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Herr Itifall, der sich zuvor kaum halten kann Ihr berstend ins Gesicht zu lachen, Fängt an beym letzten Wort ein langes Kinn zu machen, Und starret sie aus großen Augen an: So sieht euch einer aus, der eben itzt begann Aus einem Traum noch zweifelnd aufzuwachen. Wie? denkt er, ist sie's selbst? Zenide? – Welche ein Glück! Das nenn' ich, wenn es ist, des Zufalls Meisterstück! |
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Du zauderst, (fuhr sie fort) du schweigst, du bist betroffen? Hat falsche Hoffnung mich gewiegt? Sag' noch einmahl es sey, und sagst du wahr, so liegt Die Welt zu deinem Fuß. – Und ich, wofern mein Hoffen (Ruft Itifall) mich dießmahl nicht betrügt, Ich sehe gar den Sitz der Götter offen! – »So rede denn!« – Madam, es ist wie ich gesagt. Doch, was bedeutet denn, daß ihr so ernstlich fragt? |
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Für dich, (erwiedert sie) den, wie ich seh', die Schlüsse Des Götterraths mir zum Gemahl erkiest, Darf kein Geheimnis seyn, was in die Finsternisse Der Zukunft jedem Aug' sonst eingewickelt ist. Du wunderst dich, du staunst? – So wisse, Daß auf des Atlas Stirn ein alter Kabbalist, Des Himmels Nachbar, wohnt, der alles weiß und siehet Was je geschehen ist und künftig noch geschiehet. |
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Er sagt den Sterblichen vorher Was ihnen widerfährt; ob euch die Sterne hassen, Ob sie euch günstig sind. Er braucht dazu nicht mehr, Als euch dem Umriß nach ins Auge scharf zu fassen. Nur muß man ihm ein wenig Freyheit lassen; Denn, seiner Meinung nach, ist's nicht von ungefähr, Daß sich zwey Nasen nie in allen Stücken gleichen; Kurz, jede Muskel hat für ihn geheime Zeichen. |
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Er sah mich wie ihr mich gesehn, Und fand ich weiß nicht was so wundervoll und schön, Daß nur ein Thron damit erfüllt zu seyn verdiene; Kurz, so viel Majestät in seiner ganzen Miene, Daß selbst die ernste Musseline Von Astrakan, dem Drachen zu entgehn Der unverhofft im Baden sie gestöret, Nichts prächtigers dem Ufer zugekehret. |
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Ihr haltet mich vielleicht für eitler als ich bin; Doch, was ich sage kommt aus seinem eignen Munde; Und alle Welt gesteht, daß in der Sternenkunde Ihm keiner gleicht. Genug, er sah darin Den Anfang und das Glück von unserm Liebesbunde. Ich bin bestimmt der Feen Königin Zu seyn, so bald durch das, was euch gerühret, Der Prinz von Trebisond sein tapfres Herz verlieret. |
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Wie? ruft der schlaue Gast; der Prinz von Trebisond? Der bin ich selbst. – Ich bin es überzeuget, Versetzt die Nymf'; es lebet unterm Mond Kein Sterblicher, zu dem, so bald er sich gezeiget, Ein inn'rer Zug mein Herz, als wie zu euch, geneiget. Ja, Prinz, ihr seyd's, den mir der alte Astramond Verhieß. Doch, fühlt ihr auch, erlaubet mir zu fragen, Den Muth in euch, um Alles was zu wagen? |
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Madam, spricht Itifall, (den noch der Wahn bethört Daß sie Zenide sey) wem könnt' an Muth es fehlen, Den euer Mund so göttlich hoffen lehrt? Gebietet mir, den Blitz des Donnerers zu stehlen; Wenn eure Augen mich beseelen, So wag' ich's. – Gut, mein Prinz, so seyd ihr meiner werth! (Erwiedert sie) ich liebe dieses Feuer: Doch, ich bestimm' euch weit ein schönres Abenteuer. |
