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Zorn und Liebe.

An Karoline Hegewisch

Karoline Hegewisch, geb. von Linstow, war die Frau des Kieler Professors der Medizin Franz H., welchen A. auf seiner Reise 1816 in Kiel besucht hatte..
1819.

Von Liebe sprichst du, süßes Kind,
Und immer nur von süßer Liebe;
Lieb' ist der Frauen Frühlingswind
Und Mutter aller milden Triebe,
Lieb' ist des Himmels Nachtigall,
Die laut vom Jenseits klingt den Schall.

Sie klingt der Welten Hochgesang,
Wie keine Harfe klingt und Zither;
Was sie nicht klingt, ist Schellenklang,
Was sie nicht schafft, ist Prunk und Flitter,
Was sie nicht baut, das steht auf Sand,
Was sie nicht weiht, gerät zu Tand.

Sie ist der Stolz, sie ist der Glanz,
Doch wer mag ihre Namen zählen?
Sie ist im Göttersternentanz
Die Reigenfürstin heil'ger Seelen –
Wer klänge, hätt' er solchen Klang,
Von ihr nicht Ewigkeiten lang?

Doch schilt mir drum den Bruder nicht,
Der holden Herrlichkeit Bewahrer,
Er funkelt auch von Himmelslicht,
Ein Frommer, Fester, Heitrer, Klarer,
Doch schilt mir nicht den tapfern Zorn,
Ohn' ihn hat Liebe halb verlorn.

O schilt den tapfern Kämpfer nicht,
Mit ihr aus einem Bett entsprossen;
Zwar trägt er strenges Angesicht
Und hält der Schlacht Visier geschlossen,
Doch könnt' er jemals lässig sein,
Wie möchte Liebe sicher sein?

Drum her die Hand! Es bleibt dabei!
Blieb's nicht, so würde gar nichts bleiben,
So würd' in öder Wüstenei
Kein Geisterfrühling Blüten treiben,
So schüfe Satan hier das Recht,
Und hieße ewig Herr der Knecht.

Drum her die Hand! Es bleibt dabei!
Halt hoch empor den Stolz des Lebens!
Halt fest, halt fest an diesem Zwei!
So lebst und strebst du nicht vergebens;
Denn wie die Rose blüht im Dorn,
So blüht und glüht die Lieb' im Zorn!


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