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Ein Edelmann verdingt einen Maler, ein Saal zu malen, welcher gar ein kunstreicher, guter Maler war. Des Edelmanns Verding war, daß er ihm allerlei Nationen und Völker malet mit ihrer Kleidung und wie sie gehn mit Wehren und ihrer gewöhnlichen Kriegsrüstung.
Das alles malet er ihm gar artlich und künstlich, so daß Juden, Tatarn, Heiden, Türken, Griechen, Sarazener, Araber, Indianer, in summa kein Volk ausgenommen, außer die Teutschen.
Als nun der Edelmann das Gemäld besichtiget und ihm all Ding gar wohl gefallen, hat ihm allein gemangelt, daß er die Teutschen in ihrer Kleidung nit gesehen. Darum er verursacht war, den Meister zu fragen, was die Ursach sei, daß er die Teutschen ausgelassen hätt.
Darauf hat der Maler geantwortet, es sei ihm nit möglich, denn er wiss' ihm kein Kleidung zu machen. Als aber der Edelmann die auch haben wollte, hat der Maler einen ganz nackenden Mann gemacht und ihm ein große Bürden Tuch auf den Rücken gemacht.
Hat der Edelmann gefragt, was er damit gemeint, daß er einen Nackenden dahin gestellt hab.
Darauf hat er geantwortet: »Junker, die teutsch Kleidung zu malen ist keinem Maler in der ganzen Welt möglich, denn sie allen Tag etwas Neues herfürbringen. Man kann schier teutsch noch welsch voreinander erkennen. Dies Tuch aber hab ich ihm darum auf den Rücken geben, daß ein jeder mag davon nehmen und ihm, dem nackenden Teutschen, ein Kleid nach seinem Gefallen machen!« Mit dieser Verantwortung war der Edelmann gesättiget und mußt dem Maler gewonnen geben.
Das ist ungefährlich vor dreißig Jahren geschehen. Nun wollt ich gern wissen, wenn jetzund einer einen Teutschen malen wollt, wie er doch die Sach angreifen wollt; also gar ist die Welt entwichtert. Man sehe doch nur an den großen überschwänglichen Mutwillen und die Unkosten der schändlichen und lästerlichen Pluderhosen.
Ein einfältiger Bauer beichtet einem Pfaffen, und als er schier alle seine böse Stück erzählt hatt, als nämlich, wo er sah ein andern zween rote Nestel in den Hut ziehen, so zog er allweg drei darein, und beim Tanz lugt er allweg, daß ihm die hübscheste Metz aufzuziehen ward, und so ihm das geriet, lugt er allweg, daß er höher dehn ein anderer sprang, und solche schwere Sünden bekannt er ihm viel, da sprach der Pfaff zu ihm: »Kannst du auch beten?«
Der Bauer sprach: »Nein.«
Der Pfaff sprach: »Du mußt es lernen.«
Der Bauer sagt: »Ich kann's nit lernen, ich hab's oft versucht.«
»Wohlan«, sprach der Pfaff, »so geb ich dir zur Büß, daß du ein ganz Jahr lang all Tag wollest sprechen: ‚O du Lamm Gottes, erbarm dich über mich!‘ Und wenn du das in einem Jahr lernest, so will ich dich danach mehr lehren.«
Der Bauer sagt: »Ich will's tun.« Also war er absolviert.
Da er nun die Buß anhub zu beten, sprach er allweg: »Du Lamm Gottes, erbarm dich mein!«, bis um Sankt Johannistag, da sprach er danach: »O du Schaf Gottes, erbarme dich mein!« Und da es weiter ins Jahr hineinkam bis auf den Herbst, sprach er: »O du Hammel Gottes, erbarme dich mein!«
Auf das ander Jahr in der Fasten kam er wieder zu dem Pfaffen, seinem Pfarrer; der fragt ihn, ob er auch seine Buß hätte gebetet, die er ihm hätt aufgesetzt.
Der Bauer sagt ihm, wie er die Namen dem Jahr nach verwandelt hätte.
Der Pfaff sprach: »Warum hast du es getan?«
Der Bauer sagt: »Ist es nit zum ersten ein Lamm und danach ein Schaf und zuletzt ein Hammel?«
Da lacht der Pfaff und gedacht: »Hat dich bisher niemand können lehren beten, so will ich's auch nit unterstehn.« Und ließ ihn gleich also beten, was er wollt.
Es steht auch wohl darauf, der Bauer sollt frömmer sein gewesen denn der Pfarrer.
Zu Poppenried wohnet ein Mönch, der dieselbig Pfarr sollt versehn. Er hatt ein überaus grobe Stimm. Wenn er auf der Kanzeln stund, wer ihn vormals nit gehört hatt, der meinet, er war von Sinnen kommen gewesen. Eines Tages hatt er abermals ein solch jämmerlich Geschrei. Da war ein gute alte Wittfrau in der Kirchen, die schlug beide Hand hart zusammen und weinet gar bitterlichen. Das nahm der Mönch gar eben wahr.
Als nun die Predigt ausging, der Mönch zu der Frauen sprach, was sie zu solcher Andacht bewegt hatt.
»O lieber Herr«, sagt sie, »mein lieber Hauswirt selig, als er aus dieser Zeit scheiden wollt, wußt er wohl, daß ich mit seinen Freunden sein verlassen Hab und Gut teilen müßt. Darum begabt er mich voraus mit einem hübschen jungen Esel. Nun stund es nit sehr lang nach meines Mannes seligem Tod, der Esel starb mir auch. Als Ihr nun heut morgen also mit einer großen und starken Stimm auf der Kanzeln anfingt zu schreien, gemahntet Ihr mich an meinen lieben Esel; der hat gleich ein solche Stimm gehabt wie Ihr.«
Der Mönch, so sich eines gar guten Geschenks bei dem alten Mütterlein versehen hatt und dabei eines großen Ruhms von ihr gewärtig war, fand ein gar verächtliche Antwort, also daß sie ihn einem Esel vergleichen tat. Also geschieht noch gemeinhin allen Ruhmgierigen; wenn sie vermeinen, großen Ruhm zu erlangen, kommen sie etwan zu allergrößtem Spott.
Ein armer ungelehrter Pfaff stellt einer guten reichen Pfarr nach, denn er hört, wie sie so viel Einkommens hätte, derhalben sie ihm so wohl gefiel. Es war ihm nit um das Schäflein weiden zu tun, sondern er verhofft, viel Gelds darauf zu bekommen. Und als er nun viel und oft darum gebeten und gelaufen hatte, ward er von den Bauren auf ein Sonntag beschieden, so wollten sie mit ihm handeln und auf die Pfarr annehmen.
