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Ich, Frater Johannes Pauli, Schreiber dies Buchs, ein Barfüßer, hab ein Bauren kennt, und war ein grober Kegel zu Villingen, da ich Lesmeister da war, der hieß Hans Werner. Der könnt lesen und könnt schier die ganz Bibel auswendig, und wo er hinkam, so disputiert er mit den Priestern: »Wo steht dies in der Bibel und jenes?«
Auf einmal kam er an des von Württembergs Hof gen Stückgarten. Die Doctores kannten ihn wohl; er war dickoft bei ihnen gewesen, denn er zog dem Disputieren nach gegen den Winter, wenn er seine Äcker gesäet hatt und nichts mehr zu gewinnen war. Der Fürst wollt ihn auch hören und lud ihn zu Gast.
Und was ihn die Gelehrten fragten aus der Bibel, so könnt er guten Bericht geben, daß der Fürst ein Wohlgefallen an ihm hatt.
Hans Werner, der Bauer, sprach zu dem Herrn: »Herr, wisset Ihr, wie groß Gott ist?«
Der Herr sprach: »Wer wollt es mir sagen?«
Der Bauer sprach: »Er ist so groß, als ein Prophet spricht: ,Der Himmel ist mein Sessel, und das Erdreich ist ein Schemel meiner Fuß und reicht mit seinen Armen von einem Ort zu dem andern.' Nun ratet Ihr, Herr, wieviel müßt er Tuchs haben zu einem Rock, so er so groß ist?«
Der Fürst sprach: »Das weiß ich nit.«
Der Bauer sprach: »Er bedarf nit mehr denn ich, denn er spricht: Was ihr einem armen Menschen tut in meinem Namen, das habt ihr mir getan.' Darum wenn Ihr mir ein Rock gebt, so habt Ihr ihn Gott geben.«
Der Herr sprach: »Bist du auf Mittfast hie, so ich mein Hofgesind bekleid, so will ich dir auch ein Rock geben.«
Hans Werner verschlief es nit und macht sich auf und kam wiederum in des Fürsten Hof, da ward ihm auch ein Rock.
Es ritt auf einmal ein Bischof über Feld wohl mit vierzig Pferden. Der sah ein Bauren zu Acker gehn, der ließ den Pflug stehn und lehnt sich auf den Stecken und sah den Reitern zu. Der Bischof ritt zu ihm und sprach: »Lieber, sag mir die Wahrheit! Was hast du gedacht, da du mich mit meinem Zug sahest reiten?«
Der Bauer sprach: »Herr, ich hab gedacht, ob Sankt Kilian zu Würzburg auch sei also geritten mit vierzig Pferden.«
Der Bischof, der sprach: »Ich bin nit allein ein Bischof, sondern auch ein weltlicher Fürst. Jetzt siehst du ein weltlichen Fürsten. Willst du ein Bischof sehen, so komm auf Unser Frauen Tag gen Würzburg, so wirst du ihn sehen.«
Da fing der Bauer an zu lachen.
Der Bischof sprach, was er lacht.
Der Bauer sprach: »Wenn der Fürst des Teufels wird, was tut der Bischof dazu?«
Da ritt der Bischof von ihm und hatt sein genug.
Es ritt auf einmal ein Fürst durch sein Land mit seiner Hausfrauen und blieben bei einem Edelmann auf seinem Schloß zu Herberg. Der Edelmann hatt ein Sohn, der war ein Stummer. Da man aß, da dient der Stumme so höflich und so adlig zu Tisch und stund ihm alles wohl an, was er tat.
Der Fürst wollt mit ihm reden. Der Vater sprach: »Gnädiger Herr, er kann nit reden, er ist ein Stumm.«
Die Fürstin gedacht: »Das war ein Diener für dich, der war verschwiegen, vor dem dürftest du dich nit schämen.« Sie lag dem Herrn an, er sollt ihr den Stummen erwerben zu einem Diener.
Der Edelmann könnt es dem Fürsten nit versagen.
