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Ein König verirrte sich einsmals auf der Jagd und wurde dadurch von seinen Hofleuten getrennt. Als er nun wieder auf den rechten Weg kam und ganz allein ritt, begegnete ihm unterwegens ein Bauer, welcher gleichfalls auf eben diesem Wege zu Markte ging.
Der König fragte ihn: »Bauer, wo willst du hin?«
Er antwortete: »In die Stadt.«
Nach unterschiedlichen Reden fing endlich der Bauer ganz trocken an: »Ich möchte doch auch einmal den König sehen, er ist mir noch niemals zu Gesichte gekommen.«
Der König sagte zu ihm: »Komm mit, ich reite jetzo gleich zum Könige hin!«
Der Bauer fragte: »Wie kann man denn wissen, welches der König ist?«
Er antwortete ihm:»Sobald wir in die Stadt kommen, so gib Achtung: Welcher unter allen den Hut aufbehält, derselbe ist der König.«
Indessen kamen sie an das Stadttor an. Da warteten alle königlichen Bedienten auf ihren König und empfingen ihn mit entblößten Häuptern. Der Bauer aber aus Unverstand behielt samt dem Könige den Hut auf dem Kopfe.
Nun sagte der König zum Bauer: » Siehest du nun, wer König ist»«
Der Bauer antwortete: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich denke, einer von uns beiden müsse es unfehlbar sein.«
Ein alter Herzog von Braunschweig kam an einem Sonntage in Hamburg an und stieg an dem Hause eines Bankiers ab, welcher aber nicht zu Hause war. Man ging eben in die Kirche. Der Herzog entschloß sich, auch dahin zu gehen, und ließ sich in den Stuhl seines Wirts führen, in den noch etliche andere Kaufleute gingen.
Ein junger Kaufmannssohn, welcher erst kürzlich von Reisen gekommen war, trat nach ihm hinein und sah den Fremden, welcher in seinen Reisekleidern eben keine sonderliche Figur machte, über die Achseln an.
Der Klingelbeutel ließ sich hören. Der Herzog legte einen Gulden vor sich. Der junge Mensch sah es für eine Ausförderung an und wollte einem in seinen Augen so geringen Nebenbuhler des Stolzes seine Macht zeigen. Er zog einen Dukaten heraus und legte ihn, so wie jener seinen Gulden, vor sich.
Der Herzog, welcher nun seinen Mann kennenlernte, wollte ihn weiter probieren und legte auch einen Dukaten zu seinem Gulden. Jener holte zum Trotz noch einen hervor, und so stiegen sie beide, bis jeder zwölf Dukaten vor sich liegen hatte.
Der Klingelbeutel kam. Der junge Herr, welchem er zuerst präsentieret wurde, warf mit einem heldenmütigen Großmut seine zwölf Dukaten hinein. Aber der Herzog, welcher klüger war, strich die zwölf Dukaten ein und gab nur den Gulden hin.
Ein Hofmann schalt einen Bettler, welcher ihn um eine Gabe ansprach, einen Müßiggänger.
Der verschlagene Bettler versetzte darauf: »Eben deswegen bitte ich mir von Ihnen besonders eine Gabe aus, denn das Hofleben ist so gut ein Müßiggang als das meinige, nur mit dem Unterschiede, daß jenes besser in die Reguln der Kunst gebracht ist. Kollegen sollten also einander am allerersten aus der Not helfen.«
Ein vornehmer Herr, welcher ungern bezahlte, ging einstmals zu einem Hutmacher und suchte sich einen anständigen Hut aus. Wie er mit dem Hutmacher des Preises wegen einig worden war, so sagte er seiner löblichen Gewohnheit nach: »Meister, Ihr werdet mir wohl auf einige Zeit dieses Hutes wegen Kredit geben, indem ich etwan Euch von Person bekannt genug bin und Ihr wohl wisset, daß ich Geld habe.«
»Gnädiger Herr«, antwortete der Hutmacher, »ich setze in dero Person kein Mißtrauen, allein ich kann dem ohngeachtet nicht borgen.«
»Wie?« versetzte der vornehme Herr. »Erkühnet Ihr Euch, mir einen Hut auf Kredit abzuschlagen?«
»Gnädiger Herr«, erwiderte der Hutmacher, »ich bitte meiner Grobheit wegen um Verzeihung. Die Ursache beruhet darauf, weil ich das Geld sehr nötig brauche, übrigens auch nicht gewohnt bin, vor meinem Hute alle Tage eine Reverenz zu machen.«
Diese spitzige Rede hatte so viel Wirkung, daß ihro Gnaden den Hut sogleich bezahlten.
Ein General war bei einem Edelmanne, der von einem Ochsenhändler ein Stück in die Küche kaufen wollte. Dieser fragte den General: »Was meinen Sie, Herr General, dienet der Ochse wohl zum Schlachten?«
Der Ochsenhändler wandte sich darauf zu ihm und sagte: »Da sehen Sie, Herr Patron, daß es ein rechter Generalochse ist, der wohl drei Steine Talg im Leibe hat.«
Über den Titel »Generalochse« mußte der Edelmann lachen.
Wie es aber der General merkte, sprach er: »Ich verstehe mich nicht auf diesen Handel. Da redet mit diesem Herrn, das ist der Prinzipal, welcher den Ochsen kaufen will.«
Sogleich wendete sich der Ochsenhändler zu jenem, schlug mit der Hand aufs Rind und sprach: »Sehen Sie doch, mein Herr, ist das nicht ein Prinzipalochse, er muß wie ein gespickt Rebhuhn durchwachsen sein!«
Ein Offizier ersuchte den Kriegsminister um die Bezahlung seines rückständigen Soldes, mit dem Beifügen, daß er sonst Gefahr laufe, vor Hunger zu sterben.