Da nun derselbig Sonntag kam, erschien der Pfaff vor dem Schultheiß und ganzen Gericht im Beisein des Amtmanns. Und als nun alle Ding waren bestellt, was er sollt zu Lohn haben, als Behausung, den kleinen Zehnten und etlich Viertel Früchte als Roggen, Weizen, Gersten, Habern, Wein und Geld, dessen der Pfaff sehr wohl zufrieden war, abgered't und beschlossen war, nahm ihn der Schultheiß auf ein Ort und sagt ihm insgeheime: »Lieber Herr Pfarrer, nachdem Ihr bisher im Papsttum Euch habt gehalten, sollt Ihr wissen, daß es in diesem Dorf ein andere Gestalt hat, denn wir sind hier gut eigenwillischevangelisch. Darum müßt Ihr uns das Sakrament in zweierlei Gestalt reichen, nämlich in Brot und Wein.«
Der gut Pfarrer fürchtet, wo er sich dessen weigert, die Bauren gäben ihm wieder Urlaub. Derhalben war er gutwillig und sprach zu dem Schultheiß: »Das will ich gern tun. Damit ihr sollt sehen, daß ich's treulich und gut mit euch meine, so will ich's euch in dreierlei Gestalt geben, als nämlich in Brot und Wein und dem Käs dazu.«
Das gefiel dem Schultheißen gar wohl, und er sagt, er wollt es an seine Bauren hinterbringen, ob sie sich damit wollten lassen genügen.
In einer Stadt, im Etschland gelegen, war ein Observanzer-Mönch im Barfüßerkloster, welcher allweg ein groß Geschrei auf der Kanzel trieb und allen Menschen konnte, wie man sagt, ein Spöttlein anhängen, und es verdroß ihn sehr übel, wenn man nit zu seiner Predigt wollt gehn. Derhalben ihm alle Menschen, die nicht zu seiner Predigt kamen, mußten lauterische Ketzer sein.
Es waren aber zween ehrliche Bürger in der Stadt, welche von Unfalls wegen in Schaden kommen waren, also daß der ein auf der Fechtschul war um ein Aug kommen, der ander von einer Büchsen, die zersprungen war und ihm ein Schenkel hinweggeschlagen hatt, derhalben er auf einer Stelzen gehn mußt.
Als nun dieser Mönch aber an die lauterischen Ketzer kam und sich sehr wild stellt, begab es sich, daß diese zween von ungefähr auch in die Kirchen kamen, vielleicht, daß sie sein seltsame Weis hören wollten. Das merkt dieser Mönch, und sobald er sie sieht zu der Kirchtür hineingehn, fing er behend ein solche Materie an und sprach: »Lieben Freund, ihr seht, wie es ein Ding um die lauterischen Ketzer ist, daß sie sich von der Mutter, der heiligen christlichen Kirchen, und dem Heiligen Stuhl zu Rom haben abgeteilt und gesondert, welches der recht Leib und Körper des heiligen christlichen Glaubens ist und wir die Glieder. So wir uns nun von diesem Körper absondern und in die lauterisch Ketzerei fallen, so haben wir ja den Körper geschänd't. Also nehmt ein Exempel: Wenn ein gesunder Mann um ein Schenkel kommt, ist nit sein ganzer Leib geschänd't? Oder so ein schöner Mann ein Aug verliert, ist ihm nit sein ganz Angesicht verderbt? Darum, lieben Freund, geht der lauterischen Ketzerei müßig! Ich weiß wohl, daß ihrer etlich hierinnen sind, wiewohl sie es nit gestehn wollen.« Und mit diesen Worten zeucht er geschwind ein Pantoffel von seinem Fuß und spricht: »Was gilt's, ich will ihrer dort einen treffen!« Und holt zum Wurf aus, als ob er wollt werfen.
Und da ein jeder fürchtete, er treffe ihn, duckten sich ihrer viel, und ward ein Gelächter in der Kirchen.
Also sprach der Mönch: »Ach daß Gott erbarme! Ich straf und lehre euch alle Tag; aber noch will es nichts erschießenfruchten, weil ich sehe, daß noch so viel lauterischer Ketzer hier sind.«
Also ließen sie den Mönch auf der Kanzel toben und wüten, und gingen alle Menschen aus der Kirchen zu Haus.
Ein Pfarrer in einem Dorf predigt auf ein Zeit seinen Bauren gar heftig wider ihr unzüchtig Leben, daß sie sich also voll soffen: »Denn aus dem Zutrinken kommt dann, daß ihr einander heißet lügen, danach so schlaget ihr einander und geratet etwan zu einem Totschlag. Das kommt dann alles aus dem, daß ihr einander so freventlich heißet lügen. Darum will ich euch gewarnt und gebeten haben, ihr wollet euch um euer Seelenheil willen davor hüten und abstehn. Wenn aber es sich etwan begibt, daß etwan einer ein Unwahrheit sagt, so mag der nächst bei ihm etwan mit dem Maul pfeifen, auf daß der ander merke, daß er danebengered't hat, und davon absteht. Das war fein und brüderlich.«
Wie er nun der Predigten so viel macht, ringen die Bauren sich an zu bessern.
Und nit lang danach kam dem Pfarrer die Materie zu predigen, wie Gott im Anfang alle Ding hätte geschaffen. Also bedacht er sich auch nit weiter (dann er vielleicht die Nacht davor auch fast nit darauf studiert hatt), hub an und sagt, wie Gott der Herr den Adam anfänglich, da noch kein Mensch noch Kreatur auf Erden wäre gewesen, aus einem Lehmklotzen geschaffen hätt und ihn an ein Zaun gelehnt, bis er die Eva aus seiner Ripp gemacht hätte.
Also hub der nächst Bauer, so bei ihm stund, an und pfiff.
Das merket der Pfaff und sah ihn an und sprach: »Wie ich mein, meinst du, ich lüge.«
Der Bauer sagt: »Nein, mein Herr. Ich wollt aber gern wissen, wer den Zaun gemacht hatte.«
Der Pfaff sprach: »Da laß ich ihn um sorgen; vielleicht ist er also behend und schnell gewachsen.«
Danach lag dem Pfaffen nichts mehr daran, die Bauren logen oder nit, dieweil sie ihm auch konnten pfeifen.
