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14. Dez.
Brief aus Stellenbosch. Das ist ein Städtchen in Südafrika, mit noch nicht zehntausend Einwohnern, aber einer festen Schritts emporkommenden Universität. Einer ihrer jungen Professoren schreibt mir, Philolog, Kunsthistoriker, Wilamowitz-Schüler, enthusiastischer Bure, merkwürdige Mischung von Humanismus mit Nationalismus, mir sehr verständlich, der ich doch auch zugleich kosmisch und provinziell gesinnt bin und so gern ich mich mit dem Weltgeist unterhalte, mir dabei stets ausbitte, meine Mundart sprechen zu dürfen. Er schreibt: »Jedes Blatt und Buch aus Deutschland ist mir eine Quelle der Erquickung, denn man lebt hier abseits vom großen Strom der Weltkultur. Dennoch gibt's hier eine junge Kultur im Entstehen, und oft denke ich, wieviel schöner und ersprießlicher es ist, hier Pionierwerk zu tun als im alten Lande, wo man nicht viel Neues zustande bringen kann, gerade jetzt auch, wo Europa einer großen Ruine gleicht. Bis vor zehn Jahren hat unsere Volkssprache, afrikanisch-holländisch, noch keine Anerkennung gehabt. Seitdem ist sie Schul- und Kanzel- und Parlamentssprache geworden. Dichter haben in dieser kurzen Zeit eine Literatur geschaffen, erstklassige Geschichtswerke sind erschienen, auch Schulbücher für die Kinder, ja man übersetzt jetzt auch die Bibel ins Afrikanische, wo früher das Hoch-Holländische, das nicht gesprochen wurde, die allgemeine Schul-, Kanzel- und Schriftsprache war. Auch an unserer Universität wird meistens in Afrikanisch gelesen, und ich habe eben acht öffentliche Vorträge über griechische Kunst gegeben. Das ist auch eine Begleitung des Afrikanernationalismus hier im Lande, der die stärkste politische Partei unter General Herzog ins Leben gerufen hat, so daß General Smuts die Reste seiner Kompromißpartei mit der Engländerpartei hat vereinigen müssen, der Selbsterhaltung wegen!« Er hat auch mit jenen seiner Kollegen, die, wie er, unseren Universitäten ein dankbares Gefühl bewahrt haben, mit diesen, wie er sie nennt: »deutschstudierten Afrikanern« zusammen eine »Pietätserklärung« gegen die »Verleumdungen der deutschen Wissenschaft im Ausland« abgegeben. Er will jetzt, um den Sinn für deutsche Kunst in Südafrika zu fördern, dies, da man ja leider nicht das Kaiser-Friedrich-Museum oder die Münchener Alte Pinakothek dort gastieren lassen kann, durch Ausstellung von »Reproduktionen« versuchen und fragt mich, ob ich ihm helfen kann, die Mitwirkung deutscher Verleger zu gewinnen. Wenn etwa R. Piper in München sich entschließen könnte, seine mächtige Grünewald-Mappe mit den herrlichen Hanfstänglschen Photographien des Isenheimer Altars, sein Marées-Werk Meier-Gräfes und die wunderschöne Ausgabe der Briefe von Marées, Kubins entzückende »Neujahrsnacht« Jean Pauls und Hagens Deutsche Zeichner der Universität Stellenbosch in Südafrika zu stiften, unser Schroll in Wien Pachers Wolfganger Altar, die Münchener Gesellschaft für christliche Kunst Paschalis Schmids Altdeutsche Weihnacht, Hugo Heller sein Klimt-Werk, Bruno Cassirer ein paar Jahrgänge von Schefflers »Kunst und Künstler«, der Inselverlag die Italienische Reise mit Goethes Zeichnungen, Karl Robert Langewiesche seine »Deutschen Dome«, »Deutsche Plastik« und »Deutschen Barock«, die Stuttgarter Deutsche Verlagsanstalt von ihren »Klassikern der Kunst« etwa den Dürer, vor allem aber den Schwind und dazu noch Callwey in München, Alexander Koch in Darmstadt, Wasmuth in Berlin und Seemann und Bruckmann und Velhagen, und sicher vergesse ich von den besten Namen noch manchen!, so dürfte dies wohl ein vaterländisches Werk im höchsten Kultursinn geheißen werden. Adresse: Dr. Johannes Basson, Dorpstraat 99 in Stellenbosch bei Kapstadt, Südafrika.