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XIII.
Ruths Entdeckung.

»In der Liebe ist alles erlaubt.«


» Ich habe Ihr Zeichen gesehen, wusste allerdings nicht, ob ich zur Rettung eilen sollte oder nicht,« sagt Ruth, als der junge Mann den Bach überquert.

»Ich fürchtete tatsächlich, ich würde Sie benötigen; aber am Ende ließ ihre Heftigkeit nach.«

»Die gute Miss Bounce – ihr Bellen ist immer schlimmer als ihr Biss; aber sie mag keine Gentlemen. Da gibt's kein Vertun.«

»Ja, in der Tat, ein klarer Fall,« lacht Kenneth. »Einfach ein Gespräch mit ihr zu führen, würde gewiss helfen, bei Frauen dieser Art die Voreingenommenheit zu mäßigen.«

»Und für die meisten wäre das äußerst heilsam,« fügt Ruth hinzu. »Aber wozu haben Sie Ihren Tornister dabei? Sie werden doch sicher zum Tee bleiben?«

»Ich danke Ihnen; nein, heute abend nicht. Ich muss zurück in den Ort und eine Besorgung für meine Patientin erledigen; es ist jedes Mal ein Moment des Stolzes, wenn ich auf meine Patientin verweisen kann!«

»Dann lieben Sie Ihren Beruf?«

»Ja, wenn ich ihn nur ausüben könnte; und ich hoffe, dass ich es vom kommenden Winter an kann.«

»Wie lange ist es her, dass Sie Ihre Examen gemacht haben?«

»Zwei Jahre; aber ich habe mit der Weiterbildung nicht aufgehört, gelegentlich sogar im College assistiert, um nicht aus der Übung zu kommen.«

»Ja, ich weiß. Ein Cousin von mir studiert Medizin. Ich glaube, die lieben es, sich über alle möglichen Greuel zu unterhalten. Ich habe beim Zuhören ein Martyrium ausgestanden.«

»Das glaube ich Ihnen; aber beunruhigen Sie sich nicht. Ich werde Ihre Geduld nicht auf die Probe stellen, indem ich Ihrem Sorgenbuch ein weiteres Kapitel hinzufüge. – Ich nehme an, man kann den Weg zum Ort abkürzen, wenn man nur wüsste wie.«

»Ja; indem man durch den Wald geht. Ich werde Sie ein Stück begleiten und es Ihnen zeigen.«

»Vielen Dank; das ist sehr nett von Ihnen.«

Und so kommen die beiden wieder am Haus vorbei und setzen den Weg auf dem grasigen Hang davor fort. Als sie vorbei gehen, hebt Kenneth seinen Hut zu jemandem an einem der oberen Fenster.

»Da ist Nettie, das arme kleine Mädel – sieht ziemlich verloren aus. Sie wird glücklicher sein, denke ich, wenn sie wieder zur Schule geht. Ihre Freundin, Miss Ivory, hat es fertig gebracht, dass sie ganz und gar unzufrieden ist mit sich selbst. Ich glaube, sie und überhaupt jeder sollte wissen, wie wenig bloßes Tadeln bei diesem Kind erreicht. Sie wurde ganz schön herumgestoßen.«

»Sie ist in einem schwierigen Alter, glaube ich,« erwidert Ruth und wünscht sich, sie könnte etwas Ergänzendes über das junge Mädchen sagen, das auch wahr wäre. »Ich fand es auf jeden Fall auch nicht vergnüglich, als ich da stand

›Zögernd noch mit bangem Fuß,
Wo sich Bächlein und der Fluss‹ Aus dem Gedicht » Maidenhood« (in » Poems«, 1854) des amerikanischen Dichters Henry Wadsworth Longfellow; die dritte Strophe, von der im Text nur die ersten beiden Zeilen zitiert werden, lautet:

Standing, with reluctant feet,
Where the brook and river meet,
Womanhood and childhood fleet

begegnen – ich war genauso groß, wie ich jetzt bin, und hatte nicht den leisesten Schimmer, was ich mit meinen Händen anstellen sollte.«

»Netties Kummer ist größer als Ihre Hände, muss ich leider sagen,« entgegnet der junge Mann ernst. »Sie verfügt über eine große Kraft, und keiner ihrer Beschützer scheint ihr ein geeignetes und zufriedenstellendes Ventil verschaffen zu können. Aber entschuldigen Sie, Miss Exeter, da Sie nicht zu ihren Beschützern gehören, gibt es keinen Grund, weshalb ich Sie mit diesem Thema belästigen sollte.«

»Wenn es Sie erleichtert, ist das Grund genug,« sagt Ruth.