Zween Dieb hatten lange Zeit in Gemeinschaft miteinander gestohlen und allweg tugendlich, was sie bekamen, miteinander geteilt. Auf ein Zeit kamen sie in ein kleines Städtlein, aber konnten darin ihrer Gattung nicht bekommen. Zuletzt wurden sie zu Rat, gingen hinaus auf ein groß Dorf und bewarben sich um ihren Kaufmannsschatzversuchten ihr Geschäft, damit sie sich mit Ehren durch möchten bringen. Sie erkundigten sich so wohl, daß der ein einen Haufen Nüss' auf einer Hürden ersehen, zu denen er nachts wohl kommen mocht. Der ander fand einen Schafstall im Dorf, darin waren viel guter feister Schaf und Hammel, unter denen wollt er einen stehlen. Des Morgens wollten sie Nüss' und Hammel in dem Städtlein verkaufen. Sie wußten aber kein sicher Ort im Dorf, dahin sie ihren Kram, so sie nächtlicherweile bekämen, tragen mochten. Zum letzten besannen sie sich auf den Gerner oder das Beinhaus; daselbst sollt der, so am ersten sein Diebstahl überkäme, des andern warten.
Nun war ein sehr reicher Pfaff im Dorf, der lag gar hart an dem Podagra und hatt zween starke junge Knecht, die seiner warten mußten und ihn hin und wider heben und tragen.
Es begab sich, als es ganz finster worden war, daß die zween Dieb jeder nach seiner War ging. Der mit den Nüssen war zuerst fertig, trug einen großen Sack voll auf die Totenbein. Der ander aber, weiß nicht, was ihn verhindert, könnt nit zum GenistZiel kommen. Sein Gesell aber, damit ihm die Zeit verging, saß auf den Totenbeinen und aß Nüss', warf die Schalen hin und wider im Gerner.
Nun begab es sich, daß dem Pfaffen in der Nacht das Licht auslöschet. Er ward zornig über seine Knecht, denn sie waren beide entschlafen, hatten die Ampel nicht geschürt. Als sie aber kein Licht schlagen konnten, sagt der Pfaff zu dem einen, er sollt ins Beinhaus gehn und ein Licht anzünden.
Der gut Gesell war geschwind auf den Füßen, lief dem Beinhaus zu, und als er jetzund die Stiegen hinabkommt, so hört er den Dieb Nüss' knacken und die Schalen hin und wider werfen, davon ihm ein großer Schrecken zustund. Er lief eilends wieder zu Haus ohn ein Licht.
Der Pfaff ward zornig. Als aber der Knecht die Ursach anzeiget, schickt er die beiden Knecht miteinander. Als sie aber auch nahe hinzukamen, hörten sie beid den Dieb auf den Beinen. Sie liefen behend wiederum zu Haus.
Als sie aber kein Licht brachten, ward der Pfaff über die Maßen zornig und befahl seinen Knechten, gute weiche Kissen auf ein Mistbahren zu legen und ihn darauf in den Gerner zu tragen. Das geschah alles nach seinem Befehl. Sie kamen zu dem Gerner.
Der Dieb auf den Totenbeinen meint, sein Gesell kam mit dem Hammel, und schrie von den Gebeinen herab: »Tu gemach, tu gemach! Ich will dir ihn helfen heben.«
Die Knecht meinten, es war der Teufel, ließen den Pfaffen fallen und liefen davon.
Der Dieb rumpelt über die Totenbein herab und sagt mit leiser Stimm, meint, sein Gesell war da und hätt den Hammel. Er fragt: »Ist er auch feist»«
Dem Pfaffen ward so angst, daß er des Podagras vergaß, lief dahin, als war er unsinnig, der Dieb ihm nach, meint, sein Gesell wollt den Hammel allein behalten, und schrie ihm nach: »Hab ich kein Teil daran;«
»Nein«, sagt der Pfaff, »du böser Geist, dir soll kein Teil werden.«
»So sollst du auch kein Teil an den Nüssen haben.«
Der Pfaff sagt: »Oh, ich will mich gern aller Nüsse in Ewigkeit entziehen.«
Des Morgens schickt er nach allen Bauren und gab ihnen all die Nüsse wieder, so ihm. zum Zehnten worden waren, und verging ihm also sein Podagra.
In Friesland in einem großen Dorf hat's sich begeben, daß ein wohlhabender Kaufmann wollt reisen gen Sankt Jakob, ein Fahrt dahin zu vollbringen. Auf ein Zeit redet er mit seiner Hausfrauen, die mit einem Kind ging, welche auch nit aller Dingen gescheit war, von seiner Fahrt, wie er die verheißen hätte und müßte einmal die vollbringen. Die Frau ungern es verwilliget, doch bei langem gibt sie den Willen drein, und der Mann fährt dahin.
So das der Pfarrer vernimmt, macht er sich zu dem Weib und spricht: »Liebe Frau, wo ist Euer Mann?«
Sie antwortet: »Gen Sankt Jakob.«
»Ei nein«, spricht der Pfaff, »was gedenkt er, daß er Euch also läßt sitzen mit dem großen Bauch und fährt so weit von Euch in fremde Land?«
Die Frau antwortet: »Er hat mir Hab und Gut genug gelassen; ich hoff zu Gott, er werde mit Freuden wieder heimkommen.«
Der Pfaff spricht: »Mein liebe Frau, es ist nit allein an dem gelegen, sondern es ist viel ein anderes, daß Ihr nit wißt, daran Euer Mann säumig ist; das wird Euch und ihm zu großen Schmerzen gereichen.«
Die Frau antwortet: »Was ist doch das, mein lieber Herr? Was sind mir doch und meinem Mann für Schmerzen?«
Der Pfaff spricht: »Ich darf's nit wohl vor Euch sagen.«
Die Frau antwortet: »Hei, lieber Herr, sagt's! Es schadet nichts.«
Er spricht: »Geht Euer Mann so von Euch, und Ihr mit einem Kind geht, und aber das Kind noch kein Haupt hat. Wer will dem Kind das Haupt ansetzen?«
Die einfältige Frau spricht: »Wie sollt das mögen sein, so ich schier genesen soll?«
»Ja«, spricht der Pfaff, »desto böser ist's.«
Die Frau fraget ihn, wie ihm zu tun wäre.
Der Pfaff antwortet: »Ich wüßt wohl Rat, so Ihr mir folgen wolltet.«
Die Frau antwortet einfältig: »Das wäre doch gar ein Ungestalt, sollte ich ein Kind ohn ein Haupt bringen. Was hat doch mein Mann gesinnet, daß er von mir hinwegschied! Herr, helft Ihr mir, so Ihr könnt, beizeiten!«
Und der Pfaff beschlief sie, verschuf dem Kind ein Haupt.
Etwa in acht Wochen genas die Frau und gebar ein jungen Sohn, dessen sie sehr erfreuet ward.