Der Minister, welcher sah, daß er ein fettes und blühendes Gesicht hatte, antwortete ihm: »Das wird nun wohl, dem Ansehen nach, keine Not haben, Ihr Gesicht ist mir Bürge dafür.«
»Sie irren sich, gnädiger Herr«, versetzte der Offizier, »dieses Gesicht gehöret nicht mir, sondern meiner Wirtin, welche mir schon geraume Zeit borget und es auf ihre Kosten bis jetzt unterhält.«
Zween Husaren, welche an einem Felde vorbeiritten, bemerkten einen Bauern, welcher säete. Der eine sagte zu ihm: »So, mein guter Mann, säet nur immer, aber die Frucht Eurer Arbeit soll uns zu Nutze kommen.«
»Ja, ja«, sagte der Bauer, »das kann wohl sein; denn ich säe Hanf.«
Ein Schwabe sollte einst im Felde bei einer Kanone Schildwache stehen, er hatte aber seinen Posten verlassen und war in ein benachbartes Wirtshaus gegangen.
Nachdem man ihn aufgesucht hatte und ihn der Offizier fragte, warum er seinen Posten verlassen hätte, so sagte er: »Herr Hauptmann, ich habe an der Kanone probiert und hinten und vorne gehoben: Einer trägt sie nicht weg. Kommen aber mehrere, so bin ich auch nichts nutze dabei.«
Da ein Bettelvogt die Straßen von den Bettlern reine halten wollte, traf er eine alte Frau bettelnd an. Er nahm sie bei den Armen und wollte sie ins Zuchthaus mit diesen Worten führen: »Wißt Ihr nicht, daß das Betteln verboten ist ; Fort mit Euch ins Zuchthaus!«
Die Bettelfrau antwortete ganz unerschrocken: »Freundlicher Herr Bettelvogt, lasse Er mich doch nur noch ein Viertelstündchen betteln!«
Er versetzte: »Wenn man seinen gebührenden Titul kriegt, kann man noch wohl ein Auge zudrücken.«
Die alte Frau sprach darauf: »Nun ja, wenn Er das tun will, kann ich noch einen ganzen Tag herumgehen.« – Denn er hatte nur ein Auge, und wenn er solches zugetan, hätte er gar nicht sehen können.
Ein Dieb sollte gehenket werden. Als er nun unter den Galgen trat und gewahr wurde, daß der Kloben an dem obersten Balken befestiget werden sollte, bat er den Henker, ihn etwas niedriger aufzuknüpfen, indem es nicht lassenschicklich sein würde, wenn er mit dem Herrn Richter, welcher ein viel größerer Dieb als er wäre und gewiß nächstens das ähnliche Schicksal haben würde, in gleicher Höhe hinge.
»Nein«, antwortete der Henker, »mache dir keine Sorge: Als Richter ist er schon dem Galgen entwachsen.«
Ein Bauer hatte an einen Advokaten, der Raabe hieß, etwas zu bestellen. Unterwegs vergißt er den Namen und fragte nachgehends in der ganzen Stadt, wo der Advokat Krähe wohnete.
Endlich sagte ihm einer, daß kein Advokat Krähe, wohl aber Raabe vorhanden wäre.
»Ja, der ist es«, fing der Bauer an, »ich wußte wohl, daß es so ein Galgenvogel war, ich hatte nur den Namen verwechselt.«
Ein Bauer ging zu einem Advokaten, zog ihn über einen Prozeß, welchen er bekommen hatte, zu Rate und fragte ihn, ob seine Sache gut sei.
Der Advokat dachte die Sache ein wenig durch und sagte zu ihm, daß sie gut sei, aber einige Kosten erfordert würden. Wenn er diese bezahlte, so wolle er seinen Prozeß ausführen.
Der Bauer gab ihm das Geld und sagte: »Mein Herr, da Sie nunmehro bezahlt sind, so bitte ich Sie, mir aufrichtig zu sagen, ob Sie nun noch der Meinung sind, daß meine Sache gut sei.«
Zween Studenten waren ausgeritten und begegneten einem Bauern auf der Landstraße. »Halt«, sagte der eine, »den Kerl müssen wir eins vexieren: Hört, guter Freund, wißt Ihr wohl, daß wir gelehrte Leute sind? Wir können beweisen, was wir wollen. Wir wollen Euch zum Exempel beweisen, daß Ihr ein Krautstengel seid.«
»Das glaube ich wohl, ihr Herren«, sagte der Bauer, »ich
kann Euch auch beweisen, daß Euer Sattel ein Maulesel ist.«
»Ein Maulesel«, rief der eine, »wie kann das sein?«
»Freilich. Was zwischen einem Pferde und einem Esel ist;
ist ein Maulesel.«
Drei schelmische Studenten gingen einsmals auf das Feld spazieren und fanden einen Kerl in einem Graben schlafen und einen mit einem Sacke voll Getreide beladenen Esel, dessen Zügel der Schlafende in seiner Hand hielt.
Einer von diesen Studenten sagte zu den andern: »Wenn ihr mir Hilfe leisten wollet, so will ich euch zu etwas Geld verhelfen, welches wir jetzt, da wir davon sehr entblößet sind, wohl nötig haben.«
Sie versprachen ihm ihren Beistand.
