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An die Mutter

Faaborg, 10. 7. 14

Liebe Mutter, ich bin nun fast 3 Wochen in Dänemark. Ich fuhr von Hannover nach Hamburg, blieb 4 Tage bei Dehmel, fuhr an einem Sonntagmorgen nach Kiel und von da mit dem Dampfer nach Korsör. Von Korsör dann weiter mit der Fähre nach Nyborg. Hier erwartete mich Freund Guldbrandsen. Wir blieben Sonntag über in Nyborg, und Montagmorgen ging es nach Faaborg. Wir mieteten ein Zimmer, und dann reiste G. wieder zurück nach Heden. Damaliger Wohnort Guldbrandsens auf Fünen. Ich bezahle für mein Zimmer und Kost nur 40 Kronen monatlich. Die Leute sind freundlich; ich kann mich schon ganz gut mit ihnen verständigen. Ich denke, in der nächsten Zeit Stunden in deutscher Konversation zu geben. Ich werde wohl Schüler bekommen. Faaborg ist eine rechte, gemütliche, dänische Kleinstadt. Kleine wackelige Straßen mit bunten Häuschen. Das Pflaster ist schauderhaft: alles so runde, dicke Kopfsteine. Ich gehe bei warmem Wetter (es regnet jetzt gerade), jeden Tag zum Schwimmen. (Faaborg liegt direkt an der See.) Vor einigen Tagen habe ich eine Bucht, die zwischen Faaborg und Dyreborg liegt, in 2 Stunden durchschwömmen; etwa 5 Kilometer. Eine anständige Leistung!

Ich bin jetzt gerade in einer neuen Prosa-Arbeit, die gut zu werden verspricht. Das Heft der »Quadriga« werdet Ihr erhalten haben. Die 23 Gedichte darin, unter dem Titel: Dampforgel und Singstimme sind von mir. Die »Werkleute« veröffentlichten ihre Arbeiten ohne Namensnennung. Zum Herbst wird wohl mein erstes Buch erscheinen. Das neueste (9.) Heft der »Q« bringt wieder 2 Ged. von mir.

Ich werde mindestens bis Herbst hier bleiben – vielleicht sogar den Winter noch. Vielleicht ziehen wir (G. u. ich) zum Winter nach Skagen (Nordspitze Jütlands, Dänemark).

Ich habe lange nichts von Euch gehört.

Meine Adresse: Faaborg, Kapellanstraede 10, Fünen, Dänemark.

Es grüßt Euch alle

Euer Gerrit