»Sie sind sehr freundlich. Oh, Miss Ruth,« ruft der Gentleman übertrieben traurig, »dies ist eine Welt voller Leid. Kommen Sie manchmal in schlimme Verlegenheiten?«

»Nicht sehr oft.«

»Eine, die dann mit dem Vorzug, eine junge Dame zu sein, zu tun hat, nehme ich an.«

»Aber ich würde gern etwas darüber hören. Sind Sie in eine solche geraten? Erzählen Sie mir davon,« bittet Ruth.

»Ich kann nicht sagen, dass ich mich selbst zu dieser unglücklichen Gesellschaft zähle; aber ein mir bekannter Gentleman ist in eine solche geraten und strampelt sich weiterhin hoffnungslos in ihr ab. Er wünscht sich, dass jemand mit schöpferischer Erfindungsgabe ihm da heraus helfen würde. Verfügen Sie über schöpferische Erfindungsgabe, Miss Exeter?«

»Probieren Sie's aus!« versetzt Ruth lakonisch.

»Das werde ich!« ruft dramatisch ihr Gesprächspartner.

»Es war einmal eine junge Dame …«

»Nein, nein: ein Gentleman,« berichtigt Ruth.

»Verzeihen Sie bitte: sie war eine Dame … und ist immer noch eine, eine sehr stolze und schöne. Kümmern Sie nicht um den Gentleman, er hat, weil er leider ein Dummkopf ist, einige Mühe – ich komme noch zu ihm. Und diese Dame war jung und reich, und – wohltätig. Sie hatte es sich in ihren hübschen Kopf gesetzt, diesem bereits erwähnten Gentleman zu helfen, weil sie dachte, er sei arm und brauche Geld. Nun bestand jedoch die Armut dieses Gentlemans einzig in seinem Verstand; und so werden Sie einsehen, dass Geld ihm nicht sonderlich helfen konnte, und so hatte diese Lady sich geirrt.«

»Ich verstehe,« bestätigt Ruth lächelnd.

»Nun hatte er einen erschöpfenden Tag gehabt und ein unzulängliches Abendessen, ehe er dieses Geld erhielt, und als er es zurück schickte, schloss er es ein in einen äußerst unverschämten Brief. Er kann sich nicht mehr erinnern, wie er noch lautete …«

Ruth legt leicht die Hand auf den Arm ihres Begleiters, mit völlig natürlicher Vertrautheit und für Ruth nicht unziemlich; mit dem Zeigfinger der anderen Hand schreibt sie in die leere Luft und liest laut:

»Und so sende ich Ihnen durch sichere Hände das Geld zurück, das ihre eigenen vielleicht besser nicht verlassen hätte ohne genügende Kenntnis der Tatsachen, und verbleibe: Ihr treu Ergebener.«

»Das …, Sie meinen doch nicht, dass Sie es Ihnen gesagt hat? Ich ging davon aus, das sie niemandem ein Sterbenswort davon mitteilen würde!«

»Hätte sie auch nicht, wenn sie mir nichts erzählt hätte, bevor Ihre Antwort kam. So sind Sie also der ›treu Ergebene‹«, sagt Ruth zurücktretend, um einen besseren Blick auf ihren Begleiter in seinem neuen Licht werfen zu können.

Kenneth erwidert ihn trübsinnig.