Die Fürstin nahm den Stummen mit sich heim. Und wann der Fürst danach hinwegritt, so trug der Stumme der Frauen Wein auf, und kam da der Mann, da der Ritter, der Edelmann. Da sah der gut Stumme wohl, was die Rüben galten.
Und nach einem Jahr oder zweien ritt der Fürst abermals zu des Stummen Vater und nahm den Stummen mit sich, daß er einmal seine Freund sähe. Der Stumme dient dem Fürsten aber zu Tisch.
Der Fürst sprach zu seinem Vater: »Ist dein Sohn ein Stumm von der Art oder von Siechtagen, oder wie ist es ihm ergangen?«
Der Vater sprach: »Er ist kein Stumm, er kann wohl reden. Aber er kann nit schimpfen, er sagt heraus, was er weiß, und schmäht die Leut, er sagt die Wahrheit. Da hab ich ihm auf einmal verboten, er soll schweigen, also hält er Schweigen.«
Der Herr sprach zu dem Vater: »Lieber Herr, laßt ihn reden! Ich bitt Euch darum.«
Der Vater sprach: »Wohlan, Sohn, sag unserm gnädigen Herrn etwas!«
Der Sohn sprach: »Herr, Euer Frau ist die allergrößt Hur, die in dem Land ist.«
Der Fürst sprach: »Schweig! Du hast zuviel gered't, ich hab es zuvor wohl gewußt.«
Es war einmal ein Edelmann, der hatt in einem Krieg eines Bürgers Sohn gefangen und führt ihn mit sich heim in sein Schloß und legt ihn in ein Turm.
Da er ein Zeitlang in dem Turm lag, da ließ er den Junkern bitten, daß er zu ihm kam, er hätt etwas mit ihm zu reden. Da er zu ihm kam, da sprach er: »Lieber Junker, ich lieg hier und bin weder Euch noch mir nütz; so wollen mir meine Freund, die hundert Gulden nit schicken, damit ich mich selbst lösen möcht. Und tut als wohl und laßt mich selbst heimziehen! In acht Wochen will ich mich wiederum stellen und Euch das Geld bringen als ein frommer Gesell.«
Der Junker sprach: »Wen willst du mir zu einem Bürgen geben?«
Der Gefangene sprach: »Ich hab niemand, ich will Euch Gott den Herrn zu einem Bürgen geben und will Euch einen Eid schwören, bei demselbigen Bürgen das zu halten.«
Der Junker sprach: »Den Bürgen will ich annehmen.« Und ließ ihn ein Eid schwören und ließ ihn heimfahren.
Da fuhr der arm Knecht heim und verkauft alles sein Gut, das er hatt, und bracht das Geld auf, und mocht es doch nit zuwegen bringen in den acht Wochen, als er dann gelobt hatt, und blieb wohl drei Wochen über das Ziel aus.
Es fügt sich auf ein Zeit, daß der Junker über Feld ritt, und zwei Knecht ritten mit ihm. Da begegnet ihnen ein Abt oder ein Prior auf zweien hübschen Pferden mit einem Knecht. Und der Junker sprach zu seinen zweien Knechten: »Sehet, ihr lieben Gesellen, wie reitet der Mönch mit zweien rassigen Pferden und reitet als köstlich als ein Ritter. Er sollt auf einem Esel reiten. Seid gewarnt, wir wollen ein Tat tun..«
Da er nun zu ihnen kam, da greift er dem Pferd in den Zaum und sprach: »Herr, wer seid Ihr, wer ist Euer Herr?«
Der Mönch sprach: »Ich bin ein Gottesdiener, und Gott ist mein Herr.«
Da sprach der Edelmann: »So kommt Ihr mir eben recht. Ich hab ein Gefangenen gehabt und hab ihn ledig gelassen, der hat mir Euren Herrn zu Pfand gelassen und zu einem Bürgen geben. Nun. kann ich ihm nichts abgewinnen, er ist mir zu mächtig, darum so will ich seine Diener angreifen.« Und nahm den Mönch zu Fuß mit sich auf das Schloß, und nahmen ihm, was er hatt.