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Liebt ihr mich, Prinz? Davon hängt alles ab! – Wie? ruft er, läßt zu einer solchen Frage Die Königin der Reitze sich herab? Verdient' ich sie? – Hiermit setzt er sich in die Lage, Ihr auf die Art, die ihm die mindste Mühe gab, Zu zeigen, daß sie sich mit eiteln Zweifeln plage. – Glaubt ihr, erwiedert sie, indem sie sich entreißt, Daß dieser Ungestüm viel Zärtlichkeit beweist? |
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Nein, Prinz, ich schließe nicht, wie manche Spröden schließen, Die, eurer Trunkenheit noch länger zu genießen, Sich stellen, ob sie sich dadurch betrügen ließen, Und, Kindern ähnlich, schreyn, daß ihr sie wiegen sollt. Die Art wie ihr beweist, ist höchstens, wenn ihr wollt, Gut für den Augenblick; sie zollt Der Eitelkeit. Ihr sucht in solchen Proben Ehre; W i r denken: wäre das, wenn ich nicht reitzend wäre? |
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Allein, so denk' ich nicht, mein Prinz! ich fordre mehr. Man kennt euch andre schon: es fällt euch gar nicht schwer, Für jede, die euch ungefähr In Gährung setzt, (und so viel zu gewinnen Braucht's eben keine Huldgöttinnen) Ganz in Entzückungen und Flammen zu zerrinnen; Ihr glaubt wohl selbst ihr liebt, so lang' das Fieber schäumt; Den andern Tag ist's euch ihr habt geträumt. |
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Mich aller Sorgen zu entheben, Daß ihr so flatterhaft wie andre Männer seyd, Müßt ihr von eurer Zärtlichkeit Mir unzweydeutige und neue Proben geben. Fürs erste, Prinz, soll euer Leben In meiner Macht, und meine Sicherheit Für eure Treue seyn. Entflieht ihr meinen Ketten, So kann euch nichts von meiner Rache retten! |
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»Ich schwöre, Königin« – Ihr schwört? Nein, schwöret nicht: Fragt euer Herz, versprecht so viel es euch verspricht, Nicht eine Sylbe mehr; hier gilt kein Übereilen! Denn, bey Dianens keuschem Licht! Ich will dein Herz mit keiner andern theilen. Du spieltest sicherer mit Jovis Donnerkeilen, Als mit dem Wort das du mir giebst; Du stirbst, so bald du mich nicht über alles liebst. |
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Wofern, spricht Itifall, hieran von meinem Glücke Die Dauer hängt, so borget nur für mich So bald ihr wollt des alten Tithons Krücke, So sterb' ich nie! – Doch sagt, wie nennt die Probe sich Die ich bestehen soll? Sie sey so fürchterlich Sie will, was wagt' ich nicht um Einen eurer Blicke? Prinz, spricht sie, lernt mein Herz erst kennen, dem vielleicht Kein andres in der Welt an hohem Stolze gleicht. |
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Die Damen fordern sonst, es soll, wer sie verehret, Für alle andern stumpf und ohne Nerven seyn. Für mich ist diese Art von Eitelkeit zu klein: Der Schönsten Gunst wird euch von mir gewähret. Genießt sie alle, Prinz, nehmt alle stürmend ein; Doch, wenn ihr im Triumf aus ihren Armen kehret, Bringt euer Herz mir unverletzt zurück, Und findet größre Lust an meinem bloßen Blick. |
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Besiegt Göttinnen selbst! Mir wird's zum Ruhm gereichen, Wenn jede dem, der mich bezwungen, weichen muß. Allein der reitzendste Genuß Soll eure Sinne nur, nie euer Herz, erweichen; Er schwäche nie den Reitz von meinem Kuß, Und diene mir zuletzt zum Siegeszeichen. Kurz, treibet wenn ihr wollt mit allen euern Scherz; Nur ich allein herrsch' über euer Herz! |
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Madam, ihr setzt mich in Erstaunen, Ihr liebet mich, und fordert – »Ja, mein Freund; Ich lief're sie euch aus, die Blonden und die Braunen! So seltsam diese Probe scheint, So ist sie, glaubet mir, vernünft'ger als ihr meint: Sie unterscheidet Amors Launen Am sichersten von dieser reinen Gluth, Die meinem Stolz allein Genüge thut. |
