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Dörfer auf Baumkronen

Die Häuser der Eingeborenen in der Ebene waren, wie es mir der Distriktsbeamte in Abau angekündigt hatte, tatsächlich auf der Erde erbaut, und nur selten erinnerte eine etwas höher gelegene Hütte daran, daß die Vorfahren der Bewohner in Baumhäusern gelebt hatten. Im Hügelland begannen die Pfähle, auf denen die Hütten ruhten, höher zu werden, und im Gebirge stieß ich auf festungsartige Gebirgsnester, deren Häuser alle in den Baumkronen verankert waren.

Der Eindruck eines solchen Hochhauses ist ganz wunderbar. Geradezu unerklärlich erschien es mir, daß die Eingeborenen mit ihren primitiven Steinwerkzeugen imstande waren, etwas derartig Kunstvolles und Kompliziertes zu erbauen.

Diese Häuser sind ein vorzüglicher Schutz gegen feindliche Überfälle. Sie bieten auch unverhältnismäßig größere Sicherheit als die Palisaden der Steppenbewohner am oberen Purarifluß.

Wieder hatte ich ein Gebiet erreicht, in dem die Eingeborenen noch in keinem Kontakt mit den Weißen standen. Allein die Steinbeile und Knochenmesser, die überall in Verwendung standen, waren ein Beweis dafür, denn diese werden stets zuerst von europäischen Fabrikanten verdrängt.

Überall erregte mein Erscheinen große Aufregung unter den Eingeborenen, doch ich wurde stets gastfreundlich empfangen. Sie boten sich freiwillig an, meine Lasten zu tragen, schenkten mir Lebensmittel und trachteten, mir jeden Wunsch von den Augen abzusehen. Nicht einmal meine Gegengeschenke wollten sie annehmen. Als mir einer ein Körbchen mit Knollenfrüchten verehrte und ich ihn mit einem Eßlöffel Kochsalz belohnen wollte, sah er mich zuerst zweifelnd an, ob er mich auch richtig verstanden habe, ging davon und kehrte nach kurzer Zeit mit einem großen Tragnetz voll Knollenfrüchten zurück, das er neben das Körbchen stellte. Er war der Ansicht, daß er mit dem Löffel Salz jedenfalls weit überzahlt worden war.

Ich hatte mir mein Leben unter den »wilden und gefährlichen Buschstämmen« anders vorgestellt.

So wanderte ich nun allein mit den Buschleuten weiter, schlief auf einer Matte in ihren Häusern und aß von ihren Speisen. Die Knollenfrüchte schmeckten mir gut, geröstete Schlangen weit weniger, die fetten, großen Maden aber, die wie riesige Engerlinge aussahen, erregten meinen Brechreiz. Doch eine Ablehnung hätte meine Wirte gekränkt. Also Augen zu – und hinunter damit!

Ich erreichte die Wasserscheide und war überrascht über das Landschaftsbild, das sich mir hier bot. Alles Gebiet südlich der Wasserscheide war dicht bewaldet gewesen. Nun aber breitete sich gegen Norden, so weit das Auge reichte, eine grasige Steppe aus. Gar zu gern hätte ich auch die Eingeborenen dieses Gebiets besucht. Doch das nächste Dorf lag, nach Angabe der Buschleute, mehrere Tagereisen weit entfernt, und mein Körper hielt weiteren Anstrengungen nicht stand. Die ungewohnte Ernährung war ihm nicht gut bekommen.

51. Nicht ohne Eitelkeit zeigt das junge Mädchen von der Insel Mailu die kunstvolle Tatauierung seines Körpers.

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Abbildung 51. Kunstvoll tatauiertes junges Mädchen. Insel Mailu, Südost-Neuguinea, melanesische Küstenbevölkerung. Die Tatauierung besteht aus einem blauen Linienmuster, das sich über den ganzen Körper erstreckt.

52. Tanzender Eingeborener auf der Insel Mailu, die Sanduhrtrommel schlagend.

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Abbildung 52. Tanzender Eingeborener auf der Insel Mailu. Er schlägt eine mit Krokodilhaut bespannte Sanduhrtrommel mit der flachen Hand, trägt einen Kopfschmuck aus roten Paradiesvogelfedern und ein Gürteltuch aus geschlagenem, schwarzweißrot bemaltem Bast. Oberhalb der Ellbogen sind Blätterbüschel befestigt. Zwischen seine Zähne hat er Wildschweinhauer geklemmt.