Es fügt sich, daß sein gefangen Mann wiederum kam. und fiel dem Junkern zu Fuß und wollt ihm das Geld geben und sagt, er hätt das Geld nit eher von den armen Leuten mögen bringen, er sollt nit zürnen.
Der Junker sprach: »Gut Gesell, stand auf und behalt dein Geld und fahr, wohin du willst! Denn dein Bürg hat dich wohl gelöset.«
Auf ein Zeit war ein Abt, der hatt ein Edelmann zu einem Kastenvogt. Der Edelmann war dem Abt nit hold und könnt doch kein Ursach wider ihn finden und beschickt den Abt und sprach zu ihm: »Mönch, du sollst mir drei Fragen beantworten in dreien Tagen. Zu dem ersten sollst du mir sagen, was du von mir haltest. Zu dem andern, wo es mitten auf dem Erdreich sei. Zu dem dritten, wie weit Glück und Unglück voneinander sei. Beantwortest du die drei Fragen nit, so sollst du kein Abt mehr sein.«
Der Abt war traurig und kam heim und ging auf das Feld spazieren und kam zu einem Sauhirten. Der sprach: »Herr, Ihr seid gar traurig. Was brist Euch?«
Der Abt sprach: »Das mir anliegt, da kannst du mir nit helfen.«
Der Sauhirt sprach: »Wer weiß es? Sagt mir es!«
Der Abt sagt es ihm: »Die drei Fragen muß ich beantworten.«
Der Flirt sprach: »Herr, seid guter Ding und fröhlich! Die Fragen will ich alle wohl beantworten. Wenn der Tag kommt, so legt mir ein Kutten an!«
Der Tag kam, und der Abt mit seinem Bruder kam, oder er schickt ihn dar in seinem Namen.
Der Edelmann sprach: »Äbtlein, bist du hie?«
»Ja, Junker«, sprach der Abt.
»Wohlan, was sagst du auf die erst Frag, was haltest du von mir?«
Der Abt sprach: »Junker, ich schätz Euch für 28 Pfennig.«
Der Junker sprach: »Nit besser?«
Der Abt-Hirt sprach: »Nein.«
Der Junker sprach: »Warum?«
Der Abt sprach: »Darum. Christus ward für 30 Pfennig geben, so acht ich den Kaiser für 29 Pfennig und Euch für 28 Pfennig.«
»Das ist wohl beantwortet. Auf die ander Frag: ‚Wo ist es mitten auf dem Erdreich?‘«
Der Abt sprach: »Mein Gottshaus ist mitten auf dem Erdreich. Wollt Ihr es mir nit glauben, so meßt es aus.«
»Auf die dritt Frag: ‚Wie weit ist Glück und Unglück voneinander?‘«
Der Abt sprach: »Nit weiter denn über Nacht, denn gestern war ich ein Sauhirt, heut bin ich ein Abt.«
Der Junker sprach: »Bei meinem Eid, so mußt du Abt bleiben.«
Und blieb auch also Abt; er hielt aber den alten Abt auch in Ehren, als auch billig war.
Auf daß wir so viel von den Mönchen gesagt haben, so ziemt sich wohl, daß wir auch etwas von den Nonnen schreiben, denn als die Lehrer sprechen, so gehören Mönch und Nonnen zusammen.
Es war ein Kloster, soll man es anders ein Kloster heißen, ein Stift, da waren Freifrauen in, als ihrer viel in unsern Landen sein, der Edlen Spital etc. Da war ein Edler, der dem Gottshaus ab wollt ziehen und nehmen, das sein Eltern dar hätten geben. Sie lagen in dem Rechte miteinander, und war viel draufgangen.
Der Äbtissin ward geraten, sie sollt vier der allerhübschesten Frauen, die sie hätt, wohl ausstreichen und sollt sie mit sich nehmen und mit ihnen selber vor den Fürsten kommen, sie würd ein gnädigen Herrn finden. – Sie folgt dem Rat.
