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Als die Lampe am Boden verlosch, packte Rennie Atherton und den Zollinspektor am Arm.
»Kommen Sie schnell, ich bringe Sie ins Haus!«
Atherton stieß sich mehrmals an den Felswänden, als sie den engen Gang entlangeilten; dann wurde eine Tür vor ihm aufgerissen, und sie traten in die Stube, die jetzt nur noch vom Kaminfeuer erhellt wurde. Gillian Clent steckte gerade eine andere Lampe an, und gleich darauf sahen sie, daß die Alte neben Judah kniete, der vom Tisch auf den Boden gesunken war. Ein Blick zeigte Atherton, daß der Mann tot war. Boyce Malvery hatte zweifellos nur versucht, ihn kampfunfähig zu machen, um seine Flucht zu ermöglichen, hatte ihn aber ins Herz getroffen.
Barbara Clent richtete sich mit einem tiefen Seufzer langsam auf, nahm die kleine Lampe, die Gillian auf den Tisch gestellt hatte, und leuchtete in Judahs Gesicht. Dann wandte sie sich zu den drei Leuten, die neben ihrem Sohn standen, und sah sie forschend an.
»Ihre Aufgabe liegt dort draußen«, sagte sie mit merkwürdiger Ruhe, obgleich ihre Augen wild flackerten. »Gehen Sie hinaus und fangen Sie an. Überlassen Sie das hier uns Frauen. Mein Sohn ist tot; wir können weiter nichts tun als ihn aufbahren.«
Sie zeigte auf die Tür, und die drei gehorchten unwillkürlich. Atherton wandte sich noch einmal zu Gillian, die bleich und zitternd auf ihren toten Bruder schaute. »Wir haben alles gesehen«, sagte er leise. »Wir standen hinter jenem Fenster. Meine Leute haben Boyce Malvery wahrscheinlich gefangen. Wir kommen später zurück.«
Gillian schauderte plötzlich.
»Ach, bringen Sie ihn nicht her«, erwiderte sie mit einem tiefen Seufzer. »Kommen Sie nicht hierher mit ihm zurück. Meine Mutter würde ihn umbringen. Nehmen Sie ihn mit fort, wenn Sie ihn gefangen haben.«
Atherton nickte und folgte dann den anderen. Die Leute waren auf Rennies Signal sofort zur Tür geeilt, aber Boyce Malvery war ihnen in der Dunkelheit entkommen.
Währenddessen hatte sich der Sturm allmählich etwas beruhigt. Der Wind hatte sich von Südosten nach Osten gedreht und kam nur noch in einzelnen heftigen Stößen. Und in einer der Ruhepausen trug der Wind den Klang der Schritte eines davoneilenden Mannes zu den Beamten herüber.
»Zur Shilhampton-Road!« rief der Zollinspektor plötzlich. »Vorwärts!«
Alle liefen den schmalen Fußweg entlang. Der Mond trat eben aus den Wolken hervor, und einer der Zollwächter erkannte den Flüchtling. So schnell er konnte, eilte er hinter ihm her.
»Er wird den Seitenweg nach Brychester nehmen, der bei Black Point Gap abbiegt«, rief Atherton keuchend. »Sprechen Sie jetzt nicht, Sie brauchen Ihre Kräfte«, ermahnte ihn Dorker.
Atherton wußte, daß der Zollinspektor recht hatte. Es war keine Kleinigkeit, in Mänteln und schweren Kleidern die Straße entlangzulaufen. Sein Atem kam schließlich nur noch stoßweise, aber er hielt durch.
Endlich kamen sie bei Black Point Gap an, wo der Weg nach Brychester abzweigt. Es war einer der höchsten Punkte der Gegend, und man konnte von hier aus die Bucht übersehen. Die Straße lief ungeschützt an einem Abhang entlang, der zwanzig Meter tief senkrecht abfiel.
Als der Mond aufs neue hinter Wolkenbänken hervorkam, zeichnete sich Boyce Malverys Gestalt in einiger Entfernung von seinen Verfolgern plötzlich klar gegen den Himmel und die Lichter von Shilhampton ab. Aber als er um die nächste Ecke eilen wollte, packte ihn ein heftiger Windstoß. Er taumelte und wurde in die Tiefe geschleudert. Ein schriller Todesschrei klang herauf.
Atherton und Dorker berieten, was man nun tun sollte. Aber gleich darauf kam ihnen ein Mann auf der Straße von Bryehester entgegen und eilte auf sie zu.
»Was ist los?« rief er schon von weitem. »Ich sah, daß jemand vom Sturm über die Klippe geweht wurde. Wer ist es?«
Atherton ging auf ihn zu.
»Wer sind Sie denn?« rief er atemlos.
Der Fremde wandte ihm sein Gesicht voll zu, und einer der Beamten, der aus Marshwyke stammte, stieß plötzlich einen Schrei aus.
»Großer Gott, das ist Mr. Richard!«
Richard Malvery zeigte ungeduldig auf die Klippe.
»Wer ist dort hinuntergestürzt?« fragte er erregt. »Sie sind doch Mr. Atherton? Ich erkenne Sie wieder. Aber reden Sie doch, und erzählen Sie, was passiert ist!«
»Es war Ihr Vetter!« entgegnete Atherton.
Richard Malvery holte tief Atem, sah einen Augenblick auf die verwunderten Gesichter der Leute ringsum und zeigte dann auf den Rand der Klippe.
»Genau an der Stelle war es«, sagte er. »Dort hat er auf mich geschossen, als ich im Februar hierherkam. Ich fiel über die Klippe, aber das Gestrüpp hielt meinen Fall auf, und so blieb ich am Leben.«
Einer der Zollwächter kletterte mit außerordentlicher Gewandtheit nach unten. Aber als er nach einer geraumen Zeit wieder zu den anderen zurückkehrte, schüttelte er den Kopf.
»Boyce Malvery ist vollständig zerschmettert.«