»Nun«, sagte er, »so wollen wir diesen Esel wegnehmen und ihn verkaufen. Weil eben morgen Markttag ist, werden wir leicht einen Käufer dazu finden. Nehmet also die Ladung ab, und tut sie mir auf meinen Rücken, und leget mir den Zügel über meinen Kopf, und dann führet den Esel zu Markte, und lasset mich mit diesem Kerle allein!«
Dieses geschah alles.
Eine kurze Zeit nachher wachte der arme Kerl auf und war sehr erstaunet, seinen Esel so verwandelt zu finden.
»Ach, um Gottes willen«, sagte der Student, »nehmet diesen Zügel aus meinem Munde und diese Last von meinem Rücken!«
»Potz Henker, wie seid Ihr hierher gekommen;« fragte der Kerl.
»Ach«, sagte der Student, »mein Vater, welcher ein Hexenmeister ist, hatte mich, weil ich ihm einen üblen Streich spielete, in einen Esel verwandelt. Nun aber ist sein Herz erweichet worden, und er hat mir meine vorige Gestalt wiedergegeben. Deswegen bitte ich Euch, mich nach Hause gehen zu lassen, damit ich meinem Vater dafür danken könne!«
»Sehr gern«, antwortete der einfältige Kerl, »ich will nichts mit der Hexerei zu tun haben.« Er setzete also den Studenten in Freiheit, welcher sofort zu seinen Kameraden ging und sich mit denselben mit dem für den Esel gelöseten Gelde lustig machte.
Der Kerl ging den folgenden Tag auf den Markt, um sich einen andern Esel zu kaufen, und – nachdem er verschiedene besichtiget hatte – wurde er seinen eigenen gewahr und sagte : »Oho, hast du dich wieder mit deinem Vater gezanket? Nein, nein, ich will mich nicht mehr zwischen euch mengen.«
Ein Mann, der mit Abrichtung der Hunde sein Brot verdiente, hatte über seine Türe ein Schild ausgesteckt mit der Aufschrift: »Hier unterrichtet man vierfüßige Jugend.«
Diesen ließ eine Dame zu sich fordern und sagte zu ihm: »Wieviel soll ich Ihm geben, wenn Er meinen Silvia abrichtet?«
»Das wird monatweise bezahlt«, sagte er, »denn es kommt dabei vieles auf die Gelehrigkeit der Tiere an.«
»Und wieviel bekömmt Er denn monatlich?« fragte die Dame.
»Einen Louisdor«, sagte er, »das ist ein gesetzter Preis.«
»Wie, einen Louisdor?« erwiderte sie. »Ich habe geglaubt, ein paar Taler des Monats würde genug sein.«
»Pfui, Madame«, versetzte der Hundelehrer, »halten Sie mich denn für einen Magister, der mit den Studenten die Philosophie repetiert?«
Eine gewisse Demoiselle hatte einen Papagei, welcher alle Worte, die er reden hörete, auffing und nachmals oft wiederholte. Einmal hatte sie einen gewissen Doktor einen Hahnrei genennet, welches der Papagei aufgeschnappet hatte.
Einsmals stand er bei ihr am Fenster, und der Doktor ging auf der Straße vorbei. Sogleich nannte ihn der Papagei mit Namen und rief dabei: »Hahnrei!«
Sofort stand der Herr Doktor stille und fragte die Demoiselle, ob sie das den Papagei gelehret habe.
Sie antwortete: »Nein, mein Herr, vielleicht hat er sich's so eingebildet.«
»Oh«, versetzte der Doktor, »vermutlich denkt er, daß Sie meine Frau sind.«
Ein etwas bejahrter Bürger hatte eine junge Frau geheiratet. Sein Knecht, welcher sich einbildete, der Frau besser als ihr Mann gefallen zu können, hatte verschiedene Mal ihre Gunst gesucht, aber nie erhalten können.
Als der Mann einige Tage lang in Geschäften außer dem Hause bleiben mußte, glaubte der Knecht, die beste Gelegenheit zu haben, seine Begierden zu stillen, und als die Frau in der Küche allein war, sagte er ihr ohne Umschweife, daß er sich diesen Abend, wenn sie zu Bette würde gegangen sein, ganz sachte in ihre Kammer einschleichen wollte.
»Ja, komm nur«, sagte sie, »aber nimm dich in acht, ich werde dieses große Küchenmesser mit ins Bette nehmen.«
Die Frau hatte sich niedergelegt, so kam er wirklich in ihre Kammer. Weil er sich aber vor dem Küchenmesser fürchtete, getrauete er sich nicht, an das Bette zu kommen.
Indessen fragte die Frau, wer da sei.
Er antwortete: »Ich bin da und wollte wohl zu Euch ins Bette kommen, aber ich denke an das große Messer.«
»O ich dummes Tier«, antwortete sie, »habe es in der Küche liegen lassen.«
Eine Komödiantin stellete auf der Schaubühne eine Mannsperson vor. Als säe ihre Rolle ausgespielt hatte, sagte sie zu einer andern: »Ich glaube, daß die eine Hälfte der Zuschauer mich wirklich für eine Mannsperson hält.«
Diese antwortete: »Aber Madame, die andere Hälfte weiß zuverlässig das Gegenteil.«
Ein Komödiant wollte vieler Schulden wegen sich ersäufen. Er ging deswegen nach dem Wasser. Weil es aber im Winter und der Fluß zugefroren war, so stand er auf der Brücke und sah immer mit starren Blicken hinunter.
Endlich fragte ihn die Schildwache, was er da wollte.
»Ich will mich ersäufen«, war die Antwort.
Der Soldat versetzte, er sähe wohl, daß das nicht anginge, und es würde wohl noch ziemlich lange dauern, ehe das Wasser aufginge.