Über ein Zeit kam der Mann wieder mit Gesundheit heim, daß die Frau noch in dem Kindbette lag, und demnächst kehrt er sich zu der Frauen und spricht: »Sei Gott gelobet, mein liebe Hausfrau, daß ich dich mit Gesundheit wiederseh und du mir ein jungen Sohn gebracht hast.«
Die Frau schweigt still und dankt ihm nit, doch nach langem spricht sie: »Du bist ein feiner Gesell, gehst von mir in ferne Land und läßt mich mit meinem großen Bauch also sitzen. Wäre unser Pfarrer nit gewesen, ich hätte das Kind ohn ein Haupt müssen bringen.«
Der Mann vermerkt gleich, wie es ergangen war, und tat ihr nichts um ihrer Einfalt willen und spricht: »Liebe Frau, ich hab gemeint, die Sach sei recht versehen.« Und hielt sie lieb und wert. Aber dem Pfaffen trieb er's wieder ein.
Auf ein Zeit im Sommer früh vor Tag bei Mondschein steht der Kaufmann auf von seinem Weib, geht in des Pfaffen Wiesen; da weideten zwölf des Pfaffen Schaf, denen er die Köpf all abschneidet.
Als das der Pfaff vernahm, schalt er den übel, der seinen Schafen die Köpf hätt abgeschnitten; so er's wüßte, wollt er ihn auch köpfen lassen.
Der Kaufmann redet es unverhohlen, er hätte es getan. Der Pfaff verklaget ihn vor dem ganzen Rat, so daß er mit heftiger Klag gefänglich vor den Rat geführt wird.
Nach langer Klag verantwortet sich der Kaufmann und spricht: »Pfaff, du kannst wohl Köpf machen; mach deinen Schafen auch Köpf!«
Da das der Pfaff hört, erschrak er und wäre gern hinweg gewesen, mußt aber verharren.
Der Kaufmann erzählet dem Rat des Pfaffen Schelmenwerk vom Anfang bis zum End; und sie straften ihn um all sein Gut, stießen ihn auch von der Pfründ und jagten ihn hinweg.
Zu Einsiedeln in dem Schweizerland hat es sich begeben, daß viel Leut, ihre Wallfahrt zu vollbringen, dahin kommen sind. So hat es sich zugetragen gegen die Nacht in einem Wirtshaus, wie man aß, daß die Pilger haben gered't von der lieben Maria zu Einsiedeln, wie sie gar so gnädig wäre, auch von ihren Wunderzeichen, die sie getan hätte.
Unter die Pilger war auch ein guter Gesell geraten, der nit der Wallfahrt, sondern seiner Geschäfte halben dahin kommen war, der aß auch mit ihnen zu Nacht. Als nun die Pilger so viel Gutes der lieben Maria zusprachen, redet er auch das Sein dazu, sprechend: »Wie würdig schätzt ihr sie doch, sie ist mein Schwester.«
So das die Pilger, auch der Wirt, hörten, erstaunten sie über diese Red, und es ward so lautbar, daß es dem Abt auch kundgetan ward, welcher diesen guten Gesellen, so er vom Tisch aufstund, fangen und über Nacht in den Turm legen ließ.
Morgens vor den Rat er mit heftiger Klag den Übeltäter bestellen ließ, wie daß dieser die liebe würdige Mutter Gottes geschmäht hätte und gered't, sie wäre sein Schwester. Nach langer Klag fragt man den Übeltäter, was er damit gemeint hätte.
Antwortet: er: »Ja, die Maria zu Einsiedeln ist mein Schwester, und was noch mehr ist, der Teufel zu Konstanz und der groß Gott zu Schaffhausen sind meine Gebrüder.«
Der Rat entsetzt sich ob dieser Red, und sie stießen die Köpf zusammen, sprechend: »Gewiß ist dieser ein Heiligenschmäher.«
Der oberst: Richter fragt ihn weiter, um. etwas mehr aus ihm zu bringen: »Wie darfst du die schnöden Wort allhie ausstoßen, so von allen Landen jetzt Pilger hier sind und es allenthalben erschallen wird?«
Antwortet: der Übeltäter: »Ich hab recht gered't. Denn mein Vater ist ein Bildhauer gewesen, der den Teufel zu Konstanz gemacht hat und auch den großen Gott zu Schaffhausen und eure Maria, auch mich; darum sind wir verschwistert.«
Also lachen sie all und ließen ihn ledig.
In einer Stadt im Schwabenland war ein Abenteurer, ein seltsamer Fatzmann; und wiewohl es nit seines Handwerks war, hatt er alle Morgen gebrannten Wein feil neben seiner andern War und hatte aber seinen Laden zunächst an der Kirchtüre. Und alle Morgen sammelten sich eine gute BurschGruppe von Handwerksgesellen und Meistern und allerlei Volks bei seinem gebrannten Wein, also daß sie so mancherlei Geschwätz und neuer Mären da ausrichteten. Und da die Pfaffen da aus und ein gingen, wurden sie auch etwan von ihnen gespeietverspottet. Derhalben die Pfaffen verschufen, daß ihm durch die Obrigkeit verboten ward, auf keinen Sonntag mehr Branntwein feil zu haben.
Dies hielt er nit lang, sondern fing allgemach wieder an, den Laden am Sonntag aufzutun. Derhalben ihm der Vogt oft dräuet, er wollt ihm die Gläser samt dem Branntwein nehmen.
Da dieser obgemeld'te Abenteurer das vernahm, rüstet er ein groß Glas zu mit Laugen und ein wenig Safran, oder was er dann darunter tat, weiß ich nit, in summa, daß es aller Gestalt einem Branntwein gleich sah, und stellt das auf ein Sonntag auf den Laden.
Solches ward dem Stadtvogt durch seiner Diener einen von Stund an zu wissen getan. Also eilte der Vogt in einem großen Zorn mitsamt seinen Dienern dem Branntwein zu. Als ihn aber der Abenteurer von fern sah kommen, tat er alle anderen Gläser und Schüsseln hinweg und ließ das Glas mit dem gemachten Trank stehn. Und da der Vogt zu ihm kam, fuhr er ihn mit zornigen Worten an, aber der Branntweinmann stellt sich einfältig, als ob er erschrocken wäre. Indem erwischt des Vogts Diener das Glas und meint, er hätte eine Beut geholt.
Als aber der Vogt samt seinen Knechten zu Haus ankamen, brachten sie ein große Schüssel hervor und schütten den Branntwein darein und säten Zucker darauf und vermeinten, ein gute gebrannte Suppen zu essen. Wie aber der Vogt als der Herr den ersten Bissen aß und die Knecht geschwind hintnach, sah einer den andern an und ward ein groß Ausspeien und Fluchen unter ihnen. Wie sie aber recht lugten, was in dem Glas war, so fanden sie, daß es ein alte Laugen war.
Also schickt der Vogt zween Diener hinfür, sie sollten den Schalk fangen; aber er hatte sich hinweggemacht.
