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Auf ein Zeit ritt ein Edelmann über Feld, den aus der Maßen, wiewohl er wohl bekleidet war, fror; denn es heftig schneite. Dem begegnet ein armer zerrissener Landsknecht, welcher nichts um- oder anhatt denn ein altes Fischernetz, das er vielleicht kürzlich von einem Fischer garteterbettelt hatt, und hat ihn dennoch nit gefroren.
Als der Edelmann den zerrissenen Landsknecht sah, er sich sehr verwunderte, daß er nicht erfriere, und ihn fragen ward, ob es ihn nit friere, dieweil er so gar nackend ginge. Friere ihn doch auf dem Roß, wiewohl er wohl kleidet wäre.
»Wie?« sprach der Landsknecht: »Ist es denn kalt?« Tat also ein Finger zum Netz hinaus, zuckt den alsobald wieder zurück und sprach: »Hautsch, hautsch, ist es so kalt!«
Das der Junker wohl sah und ihn fragen ward: »Lieber, lehr mich, wie du es tust, daß dich nit friere! So will ich dir ein Kleid schenken.«
Der Landsknecht war damit wohl zufrieden, und wie er das Kleid hatte, sagt er zum Junker: »Wohlan, fester Junker, so Ihr wollt, daß Euch nicht friere, so leget all Eure Kleider an! Denn ich all meine Kleider anhabe, darum mich nicht frieret.« Zog also davon und hat mit seiner Kunst ein Kleid bekommen.