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6. Zusammenfassung.

Was wir bisher vom Freigeld abgeleitet haben, war folgendes:

1. daß die Nachfrage sich in eine wägbare Sache verwandelt, erhaben über Willen, Laune, Gewinnsucht, Wucherspiel der Geldbesitzer; sie wird keine Willensäußerung der Geldbesitzer mehr sein;

2. daß der Geldumlauf unter allen Umständen immer das Höchstmaß der Umlaufsgeschwindigkeit, die die Handelseinrichtungen dem Geld gestatten, zu durchbrechen suchen wird, so daß die Nachfrage zu jeder Stunde immer entsprechen wird:

a) der vom Staate in Umlauf gesetzten und beherrschten Geldmenge, b) der von den Handelseinrichtungen gestatteten Umlaufsgeschwindigkeit;

3. daß sämtliche Privatgeldvorräte, die als ebensoviele private Geldausgabestellen und Störenfriede anzusehen sind, selbsttätig aufgelöst werden, wodurch dann der Staat erst der Währung eine zuverlässige Grundlage zu geben vermag.

Diese ersten Wirkungen ergeben folgendes:

  1. Regelmäßigkeit des Warenabsatzes, unter Wegfall aller Stockungen;
  2. es werden immer nur soviel Waren angeboten, wie deren laufend erzeugt werden;
  3. alle bisher durch stockenden Absatz entstandenen Preisschwankungen hören auf;
  4. infolge der Regelmäßigkeit, womit fortan Nachfrage und Angebot auf dem Markte erscheinen, wird keine der bisherigen großen allgemeinen Preisschwankungen, die von einer Störung des Verhältnisses der Waren zum Geld herrührten, mehr eintreten;
  5. der Staat wird nur mehr geringe Geldmassen auszugeben oder einzuziehen brauchen, um die Nachfrage dem Angebot unmittelbar auf den Leib zuschneiden zu können und dadurch eine vollkommene Beständigkeit im allgemeinen Preisstand der Waren zu erzielen;
  6. letzteres wird auch namentlich darum eintreten, weil durch den schnellen Umlauf die gütertauschende Kraft des Geldes verdoppelt, vervielfacht wird, und weil darum auch das Einziehen oder Ausgeben einer Geldsumme vervielfachte Wirkung nach sich ziehen muß. Statt 10 Milliarden Mark im Verkehr zu erhalten, wird Deutschlands Handel mit 5, vielleicht auch mit 3 Milliarden auskömmlich versorgt sein.

Durch den Geldumlaufszwang, wie ihn das Freigeld bedingt, wird ferner:

  1. eine reinliche Trennung der Tausch- von den Sparmitteln durchgeführt;
  2. der Geldbesitzer das Geld bedingungslos, ohne Rücksicht auf Zins und Gewinn, in Umlauf setzen müssen;
  3. das Geld selbst dann noch umlaufen, wenn der Zins fällt und verschwindet;
  4. das Geld selbst ohne Gewinn für den Besitzer umlaufen.
  5. Als Folge dieser Umstände, und zusammenwirkend mit den vorher erwähnten, wird der Geldumlaufszwang

die allgemeinen Wirtschaftsstockungen mit allen ihren Begleiterscheinungen unmöglich machen.

Durch den mit dem Besitze des Geldes verbundenen unmittelbaren, persönlichen Verlust wird folgendes erreicht:

  1. Ware, Arbeit, Geld werden für alle, sowohl für die Verbraucher, wie für die Sparer, gleichgültige Dinge sein, d.h. Dinge, die ohne Gewinn, Zins und Abgabe gegenseitig auswechselbar sind;
  2. das Geld wird zum Arbeitsnachweis und zur selbsttätigen Versicherung gegen Arbeitslosigkeit;
  3. sämtliche Vorrechte des Geldes werden ausgeglichen.

Die vollkommene privatwirtschaftliche Gleichstellung des Geldes mit den Waren bedingt:

  1. daß man die unentbehrlichen Rücklagen mit Vorliebe in Vorräten, statt in Geld anlegen wird;
  2. daß man die Waren nicht mehr wie bisher in den kleinsten Mengen kaufen wird, sondern in ganzen Fässern und Kisten, d.h. in ihrer Ursprungspackung;
  3. daß dadurch die Läden sich leeren und die Kaufleute in großer Zahl überflüssig werden. Zugleich wird auch
  4. der Verkauf auf Borg beseitigt, die allgemeine Barzahlung durchgeführt;
  5. das Wucherspiel (Spekulation) unmöglich gemacht, weil die Warenbestände, auf Millionen von Vorratskammern verteilt, der Verfügung eines Einzelnen entzogen sind.

Durch das Zusammenwirken dieser fünf Umstände wird der Warenaustausch ganz außerordentlich gesichert, beschleunigt und verbilligt werden, zumal auch der Handel durch die Beseitigung der Stockungen, durch die Festigkeit der Preise zu einer sehr einfachen Sache wird, für die fortan jedermann genügend befähigt ist.

Die schönste, wirklich umstürzlerische Leistung des Freigeldes wird aber die sein, daß durch die Unterdrückung der Arbeitslosigkeit, durch das vom Zinsertrag unabhängig gewordene Schaffen von Sachgut (Realkapital) der Zins bald in einer Überfülle von Kapital ersäuft, dadurch das jetzige unwürdige Volksgemisch von Fürsten, Rentnern und Besitzlosen in den Boden gestampft und eine Stätte bereitet wird für ein stolzes Geschlecht freier und selbständiger Bürger, für Männer, die man jedem in der Welt, ohne zu erröten, als Landsleute vorstellen kann.

Das Freigeld wird das tausendmal verfluchte Geld nicht beseitigen, sondern es nach den richtig erkannten Bedürfnissen des Volkswirtschaft umgestalten. Das Freigeld laßt sogar das Grundgesetz unserer Volkswirtschaft, das, wie wir zu Anfang dargetan haben, der Eigennutz ist, unangetastet, aber es wird zeigen, daß der Wucher wirken muß, wie »jene Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft«, sobald wir der Nachfrage den Willen nehmen und sie in gleicher Rüstung wie das Angebot diesem entgegentreten lassen.


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