»Ich dachte mir, dass Sie es sein müssten, als wir uns zum ersten Mal trafen: Jean benahm sich so merkwürdig. Meine Güte,« setzt sie mit einem langen Seufzer hinzu und schüttelt langsam den Kopf, »sie wird Ihnen niemals vergeben.«

»Das ist genau das, was ich inzwischen auch glaube. Meine einzige Rettung liegt in Miss Waite. Wenn ich aus ihr eine Amazone machen kann, hätte ich vielleicht eine Chance. Was meinen Sie?« fragt Kenneth, Ruth so ängstlich anschauend, als sei sie die Richterin über sein Schicksal.

»Ich würde sagen, das könnte helfen; aber es würde einige Zeit dauern, selbst wenn man es für möglich hielte; und ich nehme an, Sie hätten es lieber, wenn Miss Ivory Ihnen jetzt bald verzeihen würde.«

»Jetzt, – bald,« wiederholt Kenneth, dem es gelingt, ununterbrochen in jene scharfsichtigen Augen zu blicken, die ihn gänzlich durchschauen.

»Er liebt sie!« ruft Ruth im Geiste aus. »Das ist wohl ganz natürlich, auch wenn es ziemlich plötzlich kommt, gerade wenn man bedenkt, dass es sich bei der Frau um Jean handelt.«

»Sie hätten das wirklich nicht tun sollen,« sagt sie laut mit überraschender Schroffheit.

»Was hätte ich nicht tun sollen?« fragt er und sieht einen Moment lang aus wie das Bild entdeckter Schuld – dass er nämlich aufgrund seiner kurzen Erfahrung mit Ruths lebenslustiger Natur sie nicht unbedingt als confidante wählen würde.

»Das wird niemals klappen,« entgegnet sie nachdrücklich, wobei sie weiter das hübsche Gesicht anschaut, das ihren Blick so ernsthaft erwidert.

»Es muss aber klappen, Miss Exeter. Ich kann nicht darauf verzichten.«

Beim langsamen Aussprechen dieser Worte erkennt Ruth, dass die Stelle auf der sie steht, heiliger Grund ist; aber es liegt nicht in ihrer streng praktischen Natur, etwas wie Ehrfurcht zu empfinden, nur ehrliche Betroffenheit.

»Oh, es tut mir so leid!« ruft sie. »Ach,« fährt sie plötzlich in einem Ausbruch von Offenheit fort, »sie kann Sie nicht ausstehen, wissen Sie!«

»Ich weiß, das scheint so,« antwortet Kenneth in typisch männlicher Unfähigkeit, die Wahrheit einer so unerfreulichen Tatsache anzuerkennen; »aber vielleicht handelt es sich bei ihrem Gefühl nur um einen verständlichen Groll, der nachlassen wird.«

»Wenn Sie sie nur dazu bringen könnten, Ihnen etwas Unhöfliches anzutun, um dadurch ein Gleichgewicht herzustellen,« schlägt Ruth ratlos vor.

Der junge Mann zuckt die Schultern.

»Wenn das alles ist, dann würde ich sagen, wenn ich es zu beurteilen hätte, dass die Wage bereits entschieden zu ihren Gunsten ausschlägt.«

»Oh, solche kleinen Dinge zählen nicht,« sagt Ruth ungeduldig. »Ein Mädchen kann mit ihren bloßen Augenbrauen alle möglichen gemeinen Sachen anstellen und einem das Gefühl geben …«

»… eingeschüchtert Unübersetzbares Wortspiel: » eyebrowsbrow-beaten«. zu sein,« ergänzt Kenneth.

»Ja, und sogar sehr unfreundliche Sachen sagen und einem demonstrativ die kalte Schulter Schulter zeigen; und dennoch: wenn sie ein hübsches Mädchen ist, zählt das nicht, verstehen Sie?«

»Ja; mir ist genau das vorgeführt worden,« sagt er, nimmt seinen Hut ab und wischt über seine Brauen. Ruth erspäht ein Monogramm am Zipfel seines Taschentuchs. Es ist in höchster Kunstfertigkeit gearbeitet, zart in den Farben und irgendwie französisch.

