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A., der im Mai in geheimer Mission nach Stralsund geschickt worden war, sah auf dieser Reise seine Heimatinsel auf kurze Zeit wieder. (D. H.)
1813.
Ihr hohe Bilder, die im Herzen prangen,
Ihr bunte, holde Himmelsphantasien,
So sollt ihr nimmer mir hier unten blühen?
So bleibt ihr ewig an den Sternen hangen?
Wie liebe Arme wollen mich umfangen!
Wie süße Augen wollen für mich glühen!
Wie süße Seelen wollen in mich ziehen!
Ich darf nach Glück und Liebe nimmer langen.
Doch bleibet, Phantasien! Bleibet, Träume!
Ihr dünne Schatten, bleibt, die ewig lügen,
Doch mehr uns halten als das dicke Leben!
Unendlich sind des Geistes Ätherräume,
Und in den Höhen, wo die Vögel fliegen,
Soll meine Lieb', ein bunter Vogel, schweben.
Geliebtes Eiland, mütterliche Erde,
Wo ich von siebzehn schönen Jugendlenzen
Die Bäume und die Hügel sah bekränzen,
O Rügen, Land voll lieblicher Gebärde!
Sprich, ob ich je die Taten sehen werde,
Wovon die Bilder also lieblich glänzen,
Daß ich in andern Völkern, andern Grenzen
Stets suchen muß nach Arbeit und Beschwerde?
All deine süße Schöne mußt' ich lassen,
All deine holde Stille mußt' ich fliehen,
Ich mußt' ein größres Vaterland mir suchen.
O diesen Stolz, werd' ich ihn je erfassen?
Wirst du, Germanien, noch in Freiheit blühen,
Wo Sklaven stöhnen und Tyrannen fluchen?
Ich lese bunte Blumen in den Hainen,
Daß ich sie fernhin meiner Liebe sende,
Gar lustig gehn die Augen und die Hände,
Doch die Gedanken drinnen wollen weinen.
Sie sprechen: Sieh' an diesen süßen Kleinen
Den Anfang aller Dinge und das Ende:
Schnell kommt des schönsten Glückes Sonnenwende,
Und traurig spielst du dann mit leeren Scheinen.
Sie sprechen: Blühten wir nicht bunt wie diese
In deiner Brust voll junger Frühlingsliebe?
Sind wir dir lieb nicht, o wie lieb! gewesen?
Kein Engel treibt dich aus dem Paradiese,
Die Stunden nicht sind deiner Freuden Diebe,
Du bist es selbst, du unruhvolles Wesen.
So klingst du wieder, längst verklungner Klang?
So blüht ihr wieder, längst verwelkte Rosen?
So wollt ihr, Phantasien, mit mir kosen,
Wie mit dem Lenz der muntre Waldgesang?
Was will dies? Wandelt nicht mein Lebensgang,
Wo Furien wild in Kriegsposaunen stoßen?
Wo Männer blutig um das Schicksal losen?
Was täuschet mich der Himmlischen Empfang?
Gewiß, ihr Holden, habt ihr euch verirrt,
Ihr sucht den Mann nicht, dem die Locken grauen,
Ihr sucht den Mann nicht mit dem finstern Blick.
Was hör' ich? Eine süße Stimme girrt –
Was ist's, das die entzückten Blicke schauen?
O bleibe, Traum! O bleibe, träumend Glück!
Was klingt mir für ein süßer Wunderschall
Mit Himmelstönen tief im tiefsten Herzen,
Gleichwie die Stimme klingt der hohen Schmerzen,
Die ewig liebekranke Nachtigall?
Was blüht ihr, längstvergangne Wonnen, all
Und zündet mir die Brust mit Himmelsschmerzen?
Und laßt die finstern Geister in mir scherzen?
O das ist Liebe, das ist Liebesschall!
O bliebst du ewig, süßer Wunderschall!
O würd' ich selber ganz zur Philomele
Und klänge mich in Liebesklagen tot!
Denn wer die Liebe hat, der hat das All,
Die Liebe ist der Seelen große Seele,
Der Götter Leben und der Götter Tod.
Was ächzest du, o Seele, Turteltaube
Des Himmels? Warum sehnest du dich hinnen,
Dahin, wo Engelherzen liebend sinnen
Das Wohl und Weh' der Pilger hier im Staube?
Sei fröhlich! Hoffnung wandelt ja und Glaube
So lieb mit dir im Wähnen und im Minnen,
Und weiße Lilien, rote Rosen spinnen
Hienieden manchen Fleck zur Himmelslaube.
Sie girrt mir zu: Zur Stillung meiner Schmerzen
Berufe alle Blumen, alle Bäume
Und lade alle süßen Nachtigallen.
Vergebens; denn mir blüht ein Gram im Herzen,
Der Liebe heißt, der sucht die hohen Räume,
Und zu den Sternen geht sein ew'ges Wallen.
Woher, du süßes Schmachten, frommes Wähnen,
Die sich mit Inbrunst auf zum Himmel drängen?
Die mir die heiße Brust wie Ströme sprengen
Im Ozean von Träumen und von Tränen?
Woher, du tiefes wunderbares Sehnen
Mit Todesliebe und mit Todesklängen,
Gleich jenen wonnereichen Grabgesängen,
Womit der süße Tod erklingt in Schwänen?
O in der Töne Wollust so verklingen!
In süßen Tränen Wellen gleich verrieseln!
In süßen Träumen Geistern gleich verschweben!
O Schwäne, welche mir im Busen singen,
Ihr schmölzet wohl die Brust von harten Kieseln,
Eu'r Sterben gäbe wohl dem Tode Leben.
Wie Millionen Tropfen in den Wogen
Des Meeres lustig durcheinander fliehen,
Wie Millionen süßer Blumen blühen,
Wann milde Strahlen wehn vom Himmelsbogen,
So kommen wimmelnd Geister hergeflogen,
Die jauchzend ein in meine Seele ziehen,
Die gleich den Sternen, gleich den Blumen blühen,
Und haben bunte Farben angezogen.
O seid willkommen, Seelchen meiner Seele!
Willkommen, süße Boten meiner Kleinen!
Willkommen, bunte Vögel ihrer Minne!
O grüßet meine holde Philomele,
Die klingt so hell in meines Herzens Hainen,
Die so entzücket meine trunknen Sinne.