Morgens verklagt ihn der Vogt vor den Herren. Also ward nach ihm geschickt und ihm Geleit geben. Da er vor die Herren kam, sagten die Herren: »Sag an, du Schalk, wie darfst du einem solchen ehrlichen Mann einen solch wüsten Trank für Branntwein geben?«
Er antwortet und sprach: »Gnädige Herren, ich habe ihm den Trank nit geben, sondern er hat mir das mit Gewalt genommen. Hätte er von mir einen guten Branntwein geheischet, ich wollt ihm wohl ein haben geben. Denn das Glas, so er mir genommen hat, ist nur also ein Schaufall, daß man seh, daß ich Branntwein feil hab, auch wo es mir zerbrochen würde, daß mir nit ein großer Schad geschehe.«
Also hießen die Herren den Abenteurer heimgehn, bis daß man wieder nach ihm schickt, und hat der Vogt samt seinen Knechten den Schleck versucht.
Einer ward vor dem Gericht um ein Sach angesprochen, deren er sich wohl versah, er würd ohn Geld nicht davonkommen. Das klagt er einem Fürsprech oder Redner.
Der sprach zu ihm: »Ich will dir zusagen, dir aus der Sach zu helfen, und dich ohn alle Kosten und Schaden davonbringen, sofern, du mir willst vier Gulden zum Lohn für mein Arbeit geben.«
Dieser war zufrieden und versprach ihm die vier Gulden, sofern er ihm aus der Sach hülfe, zu geben.
Also gab er ihm den Rat, wenn er mit ihm vor das Gericht käme, so sollt er kein ander Antwort geben, Gott geh, was man ihn fragt oder schilt, denn das einzig Wort »bläh«.
Da sie nun vor das Gericht kamen und viel auf diesen geklagt ward, könnt man kein ander Wort aus ihm bringen denn »bläh«. Also lachten die Herren und sagten zu seinem Fürsprech: »Was wollt Ihr von seinetwegen antworten?«
Sprach der Fürsprech: »Ich kann nichts für ihn reden, denn er ist ein Narr und kann mir auch nichts berichten, das ich reden soll. Es ist nichts mit ihm anzufangen. Er soll billig für ein Narren gehalten und ledig gelassen werden.«
Also wurden die Herren zu Rat und ließen ihn ledig.
Danach heischte von ihm der Fürsprech die vier Gulden. Da sprach dieser: »Bläh.«
Der Fürsprech sprach: »Du wirst mir das nit abblähen; ich will mein Geld haben«, und entbot ihn vor das Gericht. Und als sie beide vor dem Gericht stunden, sagt dieser all weg: »Bläh.«
Da sprachen die Herren zum Fürsprech: »Was macht Ihr mit dem Narren? Wißt Ihr nit, daß er nit reden kann?«
Also mußt der Redner das Wort »bläh« für seine vier Gulden zum Lohn haben, und traf Untreu ihren eigenen Herrn.
Ein Schneider, ein gar zänkischer Mensch, welchem die Frau, wiewohl sie fromm und treu war, so könnt sie ihm doch nimmer recht tun, er war allweg mit ihr zu Unfrieden, schlug und rauft sie stets. Deshalb die Obrigkeit darein sehen mußt und legt ihn ein Zeitlang ins Gefängnis. Und als man meint, er hätte nun wohl gebüßt, er sollt witzigvernünftig werden und mit seinem Weib forthin freundlich leben, ließ man ihn wieder heraus. Er mußt aber ein Eid schwören, das Weib nimmer zu schlagen, sondern sollt freundlich mit ihr leben, auch Lieb und Leid mit ihr leiden, wie es sich unter Eheleuten gebührt. Der Schneider schwor.
Als er nun ein Zeitlang friedlich mit ihr lebt, kam ihn seine alte Weis wieder an, daß er mit ihr zankt. Er dürft sie aber nit schlagen, darum wollt er sie bei dem Haar erwischen. Das Weib aber war ihm zu geschwind und entsprang. Da erwischt er die Scher und warf's ihr nach, jagt sie im Hof rum, und was er erwischt, warf er ihr nach. Wenn er sie traf, so lachet er, und wenn er ihrer fehlt, flucht er. Das trieb er so lang, bis ihr die Nachbarn zu Hilf kamen.
Der Schneider ward wieder vor die Herren beschickt, die hielten ihm vor, ob er nit wüßt, was er geschworen hätt.
Antwortet der Schneider: »Liebe Herren, ich hab mein Eid gehalten, hab sie nit geschlagen, sondern, wie Ihr mir befohlen habt, ich soll Lieb und Leid mit ihr leiden, das hab ich getan.«
Die Herren sagten: »Wie kann das sein; Sie führt doch ein große Klag.«
Er antwortet und sprach: »Ich hab sie nur ein wenig bei dem Haar wollen ziehen, also ist sie mir entwichen. Da bin ich ihr nachgeeilt, hab nach ihr mit BengelnKnüppeln und was ich erwischt hab geworfen. Wenn ich sie hab troffen, ist es mir heb gewesen und ihr leid; wenn ich hab gefehlt, ist es ihr lieb gewesen und mir leid. Also hab ich ihr Lieb und Leid mit ihr gelitten, wie Ihr mir befohlen habt.« Solch Fantasten find't man etwan, mit denen man ein ganz Jahr zu schaffen hätt, so man ihnen losetezuhörte.
Die Herren geboten ihm, er sollt sie nit mehr schlagen, auch kein Lieb noch Leid in solcher Gestalt mehr mit ihr leiden, sondern lugen, daß das Weib kein Klag mehr über ihn führt, es würde ihm niemals wieder mit einem Scherz ausschlitzen.
Ein Wirt (es soll im Elsaß geschehen sein) nahm eines andern Wirts Tochter, ein hübsche schöne Jungfrau, als er meint. Und da er mit ihr zur Kirchen gangen war und auf zween Monat oder ein wenig länger mit ihr Haus gehalten, fing der guten jungen Trauen an das Bäuchlein aufzugehen und zu schwellen, denn der Schad war lang davor geschehen. Also fing der gut Mann ein Argwohn zu gewinnen, daß die Zeit so kurz war, denn er hatt sie nit lang gehabt, es mocht's noch nit geben, daß der Bauch so groß sollt aufgehn.
Und auf ein Zeit, als er allein bei ihr war, sprach er zu ihr: »Maidlein, Maidlein, die Sach geht nit recht zu, daß dir der Bauch also bald groß wird. Ich merk, daß du dich übersehen hast. Darum wirst du mir die Wahrheit sagen, wie es ist zugangen; und wenn das nur kein Pfaff oder Mönch oder Jud hat getan, so will ich dir's verzeihen und beim nächsten lassen bleiben und dich bei Ehren behalten. Wo du aber leugnen willst und mir die recht Wahrheit nit willst sagen, so will ich dich von mir jagen und vor aller Welt zu Schanden bringen.«
Die gut jung Frau bedacht sich auch kurz und sprach: »Ach mein herzlieber Hauswirt, ich bitt dich um Gottes willen, du wollest mir's verzeihen. Ich will mich alle meine Lebtag desto besser halten und dir bei meiner Treu die recht Wahrheit sagen!« Und sprach: »Es hat's fürwahr ein Fuhrmann getan, der ist in meines Vaters Haus zur Herberg gelegen.«
Der Mann sprach: »Hei, daß dich Gott schänd in den Fuhrmann hinein! Hast duFuhrmann also ein weite Straß und mußt du eben meiner Frauen, ich weiß nit wohin, fahren!« Und ließ es gleich also ein gute Sach sein.