»Das tut nichts«, versetzte der Komödiant, »ich soll auch erst in vier Wochen bezahlen.«
Ein Bauer, dessen Frau das Fieber hatte, kam zur Stadt und wollte zu einem Apotheker gehen, daß er ihm etwas für dieselbe geben sollte, hatte aber unterwegs den Namen ‚Apotheker‘ vergessen. Er fragte daher auf der Straße nach einem Quacksalber. Ein guter Freund von dem Apotheker wies ihm die Apotheke.
Wie der Bauer hineinkam, machte er einen Kratzfuß, rückte an seinem Hute und sagte: »Goden Dag. Wohnt hier een Quacksalwer;«
Den Provisor, welcher allein in der Apotheke war, verdroß diese Anrede, er versetzte daher mit einem verdrießlichen Tone: »Kerl, was wollt Ihr?«
Der Bauer wiederholte die vorige Frage und setzte hinzu: »Ick wull wat för 't Freeren hebben.«
Der Provisor, welcher glaubete, daß der Bauer seiner spottete oder wenigstens von einem Schalke abgesandt sei, um ihn zum besten zu haben, geriet in Eifer und gab ihm ein paar derbe Ohrfeigen, daß ihm die Backen feuerten.
Der Bauer, welcher empfand, daß dieses ein gutes erwärmendes Mittel sei, gedachte bei sich selbst, daß es seiner Frauen wohl helfen würde, und fragte: »Wat kriegt Ji daför?«
Der Provisor antwortete: »Wo du nicht bald gehest, so will ich dir mehr geben.«
»Nee«, sagte der Bauer, »et ward all nog' sien, dat sall mien Fruu woll helpen, se is noch jung.« Und damit ging er seiner Wege.
Wie er zu Hause kam, saß seine Frau im Bette und hatte den heftigsten Frost. »Mann«, sagte sie, »best du mi wat för dat Freeren mitbröcht?«
Er antwortete: »Ja, Fruu«, trat zu ihr vor das Bette und gab ihr eine Ohrfeige, daß ihr Hören und Sehen verging. Von diesem Schrecken verließ sie das Fieber.
Als die Frau wieder zu sich selber kam, sagte sie: »Mann, ick heff di jo nicks dan. Warum schlöggst du mi denn?«
Der Bauer antwortete: »Fruu, dat hett mi de Quacksalwer in de Stadt gewen, ick hebbe dor ünnerwegs brav nah schweetet, un de gode Mann wull dor nicks för hebben.«
Wie nun der Bauer einige Tage darauf wieder zur Stadt mußte, sagte die Frau zu ihm: »De Quacksalwer hett nicks hebben wullt, et hett mi awerst doch holpen. Kumm, nimm em een Paar Hahns mit.«
Der Bauer steckete ein Paar junge Hähne in einen Korb und ging wieder zu dem Apotheker. Diesesmal traf er den Herrn selbst an. Weil er ihn aber nicht kannte, so sieht er sich weitläufig nach dem Provisor um.
Der Apotheker fragte ihn, was er wolle.
Der Bauer antwortete: »Ick hebbe letztens wat haalt för 't Freeren, dat was awerst een ander Kerl as Ji, un he wull nicks daför hebben. Nu hett mi mien. Fruu een Paar Hahns mitgewen, dee schall he hebben.«
Der Herr sagte: »Gebt mir die nur her!«
Er erwiderte: »Ropt doch den andern Kerl her!«
»Ei«, versetzte jener, »es ist einerlei, wem Ihr sie gebt. Ich bin der Herr, und der andere ist mein Provisor.«
»So is 't got«, antwortete der Bauer, gab ihm die Hähne und fügete hinzu: »Ick hebbe man de Hälfte davon bruukt, daför gew ick Juu de Hahns, un de andere Hälfte gew ick Juu wedder.« Hiermit gab er dem Apotheker eine Ohrfeige, daß er nicht wußte, wie ihm geschah, und ging zur Apotheke hinaus.
Ein Spaßvogel begegnete einem Bauer, welcher sich eine Wurst gekauft hatte auf dem Markte, und fragte ihn, was er dafür gegeben hätte.
Der Bauer antwortete: »Einen Groschen.«
»Ei«, versetzte dieser, »das ist noch nicht für sechs Pfennige, Bauer, gib die Wurst her und komm mit mir, der Fleischer soll ankommen, der dich so betrogen hat.«
Er ging mit der Wurst voraus und der Bauer hinterher. Wie sie beide ans Rathaus kamen, ließ der Spaßvogel den Bauer stehen und machte sich unsichtbar..
Der Bauer, unwissend, wo die Wurst mit dem Manne hingekommen war, blieb bestürzt stehen. Jener aber ging mit der Wurst nach einem Bierhause, um sie zu verzehren.
Da er aber es sich am besten schmecken ließ, sah er den Bauer auch zur Türe hereinkommen. Geschwind machte er ein schiefes Maul und aß ganz ruhig fort.
Da der Bauer ihn in die Augen bekam, fragte er ihn: »Wie lange habet Ihr das krumme Maul?«
Dieser antwortete ganz gelassen: »Alle meine Lebtage.«
»Nun, wenn das ist«, versetzte der Bauer, »ich hätte sonst schwören wollen, Ihr wäret der Mann, der mir meine Wurst genommen hat.«
Ein junger Bursche saß mit mehreren Leuten zu Tische. Er nahm ein Stück von einer Pastete, welche noch ganz heiß war, in den Mund und verbrannte sich denselben so, daß die Tränen danach flössen.