Da sie nun also vor dem Fürsten stund mit den vier stolzen Frauen, da fragt sie der Fürst und sprach, wieviel Gestühle und Chorfrauen sie hätt.
Die Äbtissin antwortet dem Fürsten und sprach mit Züchten: »Unser sein vierundzwanzig Frauen.«
Der Fürst sprach: »Wieviel habt Ihr Pfaffen und Kaplän?«
Die Äbtissin antwortet und sprach: »Gnädiger Herr, wir haben zwölf Pfaffen.«
Der Fürst lacht und sprach: »Das ist übel geordnet, es sollt umgekehrt sein.«
Die Äbtissin verstund, wo der Fürst hinaus wollt und daß er sie für Huren schätzt. Da sprach die Äbtissin: »Nein, gnädiger Herr, es ist wohlgeordnet. Es sein zwölf Pfaffen und hat jeglicher sein Frauen, und die übrigen zwölf Nonnen sein für die Gast.«
Da lacht der Fürst und sprach: »Frau Äbtissin, Ihr habt wohl geantwortet. Geht heim, so wollen wir mit dem Edelmann verschaffen, daß er euch in Frieden läßt.«
Auf einmal ritt ein Papst über Feld; da kam ein alte Frau, ein Bettlerin, zu ihm und begehrt um Gotts willen ein Schilling von ihm.
Er sprach: »Nein, es ist zu viel.«
Die Frau sprach: »So gebt mir ein PlaphartGroschen!«
Er sprach: »Nein.«
Die Frau sprach: »Gebt mir ein Kreuzer!«
Er sprach: »Nein.«
Die Frau sprach: »Macht den Segen über mich!«
Er macht das Kreuz über sie. Die Frau sprach: »War mir Euer Segen eines Hellers wert, so hättet Ihr ihn mir auch nit geben.« Also fuhr die Frau davon.
Es war einer in das Teutschland kommen mit falschem Ablaß und Briefen und hört Beicht und absolviert die Menschen von zukünftigen Sünden, die sie würden tun; und hob viel Gelds auf.
Es kam ein Edelmann zu ihm und bat, ihn auch zu absolvieren von einer Sund, die hätt er Willen zu tun.
Der Legat heischte von ihm drei Kronen. Der Edelmann gab sie ihm. Der Legat absolviert ihn.
Da er nun aus dem Land wollt und meint, er hätt Gelds genug gesammelt, und fürchtet, sein Falschheit möcht an den Tag kommen, und kam in eines Grafen Land, da nahm ihm der vorgenannt Edelmann, was er hätt.
Da klagt es der Legat dem Grafen.
Der Graf beschickt den Edelmann und fraget ihn, ob er den beraubt hätt.
Der Edelmann sprach: »Ja, er hat so viel Leut betrogen und geabsolviert von zukünftigen Sünden und mich auch. Ich hab ihm auch drei Kronen geben zu Verzeihung der Sund, die ich in dem Willen hätt zu tun,. Da liegt der Brief, und das ist die Sund gewesen, die ich in dem Willen hätt zu tun.«
Der Graf sprach zu dem Legaten, ob es also war.
Der Legat könnt es nit leugnen.
Da sprach der Graf: »Mach dich bald aus dem Land, oder ich laß dich in ein Wasser werfen. Er hat dir recht getan.«
Also nahm der Graf auch ein Teil davon, und war der Krieg gerichtet.
Es beichtet einmal ein Gerber, wie er des Willens war gewesen, einen zu Tod zu schlagen, aber er hätt es nit getan.
Der Beichtvater sprach: »Du mußt gen Rom für den Totschlag, oder du mußt mir vier Gulden geben, dich zu absolvieren. Denn ich des Papstes Gewalt für vierzig Personen hab, und du bist sein notdürftig.«
Er sprach: »Ich hab doch den Totschlag nit getan, ich hab ihn nur in dem Sinn gehabt.«
Der Beichtvater sprach: »Gott nimmt den Willen für die Werk.«
Der Gerber sprach: »Wenn es nit anders mag sein, so will ich Euch die vier Gulden geben. Absolvieret mich!«
Da absolviert ihn der Priester, da gab ihm der Gerber den Beichtpfennig.
