des Faustrechts. Alles wimmelte von Land- und Seeräubern; weder auf den Landstraßen, noch auf den Flüssen und Meeren war Sicherheit zu finden. Die Ritter hatten eine Menge Burgen an der Elbe und am Rhein errichtet und nöthigten die vorübersteuernden Schiffe, ihnen hohe Zölle zu bezahlen. An den Straßen aber lauerten sie den Kaufleuten auf, warfen sie nieder, plünderten sie aus, führten sie gefangen fort, und gaben sie nicht anders, als gegen ein starkes Lösegeld wieder frei.
Dieser Plackereien wurden endlich die großen Handelsstädte, besonders Lübeck und Frankfurt, müde; sie beschlossen, sich selbst zu schützen und traten mit einander in einen Bund (1241). Auf gemeinschaftliche Kosten sammelten sie ein bedeutendes Heer und rüsteten Kriegsschiffe aus, welche die Kauffahrer auf der Elbe in Schutz nahmen. Die Raubritter hatten nun üble Tage. Ihre Burgen wurden belagert, zerstört, der Erde gleich gemacht und die Galgen mit ihren Personen geziert. Nicht besser erging es den Seeräubern; eine Flotte lief gegen sie aus, suchte sie auf, vernichtete ihre Fahrzeuge, ersäufte ihre Mannschaft. Bald erzitterte Alles vor der deutschen Hansa – so nannte man ihren Bund, dem bald eine Stadt nach der andern beitrat. Die bekanntesten Hansastädte damaliger Zeit waren Braunschweig, Rostock, Wismar, Stralsund, Greifswald, Kolberg, Stettin, Stolpe, dann Köln, Nimwegen, Frankfurt a. d. O., Königsberg, Danzig, Magdeburg – im Ganzen über sechzig Städte. Sie hatten sich nun, da sie durch Einigkeit stark geworden, vor den mächtigsten Feinden nicht mehr zu fürchten, rüsteten eine Flotte von 200 Schiffen, hielten ein furchtbares Landheer und führten Kriege mit Königen und Fürsten. Der schwedische König Magnus wurde von der deutschen Hansa gezwungen, seine Krone niederzulegen, und dem dänischen König Christoph erklärte ein Bürgermeister von Danzig den Krieg. Andere Städte und Länder bemüheten sich um die Freundschaft der deutschen Hansa und räumten ihr Schiffe, Stapelplätze und Handelsrechte ein. Weithin nach allen Weltgegenden, nach England und tief nach Rußland hinein, zogen deutsche Kaufleute, geehrt in der Fremde wie in der Heimath.
Zu Lübeck wurden die Hansatage oder die Bundesversammlungen gehalten, wobei sich alle Bundesstädte durch ihre Abgeordneten einfanden. Auch Gesandte aus den benachbarten Staaten erschienen dabei, um mit dem Bunde ihre Angelegenheiten zu verhandeln. Da wurden denn alle Unternehmungen verabredet, die Beiträge zu den Kosten ausgeschrieben und die Beschwerden eines Jeden gehört und abgethan. Der Bund hielt strenge Polizei unter seinen Gliedern. Hatte eine Stadt ihre Pflichten nicht erfüllt, oder sonst sich eines Frevels schuldig gemacht, so wurde sie verhanset, d. h. aus dem Bunde gestoßen und geächtet, für eine Feindin aller andern erklärt. Eine solche Strafe war immer von furchtbaren Folgen, denn der geächteten Stadt wurden ihre Schiffe weggenommen und ihr Handel zerstört.
Dreihundert Jahre lang war die Hansa mächtig und lange Zeit die Hauptmacht des Nordens. Nachher haben sich die niederländischen Städte des Handels und der Seemacht bemächtigt und jetzt herrscht England auf allen Meeren. Deutschland könnte wieder reich und mächtig werden, wenn es eine starke Kriegsflotte hätte und wenn es einig wäre.