Ein anderer, welcher bei ihm saß, fragte ihn, warum er weine.
Er antwortete: »Weil es mir einfällt, daß es heute eben ein Jahr ist, da meine Großmutter starb.«
»Ha, ist das alles e« sagte der andere. Hierauf nahm dieser auch ein Stück von der Pastete in den Mund und mußte ebenfalls das Wasser aus den Augen laufen lassen.
Nun fragte ihn jener mit einer geheimnisvollen Miene, warum er denn weine.
»Daß du junger Schelm nicht bist an dem Tage, da deine Großmutter starb, gehenket worden!« antwortete dieser.
Zur Osterzeit kam ein katholischer Bauer bei seinem Pfarrer zur Beichte, und nachdem er verschiedene Sünden bekannt hatte, so ließ er sich in folgenden Worten vernehmen: »Es liegt mir noch etwas Sonderbares auf meinem Herzen, allein ich getraue mir es nicht zu bekennen, woferne der Herr Pfarrer mir nicht vorher versprochen, daß Sie mir es vergeben wollen.«
Der Pfarrer antwortete: »Mein Sohn, man muß alles beichten, nur sage frisch, ich verzeihe dir's.«
Darauf fing er wieder von neuem an, folgendergestalt zu beichten: »Ich bin derjenige, welcher Ihnen vor elf Wochen ein Schwein gestohlen hat. Aber bedenken Sie nur, Herr Pfarrer, daß Sie es mir schon vergeben haben.«
»Es ist ganz gut, mein Freund«, antwortete der Pfarrer, »jedoch muß ich dabei gedenken, daß man ohne Wiederersetzung nicht vergibet.«
Der Bauer sagte: »Ich würde in großer Verlegenheit sein, wenn das Schwein von mir wieder sollte ersetzet werden, denn dasselbe ist schon lange aufgegessen und verzehret, und überdies bin ich noch dazu ein sehr armer Mann.«
»Dem sei nun, wie ihm wolle«, replizierte der Pfarrer, »so muß doch dem ohngeachtet zum wenigsten die Ehrlichkeit verschiedener in Verdacht gezogener Personen meines Kirchspiels wieder hergestellet werden, weil ich einige derselben dieses Diebstahls wegen beschuldiget habe. Also sollst du nach der Predigt zur Pönitenz vor der ganzen Gemeinde bekennen, daß, indem du der Dieb des Schweins wärest, ich diejenigen um Verzeihung bäte, welche ich fälschlich beschuldiget hätte.«
Und als er dieses versprochen, so ließ er ihm die Absolution widerfahren.
Beim Beschlüsse der Predigt sagte der Pfarrer: »Ich habe befohlen, der und der soll hernach meine Gemeinde wegen einer Ungerechtigkeit, die ich gegen dieselbe begangen, um Vergebung bitten, wie sie denn auch seinem Bekenntnisse völligen Beifall geben kann.«
Der Bauer, welcher ein durchtriebener Vogel und sozusagen fast mit allen Hunden gehetzt war, trat also, ohne Umstände zu machen, jedoch voller Schalkheit, nach der Predigt auf und sagte: »Der Herr Pfarrer will, nachdem er die Beichten seines ganzen Kirchspiels angehöret, auch dagegen seine Beichte an dieselbe ablegen und um Vergebung seiner Sünden bitten. Er hat mir also aufgetragen, euch zu sagen, daß er oft bei euren Weibern geschlafen habe.«
Ein Kandidat predigte über das sechste, Gebot und stellte daraus vor: »Die Sünde wider das sechste Gebot, 1. Hurerei und Unzucht, 2. eigentlicher Ehebruch.« Er machte aber diesen seiner Meinung nach witzigen Übergang von dem ersten zum andern Teile: »Nachdem wir uns nun, Geliebte, lange genug mit der Hurerei und Unzucht beschäftiget haben, so laßt uns weiter gehen und nun auch zum Ehebruche schreiten!«
In einer gewissen großen Stadt, wo vielerlei Religionsverwandte wohnen, die katholische aber die herrschende ist, hielt einsmals ein katholischer Geistlicher eine Kontroverspredigt wider die Protestanten. Er vertiefte sich vorzüglich in dem Beweise, daß alle Protestanten verdammt sein würden, und in seinem großen Eifer rief er aus: »Der Teufel hole mich, wenn ein einziger selig wird!« Und warf mit dem Ärmel, ohne daß er es gewahr wurde, seine Bibel von der Kanzel herunter.
Ein vornehmer Herr befahl seinem Mohr, das Buch aufzulangen und es dem Priester auf die Kanzel zu tragen, indem er glaubte, daß derselbe es nötig haben würde.
Der Mohr nahm das Buch und ging ganz stille hinter den Leuten herum und zur Kanzel herauf.
Der Geistliche, welcher noch immerfort mit den verdammten Protestanten viel zu schaffen hatte, erblickte den Mohren an der Treppentüre und, da er ihn für den Teufel hielt, der ihn wegen seiner wider die Protestanten ausgestoßenen Lästerungen holen wolle, veränderte er seinen lärmenden Ton und sagte etwas ängstlich: »Es könnten wohl einige.« Als er aber über die Schulter sah, daß der Mohr mit ausgestreckter Hand die Treppe heraufkam, rief er: »Und vielleicht viele selig!« Indem kam der Mohr ganz nach oben, und der Jesuit schrie: »Alle selig! Alle selig!«
Ein Bauer ging vor dem Bilde eines Heiligen vorüber, welcher prächtig geschminkt in seiner Nische stand. Wie er nun die Ehrerbietung sah, welche ihm das Volk erwies und welche der Heilige mit einer steifen Miene anzunehmen schien, so erinnerte er sich der Zeit, da der Bildhauer ihn verfertiget hatte, und sagte: »Du hast nicht nötig, so stolz zu tun. Ich habe dich schon gekannt, wie du noch ein Klotz von einem Pflaumenbaume wärest.«
Es fügete sich einsmals, daß ein gewisser Landpriester, welcher in einer benachbarten Stadt, gewisser Verrichtungen wegen, gewesen, bei seiner Rückkehr nach seinem Dorfe, einem alten und dabei lustigen Schornsteinfeger, mit welchem er gern Kurzweil zu treiben gewohnt war, begegnete. Als er denselben zu Gesichte bekam, fragte er ihn, wo er herkomme.