Der Beichtvater sprach: »Wo sein die vier Gulden?«
Er sprach: »Nehmt den Willen für die Werk. Ich hab in dem Sinn gehabt, Euch die vier Gulden zu geben.«
Es war ein armer Bauer, der hatt nit mehr denn ein Kuh. Und auf einmal war die Frau in der Predigt und der Mann nit. Da predigt der Priester, wer ein. Kuh oder was es war um Gottes willen gab, dem würd Gott hundert dafür geben.
Da die Frau heim kam, da sagt sie es dem Mann, wie der Priester gepredigt hätt, und sie wollt raten, daß sie die Kuh dem Priester um Gottes willen gäben, daß ihnen hundert dafür würden. – Der Mann tat es und bracht dem Priester die Kuh.
Der Priester behielt sie ein Zeitlang daheim, ehe daß er sie fürtrieb. Darnach band er die zwo Kuh zusammen, auf daß des Priesters Kuh die ander heimführt. Aber es kehrt sich um, des Bauren Kuh führt des Priesters Kuh mit sich in des Bauren Haus. Da es Abend ward, da hatt der Priester seine Kuh beid verloren, und man sagt es ihm, wo sie wären.
Der Priester kam zu des Bauren Haus und hieß ihn seine zwo Kuh geben.
Der Bauer sprach: »Ich hab kein Kuh, die Euer ist. Gott der Herr ist mir hundert Kuh schuldig, ist es anders wahr, was Ihr gepredigt habt, und ist mir noch neunundneunzig schuldig.«
Sie kamen an das Recht miteinander, aber der Priester mußt dem Bauren die zwo Kuh lassen.
Auf einmal war einem Bauren ein Kind worden, das mußt man nottaufen. Das tauft er selber. Denn wenn ein Mann da ist, so soll es kein Frau taufen. Wenn ein Geweihter da ist oder ein Priester, so soll es derselb taufen. Doch so soll einer nit sein eigen Kind taufen. Da es nun getauft ward, da starb es.
Der Bauer tat es in ein Schindellad und bracht es dem Priester und sprach zu seinem Sohn: »Nimm das Kalb in dem Stall an einem Seil und bring es hernach!« – Da der Bauer mit dem Kind zu dem Priester kam, da bat er ihn, er sollt das Kind in das Geweihte vergraben, er hätt es getauft.
Der Priester sprach: »Wie sprachst du, da du es tauftest? Ich will es wissen.«
Der Bauer sprach: »Also sprach ich: ‚Ich tauf dich in dem Namen des Vaters und des Heiligen Geistes, amen.‘«
Der Priester sprach: »Wo bleibt der Sohn?«
Der Bauer sprach: »Der Sohn kommt hernach und bringt ein Kalb, das will ich Euch schenken, daß Ihr es mir in dem Kirchhof vergrabt.«
Der Priester nahm das Kalb – das Kind war ihm wohl getauft und ließ es vergraben.
Auf einmal kamen drei Bauren zu einem Maler und hätten gern ein Kruzifix, ein Gott an dem Kreuz, auf dem Kirchhof gehabt.
Und da er verdingt war wohl für sechzehn Gulden, da sprach der Maler: »Wollt ihr ein lebendigen oder ein toten Gott haben?«
Sie sprachen: »Wir wollen zu Rat werden«, und traten neben ab. Und da der Rat aus war, da sprach einer: »Lieber Meister, wir wollen ein lebendigen Gott haben. Gefällt er den Bauren nit, so können wir ihn selber wohl zu Tod schlagen.«
Auf einmal war ein König, der hatt Doctores und Ritter in seinem Rat. Nun war ein Doktor, den schlug er zum Ritter, als man manchen find't, der Doktor und Ritter ist.