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»Denkt nicht, es sey so leicht was ich von euch verlange. Itzt macht mich der Genuß in euern Augen schön; Doch, Prinz, vielleicht bin ich es nur so lange, Als euer Taumel dau'rt. – Ich muß es euch gestehn, Die Probe, die ich euch bereite, macht mir bange; Allein das Schicksal will's: ihr müßt Zeniden sehn!« – Nun werden Itifallen die Augen aufgezogen; Doch läßt er sie nicht sehn, wie sehr er sich betrogen. |
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Zeniden? ruft er aus, von welcher Fama sagt, Daß wer sie sieht sogleich den Witz verlieret? Ich denke, mancher hat das Abenteu'r gewagt Der den Verlust nicht sonderlich gespüret. Was mich betrifft, Madam, ich bin nicht so verzagt. Die Neugier, ich gesteh's, hat mich hierher geführet: Allein, was ich bereits gesehn Macht jeden andern Wunsch auf ewig mir vergehn. |
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»Ihr seyd ein Schmeichler, Prinz, (versetzt die schöne Dame) Doch nein! mein Herz verschmäht den neidrigen Verdacht! Sey dieses Herzens werth, das dir dein edler Nahme, Das Schicksal und mein Hang auf ewig eigen macht! O könntest du, nach dem was diese Nacht Geschah, mich hintergehn, ich stürbe, Prinz, vor Grame.« – Dich hintergehn? Ist's möglich, ruft der Held, Daß unser Glück solch eine Furcht vergällt? |
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Doch, wenn du zweifeln kannst, warum von mir begehren Daß ich Zeniden seh'? – »Ich fordre wohl noch mehr; Besiegen sollst du sie! Das Abenteu'r ist schwer: Ja, wenn nicht deinen Muth ein glücklichs Ungefähr Begünstigt, könnt' es leicht die Hoffnung ganz zerstören Die meinen Busen schwellt. – Dir dieses zu erklären Verbeut Aurora mir, die schon den Morgen weckt; Wir sind verloren, Prinz, wenn jemand uns entdeckt.« |
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Grausame, ruft er aus, es ist noch weit vom Morgen, Wie könnt' ich schon – »Still! Nichts von Zärtlichkeit! Entweicht in jenen Wald, und haltet euch verborgen, Bis uns die Mitternacht den Schleier wieder leiht. Ein Umstand quält mich nur – ich habe nichts bereit Euch zu erfrischen.« – Sey hierüber ohne Sorgen, Spricht Itifall; hier ist ein Talisman, Mit dessen Beystand ich ein wenig zaubern kann. |
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Den besten Wein, die niedlichsten Gerichte Setzt er in Wüsten mir, so bald ich winke, vor, Belustigt mit Musik aus stiller Luft mein Ohr, Vertreibt die Nacht mit zauberischem Lichte, Und weiset mich zurecht wenn ich den Weg verlor. Ihr glaubt vielleicht, ich scherze oder dichte; Allein er kann noch mehr: dieß Stückchen Feengold Verwandelt mich in welche Form ihr wollt. |
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Was sagt ihr, Prinz? ruft Rahimu, vor Freuden Ganz außer sich: ihr könnt durch euren Talisman Euch, wie ihr wollt, in fremde Formen kleiden? Nun können wir uns ohne Kummer scheiden! Ich seh', ihr habt den Ring des Königs Kormoran; Und nun ist nichts, das uns den Sieg entziehen kann! Umarme mich, mein Prinz! Eh' jene Sterne scheinen, Soll dieser Liebesgott uns wieder hier vereinen. |
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Der Prinz von Trebisond, er wolle oder nicht, Muß ihren Armen sich entreißen, Und, bis in nächster Nacht die spätern Sterne gleißen, Die Ungeduld der Neugier schweigen heißen, Die kaum erwarten kann bis ihm ihr Unterricht Ein Räthsel löst, das vieles zwar verspricht, Doch wenig Anschein zeigt. Hier lassen wir ihn gehen, Um wieder uns nach Idris umzusehen. |