»Von Ihrem Hause«, antwortete der Schornsteinfeger, »denn ich habe heute alle Ihre Schornsteine gefegt.«
»Wie viele waren es?« fragte der Geistliche.
»Nicht mehr denn zwanzig«, antwortete jener.
»Gut, und wieviel kriegst du dafür?« fragte jener.
»Ich kriege für jeden Schornstein einen Schilling«, antwortete er.
»Ei«, rief der Geistliche, »so habt Ihr in einer so kurzen Zeit ein ziemliches Stück Geldes verdienet!«
»Ja ja, Herr«, versetzte der Schornsteinfeger, »das ist mehr als zu wahr, wir Schwarzröcke verdienen unser Geld leicht genug und ohne große Mühe.«
Ein Katholik beichtete dem Pater unter andern Sünden, daß er kürzlich auf einer Hochzeit gewesen wäre, und weil er etwas zu viel Wein getrunken gehabt habe, so hätte er dem Bräutigam bei der Braut etwas Eintrag getan.
Der Pater sagte: »Die Sünde ist zwar groß, doch soll sie dir vergeben sein!«
Der Beichtende fuhr fort: »Es blieb dabei nicht: Ich traf auch einmal der Braut Schwester alleine an und küßte sie.«
»Ei ei, das ist zuviel, dafür mußt du Pönitenz tun!«
»Herr Pater«, sagte der Beichtende ferner, »es ist noch nicht alles: Ich weiß nicht, wie es zuging, daß ich auch mit der Braut ihrer Mutter zu tun hatte.«
Hier schrie der Pater, indem er sein Käppchen auf die Erde warf: »Das ist ja gar was Entsetzliches! Warum komme ich denn nicht einmal auf eine solche Hochzeit?«
Ein Edelmann konnte mit seiner Frau kein Kind bekommen,, und da wahrscheinlicherweise hiervon die Schuld in und an ihm lag, weil er schwächlich war und beständig kränkelte, so hatte er seiner Frau, welche von munterem Temperamente war, teils um den Hausfrieden zu erhalten, teils um einen Erben zu bekommen, erlaubt, sich einen zu erwählen, welcher seine Stelle im Werke des heiligen Ehestandes vertreten könnte. Hierzu hatte sie sich den Kutscher, einen jungen raschen Kerl, ausersehen.
Hinter dieses Verständnis der Ehefrau mit dem Kutscher war der Herr Kaplan gekommen, und sein heiliger Eifer trieb ihn an, sie zu beobachten, welches ihm leicht wurde, da er fast täglich in dem Hause war. Einsmals entdeckte er durch das Schlüsselloch solche Dinge, die ihn nicht weiter zweifeln ließen.
Sein Gewissen ermahnete ihn zu der Schuldigkeit, seinem Kirchenpatrone hiervon Nachricht zu geben. Er erzählete ihm, daß er nicht leiden könne, wie seine Frau ihn auf eine so niederträchtige Art beleidige.
Hierauf sagte der Edelmann: »Stille, stille, Herr Kaplan! Das ist ein Geheimnis. Ich gebe meinem Kutscher für diesen Dienst noch außer seinem ordinären Solde jährlich zwanzig Dukaten.«
Der ehrwürdige Mann rief aus: »O schade, daß Sie mir das nicht gesagt haben: Ich hätte es für die Hälfte getan.«#
Ein angesehener Edelmann in einem katholischen Lande hatte eine seiner Fräulein Töchter zum Kloster bestimmt. Als nun die Zeit herbei kam, daß sie ihren neuen Stand antreten sollte, so wurde sie von ihren nächsten Anverwandten und guten Freunden nach dem Kloster begleitet. Sie nahm von einem jeden Abschied und empfahl sich 7u gutem Andenken.
Endlich kam auch die Reihe an den Kutscher, einen lustigen Kerl. Nachdem sie ihm wohl zu leben gewünscht hatte, so antwortete er darauf nichts als: »Gnädiges Fräulein, ich heiße Peter.«
»Das weiß ich wohl«, versetzte das Fräulein, »allein, was willst du jetzt damit sagen?«
»Ich will nur bitten«, antwortete er, »daß Sie meinen Namen nicht vergessen, denn ich befürchte, es möchte eine Zeit kommen, wo Sie sagen werden: ‚Der Teufel hat mich ins Kloster geführet!‘«
Ein reicher Edelmann hielt sich eine Mätresse. Sein Pächter folgete seinem Vorbilde und legte sich gleichfalls eine zu. Die Frau des Pächters, welche diese vornehme Lebensart ganz und gar nicht nach ihrem Geschmacke fand, beschwerete sich darüber bei dem Herrn des Guts.
