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Hannover, 9.4.14
Liebe Mutter, ich bin mit meinen augenblicklichen Verhältnissen zufrieden – und habe gute Aussichten für die nächste Zukunft. Ich habe bis jetzt bei einem Hausbesitzer für mich gearbeitet, und nach Ostern fange ich wieder beim Meister an. Im Monat März habe ich für Prosa-Beiträge vom Courier 25.– erhalten. In dieser Woche bekomme ich vom Courier und Anzeiger für je 3 Gedichte 60.– Honorar. Schmidt-Kestner (Feuilleton-Redakteur des Anzeigers) rezitierte vor kurzem in der Aula hannoversche Dichter; auch einige Sachen von mir, die trotz ihres »höchst modernen« Tones gefielen. Schmidt-Kestner war nach dem Abend vom Stadtdirektor zum Essen eingeladen; Herr Stadtdirektor und Gemahlin erkundigten sich sehr interessiert nach mir – ich habe also doch noch gute Aussicht, bei der Stadtbibliothek anzukommen. Sollte es wider Erwarten nichts werden, so kann ich zum 1. Okt. vielleicht Stellung im Kunstsalon bekommen, den Stadtverwaltung und Courier aufmachen wollen; denn ich bin mit dem Courier-Redakteur Kaiser gut bekannt, und er hat mir schon Hoffnung, Aussicht gemacht. Dann: ich habe einen Mäcen in Herrn H. v. G. gefunden; er will die erste kleine Auflage meiner Gedichte bezahlen. (Für Lyrik ist schlecht ein Verleger zu finden, da sie zu wenig gekauft wird.) Vielleicht werden meine besten Zeichnungen im Kestner-Museum ausgestellt (und – vielleicht gekauft???). – Du siehst – es geht bergauf! Ich schicke nach diesem Brief einige Zeitungen, in denen Beiträge von mir sind.
Es grüßt Dich herzlichst
Dein Gerrit