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Das Geld ist Tauschmittel, nichts anderes. Es soll den Austausch der Waren erleichtern, die Schwierigkeiten des Tauschhandels umgehen. Der Tauschhandel war unsicher, schwerfällig, kostspielig und versagte wohl auch oft; das Geld, das ihn ablösen soll, muß darum den Austausch der Waren sichern, beschleunigen, verbilligen.
Das ist es, was wir vom Geld fordern. Der Grad der Sicherheit, Schnelligkeit und Billigkeit, womit die Waren ausgetauscht werden, bildet den Prüfstein für die Brauchbarkeit des Geldes.
Wenn wir noch nebenbei fordern, daß uns das Geld durch körperliche Eigenschaften möglichst wenig belästige, so ist das eine Forderung, die entschieden erst dann in Betracht kommt, wenn sie die Erreichung des Geldzweckes nicht hindert.
Läßt sich die Sicherung, Beschleunigung und Verbilligung des Warenaustausches mit einem Geld erzielen, das die Motten nicht fressen und das sich obendrein trefflich sparen läßt – gut, so mag man solches Geld einführen. Leidet aber die Sicherheit, Schnelligkeit und Billigkeit des Warenaustausches darunter, so sagen wir: weg damit!
Und in der Erkenntnis, daß hier die Arbeitsteilung, die wahre Grundlage unseres Lebens, in Frage kommt, werden wir das Geld genau so herstellen, wie es die Arbeitsteilung verlangt, und zwar ohne irgendwelche Rücksicht auf Sonderwünsche und Vorurteile.
Um die Güte des Geldes zu prüfen, werden wir keine Wage, keinen Schmelztiegel, keine Säuren gebrauchen; wir werden uns auch nicht in die Betrachtung eines Geldstückes versenken, auch niemand nach seiner Ansicht fragen. Wir werden die Arbeit betrachten, die das Geld verrichtet. Sehen wir, daß das Geld die Waren aufspürt und sie auf dem kürzesten Weg von der Arbeitsstätte dem Verbraucher zuführt, beobachten wir, daß die Märkte und Warenlager sich lichten, daß die Zahl der Kaufleute abnimmt, daß die Handelsgewinne zusammenschmelzen, daß keine Absatzstockungen eintreten, daß den Erzeugern der Absatz für die Erzeugnisse ihrer vollen Arbeitskraft gesichert ist, so werden wir ausrufen: ein vortreffliches Geld! – und werden auch bei dieser Meinung verharren, wenn wir bei näherer Betrachtung sehen, daß das Geld wenig körperliche Reize hat. Wir werden das Geld betrachten, wie man etwa eine Maschine betrachtet, und unser Urteil ganz nach den Leistungen, nicht nach der Gestalt und Farbe richten.
Von einem guten Geld, einem zweckentsprechenden Tauschmittel, werden wir also verlangen:
Wie schlecht das herkömmliche Geld sich als Tauschmittel bewährt, das hat die Untersuchung im III. Teil gezeigt. Ein Geld, das gesetzmäßig in der Weise arbeitet, daß es sich zurückzieht, wenn es zu fehlen beginnt, und das in Masse auf dem Markt erscheint, wenn es dort schon übermäßig vertreten ist, kann nur dem Schwindel und Wucher dienen und muß als unbrauchbar bezeichnet werden, mag es auch, rein körperlich betrachtet, manche angenehme Eigenschaften haben.
Was waren das für grauenvolle Zustände, ruft der Kenner aus, die uns die Goldwährung brachte! Zuerst die durch den Milliardenplunder gespeiste Gründerzeit, dann der unausbleibliche, gesetzmäßig eintretende Krach!
Wir führten die Goldwährung ein, weil wir davon einen Vorteil erwarteten, und welchen anderen Vorteil könnten wir von einer Änderung im Geldwesen erwarten, als den einer größeren Sicherung, Verbilligung und Beschleunigung des Güteraustausches?
Und wenn das der Zweck der Sache war, wie erklärte man den Zusammenhang zwischen der Einführung der Goldwährung und jenem Zweck? Es wäre sehr wertvoll, das zu erfahren. Man wollte Gold, schönes, glänzendes Gold, niedliche, runde Dingelchen haben, um den Austausch von Stroh, Eisen, Kalk, Häuten, Petroleum, Weizen, Kohle usw. zu erleichtern, zu sichern, zu beschleunigen und zu verbilligen. Wie das geschehen sollte, wußte sicherlich niemand zu sagen, man glaubte es einfach. Und im übrigen verließ man sich ganz (selbst Bismarck tat es) auf das Urteil der »Sachverständigen«.
Der Warenaustausch frißt nach Einführung der Goldwährung, ganz wie vorher, 30, 40, vielleicht auch 50% der gesamten Erzeugung. Die Stockungen brechen noch ebenso oft aus und sind ebenso verheerend wie zur Zeit der Taler und Gulden, und an der Zahl der Kaufleute kann man unmittelbar ermessen, wie gering die gütertauschende Kraft des Goldes ist.