Dieser ließ den Pächter vor sich fordern, verwies ihm seine Aufführung auf das schärfste und sagte ihm, daß es nur vornehmen Herren erlaubet sei, Mätressen zu halten, daß sich aber dieses für seinen Stand gar nicht schicke, daß er ein Ärgernis gebe und daß endlich alle Bauern Kebsweiber würden haben wollen. Anbei befahl er ihm ernstlich, sein Mägdchen unverzüglich abzuschaffen.
Der Pächter versprach ihm dieses und ging mit dem festen Vorsatze hinweg, es nicht zu tun. Indessen fand er doch für gut, seine Mätresse seiner Frauen aus den Augen und nach einem nahegelegenen Meierhofe, welchen er gleichfalls in Pacht hatte, zu bringen. Zu dem Ende setzte er sie einige Tage darauf hinter sich auf das Pferd und trat seinen Weg mit ihr an.
Unterwegs begegnete ihm der Herr des Guts, welcher nach der Stadt wollte, in seinem Staatswagen und hatte seine Schöne neben sich sitzen.
Der Edelmann ließ halten und sagte: »Was sehe ich? Hat Er diese Person noch bei sich? Weiß Er nicht, was Er mir versprochen hat?«
Der Pächter antwortete: »Gnädiger Herr, wenn ich eine Kutsche hätte, so sähe man sie nicht.«
Einem Bauer kam seine junge Frau gleich im ersten Monate in die Wochen. Er fuhr daher in die Stadt und kaufte zwölf Wiegen.
Auf dem Heimwege begegnete ihm sein Edelmann, der ihn fragte, was er geholt hätte.
»Zwölf Wiegen«, antwortete der Bauer.
»Warum denn so viel?« fing der Edelmann wieder an.
»Damit ich«, versetzte dieser darauf, »nicht so oft in die Stadt zu fahren und Wiegen zu holen brauche, wenn meine Frau alle Monate in die Wochen kommt.«
»Einfältiger Kerl«, fuhr der Edelmann fort, »wenn du erst vor vier Wochen Hochzeit gehalten hast, so ist das Kind nicht deines!«
Der Bauer wurde darüber böse und sagte zum Edelmanne: » Gesetzt, Sie kauften heute eine Kuh, die in vier Wochen ein Kalb bekäme, und ein anderer spräche, das Kalb wäre nicht Ihres, würde Ihnen das gefallen?«
Ein Bauer hatte sich in einem Dorfe niedergelassen und die Freundschaft seiner Nachbarn in kurzer Zeit gewonnen. Kaum war das erste Jahr verflossen, so starb ihm eine schöne Kuli, welche unter seiner ganzen Herde die beste war. Es ging ihm nahe, aber seine Frau hatte sich darüber dermaßen betrübt, daß sie krank wurde und starb.
Der Bauer betrauerte sie aufrichtig. Seine Nachbarn unterließen dabei nicht, ihn zu trösten.
Der eine von denselben sagte zu ihm: »Eure Frau, mein Freund, war eine brave Frau, das ist wahr. Aber man hat gute Mittel: Ihr seid ein junger und ehrlicher Kerl, Ihr bekommet leicht wieder eine Frau. Für mein Teil habe ich drei Töchter, und eine davon will ich Euch geben, wenn Ihr mein Schwiegersohn werden wollet.«
Ein anderer bot ihm seine Schwester und wieder ein anderer seine Muhme an.
»O Himmel«, sagte der Witwer, »nun sehe ich, daß es in diesem Dorfe besser ist, eine Frau als eine Kuh zu verlieren. Meine Frau ist kaum tot, so bietet man mir schon ein halb Dutzend andere an. Und zum Henker! Als meine Kuh starb, kam kein einziger, mir eine andere anzubieten.«
Ein Mann ging mit seiner Frauen zur Beichte. Die Frau ging zuerst in den Beichtstuhl.
In der Zeit, da sie ihre Beichte hersagte, schlief der Pater ein. Wie sie fertig war, wartete sie noch eine Weile, und weil sie glaubte, daß das Geräusch der Orgel sie verhindert habe, die Absolution zu hören, so stund sie auf und ging weg, um ihre gewöhnliche Buße, die sieben Psalmen, zu beten.
Der Mann trat an ihre Stelle, und wie er den Pater schnarchen hörete, sagte er: »Mein Pater, Sie schlafen.«
Dieser wachte plötzlich auf und antwortete noch halb träumend: »Nein, Madame, ich schlafe nicht. Sie waren so weit, da Sie sich anklagten, dreimal bei dem jungen Offizier, der bei Ihnen wohnet, geschlafen zu haben.«
Es hatte sich jemand in einen Garten geschlichen, um Birnen zu stehlen. Als er auf dem Birnbäume saß, kamen ein junger Mensch und ein junges Mädchen unter denselben. Dieses nötigte den Birnendieb, sich auf dem Baume so stille zu halten als möglich.
