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Unser Saal.

Die Schmalzsche Anklageschrift gegen den Tugendbund und die Verdächtigung der rheinischen Publizistik als revolutionär hatten in den Reihen der ehemaligen Freiheitskämpfer und unter der akademischen Jugend Unzufriedenheit erregt, die sich in der Forderung einer Verfassung und eines deutschen Kaisers kundgab. (D. H.)

1817.

Es steht ein Saal mit hohen Pforten,
Gefüllt mit Gold und Goldesschein,
Da geht die Welt mit leisen Worten
Und leisern Füßen aus und ein,
Da muß sich alles festlich schmücken,
Was anders aussieht, weist man weg,
Und graden Augen, graden Rücken
Versperren Wächter oft den Weg.

Doch dringt die Menge unermüdet
Dem zaubervollen Schimmer zu,
In Herz und Sinnen gar entfriedet
Sucht sie im Glanze Glück und Ruh',
Und viele lauern unverdrossen
Vom Morgen bis zum Abendschein –
Das Tor ist immer aufgeschlossen,
Doch läßt es nur Erwählte ein.

Und wer dann endlich eingedrungen,
Was hat er von der goldnen Pracht?
Bei Tage Gift von bösen Zungen
Und ungeheuren Schlaf die Nacht:
Oft ist die Hölle hingeteufelt
Mit Neid und Gram zum bunten Schein,
Und mancher schon ist dran verzweifelt
Und mochte lieber draußen sein.

Wie heißt der Saal der hohen Schwelle?
Wie heißt der blanke Ort der Qual?
Wie heißt die schöne Lügenhölle?
Sie heißt auf deutsch ein Königssaal.
Da sind die Ehren und die Würden,
Wonach sich's rennt im Lauf und Trab,
Doch Kaiser legten goldne Bürden
Oft gern in stillen Hütten ab.

Ein andrer Saal mit güldnen Zeichen
Ein wunderbar gewölbter Saal,
Hoch über allen Königreichen
Und über jedem Kaisersaal,
Er ruht auf keinen ird'schen Säulen,
Nichts sieht man, was ihn trägt und hält,
Und wie die schnellen Stunden eilen,
Umrollt er mit die ganze Welt.

Daß seinem Tag das Licht nicht fehle,
Da springt kein einz'ger Diener auf,
Er bläst die große Lebensseele,
Die Sonne, sich zur Lampe auf,
Und wann die Nacht die Menschenherzen
Zur Freude und zur Liebe ruft,
Dann hängt er hunderttausend Kerzen
Gar sternig auf in blauer Luft.

Sein Glanz ist immer aufgeschlossen,
Der ganzen Welt gehört sein Schein,
Und unermüdet, unverdrossen
Klingt's immer freundlich: Nur herein!
Es sitzt als Pförtnerin die Liebe,
Die Hoffnung trägt das Wächteramt,
Die gern in alle Herzen grübe
Die Glut, die ihr die Brust durchflammt.

Auf dieses Saales höchstem Sitze
Da thront ein König, groß und hehr,
Hält mit der rechten Hand die Blitze
Und mit der linken Erd' und Meer.
Der Glanz des Throns ist nicht zu fassen,
Ist keines Erdenblickes Raub,
Die Erdenkönige erblassen
Und liegen vor ihm tief im Staub.

Er ist genannt auch ohne Namen,
Der Saal, er heißt der Himmelssaal,
Wo Halleluja tönt und Amen
Im Jubel ohne Maß und Zahl.
Des Herrschers Namen muß ich schweigen,
Gott nennen Menschenzungen ihn,
Um den der Sterne Wonnereigen
Schon Myriaden Jahre fliehn.

O Wundersaal mit goldnen Zinnen!
O wunderschöner Gottessaal!
Zieh all mein Denken, Trachten, Sinnen
Empor mit deinem süßen Strahl!
Zieh all mein Sehnen, all mein Lieben,
Zieh all mein Hoffen auf zu dir!
Ich bin als Kind ja eingeschrieben
Zu deinem Dienste für und für.

Was ist der höchste Glanz hienieden?
Ein gaukelnd bunter Irrlichtschein.
Er lockt uns aus dem stillen Frieden
In trüben Wahn der Nacht hinein,
Für Wonnen flüchtiger Minuten,
Des Augenblickes süßen Traum,
Muß unser Herz in Jahren bluten
Und heilt oft vor dem Grabe kaum.

Was sind die Freuden dieser Erde?
O nichts als eitel Eitelkeit;
Wodurch ich heute selig werde,
Das hab' ich morgen schon bereut;
Im Wechsel zwischen Lust und Schmerzen,
An Sinnen und Gefühlen blind,
Treibt mich der Sturm im eignen Herzen
Umher wie welkes Laub der Wind.

Drum auf! Drum auf zum hohen Saale,
Wo stets die Tore offen stehn,
Und bei dem reichen Freudenmahle
Die Engel rings als Diener gehn,
Wo stets die Pförtnerin, die Liebe,
Auf süße Tröstung ist bedacht,
Die alle wilden Erdentriebe
So fromm als kleine Kinder macht.

Drum auf! Drum auf zur Stadt der Gnaden
Aus finstrer Erdendunkelheit!
Wir sind ja alle eingeladen
Zum Glanz der ew'gen Herrlichkeit,
Wir sind ja alle eingeschrieben –
Und das ist unser Stolz und Mut –
Durch unbegreiflich süßes Lieben,
Mit Gottes eignem Herzensblut.


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