Auf ein Tag, da hatt er seine Rät berufen, und stunden die Doctores auf einer Seiten, die Ritter auf der andern Seiten. Dieser, der Doktor und Ritter war, da er in den Rat kam, da stellt er sich zu den Rittern.
Da er ein Weil in dem Rat gesessen war, da sprach der König: »Herr Doktor, Ihr solltet nit da sein, Ihr "solltet Euch zu den Würdigern stellen. Ein Doktor übertrifft ein Ritter; denn ich kann in einer Stund hundert Ritter machen, aber meiner hundert könnten nit einen Doktor machen.«
Es hat sich auf ein Zeit begeben, als wahrhaftig Leut gesagt haben, um die Jahr ungefährlich, da man zählt 1506. Da ist ein Kaufmann geritten gen Frankfurt in die Mess', da ist ihm der WetschgerLederbeutel von dem Sattel entfallen, darin waren achthundert Gulden.
Da ist ein Zimmermann kommen und hat denselbigen Wetschger funden und hat ihn mit sich heimgetragen. Und da er heim ist kommen, da hat er den Wetschger aufgetan und hat gesehen, was darin war, und er hat ihn heimlich behalten, ob jemand danach fragen würd.
An dem nächsten Sonntag danach hat der Kirchner in demselbigen Dorf, da der Zimmermann in daheim war, auf der Kanzeln verkündet, es seien achthundert Gulden verloren worden, und wer dieselbigen funden hat, dem will man hundert Gulden schenken, wenn er es Wiederkehr.
Und der Zimmermann ist nit in der Kirchen gewesen zu demselbigen Mal, und da man über Tisch saß, da sagt sein Hausfrau, wie achthundert Gulden verloren wären. »Ach«, sprach sie, »hätten wir den Sack funden, daß uns die hundert Gulden würden.«
Der Mann sprach: »Frau, gang hinauf in unser Kammern! Unter dem Bank bei dem Tisch, auf dem Absatz von der Mauern, da Hegt ein ledern Sack. Den bring herab!«
Die Frau ging hinauf und holt ihn und bracht ihn dem Mann. Der Mann tat den Sack auf, da waren die achthundert Gulden darin, wie der Priester verkünd't hatt.
Der Zimmermann ging zu dem Priester und sagt ihm, wie er verkünd't hätt, ob es also war, daß, man einem hundert Gulden schenken wollt.
Der Priester sprach: »Ja.«
Da sprach der Zimmermann: »Heißt den Kaufherrn kommen! Das Geld ist da.«
Da war der Kaufherr froh und kam. Nachdem, als er das Geld gezählt, da warf er dem Zimmermann fünf Gulden dar und sprach zu ihm: »Die fünf Gulden schenk ich dir. Du hast selber hundert Gulden genommen und hast dir gelohnt. Es sein neunhundert Gulden gewesen.«
Der Zimmerrnann sprach: »Mir nit also! Ich hab weder ein Gulden noch hundert genommen, ich bin ein frommer Mann.«
Das Geld ward hinter das Gericht gelegt, und sie kamen miteinander an das Gericht. Nach manchem Gerichtstag ward ein Tag gesetzt des Ausspruchs.
Da kamen viel fremder Leut dar, die wollten den Ausspruch hören. Und man fragt den Kaufmann, ob er das Recht dürft darum tun und ein Eid schwören, daß er neunhundert Gulden verloren hätt.
Der Kaufmann sprach: »Ja.«
Da sprach das Gericht: »Heb auf und schwör!«
Der Kaufmann schwor. Danach fragt das Gericht den Zimmermann, ob er ein Eid möcht schwören, daß er nit mehr denn achthundert Gulden funden hätt.
Der Zimmermann sprach: »Ja«, und schwur auch ein Eid.