»Ich weiß: Mrs. Erwin hat das gemacht!« erklärt sie stumm; »die gemeine Person – sie grollt Barbara wegen dem bisschen Annehmlichkeit.«

Vielleicht ist es der Gedanke an die Witwe, der ihrer Erfindungsgabe auf die Sprünge hilft; auf jeden Fall erheitert sich ihr Gesicht.

»Ich hab's. Zahlen Sie's ihr in gleicher Münze zurück!« ruft sie.

»Wie?«

»Ach, da ist Barbara, so arm wie ein kleines – oh, sehr arm eben. Stellen Sie sich vor, Sie bemitleiden sie, weil sie unterrichten muss, und schicken Ihr anonym etwas Geld!«

Ruths Begeisterung trifft auf einen leeren Blick, der nicht ermutigt.

»Also, ich erkenne wirklich nicht den Punkt, und daneben …«

»Sie denken, sie würde es annehmen,« lacht Ruth gutmütig, ungeachtet der undankbaren Aufnahme ihres Rates. »Wissen Sie, Jean ist – also, Jabe nennt sie einen ›richt'jen Hauptmann‹. Bei allen Ereignissen nimmt sie Barbara vollständig in ihre Obhut; und wie sie wütend wäre, wenn Sie ihr Geld schickten! Oh, das könnte man so gut hinkriegen, wenn sie nur nicht einen Scherz dahinter vermuten würde. Versuchen Sie es, Dr. Dart.«

»Und wenn sie dahinter einen Scherz vermutet?«

»Ach, dann könnte sie schließlich nicht anders, als sich über Ihre verzweifelten Versuche, doch noch mit ihr zusammen zu kommen, zu amüsieren; aber ich darf nun mit Ihnen nicht mehr weiter gehen. Sie müssen nur den Fluss überqueren an der Stelle, wo Sie uns zuerst getroffen haben, und dann ›angeln Sie sich‹ nach der …«

»Ich verstehe. Ich kenne von hier an meinen Weg genügend. Vielen Dank für Ihre Gesellschaft und Ihren Rat, Miss Exeter. Wir werden uns hoffentlich morgen sehen. Au revoir

Ruth wendet sich mit einem Nicken lächelnd um und geht denselben Weg zurück – einmal hält sie an, um rückwärts einen Blick auf ihren neuen Freund zu werfen. Er wandert langsam, die Augen auf den Boden geheftet. Sie muss lächeln, als sie ihren geräuschlosen Marsch wieder aufnimmt.

»Jeans Romanze ist ja ganz schön früh gekommen. So eine hübsche Szene im Schauspiel des Lebens! Wenn sie nur nicht aus der Rolle fällt! Ich habe jedenfalls eine Proszeniumsloge,« denkt das Mädchen vergnügt; und als sie das Haus erreicht, hat sich jede Rüsche, jede Falte des Kleides, das sie als erste Brautjungfer zu tragen beschlossen hat, endgültig in ihrem Kopf festgesetzt.

Jean, der sie an der Tür begegnet, ist verdutzt über den schallenden Kuss, mit dem Ruth sie begrüßt.

»Mein Liebling!« ruft die letztere und hält Jean auf Armlänge von sich, um ihr Gesicht wie nie zuvor zu mustern. »Kaum zu glauben, dass du – kein – bisschen – davon weißt!«

»Was in aller Welt ist los mit Dir, Ruth?«

»Schau nicht so mürrisch, meine Liebe! Weißt Du, ich werde mir die Taille herzförmig schneiden lassen und Dr. Dart fragen, wieviel Arsenic man braucht, um mich für diese Gelegenheit zu mästen. Wenn ich erst einmal etwas Fleisch auf den Rippen hätte, würde ich mit herzförmiger Taille reizend aussehen.«

»Du würdest in einer Zwangsjacke reizend aussehen!«

»Das wäre dann Deine Schuld, wenn ich je eine tragen müsste. Wenn du aber lieb und Vernunftgründen zugänglich bist, werde ich etwas ganz anderes anziehen.«

Doch Jean ist zu zerstreut, als dass ihre Neugier wach würde.