Also blieb er und sie, auch ihr Vater und Mutter, bei Ehren, und ward ihr Schänd nit ausgeschrien und den Leuten die Mäuler nit gefüllt. Es war schier gut, daß mancher also tat. Man find't aber etlich Narren, wenn sie ihre Weiber genug schänden und in ihr eigen Nest scheißen, nehmen sie die dann wieder zu sich und setzen sich dann beide ins Bad.
Im Schweizerland gen Zürich ist kommen ein Landsknecht in ein Wirtshaus und hat den Wirt begrüßt um Herberg, dem hat der Wirt Herberg zugesagt. Zum Nachtessen hat der Wirt dem Landsknecht gar ein sauren Wein vorgestellt, der von einem übel geratenen Jahr war, und so die Leut ihn tranken, sprachen sie: »Herrgott, behüt uns, wie ist der Wein so sauer!«, also daß der Wein von dem Jahr den Namen behielt »Herrgott, behüt uns«.
Als nun der Landsknecht aß und auch den sauren Wein versucht, spricht er: »Potztaubenast, Herr Wirt, wie ist der Wein so sauer!«
Antwortet der Wirt: »Unsere Wein sind der Art, daß sie erst im Alter gut werden.«
Spricht der Landsknecht: »Wirt, ja, wenn er so alt würde, daß er auf Krücken ginge, würde nichts Gutes daraus.«
Ein armer einfacher Landsknecht litt großen Hunger. Wiewohl Proviant genug im Lager war, so hatt er doch kein Geld, daß er's kaufet. Derhalben trieb ihn die Not dahin, daß er vor den Hauptmann begehrt in Hoffnung, er sollt ihm etwas vorsetzen. Es hatt aber der Hauptmann etlich groß Hansen zu Gast geladen, weshalb die Trabanten diesen armen Knecht nit vor ihn lassen wollten.
Als er aber nun ohn Unterlaß bat, man sollt ihn doch vor den Hauptmann lassen, er hätte nit mehr denn drei Wort mit ihm zu reden, war da auch ein nasser Vogel unter den Trabanten. Den wundert, was er doch mit drei Worten könnte ausrichten, und sagt es dem Hauptmann in der Läng, wie sich die Red hat zugetragen.
Der Hauptmann mitsamt seinen Gästen, die auch wohl bezecht waren, sprachen: »Laß ihn herein! Und redet er mehr denn drei Wort, so wollen wir ihn in die Eisen schlagen lassen.«
Also ward er vor den Hauptmann in den Saal gelassen, der ihn fragt: »Was begehrst du, das du mit drei Worten willst ausrichten?«
Antwortet der Landsknecht: »Geld oder Urlaub.«
Da lachet der Hauptmann und alle seine Gast, und setzt ihm der Hauptmann ein Monatssold vor bis zur Bezahlung.
Es hat der hochgelehrt und lobwürdigen Gedächtnisses Doktor Erasmus von Rotterdam in seinen Colloquiis beschrieben ein grausamen Schiffbruch, denselbigen auch dergestalt herausgestrichen, also wer den liest oder hört, dem muß darob grausen. Unter anderen, so in solchem Schiffbruch und FortunSturm gewesen, setzterzählt er von einem, so vielleicht ein Kaufmann möcht gewesen sein.
Als derselbe von anderen seiner Mitgefährten ein ziemlich Schreien und Rufen hört – der ein ruft und verhieß sich zu Sankt Jakob, der ander zu Sankt Nikolaus du Port, der dritt zu Sankt Katharinen von Siena –, da waren gar wenig, so zu dem rechten Schiffsmann ruften, welcher mit seinem Bedräuen Wind und Meer augenblicklich stillen könnt. Diese aber, als sie in ihren größten Nöten waren, sucht sich ein jeder ein besonderen Heiligen. Und namentlich dieser, als er sieht, daß man alles Gut aus dem Schiff wirft, die Mast und Segel zerrissen, die Schiffsleut ganz verzagen, ein jeder sich 'umsieht nach ein Dielen oder Brett, womit er sich dem grausamen wütenden Meer ergeben will, so fängt der gute Kerl auch an mit lauter Stimm zu rufen: »O du heiliger Sankt Christoffel, hilf mir in diesen meinen großen Wassersnöten, damit ich wieder ans Land kommen mög. Dagegen versprech ich dir ein wächsern Kerzen, so lang und groß, als da ist dein Bildnis zu Paris in der Hohen Kirchen!« Diesen Ruf erneuert er zu mehreren Malen.
Zuletzt sagt einer seiner Gesellen: »O mein lieber Kumpan, du versprichst sehr große Ding. Denn wahrlich, wenn dein ganze Freundschaft und Geschlecht zusammentäten, Hab und Gut daran streckten, sie möchten .das Wachs nit bekommen.«
Dieser aber, so zuvor sehr laut geschrien, sagt zu seinem Gesellen heimlich in ein Ohr: »Mein lieber Gesell, hülf mir nur Sankt Christoffel ans Land, ich wollt mich wohl mit ihm vertragen; er sollt ein Schandel oder Unschlittlicht dafür nehmen.«
Ach der groben Einfalt! Er meint, Sankt Christoffel hätt Gewalt, ihm aus Nöten zu helfen, hätt auch sein grausam Schreien und Rufen, so er getan, erhört, er möcht aber die Wort, so er seinem Gesellen heimlich gesagt, nit hören. O du arme Welt, was tust du!
Auf ein Zeit fuhr ein mächtig Schiff auf dem Meer, mit großem Gut und Kaufmannsschatz beladen. Es begab sich, daß ein großer Fortun oder TormentSturm oder Orkan an sie kam, also daß sich männiglich zu sterben und zu ertrinken ergeben tat.
Auf dem Schiff war ein grober und gar ein ungebackener Bayer. Als er von männiglichem hört, daß sie sich zu versinken und zu ertrinken ergeben hatten, ging er über seinen ledernen Sack, nahm daraus ein gute große Schnitten Brot, rieb ein gut Teil Salz darauf, hub an und aß das ganz .gütiglich in sich, ließ ander Leut beten und Gott und seine Heiligen anrufen.