Da erkannten die Urteilsprecher, daß sie beid recht hätten geschworen, der die neunhundert Gulden verloren hätt, und der Zimmermann, der nur achthundert funden hätt. Und sollt der Kaufmann einen suchen, der neunhundert Gulden funden hätt, es war nit der Sack, er hätt nit rechte Wortzeichen gesagt; und der arm Zimmermann sollt das Geld brauchen, bis daß einer kam, der achthundert Gulden verloren hätt.
Das Urteil lobt jedermann, und ist auch zu loben. Denn Untreu schlug seinen eignen Herrn, und ward das Sprichwort wahr: Wer zu viel will, dem wird zu wenig.
Es war ein Bürger, der hätt ein Sach an dem Rechten hangen und kam zu dem Richter und schenkt ihm ein neuen Karren oder Wagen. Sein Widerpart ward es gewahr, was sein Widerteil dem Richter geschenkt hätt, da schenkt er ihm zwei Pferd für den Wagen.
Da es zu der Sentenz kam, da ging das Urteil wider den, der dem Richter den Wagen geschenkt hätt. Da sprach er: »O meins Wagens, du gehst nit recht.«
Da sprach der Richter: »Er kann nit anders gehn, dann ihn die Ross' ziehen.«
Auf ein Zeit war ein große Tochter, die kam zu dem Richter, zu dem Offizial, und klagt ein jungen Gesellen um die Blume an, er hätt sie verfälltzu Fall gebracht und notzwungen. Der Richter sprach: »Liebe Tochter, ich kann die Sache nit ohn ihn ausrichten, er muß auch da sein. Darum gang heim und komm morgen wiederum zu dieser Stund, so will ich ihn auch her lassen gebieten.«
Die gut Tochter ging heim. Der Richter, der Offizial, schickt ihr ein Knecht nach, der sollt tun, als wollt er sie berauben und ihr den Schleier wollt nehmen und den Säckel etc. Das geschah.
Da die Tochter morgen wiederum kam und sah den Räuber da stehn, da verklagt sie denselbigen Räuber, wie er sie auf freier Straßen hätt wollen berauben, wenn sie sich nit gewehrt hält.
Der Richter sprach: »Konntest du dich denn sein erwehren;«
Sie sprach: »Ja, ich schrie, daß die Leut auf der Gassen und aus den Häusern herzuliefen und mir zu Hilf kamen.«
Da antwortet ihr der Richter: »Hättest du auch also geschrieen, da dir der Gesell den Kummer wollt antun und dich zwingen, seinen Willen zu tun, und die Blume nehmen, so war man dir auch zu Hilf kommen, Darum fahr hin, liebe Tochter, dein Straß! Der Gesell ist dein ledig.«
Es war ein reicher Bauer, der sprach zu seiner Frauen, da er sterben sollt: »Ich laß dir Guts genug und will kein Testament machen, nur ein Ding will ich dich bitten: den Ochsen, der März heißt, den sollst du verkaufen, und was du für Geld daraus löst, das sollst du den armen Leuten geben.«
Die Frau sprach: »Ja, ich will es tun.«
Da nun der siebent Tag kam, da nahm die Frau den Ochsen an ein Seil und band ihm ein Hahn auf den Schwanz und fuhr damit zu Markt.
Die Metzger kamen und griffen den Ochsen, wie feist er war, und fragten die Frauen, wie sie den Ochsen gab.
Sie sprach: »Wer den Ochsen kauft, der muß den Hahnen auch kaufen, ich verkauf keins ohn das ander.« Sie bot den Hahn um dreizehn Gulden und den Ochsen um ein Kreuzer.
Der Kauf ward gemacht, und man gab ihr zwölf Gulden für den Hahn und ein Kreuzer, der tat fünf Heller, für den Ochsen. Die zwölf Gulden behielt die Frau, und die fünf Heller gab sie fünf armen Menschen um Gottes willen, wie sie es verheißen hatt.
Darum lug jedermann selber zu seiner Seelen und verlaß sich niemand auf seine Freund, denn man tut dir als wenig nach, als man mag. Versiehe dich wohl!