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XX. Johannes Lucibularius an Magister Ortuin Gratius.

Grüße, die kein Mensch zu zählen vermag, ehrwürdiger Herr Magister! Demnach Ihr mir früher schon versprochen habt, Ihr wollet mir zu Hilfe kommen, wann immer ich es nötig hätte, und wollet mich vor allen andern vorwärts bringen, auch gesagt habt, ich dürfe mich keck an Euch wenden, dann wollet Ihr mir an die Hand gehen wie einem Bruder und mich in meiner Bedrängnis nicht verlassen: so bitte ich Euch nun bei der Liebe Gottes, weil es höchst notwendig ist, Ihr wollet mir zu Hilfe kommen, da Ihr es wohl könnet. Der hiesige Rektor hat einem Lehrgehilfen den Abschied gegeben und will einen andern haben: daher seid so gut und schreibet für mich einen Empfehlungsbrief, daß er mich gütigst annehmen wolle. Denn ich habe bereits kein Geld mehr, da ich alles verbraucht und mir auch Bücher und Schuhe gekauft habe. Ihr kennet mich wohl, daß ich durch die Gnade Gottes hinreichende Kenntnisse besitze, da ich, als Ihr in Deventer waret, die zweite Klasse besuchte und nachher ein Jahr in Köln zubrachte, so daß ich alle Vorbedingungen für den Grad eines Bakkalaureus erfüllt habe; und ich wäre auch am Feste Michaelis promoviert worden, wenn ich Geld gehabt hätte. Auch weiß ich mit den Schülern das »Exercitium puerorum« vorzunehmen, oder das »Opus minus« Teil 2; auch verstehe ich die Kunst zu skandieren, wie Ihr sie mir gelehrt habt, sowie den Petrus Hispanus in allen seinen Traktaten, und den »Parvulus philosophiae naturalis.« Ebenso bin ich Sänger und kenne die Choral- und Figuralmusik, und dabei habe ich eine Baßstimme und kann eine Note unter Contra-C singen. Ich schreibe Euch aber dieses nicht, um zu prahlen, darum verzeiht mir; und hiermit empfehle ich Euch Gott dem Allmächtigen.

Aus Zwoll.


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