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Vorwort.

Ein großer Mann hat gesagt, das Buch, welches eine hervorstechende Absicht verrathe, sei ein thörichtes Buch. Auf den ersten Anblick scheint diese Bemerkung nicht übel, doch bei näherer Betrachtung hält sie nicht Stand. Vielmehr sollte der christliche Schriftsteller stets bedenken, daß die Feder, welche ihre Macht, wie schwach sie auch immer sein mag, nicht ausübt, um irgend eine nothwendige und zeitgemäße Lehre hervorzukehren, im schlimmsten Sinne des Wortes eine thörichte Feder ist. Wer blos Unterhaltung sucht, den kümmert es nicht, ob er auch eine Lehre der Moral daraus schöpft; der denkende Leser aber wird gern zahlreiche Mängel übersehen, wenn er nur hie und da auf eine nützliche Zeile stößt.

Der »Zweck« dieser Erzählung wird durch einen Blick auf das Titelblatt erkannt. Heirathen zwischen Personen verschiedener religiöser Meinungen sind, beim wahren Lichte betrachtet, so wenig geeignet, das Glück und geistige Wohl beider Parteien zu fördern, daß wir zu dem Schlusse kommen müssen, sie können blos von Seite Jener vertheidigt werden, die nicht gewöhnt sind, über solche Dinge ernstlich nachzudenken, oder deren dabei betheiligte Gefühle zeitweilig ihr Urtheil überwiegen. Unglücklicher Weise jedoch scheint an solchen Vertheidigern kein Mangel zu sein; denn ungeachtet der strengen Mißbilligung der Kirche und trotz der Warnungen all' Jener, die ein Recht zu rathen haben, kommen gemischte Ehen fort und fort vor. Daß diese Verbindungen zu reichlichen Quellen von Vielem werden, was im täglichen Leben tadelnswerth und peinlich ist, das ist eine ebenso klare als traurige Wahrheit, eine Wahrheit, die auch von dem aufrichtigen Protestanten offen zugestanden wird, eine Wahrheit, wollen wir hinzufügen, welche schon längst eine vertrauliche Beleuchtung von einer katholischen Feder erwartet. Häufige Betrachtungen über diesen Punkt veranlaßten mich zu unternehmen, was nach meiner Ansicht bis jetzt noch Keiner unternommen hat – nämlich durch Schilderung eines häuslichen Lebens einige der unglücklichen Ergebnisse einer Mischehe vor Augen zu führen. Indem wir so Stoff zu zeitgemäßem Nachdenken liefern, gelingt es uns vielleicht, Manche von einem Schritte abzuhalten, welcher nach solcher Betrachtung bestimmt selten unternommen werden wird. Die hier gegebenen Beispiele wurden aus dem gewöhnlichen Leben geschöpft; ich habe sie nicht übertrieben, noch auch solche ausgewählt, die wegen schlimmer oder unheilbarer Folgen bemerkenswerth wären, wie jeder einigermaßen erfahrene Beobachter gestehen wird. Doch, katholischer Leser, du darfst ohne Gefahr dieses Zugeständniß noch erweitern und auf das Zeugniß so vieler vernachlässigter und uneiniger Haushalte, so vieler in die Falle gegangener Seelen hin uns beistimmen, daß Gefahren, die so gewiß sind, nicht übertrieben, daß Uebel, die so zahlreich, und weil sie die Lebensinteressen der Religion verletzen, so beklagenswerth sind, nicht zu oft oder zu stark geschildert werden können.

Sollte dieses Buch zufällig Euch, meine protestantischen Freunde, unter die Augen kommen, so hoffe ich, Ihr werdet vor dessen Durchlesung die Versicherung der persönlichen freundlichen Gesinnungen des Verfassers, sowie dieses bereitwillige Zeugniß für die Aufrichtigkeit und ächte Frömmigkeit, die man so oft unter Euch antrifft, freundlich aufnehmen. Mit vielen Eures Glaubens stand ich in so innigen und vertrauten Beziehungen, wie sie nur immer unter Jenen bestehen können, zwischen welchen ein ewig offener Schlund gähnt; und während ich die Moral dieser Seiten entwickelte, oder passende Erläuterungen anführte, räumte ich der Erinnerung dieser Freundschaften Alles ein, was das Gewissen mir erlaubte, und ich beschränkte mich beständig auf authentische Thatsachen.

Noch ein Wort! da diese Erzählung – obwohl sie nach unserer bescheidenen Hoffnung auch für Leser reiferen Alters nicht ohne Interesse sein mag – wohl meistens in den Händen junger Katholiken sich befinden wird, so ließ ich das unnütz Aufregende oder das Romantische bei Seite, und hielt mich an das bloße Rahmenwerk einer »Verschürzung.« Das Buch enthält die Geschichte eines geprüften Herzens im gewöhnlichen häuslichen Leben, und seine Moral hat nie nöthig, mit Verschönerungen der Einbildung sich zu umgeben, sondern sicherer erreicht sie ihr Ziel, wenn sie sich durch Einfachheit und Wahrheit scharf ausprägt.

Der Verfasser.


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