53. Zum Tanz geschmückte ältere Frau.

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Abbildung 53. Zum Tanz geschmückte ältere Frau. Insel Mailu. Der Tanz, zu dem sie sich geschmückt hat, stellt Szenen aus dem täglichen Leben dar. Das Gesicht der Frau ist mit Holzkohlenasche und weißer Kreide bemalt, mehrere übereinandergereihte, dichte Blätterschurze fallen von den Hüften bis über die Knie herab. Die Arme tragen Blätterschmuck.

54. Mailukinder in Festtracht in freudiger Erwartung vor dem beginnenden Tanz.

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Abbildung 54. Mailukinder in Festtracht. Auch die Kinder sind beim Tanz mit dem übereinanderfallenden, reichen Bastschurz bekleidet, der in reizvollem Gegensatz steht zu dem zarten Kinderkörper. Sobald sie gehen können, nehmen sie mit Eifer an den Tänzen teil.

55. Die geliebte Tabakpfeife auf der Insel Mailu wird in Betrieb gesetzt.

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Abbildung 55. Tabakrauchen auf der Insel Mailu. – Die Tabakpfeife besteht aus einem dicken Bambusrohr, dessen eines Ende verschlossen ist. An diesem Ende wird seitlich ein kleines Loch gebohrt, in welches man ein gerolltes Tabakblatt steckt, das man entzündet. Durch das Saugen am offenen Ende des Rohres füllt sich dieses mit Rauch an. Das Kind, welches die Arbeit des Saugens verrichtet hat, verhindert durch das Verschließen des offenen Endes mit der flachen Hand das Entweichen des köstlichen Rauches und überreicht dann ehrfurchtsvoll das gefüllte Rohr einem Alten, der nun durch das kleine Zündloch den Rauch in genußreichen Zügen einatmet. Das Bild zeigt ein saugendes Mädchen und den erwartungsvoll zuschauenden alten Großvater.

56. Neugierig mustert das junge Motumädchen aus Hanubada seine Umgebung.

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Abbildung 56. Junges Motumädchen aus Hanubada. Es trägt Muschelringe an den Oberarmen und eine Kette aus Hundezähnen um den Hals. Das Gesicht ist farbig bemalt.

57. Die melanesischen Motu zeichnen sich durch ausnehmend schönen Körperbau aus.

Abbildung 57. Die melanesischen Motu zeichnen sich durch besonders schönen Körperbau aus. – Die Aufnahme zeigt Tänzer und Tänzerinnen aus Dorf Hanubada im Festschmuck.

58. Mit großer Sicherheit befährt das Outrigger-Boot der Motu das Meer.

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Abbildung 58. Outrigger-Segelboot der Motu. Die Boote sind rasch, verhältnismäßig seefest und vermögen auch vortrefflich zu kreuzen. Der eigentliche Bootskörper besteht aus einem Einbaum, an dem alle übrigen Bootsteile befestigt sind.

Infolge des Mangels an Waschgelegenheit bedeckte meine Haut und die Kleiderfetzen ein Gemisch von Schmutz, Hüttenruß und Schweiß, und ein juckendes Ekzem ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Ich konnte meinen einsamen Marsch nicht fortsetzen, sondern kehrte langsam nach Koraudi zurück, dem größten Dorf, das ich auf meinem ganzen Weg angetroffen hatte. Es bestand aus acht Häusern! Hier hatten sich inzwischen der Korporal und meine Boys einer wohltuenden Ruhe erfreut.

Auch ich rastete in Koraudi einige Tage lang, und bald fühlte ich meine Kräfte wiederkehren. Aber etwas störte mein Wohlbefinden beträchtlich. Flöhe und Läuse, die in der Höhenluft gut zu gedeihen schienen, plagten mich Tag und Nacht. Es waren mir noch nirgends so kapitale Exemplare untergekommen. Zudem schienen diese Tiere daran gewöhnt, mit Menschen zu verkehren, die nur mit einem kleinen Schurz aus Rindenstoff bekleidet sind. Da sie offenbar an der glatten Haut abrutschten, auch vielleicht nicht ganz schwindelfrei waren, hatten sie sich auf gewisse bekleidete Körperteile spezialisiert, eine Gewohnheit, die mich nicht begeistern konnte.

Glücklich die Eingeborenen, die sich derart an diese Haustiere gewöhnt haben, daß sie ihnen nur selbstverständliche Mitbewohner und keineswegs unliebsame Gäste sind!


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