Daß die gütertauschende Kraft des Geldes so gering ist, liegt daran, daß man das Geld zu sehr verbessert hat, nämlich verbessert vom einseitigen Standpunkt des Inhabers. Man hat bei der Wahl des Geldstoffes ganz allein an den Käufer gedacht, an die Nachfrage. Die Ware, das Angebot, den Verkäufer, den Verfertiger der Ware hat man ganz und gar vergessen. Man hat für die Herstellung des Geldes den schönsten Stoff ausgesucht, den die Erde birgt, ein Edelmetall – weil es für die Inhaber Annehmlichkeiten bot. Und man hat dabei übersehen, daß die Warenbesitzer beim Verlauf ihrer Erzeugnisse diese Annehmlichkeiten bezahlen müssen. Man hat durch die Wahl des Geldstoffes dem Käufer Zeit gegeben, den für ihn günstigsten Augenblick für den Kauf von Waren auszuwählen, und hat dabei vergessen, daß diese Freiheit den Verkäufer zwingt, auf dem Markt geduldig zu warten, bis es dem Käufer beliebt, zu erscheinen. Man hat durch die Wahl des Geldstoffes aus der Nachfrage eine Willenssache der Geldbesitzer gemacht, man hat die Nachfrage der Laune überantwortet, der Gewinnsucht, dem Wucherspiel und dem Zufall, und dabei hat man völlig außer acht gelassen, daß das Angebot wegen seiner stofflichen Natur diesem Willen gegenüber ganz schutzlos ist. So entstand die Macht des Geldes, die, in Geldmacht umgewandelt, einen unerträglichen Druck auf alle Erzeuger ausübt.
Kurz, unsere biederen Sachverständigen haben die Währungsfragen beantwortet, ohne an die Ware zu denken. Sie haben das Geld vom einseitigen Standpunkt des Inhabers so verbessert, daß es als Tauschmittel unbrauchbar wurde. Nach dem Zwecke des Geldes haben sie augenscheinlich nie gefragt, und so haben sie, wie Proudhon sich ausdrückt, einen »Riegel, anstelle eines Schlüssels für den Markt« geschmiedet. Das Geld stößt die Ware ab, statt sie anzuziehen. Man kauft Ware, ja, aber nur, wenn man hungrig ist, oder wenn man dabei einen Gewinn hat. Als Verbraucher kauft jeder nur das Mindestmaß. Irgendwelchen Vorrat will niemand haben; in den Bauplänen sind Vorratskammern niemals vorgesehen. Würde man allen Bürgern heute eine gefüllte Vorratskammer schenken – morgen schon fände man alle diese Vorräte auf den Märkten wieder. Nur Geld wollen die Leute haben, obschon alle wissen, daß dieser Wunsch nicht erfüllt werden kann, insofern als das Geld aller sich gegenseitig aufhebt. Der Besitz einer goldenen Münze ist ja unbestreitbar viel angenehmer. Die Waren mögen die »anderen« haben. Die anderen! Aber wer sind denn in der Volkswirtschaft diese »anderen«? Wir selbst sind diese anderen; wir alle, die wir Waren erzeugen. Indem wir also als Käufer die Erzeugnisse der anderen zurückweisen, stoßen wir uns alle gegenseitig unsere Erzeugnisse zurück. Wenn wir das Geld nicht den Erzeugnissen unserer Mitbürger vorzögen, wenn wir anstelle einer angestrebten und doch unerreichbaren Geldrücklage eine Vorratskammer anlegten und diese mit den Erzeugnissen unserer Mitbürger füllten, so brauchten wir unsere eigenen Erzeugnisse nicht in kostspieligen Läden feilhalten zu lassen, wo sie durch die Handelsunkosten großenteils aufgezehrt werden. Wir hätten dann einen schnellen und billigen Absatz der Waren.
Das Gold paßt nicht zur Eigenart unserer Waren. Gold und Stroh, Gold und Petroleum, Gold und Guano, Gold und Ziegelsteine, Gold und Eisen, Gold und Häute!! Nur eine Einbildung, ein ungeheurer Wahngedanke, nur der Gegenstand der Wertlehre kann diesen Widerspruch überbrücken. Die Waren im allgemeinen, Stroh, Petroleum, Guano können nur dann sicher gegenseitig ausgetauscht werden, wenn es allen Leuten völlig gleichgültig ist, ob sie Geld oder Ware besitzen, und das kann nur dann der Fall sein, wenn das Geld mit all den üblen Eigenschaften belastet wird, die unseren Erzeugnissen »eigen« sind. Es ist das ganz klar. Unsere Waren faulen, vergehen, brechen, rosten, und nur wenn das Geld körperliche Eigenschaften besitzt, die jene unangenehmen, verlustbringenden Eigenschaften der Waren aufwiegen, kann es den Austausch schnell, sicher und billig vermitteln, weil dann solches Geld von niemand, in keiner Lage und zu keiner Zeit vorgezogen wird.
Geld, das wie eine Zeitung veraltet, wie Kartoffeln fault, wie Eisen rostet, wie Äther sich verflüchtigt, kann allein sich als Tauschmittel von Kartoffeln, Zeitungen, Eisen und Äther bewähren. Denn solches Geld wird weder vom Käufer noch vom Verkäufer den Waren, vorgezogen. Man gibt dann nur noch die eigene Ware gegen Geld her, weil man das Geld als Tauschmittel braucht, nicht, weil man vom Besitz des Geldes einen Vorteil erwartet.