Als nun auf das letzt der Torment verging und alles Volk auf dem Schiff wieder zu Ruhen kam, fragten sie den Bayer, was er mit seiner Weis gemeint hätt.
Der gut Bayer gab auf ihr Fragen Antwort und sagt: »Dieweil ich von euch allen hört, wie wir untergehn und gar ertrinken sollten, aß ich Salz und Brot, damit mir ein solcher großer Trunk auch schmecken möcht.«
Dieser Wort lachten sie genug.
Zween Bauren waren gute Nachbarn und die Häuser zunächst aneinander, und auf einem Morgen, doch nicht gar zu früh, kam der ein vor des andern Fenster und klopfet mit einem Finger daran.
Aber der ander lag noch hinter dem Ofen in der Höll und mocht vor Faulheit nicht aufstehn, und wie dieser also am Fenster klopft, schrie er mit lauter Stimm hervor und sprach: »Wer da?«
Der vor dem Fenster sprach: »Ich bin's. Nachbar Konrad, was tut Ihr?«
Der im Bett gab ihm wieder Antwort: »Ich lieg hier und schlaf. Was war Euch lieb, Nachbar?«
Der vor dem Fenster sprach: »Wenn Ihr nit schlieft, wollt ich Euch um Euren Wagen bitten; ich will aber schier, wenn Ihr erwacht, wiederkommen.«
Solche einfältige Bauren findet man nit viel als diesen, der meint, darum er noch im Bett läge, schlief er auch.
Auf ein Zeit waren zween Bauren einem Abt schuldig etlich versessen Zins und wurden zu Rat, den Abt um länger Ziel zu bitten. Sie kommen vors Kloster und wurden von dem Pförtner eingelassen; es war aber um die Essenszeit.
Die zween eilten der Konventstuben zu, vermeinten, den Abt allda zu finden. Der Abt saß mit seinen Edlen zu Tisch und seine Diener an einem besonderen Tisch. Nun wie die zween Bauren die Tür auftaten und den Abt also zu Tisch sitzen sehen, erschrickt der ein Bauer, tritt hinter sich und geht hinweg. Der ander aber geht frevlich hinein und drang zwischen die Diener hinein zum Tisch und aß, als hätt er Zins bracht.
Der Abt, sobald er das erblickt, spricht er zu einem Edlen, der neben ihm saß: »Da sitzet ein schamper Bauer. Wie hat er sich hineingeflickt zum Tisch! Er ist mir nichts mehr schuldig.«
Solches faßt der Bauer in sein Ohr und macht sich, nachdem er gessen hat, wieder heim.
Als er aber nachmals wieder von dem Abt angesucht ward um die Schuld, spricht der Bauer zum Abt: »Gnädiger Herr, es ist Euer Gnaden wohl kund, daß ich Euch nichts mehr schuldig bin. Denn Ihr beim vorigen Mal im Essen spracht zum Edelmann, der neben Euch saß: ‚Der Bauer ist mir nichts mehr schuldig.‘«
Und der Abt ließ es auch also beruhen.
Ein reicher Bauer saß in einem Dorf, der hatt gar ein großen BrauchBedarf von Knechten und Mägden. Nun begab sich auf Sankt Martinsnacht, daß er seinem Hausgesind die Martinsgans gab, und er hat ein sehr gut Mahl zugerichtet von Gesottenes, Gebratenes, Hühnern, Gänsen und Schweinebraten. Dazu hat er die allerbesten und stärksten neuen Wein, so er ankommen mocht. Das Gesind mußt allesamt voll sein und nur tapfer bausenschlemmen.
Zuletzt, als der Tisch aufgehoben, bracht die Bäuerin erst ein groß, KarSchüssel mit guter süßer Milch. Darein stiegen sie mit den Löffeln und hatten gar ein guten Schlemm. Insonderheit die Bäuerin tat nit anders, dann wenn ihr die Milch entlaufen wollt.
Der Bauer sagt: »Gemach, mein liebe Greta! Denn dir die Milch sonst weh tun wird, wenn du schlafen gehst.«
Die Bäuerin kehrt sich nicht an den Bauren und aß nur desto fester.
Als aber nun die Drescher schlafen gangen waren, hat in der Nacht den einen Drescher sehr angefangen zu dürsten. Als er aber im Bett gelegen und gar findlich mit dem Maul geschmatzt, hat ihn sein Gesell zuletzt gefragt, was ihm angelegen wäre. Da hat er ihm. seinen großen Durst angezeigt.
»Schweig«, sagt der ander, »ich will dir bald helfen, denn die Milchkammer steht noch offen. Ich will uns gehn ein guten Hafen mit Milch zuwegen bringen.«
Nun war die Milchkammer zunächst an der Drescherkammer, und auf der ander Seiten war des Bauren Kammer, die stund auch noch offen. Als nun der ein Drescher in die Milchkammer kommen war, gropetgriff er so lang, bis er die Milch fand.
Er trank, sich recht genug satt, nahm danach ein große Milchkachel voll, wollt die seinem Gesellen bringen, damit er seinen Durst auch löschen mocht. Und als er aus der Milchkammer ging, verfehlet er des Wegs. Denn als er meint, er ging wieder zu seinem Gesellen, »kam er in des Bauren Kammer.
Da lag die Bäuerin mit bloßem Hintern unbedeckt. Der gut Drescher meint, es war sein Gesell, der war wieder entschlafen, hob ihr die Milch vor den Arsch. Indem ließ die Bäuerin einen Blas von sich gehn.
Der Drescher sagt: »Du Narr, was blasest du an der kalten Milch? Ich mein, du seiest noch voller Wein seit nächtens.«
Indem entfuhr der Bäuerin noch ein Blästerling. Da ward der Drescher erzürnet, erwischt die Milch, vermeint, die seinem Gesellen in das Angesicht zu schütten, und schüttet sie der Bäuerin in den Hintern.
Davon erwachet die Bäuerin und wußt nit, wie ihr geschehen war. Sie gehub sich übel davon. Der Bauer, auch aufgewacht, fragt sie, was ihr geschehen war.
»O weh«, sagt die Bäuerin, »ich weiß es nit, ich lieg ganz naß in dem Bett.«
Der Bauer sprach: »Sagt ich dir's nit nächtens, als du der Milch so viel essen tatest? Dir ist eben recht geschehen.«
Der Drescher schlich aus der Kammer, befand erst, daß er grob gefehlt, kam wieder zu seinem Gesellen.
Der war gar zornig über ihn, sagt, wo er so lang ausbliebe, der Durst möchte einem in so langer Zeit dreimalen vergangen sein.