Als die beiden Verliebten ihre Wollust miteinander ausgeübet hatten, sagte das Mädchen: »Nun, Hans, habe ich dir deinen Willen gelassen, aber wenn ich nun von dir geschwängert worden, wer wird sich des Kindes annehmen?«
»Dort oben ist einer«, antwortete er, »der sich desselben annehmen wird.«
»Denn müßte ich viel zu tun haben«, schrie der Birnendieb, »wenn ich alle Hurenkinder versorgen sollte!«
Ein Mädchen wurde schwanger. Sie hatte zwei Liebhaber, unter welchen ein Streit entstand, wer von beiden der Vater sei. Der eine derselben hatte ein hölzernes Bein. Dieser entschied den Streit also: »Wenn das Kind«, sagte er, »mit einem hölzernen Beine in die Welt kommt, so will ich es für mein Kind erkennen. Ist das aber nicht, so seid Ihr der Vater dazu.«
Ein junges Bauernmensch ging mit einem Eimer voll Milch nach dem Markte. Unterwegs überdachte sie, wie sie damit ihr Glück machen könnte: »Für diese Milch«, sagte sie, »werde ich so viel Geld kriegen. Für dieses Geld will ich so viele Eier kaufen. Aus diesen Eiern werden so viele Hühner kommen. Diese verkaufe ich und schaffe mir denn ein Spanferkel an. Dasselbe wird zu einem großen fetten Schweine werden, welches ich wieder verkaufe und mir denn eine Kuh mit einem Kalbe anschaffen will. Wenn denn ein Liebster kommt, vielleicht ein Pächter, so heirate ich den. Meine Nachbarn werden zu mir sagen; ‚Gott grüße Euch, wie gehet es?‘ Ich werde antworten: ‚Ich danke Euch, Nachbar, was machet Ihre‘ Wenn aber mein Liebster ein eigen Haus hat, so werden sie sagen: ‚Wie befinden Sie sich, Frau N.?‘ Ich werde antworten: ‚Schönen Dank.‘ Aber gesetzt, es heiratete mich ein vornehmer Herr, denn werden sie sagen: ‚Gehorsamer Diener, Madame.‘ Denn werde ich mit dem Kopfe nicken und nichts antworten.« In diesen entzückenden Gedanken nickte sie mit dem Kopfe, der Eimer fiel auf die Erde, und die Milch lief alle aus dem Eimer und machte ihrem System von den Eiern, den Hühnern, dem Spanferkel, dem großen fetten Schweine und ihrem Manne auf einmal ein Ende.
Ein Vater hatte drei schöne wohlgewachsene Töchter. Ein Junggeselle bat ihn, ihm eine von denselben, welche er wollte, zur Ehe zu geben.
Der Vater gab ihm zur Antwort, er wollte zuvor die Töchter fragen, welche unter ihnen Lust hätte zu heiraten.
Aber alle sagten, sie hätten noch nicht Lust, ob sie gleich anders dachten als redeten.
»Nun wohlan«, sagte der Vater, »wir wollen drum losen.«
Der Vater ließ einen Eimer Wasser holen und befahl den Töchtern, alle miteinander die Hände darein zu stecken und auch miteinander wieder herauszuziehen. Wessen Hände am ersten trocken würden, die sollte einen Mann haben.
Als aber die Jüngste die Hände wiederum aus dem Wasser zog und schrie: »Ich will keinen Mann, ich mag gar keinen Mann«, schleuderte sie ihre Hände also, daß sie am ersten trocken wurden.
Ein Schiffskapitän hatte in seiner Kajüte für seinen Mund einen Korb feinen Wein stehen. Wie er einsmals seinen Vorrat überzählte, fand er, daß mehr daran fehlete, als er sich getrunken zu haben erinnern konnte. Der Verdacht fiel auf den Schiffsjungen, der ihm aufwartete, weil dieser am meisten in der Kajüte zu tun hatte. Um nun hinter die Wahrheit zu kommen, verbarg er sich in der Nebenkammer, gegen die Zeit, daß jener den Tisch decken mußte.
Der Junge kam, und wie er seine Sachen in Ordnung gebracht hatte, ging er über den Korb, nahm eine Bouteille heraus und sagte: »Jan van Dörsten, gebürtig aus Rotterdam, ist gewilliget, mit Jungfer Rosina Klairet, gebürtig aus Bourgogne, sich zu verehelichen, und wird hiermit zum ersten, andern und dritten Male aufgeboten, und wenn keine Einrede geschiehet, soll die Trauung gleich hierauf vor sich gehen.« Hiermit setzte er die Bouteille vor den Hals, soff sie in einigen Zügen leer und warf sie zum Fenster hinaus.
Der Kapitän ließ sich während der Mahlzeit nichts merken. Nach Tische aber versah er sich mit einem wichtigen Ende Schiffstaue und rief den Jungen auf das Verdeck. »Jan«, sagte er, »ich habe dir etwas Lustiges zu erzählen. Ich will dich verheiraten.«
»So«, versetzte der Junge und machte große Augen, wie er das Tau sah.
»Ja«, antwortete der Kapitän, »höre nur zu, es soll alles ordentlich zugehen.« Nun fing er an:»Gegenwärtiger Jan van Dörsten, gebürtig aus Rotterdam, soll mit Jungfer Barbara Strips, gebürtig aus Rußland, kopulieret werden und wird desfalls hiermit zum ersten, andern und dritten Male proklamiert, und wenn keine Einrede geschiehet, so soll die Trauung sogleich vor sich gehen.« Hiermit hub er den Arm auf, um die Trauung zu vollziehen.
»Halt, Kapitän!« rief der Junge. »Ich tue Einspruch!«
»Was, Schurke«, antwortete dieser, »hast du meinen Wein nicht gesoffen?«
»Ja«, versetzte der Junge, »wenn Sie aber dieses wissen, so wissen Sie auch, daß alles in der Ordnung geschehen ist. Warum haben Sie nicht Einspruch getan, wie ich jetzt tue, so hätte die Trauung unterbleiben müssen.«
Der Kapitän mußte über den Einfall lachen und sagte: »Dieses Mal mag es dir geschenkt sein, aber ich rate dir, nie wieder an die Jungfer Klairet zu gedenken, sonst soll deine Trauung mit der Jungfer Strips so feierlich vollzogen werden, daß du zeitlebens an den Hochzeitstag gedenken wirst.«