Wir müssen also das Geld als Ware verschlechtern, wenn wir es als Tauschmittel verbessern wollen.
Da die Besitzer der Waren es mit dem Tausch stets eilig haben, so will es die Gerechtigkeit, daß auch die Besitzer des Tauschmittels es eilig haben sollen. Das Angebot steht unter unmittelbarem, eigengesetzlichem Zwang, so soll auch die Nachfrage unter gleichen Zwang gestellt werden.
Das Angebot ist eine vom Willen der Warenbesitzer losgelöste Sache; so soll auch die Nachfrage eine vom Willen der Geldbesitzer befreite Sache sein.
Wenn wir uns dazu verstehen können, die Vorrechte der Geldbesitzer zu beseitigen und die Nachfrage dem gleichen Zwang zu unterwerfen, dem das Angebot von Natur aus unterliegt, so lösen wir alle Widersprüche des herkömmlichen Geldwesens restlos auf und erreichen damit, daß die Nachfrage völlig unabhängig von allen politischen, wirtschaftlichen oder natürlichen Ereignissen ganz regelmäßig auf dem Markte erscheint. Namentlich werden auch die Anschläge der Wucherspieler, die Ansichten oder Launen der Rentner und Bankmänner ohne irgendwelchen Einfluß auf die Nachfrage sein. Ja, das, was wir »Börsenstimmung« nennen, wird es überhaupt nicht mehr geben. Wie etwa das Fallgesetz keine Stimmungen kennt, so wird es sich auch mit der Nachfrage verhalten. Keine Furcht vor Verlusten, keine Erwartung eines Gewinnes wird die Nachfrage beflügeln oder hemmen können.
So wird die Nachfrage unter allen denkbaren Verhältnissen immer mit der von den gegebenen Handelseinrichtungen gestatteten Umlaufsgeschwindigkeit der vom Staate beherrschten Geldmassen übereinstimmen.
Alle Privatgeldvorräte lösen sich durch den Umlaufszwang selbsttätig auf. Die gesamte ausgegebene Geldmasse ist in ununterbrochenem, gleichmäßigem, schnellem Kreislauf. Niemand kann mehr dem Staate in der Verwaltung des Geldes durch Ausgeben oder Zurückhalten von Privatgeldbeständen »ins Handwerk pfuschen«. Der Staat selbst aber hat die Aufgabe, die Nachfrage stets haarscharf dem Angebot anzupassen, wozu das abwechselnde Einziehen oder Ausgeben geringfügiger Geldmengen genügt.
Mehr als das ist nicht nötig, um den Austausch unserer Waren vor jeder denkbaren Störung zu sichern, um Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit unmöglich zu machen, um den Handelsgewinn auf die Rangstufe der Tagelöhnerarbeit und des Lohnes herabzusetzen und um in kurzer Zeit den Zins in einem Meer von Kapital zu ersäufen.
Und was kosten uns Erzeugern, die wir durch die Arbeitsteilung das Geld schaffen, diese reichen Gaben eines Geldumlaufszwanges? Nichts als den Verzicht auf das Vorrecht, in die Nachfrage den Eigenwillen und damit die Laune, die Gewinnsucht, Hoffnung, Furcht und Sorge, Angst und Schrecken tragen zu dürfen. Wir brauchen nur die Wahnvorstellung fallen zu lassen, daß man seine eigenen Erzeugnisse verkaufen kann, ohne daß sie ein anderer kauft. Wir brauchen uns nur gegenseitig zu verpflichten, sofort und unter allen Umständen genau so viel zu kaufen, wie wir selbst verkauft haben und, um die Gegenseitigkeit dieser Verpflichtung zu wahren, das Geld so zu gestalten, daß der Verkäufer der Waren durch Eigenschaften des Geldes genötigt wird, den mit dem Geldbesitz verknüpften Pflichten nachzukommen und das Geld wieder in Ware umzusetzen – persönlich, wenn er selbst Ware brauchen kann, durch andere, denen er das Geld leiht, falls er für sich selbst keine Ware braucht. Aber letzteres natürlich auch unter allen Umständen und bedingungslos, d. h. ohne Rücksicht auf die Bedingungen der Anleihe.
Sind wir nun gewillt, die Sklavenketten, die wir als Verkäufer unserer Waren tragen, dadurch zu brechen, daß wir auf das Vorrecht verzichten, als Käufer den Erzeugnissen unserer Mitbürger gegenüber den Herrn zu spielen? Wenn ja, so laßt uns den unerhörten, umstürzlerischen Vorschlag einer Zwangsnachfrage näher prüfen. Laßt uns das Geld betrachten, das wir mit einem sachlichen Zwangsangebot behaftet haben:
Muster des Freigeldes:
Erklärung des Freigeldes.
Wirkungen des Freigeldes:
a) auf den Handel:
b) auf Kapital, Arbeit und Lohn: