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Den Spott zum Schaden
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C.A.M. v.W.

Kurzweiliger Zeitvertreiber
1668

Neue Brillenmacherkunst

Zu einem Grafen kam neulicher Zeit ein Brillenmacher und sprach ihn an, er möchte doch einem armen Handwerksmann einen Zehrpfennig steuren, damit er mit Gott und Ehren könnte weiter fortkommen.

Der Graf fragte, was er denn für ein Handwerk gelernet.

Er antwortete: »Ich bin meines Handwerks ein Brillenmacher, und gehen die Brillen heutzutag nicht mehr ab, weil man jetzo allerorten durch die Finger siehet.«

(189)

Der trockene Bauer

Der Herzog von Bayern fuhr einsmals von Nürnberg nach

Haus. Unterwegs stund ein Bauer am Wasser und fischte. Der

Herzog fragte, was er für Fisch finge. Der Bauer sagte: »Allerlei Fische, groß und kleine.« Der Herzog fragte ihn weiter, ob er auch Stockfische finge. Der Bauer sagte: »Nein, solche kommen von Nürnberg.« – Und der Herzog kam eben von Nürnberg.

(190)

Der nicht heuchlende Hofprediger

Ein Fürst ward von seinem Hofprediger in der Predigt wegen seines üblen Lebens verdeckt gestrafet, also daß er es wohl merken konnte.

Nach gehaltener Predigt ließ ihn der Fürst zur Tafel berufen. Als sie nun im besten Essen waren, sprach der Fürst: »Herr Hofprediger, Ihr schösset mich heut in der Predigt ziemlich auf den Pelz.«

Der Hofprediger antwortete: »Gnädigster Herr, es ist mir herzlich leid. Ich habe aufs Herz gezielet, nun aber vernehm ich, daß ich nur den Pelz getroffen.«

(191)

Priester und JunkerÜberschrift vom Herausgeber

Ein Dorfpriester, so einen feuerroten Bart hatte, ward von einem von Adel, welcher einen schwarzen Bart hatte, gefragt, ob er ihm nicht sagen könnte, was doch Judas für einen Bart müsse gehabt haben.

Der Pfarrer merkte bald, wo dieser hinaus wollte, und gab ihm zur Antwort: »Da Judas des Herrn Christi Jünger war, hatte er einen roten Bart, gleich als meiner ist. Da er aber zum Schelmen wurde und seinen Herrn und Meister verriet, bekam er einen schwarzen Bart, wie der Junker hat.«

(192)

Die seltsamen Reimer

Ein deutscher Edelmann ritt anliegender Geschäfte halber mit seinem reisigen Knecht nach Speyer. Als ihm nun die Zeit etwas lang wurde, sagte er zum Reiter: »Hans, wovon reden wir eine Weile, daß uns die Zeit kurz wird? Ich denke, wir wollen miteinander reimen und zusehen, wer solches am besten kann zu Markt bringen.«

Der Knecht antwortete, er wäre seines Teils wohl zufrieden. Also fing der Junker an, nachfolgenden Reimen zu machen:

»Ich heiße Sylvester
Und schlaf bei deiner Schwester.«

Der Knecht antwortete:

»Junker, ich heiß Hans
Und schlaf bei Eurer Frau.«

»Ja«, sprach der Junker, »das reimet sich aber nicht.« »Es reime sich oder reime sich nicht«, antwortete der Knecht, »so tue ich's doch.«

Jagte damit dem Junker so viel Argwohns ein, daßdieser, sobald er nach verrichteter Reise wieder heim kam, dem Knecht seinen Lohn zuzählte und sprach: »Gehe hin, ich bedarf deiner nicht mehr, du bist mir im Reimen überlegen.«

(193)

Der gefährliche StrichÜberschrift vom Herausgeber

Ein alter betagter Hofrat hatte ein junges Weib und einen wackern Jüngling zum Schreiber. Wo nun die Frau an den Schreiber kam, gab sie ihm Anleitung, daß er wohl merken konnte, was sie suchte. Einsmals war der Hofrat nicht zu Hause. Da kam die Frau in die Stube, wo der Schreiber innen war und tat nach ihrer vorigen Weise.

Der Schreiber, weil er gar keine Ruh haben konnte, ihm vielleicht auch damit gedienet war, machte einen Strich mit der Kreiden auf die Erden und sagte: »In Wahrheit, Frau, wenn Sie mich nicht wird zufrieden lassen und noch einsten über diesen Strich zu mir herüberkommen, will ich tun, was ich sonsten wohl bleiben ließe.«

Die Frau wagt's und ging über den Strich und sagte : »Mein, was wollt Ihr doch wohl tun?«

Der Schreiber, nicht faul, wirft sie auf das in der Stuben stehende Bett und gab ihr, was sie suchte.

Solches sah des Hofrats Söhnchen von ungefähr fünf Jahren. Und als der Vater kurz darauf nach Hause kam und in die Stuben ging, lief ihm das Kind entgegen und sagte: »Ach Vater, Vater, geht nicht über den Strich, der Schreiber tut Euch sonst wie der Mutter!«

»Wie denn, mein Sohn?« fragte der Vater.

»Er wirft Euch aufs Bett und schüttelt Euch.«

(194)

Schon ein Advokat ist zuvielÜberschrift vom Herausgeber

Von einer Clevischen Jungfrauen wird gesagt, daß sie einsmals sei durch eine Stadt gereiset, in welcher eine Universität war.

Und da man eben alle Glocken gezogen und geläutet, habe sie gefraget, was doch das viele Geläute bedeute.

Habe man sie berichtet, daß die Juristenfakultät Doctores der Rechten machen wollte.

Sie hat weiter gefragt, wieviel denn derer wären, so solche Würde bekämen.

Ward ihr gesagt: »Sieben.«

Worauf sie mit höchster Verwunderung sprach: »Wie, sieben? Behüte Gott, wir haben bei uns nur einen Doktor der Rechten, und der macht dem ganzen Lande genug zu tun. Diese sieben sollten wohl die ganze Welt verwirren und in Unruh bringen.«

(195)


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