»Oh, Ruth,« sagt sie plötzlich in verzweifeltem Ton, »Barbara scheint so schwach und zerbrechlich heute nachmittag.«

»Jean, du solltest dich nicht jedesmal so ängstigen, wenn B. blass wird. Bei einigen ist es normal, leichter dahin zu welken, aber sie sind genau diejenigen, die in aller Regel am längsten leben: nie richtig gesund, aber auch nie richtig krank. Weißt du, meine Liebe, dass du die eigenwilligste Person auf der Welt bist? Du denkst, du kannst immer alles auf deine Art machen; aber ich werde dich in Erstaunen versetzen: eines Tages werde ich die herrische, selbstherrliche Jean Ivory spielen, und du wirst die demütige, geknechtete Ruth Exeter sein. Ich werde Mrs. Waite holen, dass sie herkommt und ihre Tochter pflegt. Ich werde Mr. Ivory holen, dass er seine von hier fort schafft – und er wird das auch tun wegen deines ganzen verächtlichen Benehmens (Jean lächelt), wenn ich ihm alles erzähle.«

»Ich finde es eigentlich sehr leicht, so demütig zu werden wie Ruth Exeter,« sagt Jean.

»Oh, damit ist Ruth Exeter in die Enge getrieben. Aber der Wurm wird sich umwenden Im englischen Original: » the worm will turn«. Das englische Sprichwort » even the worm will turn«, auch in Shakespeares »Heinrich VI. Teil 3« gebraucht, verbildlicht den Gedanken, dass selbst die sanftmütigsten oder fügsamsten Kreaturen Vergeltung üben oder nach Rache verlangen, wenn sie zu stark bedrängt werden., weißt du, und der Wendepunkt im Leben dieses Wurms ist erreicht. Du musst …«

»Ach, da sind Sie, Miss Avery,« unterbricht die plötzlich auftauchende Miss Bounce, »'s wär' nett, wenn Se kurz mit ins Esszimmer käm'n.«

Jean gehorcht, und Ruth folgt ihr.

»'ch hab' diesen Eierflipp hier gemacht, den der Dokter verordnet hat, aber ir'ndwie kann 'ch mich nich' en'schei'n, da den Rum 'reinzuschütt'n.«

»Rum?« wiederholt Jean, wobei Miss Bounce sie missbilligend über die Ränder ihrer Brillengläser betrachtet.

»Hier is' er,« führt Miss Hopeful fort, eine Hand auf die Hüfte gestützt, während die andere auf das Fläschchen auf dem Tisch deutet.

»'s gehört ihm. Er wollte, dass ich 's für sie mach', und obwohl 'ch mich freu' über alles, was 'ch für Miss Waite tun kann, quält mich der Gedanke, 'ch könnt' zu viel 'rein tun und könnt' se vergift'n, dass se die ganze Nacht Kröten und Schlangen sieht. Ich könnt' die Verantwortung dafür nich' überneh'm.«

»Das ist kein Rum, das ist Whisky,« sagt Ruth, die das während dieser Rede überprüft hat.

»Ich glaube, das wird ihr gut tun,« sagt Jean etwas aufgeheitert. Sie nimmt den Whisky und misst die geeignete Menge ab. Als sie den Verschluss wieder zuschraubt, betrachtet sie das Fläschchen von beiden Seiten, während ihre Lippe sich leicht in Verachtung kräuselt. »K. D.,« liest sie schließlich laut. »Falls K. D. tatsächlich ein Arzt ist, sollte er wissen, dass eine Unze Vorsorge ein Pfund Heilung wert ist.«

Ruth Gesicht verzieht sich, als sie ihre Freundin anschaut, bis es länger ist als Jeans eigenes.

»Meine Güte,« seufzt sie laut, »was für ein Unglück, mit rotem Haar geboren zu sein!«

»Wieso, Ruthie?« fragt Jean mit dem Glas in der Hand, um es Barbara zu bringen.

»Es geht mit einem so lächerlich sanguinischen Temperament einher,« versetzt die andere, während das hinreißende Gewand mit seinem ganzen extravaganten Schnitt und sämtlichen Verzierungen hinaus in Nichts entschwebt, aus dem es geschaffen war.



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