»Lieber Gesell«, sagt dieser, »du weißt nit, wie es mir gangen ist. Als ich mit der Milch aus der Kammern gehn wollt, kam mir die Bäuerin entgegen, schalt mich ein Dieb und ging mich fast übel an, wiewohl sie mich nit erkannt. Damit sie mir aber nit nachfolget bis in unser Kammer und mich erkennt, nahm ich die Milch und schüttete ihr die in das Angesicht. Also komm ich ohne die Milch.«
Also beschiß dieser Drescher der Bäuerin ihr Bett und bered't seinen Gesellen auch, daß der ihm glaubt, wie er ihm gesagt hat.
Durch ein Dorf ging einmal ein armer Student, welcher wenig Zehrung im Säckel bei sich trug und aber die Fuß lieber unter dem Tisch hatt, denn daß er sollt in einem Buch studieren, als man deren noch viel findet. Als er aber nun wohl in das Dorf hineinkommt, geht er gegen eines reichen Bauren Haus, welcher nit daheim war, sondern in das Holz gefahren.
Die Frau aber, welche zuvor auch einen Mann gehabt, so Hans geheißen und ihr vor wenig Jahren gestorben war, weshalben sie jetzt den anderen Mann hatt, dieselbig Frau steht in dem Hof vor dem Haus. Und so sie den Studenten ersieht, spricht sie ihn an, fragt ihn, wer er sei und von wannen er komm.
Antwortet; der Student: »Ich bin ein armer Student und komm von Paris.«
Die gut einfältig Frau verstund's nit recht, vermeint, er hatt gesagt, er komm aus dem Paradies, deshalben sie ihn noch einmal fragt: »Kommt Ihr aus dem Paradies?«
»Ja, liebe Frau«, sprach der Student, denn er merkt von Stund an wohl, wen er vor sich hatt.
Da sprach die Bäuerin: »Lieber guter Freund, kommt mit mir in die Stuben! So will ich Euch etwas weiteres fragen.«
Als er nun in die Stuben kam, da hieß sie ihn niedersitzen, fing an und sprach: »Mein guter Freund, ich hab zuvor auch einen Mann gehabt, hat Hans geheißen, der ist vor dreien Jahren gestorben. Ach du mein lieber Hans, Gott tröst dein liebe Seel! Ich weiß, daß er im Paradies ist; er ist wohl so ein frommer Mensch gewesen. Lieber Freund, habt Ihr ihn nicht im Paradies gesehen; Oder kennt Ihr ihn nit?«
Der Student sagt: »Wie heißt er mit dem Zunamen?«
Sie sprach: »Man hat ihm nur Hans Gutschaf gesagt; er schielet ein wenig.«
Der Student besinnt sich und sprach: »Botz ja, ich kenn ihn jetzt wohl.«
Die Frau sprach: »Ei, lieber Freund, wie geht's ihm, meinem guten Hansen;«
Der Student antwortet und sprach: »Schlechtlich genug. Der arm Tropf hat weder Geld noch Kleider. Wenn gut Gesellen nit das best getan hätten bisher, er war wohl Hungers gestorben. Denn wo etwan gut Gesellen beieinander zechen, so holt er Wein und Brot und schenkt ihnen ein.«
Da die Frau das hört, fing sie an zu weinen und sprach: »Ach du mein Hans, nun hast du nie keinen Mangel bei mir gehabt und mußt erst in jener Welt Mangel leiden! Hätt ich das gewußt, ich wollt dich wohl versorgt haben mit Kleidern und mit Geld, daß du auch andern gleich hättest mögen zehren; denn du von Gottes Gnaden noch gute Kleider hast. Hätt ich nur einen Boten, ich wollt dir's schicken und ein guten Zehrpfennig dazu.«
Der Student, als er solches hört, sprach er zu der Frauen: »O liebe Frau, seid guter Ding! Wenn es nur an einem Boten mangelt, so will ich Euch wohl so viel zu Gefallen tun und ihm's bringen. Denn ich jetzt demnächsten wiederum ins Paradies will; ich hab etlichen mehr Geld zu bringen.«
Als die Bäuerin solches hört, war sie froh und bracht dem Studenten zu essen und trinken und hieß ihn redlich zechen. »Denn ich will«, sprach sie, »dieweil ein Ding zusammensuchen.«
Also geht sie hinauf in die Kammer über den Kasten, da des Hansen Kleider lagen, und nimmt etliche Hemder, zwei Paar Hosen und den gefüllten Rock samt etlichen FatzenettleinTüchlein, macht's auf das geschmeidigst ein, daß es fein kommlich zu tragen ist. Danach hat sie etlich alt ungarisch Gulden und gut alt gestampft PlapphartGroschen, bindet's in ein weiß Lümplein, gibt's dem Studenten mitsamt der Bürde und schenkt ihm auch etwas, damit er's desto fleißiger ausrichte.
Als er nun gessen und trunken hat, nimmt er die Bürde mit den Kleidern auf den Hals, dankt der Frauen und zeucht damit davon.
Nun war es eben um Mittag, daß der Bauer aus dem Holz heimkam, lief ihm die Frau entgegen und sprach: »Lieber Hauswirt, soll ich dir nit Wunder sagen? Es ist ein Mann bei mir gewesen, der kommt aus dem Paradies und kennt mein Hansen selig wohl; er hat mir gesagt, wie er so arm sei und großen Mangel leide. Da bin ich hingangen, hab ihm seine Kleider geschickt samt etlichen ungarischen Gulden und gestampften Plappharten, welche du nit gewußt hast, und sollt dich der Ritt schitten.«
Der Bauer erschrak und sprach: »Ei, du hast es dem Teufel auf den Kopf geben!« Sitzt schnell aufsein besten Hengst und eilt dem Studenten nach.
Der Student aber stets hinter sich luget (denn er versah sich wohl, es würd also gehn). Als er den Bauren sieht hernach eilen, wirft er geschwind die Bürde in ein Heck und find't ungefähr ein Paar Heckhandschuh und ein Schaufel; die legt er an.
Als nun der Bauer zu ihm kam, fragt er, ob er nit einen mit einer Bürde gesehen hab.
»Ja, alsbald er Euch gesehen, ist er über den Heck gesprungen und dem Holz zugelaufen.«
Der Bauer sprach: »Lieber, halt mir's Roß! So will ich ihm nacheilen.« Springt damit über den Heck dem Holz zu.
Der Student nimmt die Bürde, sitzt aufs Roß und reitet davon.
Als nun der Bauer niemand fand, kehrt er wieder um. So find't er weder das Roß noch den, der's ihm gehalten hat; da gedacht er wohl, wie es zugangen war.
Als er nun heimkommt, fragt ihn die Frau, ob er ihn gefunden hab.
Er sagt: »Ja, ich hab ihm das Roß dazu geben, daß es ihm desto bälder werde.«